𝟎 𝟔 𝟖
»Über dem endlosen Wald stoppt der Sonnenschein. Die Sonne fällt, Twilight. Twilight fällt«, sang Yugyeom strahlend, wippte seine Hüften im Takt der Musik und schubste nebenbei immer wieder spielerisch Kunpimook, der bei gewissen Stellen im Lied einsprang.
Jimins Kinn ruhte auf seinem Handballen und verträumt beobachtete er das Pärchen, das Spaß hatte.
Während er am Strohhalm seines Getränks zog, schielte er zu Jackson rüber, der seinen besten Freund mitgebracht hatte. Der junge Mann hatte seidiges, blaues Haar, dessen Ansatz in ein zartes Blond überging. Es stand ihm tatsächlich verdammt gut. Sein Name war Mark. Sympathisches Kerlchen.
»Du wirst wohl auch was singen, oder?«, raunte Jeongguk in Jimins Ohr, der nur amüsiert die Nase kräuselte.
»Ich weiß nicht... Ich singe schrecklich...«, jammerte der Schwarzhaarige und drückte sein Gesicht an die linke Schulter seines Partners, der sofort mit einem lauten
»Bullshit!« antwortete.
Jackson und Mark, die gebannt Kunpimook und Yugyeom zusahen, starrten nun zu den zwei Studenten, was Jimin rot werden ließ.
»Um was geht's?«, fragte Jackson etwas leiser, da er die frisch Verlobten nicht in ihrem Gesang stören wollte.
»Jimin meint, dass er nicht singen kann, was absoluter Schwachsinn ist«, knurrte Jeongguk gespielt böse und stieß dem Dunkelhaarigen auffordernd in die Rippen.
»Ya! Woher willst du das wissen?«, entgegnete Jimin gereizt und rieb sich schmollend über die minimal schmerzende Stelle.
»Ich hab' dich oft genug beim Duschen singen hören«, sagte Jeongguk kühn und ließ Jimin vor Scham noch roter werden, was Jackson und Mark neben Jeongguk grinsen ließ.
Am liebsten wäre Jimin jetzt in der kleinen, gemütlichen Couch versunken.
»Im Badezimmer hallt es! Da kann sich jeder gut anhören...«, murmelte Jimin schmollend und verschränkte beschämt die Arme vor der Brust.
Jeongguk lehnte sich zu ihm und küsste zärtlich seinen schwarzen Haaransatz.
»Wenn du willst, können wir ja gemeinsam singen«, schlug er vor.
Kurz überlegte Jimin, ließ sich letztendlich tatsächlich umstimmen.
»Gut, dann wäre das ja geklärt«, meinte Mark grinsend und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Yugyeom und Kunpimook, die nun fertig waren.
Ganz zufrieden war Jimin trotzdem nicht. Er sang bis jetzt nur vor seiner Familie, nie vor Freunden. Was, wenn sie ihn auslachten? Seufzend beobachtete Jimin Kunpimook, der Yugyeoms Stirn küsste und Hand in Hand mit seinem Partner neben Jimin Platz nahm.
Verunsichert sah der Schwarzhaarige zu Jeongguk, der breit grinste. Erfreut packte er Jimin am Handgelenk und riss ihn etwas unsanft auf die Beine. Mit zitternden Händen suchte Jimin nach einem Lied, in welchem kaum bis gar nicht gesungen wurde, was letztendlich aber erfolglos war. Logisch. Warum sollte auch eine Karaokebar Lieder anbieten, in denen nicht gesungen wurde?
Letztendlich wählte Jimin irgendein Lied und fing mit Jeongguk an. Unsicher drehte sich der Ältere nochmal zu den vier anderen auf der Couch um, die ihm nach oben gerichteten Daumen zeigten. Tief durchatmend sammelte Jimin all seinen Mut und begann mit dem Gesang.
»Warum bist du so zu mir? Warum bin ich so zu dir?«, begann Jimin mit unsicherer, fast schon brüchiger Stimme und atmete erleichtert aus, als Jeongguk die nächste Strophe sang.
»Das Ende deiner Worte ist vage und meine Tränen fallen. Ich bin auf meinen Knien und bereit, verletzt zu werden.«
Jimins Körper bebte. Er hörte Jeongguk noch nie singen und seine Stimme glich der eines Engels. Sie war stark, eigen und unglaublich schön. Sie konnte einen in den Bann ziehen, gar in Trance versetzen. Jimin blinzelte einige Male und fasste sich wieder, da er beinahe seinen Einsatz beim kommenden Refrain verpasst hätte.
Das Lied war Gott sei Dank bald vorbei und als sich Jimin umdrehte, starrten ihn seine Freunde mit geöffneten Mündern und riesigen Augen an.
»Und du sollst nicht singen können? Willst du mich verarschen?«, fuhr es vulgär aus Mark heraus.
Yugyeom stimmte ihm lauthals zu und fuchtelte wild mit seinen Händen umher, die beinahe Kunpimook im Gesicht trafen.
»Das war ja absolut geil! So eine schöne Stimme hab' ich ja noch nie gehört!«, stimmte Jackson zu und beschämt senkte Jimin den Kopf, brachte nur ein schüchternes
»Danke« hervor und huschte an seinen vorherigen Platz zurück.
Grinsend ließ sich Jeongguk neben ihm nieder, legte einen Arm beschützend um Jimins schmale Schultern und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn.
»Ich hab' dir ja gesagt, dass du wunderschön singst«, raunte Jeongguk tief in Jimins rechtes Ohr, der darauffolgend erneut rot wurde und als Ablenkung wieder am Strohhalm seines kühlen Getränks zog.
»Ey, ich will Say my name singen!«, posaunte Mark an Jackson gewandt, der ohne Wiederrede aufstand.
Gerade als die Zwei anfingen, klingelte Jimins Telefon. Überrascht weiteten sich seine Augen, als sich Taehyung als Störenfried entpuppte. Ohne groß zu Zögern hob Jimin ab, konnte seinen besten Freund aber nicht wirklich verstehen, da Mark und Jackson verdammt laut waren.
»Wa-Warte, Taehyung! Ich hör' dich so schlecht! Warte kurz«, wies Jimin an und stolzierte aus der Karaokebar, hinaus auf die kühle Straße.
Ein kurzer Schüttelfrost erfasste den Schwarzhaarigen, der sofort eine unangenehme Gänsehaut bekam.
»So. Jetzt bin ich draußen. Was gibt's?«, fragte Jimin und konnte seinen aufgebrachten Freund nur so halb verstehen, da er wie ein Wasserfall quatschte.
»Sprich mal langsamer! Ich versteh' kein Wort«, zischte Jimin etwas harsch und hörte seinen Freund auf der anderen Leitung tief aufstöhnen.
»Also... Kannst du mich morgen begleiten?«, lautete Taehyungs Frage und verwirrt zog Jimin die Augenbrauen zusammen.
»Wohin?«
»Zum... Frauenarzt.«
Irritiert legte Jimin die Stirn in Falten.
»Warum?«, fragte der Ältere.
»Mahiro hat morgen ihren Ultraschalltest und da erfahren wir... was wir bekommen«, keuchte Taehyung nervös.
»Lass mich raten... Mahiro will dass ich mitkomme, damit du nicht wieder abhaust?«, seufzte Jimin und strich sich nebenbei durch das trockene Haar.
»Natürlich nicht!«, fauchte Taehyung aufgebracht, was Jimin lachen ließ.
»Naja... Vielleicht... aber in erster Linie brauche ich dich als seelische Unterstützung!«, winselte er.
»Warum? So schlimm wird das schon nicht sein«, raunte Jimin.
»Ah, Jimin! Du bist mir was schuldig!«
»Huh, warum schuldig?«
»Du hast mir damals eine geklatscht und jetzt schuldest du mir was«, meinte Taehyung siegessicher, was Jimin aber ziemlich kalt ließ.
»Ich hab' dich damals angetrunken auf der Straße gefunden. Das reicht doch«, murmelte er, was Taehyung mit einem trockenem und dreckigem
»Hehe« entgegnete.
»Bitte, Jimin! Ich will nämlich danach bei mir eine kleine Feier machen, bei der ich meinen engsten Freunden und meiner Mutter verkünde, was ich bekomme!«, quasselte Taehyung nun euphorisch weiter.
»Mach mal halblang. Du bekommst gar nichts, oder hast du ein Ei gelegt?«
»Wow, sehr witzig«, zischte Taehyung beleidigt, was Jimin schadenfroh grinsen ließ.
Nach ewigem Hin- und Her ließ sich Jimin tatsächlich überreden. Gerade als er den Anruf beendet hatte, gesellte sich Jeongguk zu ihm.
»Was hat denn da so lange gedauert? Wir dachten schon, dass du einfach gegangen bist«, murmelte der Rothaarige und beäugte den Älteren mit neugierigen Blicken.
Im Schnelldurchlauf erzählte Jimin seinem Geliebten alles, der danach nur die Augen verdrehte und
»Typisch Taehyung« murmelte.
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