𝟎 𝟕 𝟐
Summend stand Jimin in der kleinen Waschküche und trennte sorgfältig die dreckige Kleidung der Kinder, die bei diesem Sauwetter im Freien gespielt hatten. Seine Hüften wippten im Takt der klangvollen Musik, die er von seinem Handy abspielte. Er hatte den Tick, dass er Aufgaben nicht wirklich ohne Musik machen wollte. Seiner Meinung nach arbeitete er dann etwas zügiger. Vielleicht war es aber auch nur ein Placebo-Effekt.
»Ahaha, Hilfe!«
Erschrocken zuckte Jimin zusammen, als er den lachenden Hilferuf von seinem Kollegen hörte, der darauffolgend die rutschigen Treppen runter stürmte. Verdutzt sah der Student hoch und beobachtete Yugyeom, der von zwei kleinen Mädchen verfolgt wurde. Ihm entging natürlich nicht, dass das Gesicht des Mannes mit Schminkzeugs überzogen war.
Verschiedenfarbige Lidschatten, Lippenstift, der ihm ein abstruses Lächeln bis zu den Wangen zauberte und Kajal, der meterweit von den Augen einen Strich zog. Er sah wie ein missglücktes Experiment aus.
»Hilf mir, Jimin!«, winselte Yugyeom, der sich hinter ihm versteckte und auf die Waschmaschine kraxelte.
»Minyu, Suyeon?«, erhob Jimin streng seine Stimme und schmiss den blauen Pullover nebenbei in die Waschmaschine, auf der Yugyeom saß.
Die zwei Mädchen, die mit den buntesten Schminkutensilien bewaffnet waren, stoppten und sahen zum Schwarzkopf rauf. Schnell versteckten sie ihr Zeugs hinter deren Rücken und strahlten Jimin unschuldig an.
»Ärgert ihr schon wieder Yugyeom? Ihr wisst doch, dass er sensibel ist«, schimpfte Jimin und musste sich bemühen, ernst zu wirken.
Sein schadenfrohes Grinsen nahm fast Überhand, jedoch konnte er es wieder mit einem kurzen Räuspern runterspielen. Die zwei Schwestern grinsten sich an, ehe sie wieder Jimin ansahen.
»Wir wollten ihm noch einen BH anziehen«, meinte Minyu und spielte mit ihrem gelockten, schwarzen Haar.
Ihre Schwester Suyeon zauberte besagtes Kleidungsstück hervor und hielt es Jimin unter die Nase, der es ihr sofort wieder wegnahm.
»Siehst du das? Die wollen mich foltern!«, quengelte Yugyeom hinter Jimin und krallte sich in die Schultern des Schwarzhaarigen.
»Wo habt ihr den überhaupt her?«, fragte Jimin die Geschwister.
»Haben wir Yerim geklaut«, erklärte Suyeon schelmischen grinsend.
Jimin verschränkte die Arme vor der Brust und meinte etwas streng
»Lasst Yugyeom in Ruhe. Oder wollt ihr etwa, dass ich BamBam hole?«
Sofort verschwand das Grinsen der Mädchen, die riesige Augen bekamen.
Ein triumphierendes Lächeln zierte Jimins Lippen, als sich die Mädchen kleinlaut bei Yugyeom entschuldigten, der nun wieder von der Waschmaschine rutschte und herrisch mit dem Finger hin und her wackelte. Etwas beleidigt gingen die Schwestern wieder zur Treppe und verschwanden.
Yugyeom stöhnte erleichtert auf und lehnte sich etwas an Jimin, der den BH einfach zur Wäsche dazu schmiss. Er stellte noch den Waschvorgang ein und wartete solange, bis das Wasser einlief. Zufrieden nahm er den Wäschekorb in die Hände und wollte schon wieder rauf gehen, da oben noch ein Haufen Arbeit auf ihn wartete, wurde aber von Yugyeom aufgehalten.
»Was?«, zischte Jimin etwas schroff.
Yugyeoms Hand glitt in die Bauchtasche seines Pullovers, nur um unmittelbar danach einen Umschlag heraus zu zaubern, den er Jimin breit grinsend unter die Nase hielt. Irritiert nahm Jimin das dunkelblaue Papier in die Finger und stellte fest, dass es eine Einladung zu Yugyeoms und Kunpimooks baldiger Hochzeit war.
»Was? Ihr wollt schon heiraten?«, fragte er mit einer hochgezogenen Braue, was Yugyeoms Grinsen verschwinden ließ.
Jimin leugnete nicht, dass er verdammt eifersüchtig auf seinen Freund war. Er und Hyuk waren mehr als drei Jahre verlobt und die Zwei heirateten nach so kurzer Zeit? War das deren Ernst?
»Jimin...?«, fragte Yugyeom vorsichtig.
Der Schwarzhaarige war so geblendet von seiner Eifersucht, dass er seinem Freund wortlos das Papier wieder gegen die Brust drückte und angepisst aus der Waschküche verschwand.
Nach so weniger Zeit heiraten, natürlich. Wie bescheuert war das bitte? Warum wurde Jimin überhaupt in erster Linie eingeladen? Mehr als eine geschäftliche Beziehung hatte er zu den Zweien nicht.
Tzz, sollen sie doch glücklich werden., dachte sich Jimin angefressen.
─────
»Wenn Gguk nachhause kommt, erwürg' ich ihn«, zischte Jimin zu sich selbst, als er das Chaos in deren gemeinsamen Schlafzimmer vorfand.
Jimin war definitiv nicht derjenige, der das Zimmer so verlassen hatte. Das Bett war ungemacht und überall lagen Klamotten. Heute hatte er echt einen scheiß Tag und war geladen wie ein Elektron.
Mies gelaunt und mit einer sauren Miene begann er damit, die Kleidung zusammen zu sammeln. Die sauberen Sachen wanderten wieder in den Kleiderschrank und die dreckigen in den Wäschekorb. Als er das gröbste verstaut hatte, verging sich Jimin nun am Bett. Beim Aufbetten stieg ihm Jeongguks Eigenduft in die Nase, der ihn ein klein wenig beruhigte.
Zufrieden sah Jimin auf sein Werk, bemerkte aber, dass am Boden was rum lag. Der Schwarzhaarige sank in die Hocke und nahm die kleine Verpackung, die vor Jeongguks Kommode lag, in die rechte Hand. Irritiert verengte er die Augen, als er die ungeöffneten Kondome musterte. Er und Jeongguk hatten schon seit mehreren Tagen keinen Sex mehr. Jimin erinnerte sich auch nicht an ein Szenario, bei dem sie es Zuhause taten. Warum lagen die hier rum?
Misstrauisch öffnete er die erste Schublade und wollte gerade die Kondome zurücklegen, als ihm erneut ein fremder Gegenstand ins Visier kam. Neugierig nahm er den Umschlag aus der Schublade, gab dafür die Kondome wieder rein und setzte sich auf die Bettkante. Kurz überlegte er, ob er das Kärtchen nicht doch wieder zurücklegen sollte, jedoch war seine Neugierde einfach zu groß.
Vorsichtig öffnete er den Umschlag und nahm einen Gutschein heraus. Jegliche Farbe entwich seinem schmalen Gesicht, während er halbherzig hörte, dass gerade jemand nachhause kam und die Tür etwas zu laut zufallen ließ. Dieser gewisse Jemand war niemand geringeres als Jeongguk, der danach auch schon in das Schlafzimmer kam.
»Hey, Ji-«
Der Rothaarige stoppte sich selbst, als er Jimin mit dem Umschlag sah.
»Willst du mir das erklären?«, fragte Jimin zynisch und hielt als Nachdruck provozierend den Umschlag hoch.
»Will ich das, oder muss ich?«
»Du musst.«
Seufzend glitt sich Jeongguk durch das zerzauste Haar, schmiss seinen Rucksack unachtsam in eine Ecke des Zimmers und gesellte sich zögerlich neben Jimin, dessen glänzende Augen schon Funken sprühten.
»Bevor du irgendwas sagst, will ich wissen, warum Kondome am Boden lagen«, zischte Jimin, als Jeongguk seinen Mund geöffnet hatte.
Kurz schien der Rothaarige verwirrt, ehe ihm wieder einfiel, was genau Jimin mit der Aussage meinte.
»Naja, die waren für uns... für ein bisschen Sexy Time«, raunte der Jüngere in Jimins Ohr und wollte sich schon an dessen Hals festsaugen, jedoch blockte Jimin ihn komplett mit der Bemerkung
»Ja... Lass stecken« ab.
Seufzend ging Jeongguk seiner Bitte nach und rutschte wieder ein Stückchen weg. Ungeduldig wedelte Jimin mit dem Umschlag vor Jeongguks Gesicht herum, sodass der Jüngere einknickte und mit seinem Geständnis herausrückte.
»Naja... Das ist halt ein Gutschein... für deinen Geburtstag«, murmelte er etwas eingeschüchtert und rieb nervös die Handflächen aneinander.
»Ja, danke, ich kann lesen, aber was soll ich mir bitte unter T und J's-Studio vorstellen?«, raunte Jimin pampig.
»Das ist ein... Tattoo-Studio.«
Jimin sah blöd aus der Wäsche.
»Tattoo...?«, wiederholte er mit riesigen Augen und senkte seinen Blick.
»Du meintest, dass du schon immer eines haben wolltest... Deshalb war ich auch nicht sonderlich begeistert, als du gesagt hast, dass du in die Therme willst, da man ja mit einem frischen Tattoo nicht schwimmen gehen darf...«, murmelte Jeongguk.
Jimins Wut von vorhin war wie weggeblasen und breit grinsend schmiss er sich auf Jeongguk, fiel ihm um den Hals und küsste stürmisch sein warmes Gesicht, während er immer wieder
»Danke« nuschelte.
Jeongguk, der nun unter Jimin lag, schmunzelte leicht und strich dem Älteren die herabfallenden Strähnen aus dem Gesicht.
»Aber was ist, wenn mein Motiv zu teuer ist? Auf dem Gutschein steht immerhin nicht der Wert drauf«, murmelte Jimin etwas bedrückt.
»Ich hab' den zwei Besitzern, die sogar richtig gute Kumpels von mir sind, mal eine Menge Geld geborgt, was sich jetzt wieder mit dem Gutschein ausgleicht. Wir sind dann so gesehen quitt, also brauchst du dir nicht den Kopf darüber zerbrechen«, raunte Jeongguk warm und betrachtete Jimin über sich.
»Ich will morgen sofort da hin!«
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top