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"Lavender's blue, dilly, dilly, lavender's green. When you are king, dilly, dilly, I shall be queen. Who told you so, dilly, dilly, who told you so? 'twas my own heart, dilly, dilly, that told me so..."

Das Schnauben der braunen Stute neben mir - Beorn sagte mir, dass sie Nala heiße - unterbricht mich. Nachdenklich streichle ich ihr Fell. "Ja, ich mag das Lied auch nicht sonderlich... Etwas kitschig, nicht?" Trotzdem schwirrt es mir schon eine ganze Weile im Kopf rum. Wo da der Sinn ist, soll auch mal jemand verstehen.

Nachdem die Zwerge aufgebrochen waren, hat Beorn sich verwandelt und ist ihnen gefolgt, um sicherzustellen, dass sie die Ponys auch wirklich zurückschicken. Ich sitze auf der Koppel, Nala liegt neben mir im Gras, und wir warten auf Akelas Rückkehr.

Nachdenklich betrachte ich die Stute von der Seite. "Hör mal", sage ich dabei. "Ist ja schön und gut, wenn Akela dich mag, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dieser ganze Liebeskram scheiße ist, also... Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn du ihn verletzt, mache ich Pferdesalami aus dir!"

Wenig beeindruckt erwidert Nala meinen Blick und schnaubt, als dächte sie: Was will die Alte eigentlich von mir?

Längere Zeit ist es, abgesehen vom Vogelgesang über uns, still. Die zur Abwechslung friedliche Atmosphäre kommt mir gelegen; ich habe Zeit, über alles, was mir in den letzten Monaten geschehen ist, nachzudenken. Obwohl wir nun wohl leider nicht mehr auf derselben Seite stehen, hoffe ich, dass es den Zwergen gelingt, ihre Heimat zurückzuerobern. Sie hätten es verdient.

Nala behält stets den Eingang zum Garten im Blick, während ich nach einer Weile gelangweilt beginne, Bänder aus Margariten zu knüpfen. Einmal ziehe ich zu fest und das Band zerreißt in der Mitte. "Verdammt", brumme ich, lasse die Blumen neben mich auf die Erde fallen. Neugierig sehe ich auf, als Nala schnaubt und sich hinstellt.

Beorn ist zurück, die Ponys folgen ihm.

Während er sich wieder in einen Menschen verwandelt und die Kleider, die er im Garten liegen ließ, anzieht, stehe ich auf und öffne das Gatter, damit die Ponys wieder auf die Koppel können. Als alle drin sind, schließe ich es wieder, stütze die Arme auf dem Zaun ab und sehe Beorn fragend an. "Wo ist Akela?"

"Der Zauberer ist mit ihm davongeritten", antwortet er mit seiner tiefen, rauchigen Stimme.

Ich runzle die Stirn. Das war so nicht abgemacht. "Und Bilbo und die Zwerge?"

"Sind zu Fuß in den Düsterwald gegangen." Erst jetzt sieht er mich an. "Warum wollten sie nicht, dass du mit ihnen gehst?"

Wow, der ist aber direkt.

Angespannt weiche ich seinem Blick aus. "Ich habe... einen Fehler begangen. Sie sind nicht bereit, ihn mir zu verzeihen, und ich glaube, das verdiene ich auch nicht."

Ich kann Beorns Augen auf mir ruhen spüren, sehe aber erst zu ihm auf, als er auf der anderen Seite des Gatters stehenbleibt. "Geh ihnen nach", sagt er schlicht.

"Äh... Wie bitte?"

"Ich kann mir vorstellen, dass sie deine Hilfe brauchen, auch, wenn sie das vielleicht nicht wissen."

Ich lasse ein freudloses Schnauben hören. "Falls du es noch nicht mitbekommen hast - sie wollen meine Hilfe nicht, ich bin in ihrer Gemeinschaft nicht mehr erwünscht."

"Was kann so schlimm sein, dass sie eine ehemalige Freundin verstoßen?", will der Hautwechsler mit zusammengekniffenen Augen wissen. Spätestens jetzt beginnt er, mir zu misstrauen. Ich zögere, schätze meine Chancen ab, zu überleben, wenn ich Beorn von meiner Vergangenheit erzähle. Schlussendlich entscheide ich mich, das Risiko einzugehen. Ich erzähle ihm von dem Feuer, wie Azog mich fand und mir weismachte, es sei Thorins Schuld gewesen und dass er mich ausbildete, um Eichenschild eines Tages zu töten. Dann berichte ich, wie Gandalf mich fand und ich mit den Zwergen auf diese Reise ging. Wie ich mich mit ihnen anfreundete, wie sie herausfanden, was ich ursprünglich vorhatte und - nun, den Rest kennt er ja so ziemlich.

Schweigend sehe ich zu Boden. Ich erwarte, dass Beorn wütend wird, mich praktisch in der Luft zerfetzt... Oder es zumindest versucht. Würde es drauf ankommen, könnte ich mich mit meiner Magie sicher verteidigen.

Aber dazu kommt es nicht. Stattdessen sagt er: "Zwerge sind gierig und blind für das Leben derer, die sie als weniger wertvoll erachten. Du hast gemeinsame Sache mit Azog dem Schänder gemacht... Und dennoch bist du nicht wie er. Ich bezweifle, dass Akela oder Nala dich so nah an sich ranlassen würden, wenn du ein durch und durch dunkles Herz hättest."

"Wer sagt, dass mein Herz nicht dunkel ist?", frage ich leise.

"Niemand", antwortet Beorn geradeheraus. "Kein Herz ist komplett gut oder schlecht. Fakt ist, dass niemand böse geboren wird. Deine Erfahrungen im Leben haben dich geprägt, dich geformt, dich zu der starken, jungen Frau gemacht, die du heute bist. Du weißt es womöglich selbst nicht, aber tief in deinem Inneren scherst du dich um diese Zwerge." Ich sehe auf, als Beorn sagt: "Du solltest ihnen folgen. Sie werden deine Hilfe brauchen..." Seine Augen huschen zu meiner Schulter. Ein kleiner Teil meiner Rune schaut unter meinem Oberteil hervor. "Ich habe vorher noch nie eine Magicae getroffen. Aber wenn die Legenden stimmen und du wirklich so viel Macht besitzt, wie sie sagen, dann wäre es besser, sie akzeptieren deine Hilfe."

"Und wenn sie es nicht tun?"

"Das werden sie."

Ich weiß nicht, wieso Beorn sich dieser Sache so sicher ist, doch ich beschließe, seinen Rat zu befolgen. Ich meine, wenn man mal darüber nachdenkt, sind diese Idioten ohne mich total aufgeschmissen. Bestimmt haben die sich inzwischen verirrt oder werden von irgendwelchen magischen Schlingpflanzen erwürgt...

Die Tatsache, dass mich das absolut gar nicht überraschen würde, lässt mir klar werden, wie wahrscheinlich es tatsächlich ist. Entschieden nicke ich. "Gut, okay, ich gehe ihnen nach." Da fällt mir etwas ein. "Aber... Gandalf hat Akela. Wie soll ich sie einholen?"

Beorn zögert, doch als Nala auffordernd wiehert, bietet er an: "Du kannst mit Nala reiten. Allerdings nur bis zum Düsterwald, dann schickst du sie nach Hause."

"Versprochen", nicke ich sofort.

Beorn gibt mir noch etwas Proviant, ich hole meine Waffen von drinnen - die die Zwerge mir freundlicherweise dagelassen haben - dann steige ich auf Nalas Rücken. Ich verschwende keine Zeit damit, sie zu satteln, immerhin bin ich es gewohnt, ohne Sattel zu reiten. In knappen Worten erklärt Beorn mir den Weg, versichert mir aber, dass Nala ihn notfalls auch kennt. Ich bedanke mich bei dem Hautwechsler, dann reite ich los.

Der Wind weht mir durchs Haar, als Nala in vollem Galopp über die Wiese prescht. Es ist kein Vergleich zu Akelas Tempo, aber allein so frei zu reiten nach all der Zeit, in der ich mit Akela nicht mehr galoppieren konnte, fühlt sich ziemlich gut an. Befreit lachend strecke ich die Arme aus, Nala wiehert freudig. Auch ihr gefällt dieser Ritt scheinbar.

Leider erreichen wir den Rand des Düsterwaldes relativ früh. Nervös wiehernd hält die Stute an. Ich verstehe, wieso; auch ich kann die Krankheit spüren, die von diesen dunklen Bäumen ausgeht. Mit einem mulmigem Gefühl in der Magengegend steige ich von Nalas Rücken, hänge mir die kleine Tasche mit Proviant über die Schulter.

Nala tänzelt neben mir hin und her. Beruhigend streiche ich über ihre Stirn. "Schon gut... Du kannst jetzt zu Beorn zurückgehen." Protestierend wiehert sie, nickt panisch in Richtung Wald, als wolle sie mich davor warnen. "Ist in Ordnung", versichere ich ihr. "Ich schaffe das. Danke für deine Hilfe. Und ich verspreche dir, Akela und ich kommen dich bald mal besuchen." Ich zwinkere, wende mich dann ab. Als ich am Waldrand stehend über die Schulter zurück sehe, steht Nala immer noch an Ort und Stelle und beobachtet mich besorgt. Erst, als sie mich nicht mehr sehen kann, reitet sie zu Beorn zurück.

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