𝒪 h my god - Alec Benjamin

𝗜 𝗻𝗲𝗲𝗱 𝘆𝗼𝘂

"Warte hier", grinste Yoongi mich plötzlich an und ich hielt verwirrt inne. Der Blonde lächelte geheimnisvoll und verschwand in einer kleinen Bäckerei, die sich direkt am Bürgersteig befand. Ich sah, wie der junge Arzt mit einer der Verkäuferinnen sprach, sie nickte nach einer Weile und verschwand durch eine Tür, vermutlich in die Backstube.

Unruhig trat ich von einem Bein auf das Andere und sah mich nervös um. So ganz alleine auf dem Bürgersteig fühlte ich mich schutzlos ausgeliefert. Eine ältere Frau hastete an mir vorbei, ohne mich anzusehen, unter ihrem Arm hatte sie einen alten, grünen Einkaufskorb aus Plastik geklemmt.

Die Verkäuferin schien auf sich warten zu lassen und mein Blick huschte immer unruhiger umher. Inzwischen war der Bürgersteig wieder wie leergefegt, aber dennoch ließ mich die Angst von meinem Vater entdeckt zu werden nicht los. Meine Atmung verschnellerte sich und ich musste mich mit den Händen auf meinen Knien abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Endlich kam die Verkäuferin zurück, in ihrer Hand baumelte eine kleine, weiße Plastiktüte. Ich sah, wie der junge Arzt sich bei ihr bedankte und ihr etwas Geld reichte. Dann verließ er die Bäckerei endlich und kam auf mich zu. Erleichtert lief ich ihm entgegen und der Blondschopf hielt mir die Tüte hin. "Hier. Das sind die besten Schokocroissants in ganz Südkorea, glaub mir."

Verwirrt sah ich ihn an und lugte dann etwas misstrauisch in die Plastiktüte, in der, zugegeben ziemlich lecker aussehende, Schokocroissants lagen. "Sie sind noch warm. Frisch aus dem Ofen", erklärte der Ältere unbekümmert und ich griff in die Tüte, um eines der Gebäckstücke herauszuholen. Herzhaft biss ich hinein und sofort breitete sich der köstliche Geschmack auf meiner Zunge aus. Mein Mitbewohner hatte nicht übertrieben.

Ich warf ihm ein dankendes Lächeln zu und hielt ihm dann die Tüte entgegen. Yoongi ließ sich nicht zwei Mal bitten und griff ebenfalls nach einem Croissant. Als ich aufgekaut hatte, nickte ich. "Sie sind tatsächlich gut. Aber du musst dir wegen mir doch nicht extra die Mühe machen sie frisch backen zu lassen." Etwas verlegen sah ich zu dem Blonden hoch und er lachte lediglich.

"Ich mag dich. Natürlich mache ich mir Mühe." Ein Rosaschimmer zierte meine Wangen, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte und ich sah zu Boden, um meine Schuhe zu studieren, die auf einmal wahnsinnig interessant waren. Der Ältere ließ ein weiteres Lachen hören. "Warum wirst du eigentlich immer so schnell schüchtern?"

Ich hob den Kopf und schnaubte empört. "Was kann ich dafür, dass du mich immer in Verlegenheit bringst, Hyung?" Der junge Arzt schmunzelte. "Du lässt dich einfach viel zu leicht in Verlegenheit bringen, außerdem bist du süß, wenn du errötest."

Schmollend schob ich die Unterlippe vor und boxte Yoongi einmal gegen die Schulter, um mein Missfallen auszudrücken.

Wir aßen die Croissants auf und beschlossen noch etwas durch die Straßen zu laufen. Langsam neigte sich die Sonne dem Horizont zu. Mein Blick fiel auf meinen Mitbewohner, der neben mir lief und er sah ebenfalls zu mir, bevor er seinen Blick senkte und nach meiner Hand griff. Überrascht sah ich auf unsere verschränkten Finger und musste dann unwillkürlich lächeln.

Als wir in die Wohnung zurückgekehrt waren, aßen wir zu Abend, bevor wir uns auf den Balkon setzten. "Hyung", wisperte ich leise. Der Ältere drehte den Kopf in meine Richtung und sah mich aufmerksam an. "Bevor ich dich kennengelernt habe, hatte ich dunkle Gedanken in meinem Kopf", gestand ich und biss mir verlegen auf die Unterlippe.

Der Blondschopf strich mir besorgt eine Haarsträhne aus der Stirn. "Was für Gedanken hattest du, Jimin?"

Ich griff nach seiner Hand und löste sie von meinen Haaren, und umschloss sie stattdessen mit meinen Händen und klammerte mich daran fest, um Halt zu finden. "Ich kam nicht mehr mit mir selber klar, glaube ich. Ich fing an meinem Vater zu glauben. Und außerdem..." Ich stockte und rang mit mir, die nächsten Worte über meine Lippen zu bringen.

Yoongi wartete geduldig. Er zog mich von meinem Stuhl auf seinen Schoß und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Der heiße Atem des Blonden prallte gegen meinen Hals und seine Nähe gab mir das Gefühl von Sicherheit, was mich dazu ermutigte weiter zu reden.

"Ich habe darüber nachgedacht, wie es wohl ist zu sterben. All den Schmerz einfach hinter mir zu lassen. Ich wurde auf dieser Welt doch sowieso nicht gebraucht." Meine Stimme zitterte und war nicht viel mehr, als ein leises Hauchen. Doch der Andere hatte mich gehört und holte scharf Luft. "So denkst du aber nicht mehr, oder?", fragte er traurig.

Ich senkte den Blick auf meine Hände. "Nur, wenn meine Erinnerungen zu schlimm sind." Die Umarmung des jungen Mannes wurde fester. Schützender. Als wolle er mich vor all den Schmerzen, allen Erinnerungen und vor meinen eigenen dunklen Gedanken bewahren.

"Ich brauche dich, Jiminie. Ohne dich kann ich mir mein Leben gar nicht mehr vorstellen", flüsterte er in mein Ohr und unwillkürlich schmiegte ich mich an ihn, bettelnd nach mehr von dieser Wärme und Sicherheit, die er mir schenkte.

Der junge Arzt tat mir den Gefallen und zog mich so eng an sich, dass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals, schloss die Augen und atmete seinen Geruch ein. Yoongi roch nach einer Mischung aus Männerdeo und Weichspüler.

Wir verharrten eine Weile einfach in dieser Position. Ich spürte, wie die kühle Nachtluft durch den dünnen Stoff meines Sweatshirts drang, doch das machte mir nichts, denn mein Mitbewohner strahlte so viel Körperwärme aus, dass ich nicht fror.

"Es ist ein ungewohntes Gefühl." Ich lächelte schwach und spielte an dem Ärmel meines Oberteils herum. "Gemocht und sogar gebraucht zu werden." Der Ältere strich mir sanft den Rücken auf und ab. "Du solltest dich besser daran gewöhnen. Und wehe du kommst auf den Gedanken mich zu verlassen." Er meinte seine Worte ernst. Keiner von uns Beiden lachte.

Sogar die Hände des Blonden strahlten Wärme aus, die ich trotz des dünnen Stoffes, der meinen Rücken bedeckte, spüren konnte. Es war so ein beruhigendes Gefühl. In der Ferne hörte ich die Autos auf der naheliegenden Hauptstraße rauschen. Ich schloss die Augen und gab mich ganz der Gewissheit hin, dass Yoongi da war, und auf mich aufpasste.

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