𝟎𝟏 | 𝐄𝐈𝐍𝐒
𝐅𝐫𝐚𝐧𝐤𝐟𝐮𝐫𝐭, 𝐃𝐞𝐮𝐭𝐬𝐜𝐡𝐥𝐚𝐧𝐝
𝟐𝟎𝟏𝟗
Eine düstere Kälte umarmt meinen Körper, während die Schatten der Bäume wie geheimnisvolle Wächter über mich wachen. Die weiße Farbe des Nebels kriecht über den Boden, während der Mond sie durch seine prallende Leuchte ans Leben bringt. Es umhüllt meine Beine wie ein Schleier, die Luft ist frisch, doch sie trägt einen bitteren Hauch von Verzweiflung. Jeder langsame Schritt, den ich mache, wird von einem knirschenden Geräusch begleitet.
Zwischen den verdrehten Ästen entdecke ich einen strahlenden Lichtpunkt, der die Dunkelheit durchbricht. Meine Beine liefen los, als wären sie dazu gezwungen, dem Lichtpunkt zu folgen. Gefangen in der dunklen Einsamkeit, rannte ich so stark wie noch nie in meinem bisherigen Leben.
»Renn Berfîn«, eine eiserne Stimme durchbrach die Stille, ehe meine Beine sich in einem unaufhaltsamen Sturm der Eile entfalten, spüre ich die drängende Dunkelheit hinter mir. Die Laute meiner Atemzüge verbündeten sich mit den knirschenden Lauten unter meinen Beinen. Der Weg zog sich endlos dahin, ein Schatten von Hoffnungslosigkeit, der mir das Gefühl gab, in der Zeit verloren zu
sein.
Der Boden unter meinen Füßen wird unberechenbar und mein Gleichgewicht wird in das Schwanken gebracht. Ein leichter Schmerz umhüllt mein linkes Bein, ehe ich merke, dass ich an einem Ast auf dem Boden, des düsteren Waldes gestolpert bin. Ein sekundenlanger Augenblick geschieht und die Welt bleibt für einen Atemzug stehen. Ein schnelles unhörbares »Ah«, entkam aus meinem Mund und ich versuchte mich wieder in das Gleichgewicht zu bringen.
Doch mein Körper fühlte sich nicht mehr an wie meins und jede weitere Sekunde spürte ich wie der Boden unter meinen Füßen, anfing mich unsicher anzuführen. Ein Echo der Überraschung, schwingt in der Luft und die knirschenden Laute wurden leiser, ehe sich meine Körper zu dem
Boden senkt.
Meine Atemzüge wurden langsamer und mein Herz pochte stark in meiner Brust und ich konnte jedes kleine Pochen hören, ich versuchte mich wieder in den normalen Zustand zu bringen, um endlich der prallende Lichtpunkt zu erreichen, doch mein Körper war an seinem Ende angekommen.
Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, sanft und beruhigend, als wäre sie ein Hauch von Erinnerung, der die Stille durchbrach. Diese zarte Berührung war wie ein flüchtiger Schatten der Hoffnung, der in der Dämmerung des Seins schwebte, ein leiser Trost inmitten der Einsamkeit. Mein Kopf wich nach wenigen Sekunden zu meiner linken Seite, um endlich zu erkennen, wer mir diese sanfte Bewegung gegeben hat.
Plötzlich sah ich ihn... sein Gesicht ist blass, schnell transparent und seine Augen sind tief wie die Nacht, nichts ist von dem wunderschönen braunen Ton geblieben, was ich in meinen schönen Erinnerungen habe. Seine Augen sind gefüllt mit einer Traurigkeit, die ich nicht ertragen konnte, nicht nach all diesen Jahren. »Baba...«, sagte ich in einem Flüsterton, der in der melancholischen Stille stark zu hören war.
»Es ist alles deine Schuld, Berfîn«, sagte er in einer Stimme, die ich nicht kannte. Die Stimme hallte durch die Stille des Waldes. Seine Worte sind wie ein kälterer Wind, der durch mein Herz weht, und ich spüre wie die Kälte sich in meine Knochen eindringt.
Ich möchte schreien, möchte ihm sagen, dass ich alles getan habe, um ihn zu retten, dass die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Tage mir Trost verbringen, während die Dunkelheit um mich herum wächst. Doch mein Mund bleibt zu, ich kann es nicht. Meine Worte scheinen in der Luft zu zerfallen, ungehört und verloren zu sein. Die Bäume scheinen sich zu neigen, als ob sie mir ihre Trauer zeigen, und ich fühle mich wie ein verlorenes Kind in einem Labyrinth aus Schuld und Bedauern.
Die Schatten um mich herum verdichten sich, und ich kann den Blick meines Vaters nicht von mir abwenden. Es ist, als ob er in meine Seele blickt und die tiefsten Wunden sieht, die ich selbst nicht benennen kann. Ein weiterer Versuch entkommt meinen Mund, doch nicht ist zu hören, die Atemzüge verbündeten sich mit der kalten Luft des Waldes und ich schloss meine Augen für einen Atemzug.
»Es ist deine Schuld, ich bin tot deinetwegen, Berfîn.«, schon wieder dieselbe Stimme, sie hallte erneut durch die Stille des Waldes und die starke Traurigkeit umarmte mich ein weiteres Mal.
Es ist alles meine Schuld.
Alles meine Schuld.
Meineschuldmeineschuld.
✹
»AH!«, entfuhr es mir mit einem verzweifelten Schrei, während ich meine Augen weit aufriss. Mein Kopf zuckte hastig nach links und dann abrupt nach rechts, als wollte ich die Realität begreifen. Mit zitternden Händen glitt ich zu meinem Gesicht und wischte mit hastigen Bewegungen über meine Augen, als würde ich die Traurigkeit abwehren. Die schweren Atemzüge hallten in der Stille wider, und ich spürte den kalten Schweiß, der meine Hände benetzte.
Mein Körper hob sich von dem Bett auf und ich sah das kleine Leuchten, das von meinem Fenster aus kam. Ich lasse die Jalousien immer ein wenig offen, ich mochte die Dunkelheit nie. Es hat mir immer das Gefühl von Unsicherheit und einer tiefen Trauer gegeben. Nach Jahren, in denen ich in meiner einigen Dunkelheit stecke, sind die Tage wo ich die Dunkelheit nicht mochte, wie ein verworrener Film, der über die kalte Luft in meinem Zimmer verloren ging.
Meine Hand findet ihren Weg zu dem kleinen weißen Farbigen Nachtisch und hebt mein Handy von dem Nachtisch auf. Es gleitet in meiner rechten Hand, ehe ich auf die kleine Taste auf der rechten Seite des Handys leicht drücke. Somit prallt der helle Bildschirm auf mein Gesicht, meine Augen schließen sich für einen kleinen Atemzug.
Direkt gleiten meineAugen zu der Uhrzeit- 05:56 Uhr, mein Wecker hätte genau un vier Minuten geklingelt. Ein leises Seufzen entführt mir, während ich das Handy wieder auf mein Nachtisch lege. Ich nehme ein weiteren Atemzug und bleibe für wenigen Sekunden weiterhin an der selben Stelle, die Dunkelheit meines Zimmers und die leichte Kälte umhüllt mich.
Sanft bewegen sich meine Beine und heben mich von der Bettmatratze. Ich mache mich auf den Weg die Jalousien komplett hoch zu machen, nach wenigen Schritten drücke ich auf die kleine Taste, mit dem Zeiger nach oben und das ratternde Geräusch verbindet sich mit den lauten meiner Atemzüge. Ich weiche Weg von der Seite des Fensters und bewege mich hin zu dem Lichtschalter, dieses schalte ich direkt auch an und die prallende Leuchte erhellt mein Zimmer.
Abrupt schließen sich meine Augen, als das prallende Licht mein Zimmer erhellt. Der plötzliche Lichtstrahl blickt in mein Gesicht und zwingt meine Lider sich zusammenzupressen. Die Welt um mich herum wird für einige Sekunden überstrahlt, doch ich kann die Konturen des Lichtes verschwommen wahrnehmen. Das prallende Licht sticht schmerzhaft in meine Augen, und ich wünsche mir, die Dunkelheit zurückzuholen, in der ich mich so wohlgefühlt habe.
Nach wenigen Sekunden haben sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt. Meine Augen bewegen sich nach oben zu meinen Augen, mit den Längen meiner Finger reibe ich etwas härter über meine Augen, um die vorherige Müdigkeit wegzuwischen. Im selben Moment umarme ich zärtlich der sanfte Kitzel meiner Wimpern.
Daraufhin richte ich mich zu dem sanft weißen Kleiderschrank. Ich öffne sie Tür des Kleiderschranks mit einer langsamen Handbewegung, meine Hand bewegt sich bedacht, fast zögerlich, da die Müdigkeit immer noch wie ein fester Schleier mein Körper umarmt. Leise knarrende Laute der Schranktür begleitet mich, während ich meinen Blick in das Innere wage. Sofort gleiten meine Augen über die verschiedenen Kleidungsstücke, die wie stumme Zeugen meiner Entscheidungen aufgereiht sind.
Letztendlich bleibt mein Blick an einem grau Farbigen Strickpullover hängen, seine gemütliche und sanfte Ausstrahlung neigt sich in meine Augen. Ich greife danach, spüre die weiche Wolle zwischen meinen Fingern, ich kann es schon spüren, wie der Strickpullover mein Körper von Wärme umarmen wird. Dazu wähle ich eine schwarze Stoffhose, die schlicht und elegant wirkt. Jeden Morgen herrscht ein Gedankenchaous in mir, welche Kleidungsstücke ich auswählen soll. Dieser ist völlig unnötig, da ich es nur diese zwanzig Minuten auf dem Weg zum Krankenhaus trage, jedoch sind die Blicke anderer Menschen in mir tief stecken.
Tausende Augenpaare fremder Menschen, die mich täglich ansehen. Deren Augen fühlen sich wie ein schwerer Mantel, der sich an meine Schulter legt, das Gefühl erdrückt mein inneres und bringt Verzweiflung und Unwohlsein in mich hinein. Jeder Schritt, den ich mache, beobachten Sie. Fremde Menschen suchen immer nach Fehlen anderer. Als kleines Kind hat Baba mir immer erzählt, dass Menschen Fehler bei anderen suchen, um sich selber besser zu fühlen. Die Erinnerungen an ihn schweben in der Luft, während ich mit mir selber Kämpfe.
Seine Augen begleiten mich überall, wie Schatten, die sich von mir nie lösen wollen. Er erscheint in meinem Träumen in jeder dunklen Nacht, doch in meinen Träumen sind sie nicht die schönen Hellbraunen Augen, die mich einst voller Liebe angesehen haben, nein. Sie sind schwarz und leblos, voller Hass gegenüber mir, gegenüber meinen Taten. Tief in mir weiß ich, dass es nicht er ist, der mich so ansieht, der mir diese schrecklichen Wörter sagt, die sich tief in meinen Herzen wie Messer Stiche hereinbohren. Doch der Gedankenchaous der in mir herrscht, erlaubt es mir nicht die von Traurigkeit verflossenen Gedanken, Weg zu legen und endlich ein Ende zu setzen.
Ein Piepen unterbricht meine Gedanken und mein Kopf weicht zu der linken Seite, wo mein Handy auf dem kleinen Nachtisch liegt. Meine Beine bewegen sich schnell zu dem Nachtisch und meine Hand findet ihrem Weg zu dem Handy. Leicht greife ich danach und drücke abrupt auf die Taste auf der rechten Seite des Handys. Das grelle Leuchten des Bildschirms prallt in meine Augen und ich presse sie für einen kleinen Atemzug zusammen, um ein kurzes Wohlbefinden mit dem starken licht aufzubauen. Meine Augen weichen erneut zu dem Bildschirm und ich sehe eine Nachricht von Siara.
»Berfîn«
»Berfîn«
»Berfînnn«
Drei Nachrichten kamen von ihr an, Siara ist eine Frau, die das Licht der Welt in sich trägt. Ihre langen, dunkelblonden Haare fallen wie ein Wasserfall bis zur Hüfte, und ihre grün-braunen Augen, die im Sonnenlicht funkeln, scheinen ein Stück ihrer Seele zu offenbaren, eine Seele, die immer bereit ist, anderen Freude zu schenken, während sie sich selbst in den Schatten stellt.
In ihrer Hingabe an die Menschen um sie herum vergisst sie manchmal, dass auch sie das Recht hat wertgeschätzt zu werden.
Während sie anderen Menschen ein fröhliches Lächeln schenkt, bleibt ihr eigenes oft unbemerkt, verborgen hinter der Fassade des Glücks. Mein Kopf bewegte sich erneut nach rechts, als ich das erneute Piepen von dem Handy hörte. Eine weitere Nachricht von Siara.
»Ist alles gut? Warum lässt du mich auf gelesen??«
Meine Finger fangen an sich zu den verschiedenen Buchstaben auf der Tastatur vom Bildschirm zu bewegen und tippen ihr eine Antwort.
»Ja, alles ist gut. Entschuldigung, was ist los?«
Gespannt warte ich auf eine Antwort von ihr, denn sie ist einer der wenigen Menschen, bei denen ich mich wirklich geborgen fühle. In ihrer Nähe finde ich ein Wohlbefinden, das mir alleine stets verwehrt bleibt. Es ist, als wäre sie direkt von Allah zu mir gesandt worden. Früher hat sie oft bei mir geschlafen, als die Alpträume wie Schatten über meinem Leben schwebten und ein teil meines Alltags waren. Ihre sanften Worte, die sie mir ins Ohr flüsterte, waren wie ein Schutzschild gegen die Dunkelheit, und ihre Umarmungen fühlten sich an wie ein Stück Himmel auf dieser Erde.
»Ich hab' heute Nachtschicht, ich schaffe es aber nicht zu kommen. Mama geht's wirklich schlecht und sie braucht mich heute, ich weiß das du heute die Tags Schicht, aber ich brauche deine Hilfe. Nur heute Hayati, es tut mir wirklich leid, dass ich dich danach frage.«
Meine Augen gleiten über die hunderten von Buhstaben, die Siara getippt hat. Schlechte Gedanken überholen mich, nachdem ich fertig mit dem Lesen der Nachricht bin. Siara arbeitet seit zwei Jahren im Krankenhaus und hatte nicht ein Tag gefehlt. Etwas muss geschehen sein, dass sie das tut, denn mit ihren Gedanken, die sie in die naiven Wege führen, würde sie sich das niemals erlauben. Jedoch entscheide ich mich ihr eine Antwort zu tippen, meine Finger fangen erneut an die verschiedenen Buchstaben zu tippen.
»Ja, kein Problem! Gute Besserung an sie.«
Sanft drücke ich auf die Sendetaste und lege das Handy wieder auf seine Stelle am Nachtisch. Mein Körper macht einen leichten Schwung und wendet sich zu der linken Seite, wo die Klamotten Stücke liegen, die ich in den vorherigen Momenten ausgewählt habe. Meine Beine bewegen sich in der Richtung in bedächtigen Schritten. Schnell ziehe ich das Pyjama-Set aus, ehe ich nach dem grau Farbigen Strickpullover greife, der sich in meiner Hand sanft anfühlt.
Der Strickpullover ziehe ich langsam über meinen Kopf und lasse es dann sanft auf meinen Schultern liegen. Das leichte Kitzelgefühl fühlt sich auf meiner Haut ein kleines bisschen unangenehm an. Doch nach wenigen Sekunden fühlt es sich wieder wohl und kuschelig an. Im selben Augenblick greife ich nach der schwarz Farbigen Stoffhose, die aus einem leichten Stoff besteht, der sich auf der Haut ganz weich anfühlt.
Ich ziehe es über meine Beine nach oben, die kleinen Laute des kleinen Rascheln sind zu hören. Meine Augen gleiten langsam über meine Beine und ich erblicke den Reißverschluss der Stoffhose, meine Hände bewegen sich ganz langsam und ergreifen den Reißverschluss, ich ziehe es nach oben, ich höre den ratschenden laut, samt Knöpfe ich den Knopf der Stoffhose zu.
✹
Dreißig Minuten sind vergangen und ich hatte mich endlich fertig gemacht, dutzende Gedanken sind in meinem Kopf geflossen, Entscheidungen, die einfach zu treffen sind, doch ich muss lange Minuten davor stehen, um mich für das eine zu entscheiden. Ich Blicke mein einziges Paar Schuhe an, es sind weiße Sneaker, die ich ebenfalls auf der Arbeit im Krankenhaus trage. Die Schuhe sind gemütlich und umarmen meine Füße mit einem guten Wohlbefinden. Leicht bücke ich mich herunter zu den paar Schuhen und fasse der rechte Schuh an, ich ziehe es leicht über meinen rechten Fuß an, nach wenigen Sekunden tue ich dasselbe mit dem linken Schuh.
Meine Augen gleiten noch einmal über meinen Körper und ich fasse an meinem schwarzen Wintermantel und mache es ein ganz bisschen wenig fester um meinen Körper. Meine große Handtasche hänge ich über meine rechte Schulter und fasse anschließend sie Türklinke an. Ich öffne die Tür und trete aus meiner kleinen Wohnung heraus. Das Schlüssel in meiner linken Hand nehme ich in die rechte und schließe die Wohnung ab. Nach wenigen Sekunden drehe ich mich zu den Treppen um und fange an anschließend die Treppen herunterzugehenn.
Nach wenigen Augenblicken befinde ich mich schon draußen, die kühle Luft des Monat Februars umarmt mein Körper und mein Atem ist wegen der Kälte zu erblicken. Als kleines Kind hatte ich mich immer gefragt, warum das so ist. Ich dachte immer, als hätte man geraucht und deswegen kommt der Rauch raus, jetzt verstehe ich warum das so ist, und manchmal muss ich sogar lächeln an den Gedanken, an mein kleines ich.
Ich greife nach den Kabelkopfhörern in meiner Handtasche, samt nehme ich mein Handy auch in meine Hände. Langsam stecke ich die Kopfhörer in meine Ohren rein, und ich fühle das leicht drückende Gefühl. Den Anschluss stecke ich in den Ladeanschluss meines Handys ein und das grelle Leuchten des Bildschirms erscheint in meine Augen. Leicht drücke ich sie zu und im selben Atemzug erneut wieder auf, ich tippe mein Passwort, um anschließend mein Handy zu entsperren und ich mache ein etwas ruhigeres Lied an.
Ich gehe durch die Straßen Frankfurts und beobachte die vorbeifahrenden Autos, die den Verkehr beleben und die Stadt in ein Leuchten bringen. Der Weg von meiner Wohnung bis zum Bahnhof beträgt nur wenige Minuten, in der weiten Ferne kann ich es schon leicht erblicken. Es ist immer noch ganz leicht dunkel, doch die lichter der Großstadt bringen die Straßen in das Licht.
Nach wenigen Minuten befinde ich mich schon am Bahnhof, der sich in meiner Nähe befindet. Eine etwas ältere Dame steht ein paar Meter von mir entfernt und schaut sich die vorbeifahrenden Bahnen an. Meine Augen gleiten kurz über ihr und ich erblicke ihre grauen Haare, sie sind ihr bis zu der Schulter und werden von dem kühlen Wind in vielen Richtungen bewegt. Sie trägt eine lange Jacke, in der Farbe schwarz, die ihr bis zu ihren Knien reicht. Der Schal in einer wunderschönen Rosa Nuance liegt fest über ihren Hals und gibt ihre die benötigte Wärme.
Ein schwerer Atem kommt aus mir heraus und meine Gedanken werden abgebrochen von den Lauten der Stimme, die die nächste Bahn ankündigt. Meine Beine bewegen sich etwas näher zu den Schienen und mein linkes Bein tappt wenige Male auf den Boden, um meine Nervosität zu beruhigen. Nach wenigen Augenblicken erblicke ich die Bahn, die in mit einer schnellen Geschwindigkeit in meiner Richtung kommt. Die lauten quietschen Geräusche der Bahn verbinden sich gemeinsam mit den lauten der sprechenden Menschen.
Als die Bahn anschließend angekommen ist trete ich mit meinem rechten Fuß hinein und erblicke schon die Menschen, die in der Bahn sitzen. Leichte Angst überwindet mich und ich fasse leicht an meinem rechten Oberarm. Meine Augen gleiten die ganze Zeit nach links und rechts und meine Atemwege fangen an schnellere Atemzüge auszulassen. Die Türe der Bahn schließen sich und lassen mich hier alleine ohne die äußere Welt, mit den Menschen hier.
Deren Augen gleiten über meinen Körper und eine etwas größere Angst über widmet mich. Mein Herz schlägt schneller und meine Augen schließen sich immer und immer wieder. Deren Blicke bohren sich in meine Haut herein und fühlen sich wie unsichtbare Hände, die mich erkunden wollen, an. Der Raum wird immer enger, und die Stimmen um dich herum verschwimmen zu einem gedämpften Murmeln.
Ich fühle mich Unwohl in meiner eigenen Haut und beachte jedes kleine bewegen, das von mir herauskommt. Jeder Atemzug meines Seins wird schwerer und ich spüre das leichte zittern auf meinen Händen. Ich halte mich noch fester dran an den Metallstöcken, während ich weiterhin in der steh Position bleibe. Weitere Gedanken fließen durch meinen Kopf und ich fühle erneut deren Augen auf meiner Haut.
Deren Augen scheinen sich in meiner Haut hineinzubohren, und ich frage mich, was sie über mich denken, ob sie mich beurteilen oder belächeln.
Die Momente ziehen sich in die Länge und ich bewege mein linkes Bein wieder, ich tappe mehrere Male auf den Boden, um mich wieder ein wenig zu beruhigen. In meinen Gedanken wiederhole ich die Worte »Einatmen« und »Ausatmen«, ein Mal, zweimal, dreimal.
Einatmen,
Ausatmen,
Einatmen,
Ausatmen,
Einatmen,
Ausatmen.
Meine Atemzüge schnellen sich und im selben Augenblick verlangsamen sie sich, ich kann meine Reaktionen nicht im Griff behalten. Mein Körper fühlt sich umschlossen von den Augen, der fremden Menschen an. Langsam fange ich an mich verloren zu fühlen, das Lied, was vor wenigen Sekunden in meinen Ohren noch zu hören war, verschwindet langsam aus meinen Kopfhörern. Liegt es an mir? Frage ich mich, während ich an der Taste, den Ton lauter mache. Doch die Stimmen der Fremden vermischen sich in einem unerträglichen Lärm, der in mir ein Gefühl der Beklemmung auslöst.
Nach einer gefühlten Ewigkeit höre ich endlich die Stimme, die den Ankunftsort ankündigt. Ich mache endlich meine Hand weg von dem Metall Stock, in der Bahn und ich warte hastig auf den Moment, in dem sich die Türen, der Bahn öffnen werden. Meine Augen weiten sich, als sich die Türen endgültig öffnen und ich Blicke nach draußen zu der freien Welt hinein. Ich fühle mich als hätte man mich aus einem Gefängnis frei gelassen.
Menschenmengen machen mir starke Angst und ich fühle mich immer erdrückt von denen. Ich arbeite in einem Krankenhaus, doch dort ist es anders, es ist nicht wie hier. Die Menschenmengen sind nie zu viel und dort kenne ich alle, meine Patienten sind immer nett und ich hatte noch nie irgendwelche Probleme gehabt.
✹
Ich bin nach zehn Minuten in dem Krankenhaus in dem südlichen Stadtteil Frankfurts angekommen, meine Beine bewegen sich zu den Aufzügen, ehe ich mein Handy in die Hand nehme. Mein Finger drückt langsam die Taste auf der rechten Seite und der Bildschirm prallt in meine Augen hinein. Ich Blicke schnell zu der Uhrzeit und sehe, dass es Sieben Uhr und siebenundzwanzig Minuten ist. Meine Schicht fängt um acht an und ich habe mittags immer zwei Stunden Pause, bei denen ich immer zu dem kleinen Café in der Nähe das Krankenhaus gehe, um dort für zwei Stunden zu helfen.
Zwar kriege ich nur ganz wenig Geld dafür, doch dieses Geld kann ich mir für meinen Führerschein ersparen, um endlich nicht jeden morgen mit einer großen Angst zur Bahn gehen soll. Ich drücke leicht den Knopf, der mit einem Pfeil nach oben zeigt, und warte darauf, dass sich die Türen des Aufzugs öffnen. Nach wenigen Augenblicken geschieht dieses auch und ich trete in den Aufzug hinein. Ich drücke die Nummer eins, um bei der Notaufnahme anzukommen.
Wenige Sekunden vergehen und der Aufzug stoppt abrupt, ich trete dort heraus und bewege mich schnell zu den Räumen, wo sich unsere Spinde befinden. Ich greife nach meinem Schlüssel, ehe ich die Tür aufschließe, wo ich mich anschließend in meinem Kasack umziehen werde. Ich trete hinein und sehe schon meinen Spind, es ist noch recht ruhig hier, was auch eins der Gründe ist, warum ich immer früher komme. Ich öffne die Tür meines Spindes, mit einem kleinen Schlüssel und nehme das grün Farbige Kasack aus der oberen Abteilung, des Spindes.
Langsam fange ich an meine Klamotten auszuziehen, samt ziehe ich den Kasack in einer grünen Nuance an. Die Hose des Kasacks schmeichelt sich fest um meine Oberschenkel und wird nach unten ein wenig breiter. Der obere Teil des Kasacks ist kurzärmlig und sitzt etwas breiter auf meinem Oberkörper. Das Kasack sitzt schön auf meinem Körper, ich Blicke kurz in den kleinen Spiegel neben den Spinden und sehe mich an.Meine Haare sind in einem Zopf gebunden und die Wellen gehen über meine Schulter herunter, von dem Zopf aus.
Meine Mundwinkel ziehen sich leicht nach oben und bilden ein kleines Lächeln, ich liebe es mich so zu sehen. Die Arbeit in der Pflege ist mir sehr ans Herz geschlossen und ich liebe es hier zu arbeiten. Die kleinen Kinder, die mir nette lächeln geben und mir zeigen, dass sie die Hoffnung nie aufgeben werden, ist das schönste, was eine Person zu sehen bekommen kann. Die älteren Menschen, die ich täglich betreue, erzählen mir Geschichten von früher und deren Augen glänzen, während den schönen Erzählungen, als würden sie diese wunderschönen Momente erneut erleben.
Meine Beine bewege ich in die Richtung der Tür, um meinen Arbeitstag zu beginnen. In dem Moment als ich heraustrete, erblicke ich schon die anderen Pflegekräfte, alle haben eine andere Geschichte, doch es gibt dieses eine, was uns alle Verbindet. Eine Auszubildende gibt mir ein kleines Lächeln was ich ebenfalls mit einem Lächeln erwidere.
Ich Blicke ganz kurz auf meine Armband Uhr, die ich vorhin aufgetragen habe und sehe, dass der größere Zeiger auf die Zahl vierundfünfzig zeigt. Meine Beine bewegen sich zu der Notaufnahme Station, um dort die ersten Patienten zu bedienen. Ich betrete den Raum, wo sich die anderen Pflegekräfte befinden, mit einem Lächeln, um eine gute Atmosphäre zu erschaffen.
»Guten Morgen,« sage ich mit einem Lächeln und schaue zu den Anwesenden. Einige von ihnen erwidern freundlich meine Begrüßung, während andere mir nur mit einem leichten Nicken antworten.
✹
Nach dem anstrengenden Tag trete ich aus dem Krankenhaus und eile, um nach Hause zu kommen. Es ist mittlerweile zwei Uhr morgens, und Siaras Schicht ist nun zu Ende. Die Müdigkeit drückt schwer auf meinen Schultern, während ich mich beeile, ein wenig Schlaf zu finden, denn morgen früh um acht muss ich wieder auf der Arbeit sein. Unter dem Druck des Tages flaniere ich durch die Straßen Frankfurts, die in ein sanftes Licht getaucht sind. Die kleinen Lichter der Stadt, die wie Sterne am Boden funkeln, geben mir einen Hauch von Trost in dieser späten Stunde.
Wenige Autos fahren über die Straße, ihre Motoren geben laute Geräusche von sich, die in der Stille der Nacht das einzige zu hören sind. Während ich weitergehe, verloren in meinen Gedanken, ertönt plötzlich ein Ton von meinem Handy. Hastig greife ich in meine Handtasche, um zu sehen, welche Nachricht mich erreicht hat. Doch im selben Moment spüre ich einen harten Aufprall an meinem Körper und realisiere, dass ich gegen jemanden gestoßen bin.
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