26.

Wills Sicht:

Da Marcus nun weg war, musste ich wohl oder übel wirklich diese Mutprobe ohne ihn bestehen, um weiterzukommen. Warum immer ich?! Ich schulterte meinen Rucksack und versuchte einen Schritt in Richtung Stadt zu machen, da spürte ich einen scharfen Schmerz in meinem Handgelenk. Durch die Begegnung mit Marcus hatte ich anscheinend ganz vergessen, dass es ja gebrochen war.

Ich zischte und presste die Zähne aufeinander, um nicht loszuschreien. So schnell der Schmerz aufgekommen war, so schnell war er au ich wieder verschwunden. Komisch, Ambrosia half zwar relativ schnell, aber das es nur Sekunden anhielt und dann nicht mehr war mir nicht bekannt.

Egal, darum konnte ich mir auch wann anders Gedanken machen. Jetzt musste ich erst zu dieser verdammten Truhe am Ende der Stadt.

Die Stadt war, trotz dass sie komplett verfallen und kaputt war, wunderschön und beeindruckend. In der Ferne konnte man einen grünen Wald sehen und davor eine riesige Arena, aus welcher Schreie und Rufe ertönten, sobald ich das Ende der Treppe erreicht hatte.

Wie ein Windstoß, der die alten Häuser zu Staub zerfallen ließ, waren sie auch wieder ganz und gaben Schatten für die Bewohner, die überall rumlungerten. Zu erst war ich überrascht und richtete meine Haare, die vom plötzlichen Verändern strubbelig waren, dann bemerkte ich, dass es sich bei den Menschen um wirkliche, echte Lebewesen aus Fleisch und Blut handelte, also nicht so wie die Laren im Camp Jupiter.

Eine gruppe von griechischen Soldaten standen zusammen und lachten grölend über irgendwelche Kinder, die sich im Schlamm wälzten und fangen spielten, während die Mütter versuchten sie auseinander zu bringen, wobei ihre weißen Kleider dreckig wurden, und Götter waren sie jung. Vielleicht mein Alter, wenn nicht noch jünger. Ich seufzte. Die Stellung der Frau in der Antike.

Ich richtete meinen Blick wieder auf die Stadt. Als ich an einem Gasthausaus hellem Stein vorbeikam, ging die Tür auf und zwei ältere Männer kullerten gaggernd, zwei Weinkrüge in der Hand hinaus.

Dann kam ich auf einen Markt und immer noch schien mich niemand wirklich wahr zu nehmen, oder zu registrieren, dass ich definitiv NICHT aus diesem Zeitalter stammte. Ich schaute mich genauer um. Überall standen Stände, die das Unterschiedlichste verkauften. Manche Gemüse und Obst, andere Fleisch und Käse und wiederum andere Schmuck und Waffen.

Es herrschte ein ziemliches Treiben. Es wurden Karren mit Eseln herumgeschoben und in der Mitte des Marktes bildete sich eine riesige Menschenmasse. Von der Neugier gepackt schloss ich mich der Menge an und drängte mich hindurch, um zu sehen, was alle so interessant fanden.

Als ich vorne ankam und sehen konnte, worum es ging, verschlug es mir die Sprache und eine Welle des Schockes, Ekels und der Angst überkam mich. Auf einem großen hölzernen Podest, auf welches eine staubige Treppe führte standen, eng aneinander gequetscht circa 15 bis 20 Menschen.

Manche waren gerade mal 5 und andere um die 40 oder 50 und allesamt trugen sie weiße Stofffetzten, die nicht mal zur Hälfte die nackte bloße Haut verdecken konnten. Bei manchen Frauen fehlte sogar das Oberteil und so war das Einzige was ihre Brust verdecken konnten die schmutzigen langen Haare.

Auf diesem Podest standen Sklaven und dies war ein Sklavenhandel. Ich schaute mich geschockt um. Sowas war doch nicht normal? Die Menschen sahen zerschunden und abgemagert aus. Keiner von den anderen Bewohnern auf dem Markt schien das zu interessieren. Alle machten sie Preisangebote oder amüsierten sich an den nackten Körpern der Frauen. Widerlich! So etwas war ekelerregend und unmenschlich.

Doch dies war die Antike und Sklavenhandel das normalste der Welt damals. Und das zog sich in manchen Ländern noch bis in die 1950-ziger hin. Mir wurde schlecht, da packte mich der Anblick einer jungen Frau meines Alters. An ihrer Hand war ein kleines Mädchen, vielleicht um die 12, doch durch die Wunde in ihrem Gesicht konnte ich es nicht genau erkennen.

Als sie meinen Blick sah flüsterte sie etwas. "Bitte!, Bitte!" immer und immer wieder. Ihre Lippen waren trocken und sie schaute auf das Mädchen an ihrer Hand. Es musste sich um Geschwister handeln. Ich schaute um, um mich zu vergewissern, dass sie mich meinte. Sie nickte und lächelte sanft.

Was? Sie wollte doch nicht etwa, dass ich...nein, das konnte ich nicht! Ich hatte doch gar kein Geld...oder? Mein Herz wurde schwer. Sie flehte mich an, ihre Schwester zu kaufen, sie zu retten. Aber warum ausgerechnet ich? Weil ich in ihrem Alter war? An ihrer Stelle hätte ich meine kleine Schwester einer Frau, anstatt einem Mann übergeben, wer weiß, was dieser in so einer Zeit mit dem jungen Mädchen angestellt hätte.

Ich griff in meine Tasche und bemerkte erst jetzt, dass ich gar keine Jeans, sondern eine Toga und einen Dolch mit Scheide trug. An meinen Füßen hatte ich Sandalen und mein Rucksack war nun sowas wie eine Tasche aus Leder.

Und in dieser befand sich tatsächlichGeld. Und zwar eine Menge goldener Drachmen. Ich staunte nicht schlecht. Wie waren die da reingekommen? Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich wieder den Sklaven zu. Ein bulliger Mann in Rüstung und Schwert kam auf das Podest und schubste die Geschwister nachvorne, damit sie jeder betrachten konnte.

Einer in der hinteren Reihe schrie "Tausend", ein anderer "Zweitausend", noch einer. "Dreitausend und Zwei Stücke Brot", damit war es still, keiner sagte mehr etwas. Das Geschäft war fast besiegelt und der bullige Mann wollte schon das Geld annehmen als ich "10.000" rief. Götter was machte ich hier nur?

Die Menge drehten sich zu mir um und einige tuschelten. "10.000 für die Dinger? Ich fand schon Tausend zu viel" "Wer ist das? Noch nie gesehen" "Er sieht gut aus." Ich ignorierte die Aussagen und trat nach vorne. Der Mann begutachtete mich und rümpfte dann die Nase.

"War ja klar. Ein Halbgottgesindel will Gutes tun." Er lachte kalt und schubste die 2 Mädchen so weit, dass sie vom Podest runterfielen. Ich hatte schon Angst, sie hätten sich verletzt, da rappelten sie schon wieder auf. Woher wusste der Aufseher, dass ich ein Halbgott war? Hier war doch irgendetwas faul!

Ich wollte gerade nachfragen, da riss der Mann mir mein Geld aus der Hand und grinste. Die Geschwister kamen auf mich zu getrottet. In ihrem Blick lag Dankbarkeit. Die Ältere fiel vor mir auf die Knie und begann zu weinen, während die Junge nur danebenstand und nicht zu wissen schien, was sie tun sollte.

Das Bild änderte sich ruckartig. Ich stand in einem dunklen und verlassenen Tempelgewölbe. An den Seiten befanden sich Fackeln, ähnlich wie in der Gruft, in welche ich mit Nico gefallen war. Ich schaute mich erschrocken um. Die Mädchen waren einfach verschwunden. Wo war er? Und wo waren die 2 anderen?

Angst überkam mich. Hatte ich die Prüfung etwa beendet, weil ich etwas Falsches getan hatte? Ich hätte doch die Truhe finden sollen, doch das hatte ich nicht. Ich hörte Schritte auf dem Steinboden erklingen und drehte mich suchend nach einer Person um. Waren es die Geschwister? Das hoffte ich auf jeden Fall, leider lag ich da falsch.

Ein alter Mann mit einem Krückstock kam aus der Dunkelheit und lächelte mich an.

"Glückwunsch zur Bestehung der 2. Prüfung und Willkommen zur 3. Und letzten Prüfung William Solace!"

𖣔𖣔𖣔

Jaaaa, ich lebe noch. Es tut mir so unfassbar leid, dass ich seit gefühlt 4 Monaten nicht mehr weitergeschrieben habe, aber ich hatte einfach eine riesen Schreibblockade und hoffe, dass ich euch mit diesem Kapitel etwas beruhigen kann^^

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