10

Mit einem zaghaften Lächeln öffnete meine Schwester uns die Tür. Ich erwiderte das Lächeln mindestens genauso zurückhaltend, während Taehyung neben mir sie anstrahlte. "Hallo, ich bin Taehyung, kannst aber auch Tae zu mir sagen. Und du musst Kookies Schwester sein, nicht wahr? Ich freue mich dich kennenzulernen."

"Chaeyoung", stellte sie sich ebenfalls vor. Mein Blick glitt über ihre Figur. Sie hatte zugenommen und sah viel gesünder aus als jemals zuvor. Ihre Gesichtszüge waren erwachsener geworden. Etwas trauerte ich ihrer Kindlichkeit hinterher.

"Kommt doch rein". Ich hatte Angst. Würden sie mir Vorwürfe machen? Weil ich sie so abgewiesen hatte? Würden sie sauer auf mich werden? Ängstlich griff ich nach der Hand des Schwarzhaarigen und klammerte mich an ihr fest, als würde mein Leben davon abhängen. Natürlich beschwerten sich darauf meine Verletzungen und fingen an zu ziepen. Besorgt blieb er stehen und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Es ist alles gut, Kookie, wollen wir reingehen?"

Ich wollte nicht. Mit panischem Blick sah ich den Älteren an. "H-hilf mir", stotterte ich. Er lächelte sanft und nahm mein Gesicht zwischen beide Hände. "Du schaffst das, ich glaube an dich." Ich versuchte Kraft aus seinem Blick zu schöpfen und dann wurde ich auch schon ins Haus gezogen.

Meine Mutter stand in der Küche. Sie hatte ihre rot-weiß karierte Schürze an und sie hatte sich wirklich kein bisschen geändert. Lediglich gealtert war sie, sodass vereinzelnd weiße Strähnen ihr schwarzes Haar durchzogen. Es war so ein vertrauter Anblick. Tränen stiegen mir in die Augen. "Mama", schluchzte ich. Dann ließ ich die Hand Taehyungs los, um zu meiner Mutter zu stürzen. Ein liebevolles Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie breitete die Arme aus, um mich in Diese zu schließen. "Hallo, Jungkook." Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Schürze, wie ich es immer getan hatte, als ich noch ein kleines Kind gewesen war.

Sanft strich sie mir übers Haar und ich war so glücklich und traurig zugleich. "Ich hab dich vermisst, es tut mir leid, alles tut mir leid", schniefte ich. Die schon etwas ältere Frau wuschelte mir durchs Haar, gab mir einen strafenden Klaps auf den Hinterkopf und schlang ihre Arme wieder um mich. "Ich habe dich auch vermisst".

Sie löste sich von mir und ich drehte meinen Kopf. Da stand mein Vater und neben ihm meine Schwester. Ich stürmte auf die Beiden zu und umarmte sie. "Es tut mir leid. Das müsst ihr mir glauben", beteuerte ich. Die Blonde, sie hatte sich die Haare gefärbt, stieß mir ihren Ellbogen zwischen die Rippen und als ich mich krümmte, nahm sie mich in den Schwitzkasten. "Tu uns sowas nie wieder an, okay? Wenn du trauert, dann lass uns bitte an deinem Schmerz teilhaben." Ich verschwieg ihr, dass das nicht der Grund war, warum ich mich abgegrenzt hatte und nickte einfach.

Mein Vater lächelte mich einfach still an und nickte mir zu. Inzwischen hatte meine Mutter sich meinem Begleiter zugewandt. "Taehyung, nehme ich an?" Er wurde einer kurzen Musterung unterzogen, bevor sie ihn umarmte. "Jungkooks Freunde sind bei uns herzlich willkommen." Er lachte.

"So jetzt aber hopp hopp alle an den Tisch, das Essen ist fast fertig", sie scheuchte uns aus der Küche. Es war alles so vertraut. Ich fühlte mich zurück in meine Schulzeit versetzt, als ich noch mit diesen Menschen zusammen gelebt hatte. Ein verweintes Lachen kam mir über die Lippen und ich griff nach der Hand meines Begleiters. "Lassen wir sie besser in Ruhe." Mit diesen Worten zog ich ihn mit ins Esszimmer.

An den Wänden hingen überall Fotos. Mein eigenes Gesicht strahlte mir teilweise entgegen und ich musterte die Bilder. Bei Einem blieben meine Augen besonders lange hängen. Dort war ich mit Donghae zu sehen. Wir saßen auf seinem Bett hinter uns die Wand, die mit einem riesigen Poster vom Eiffelturm beklebt war. Beide strahlten wir in die Kamera und hielten unsere misslungenen Macarons in die Höhe, die trotz ihres demolierten Zustands noch gut geschmeckt hatten. Es war kurz vor der Diagnose seines Krebses gewesen. Damals hatte uns kein Wässerchen trüben können und die Krankheit hatte noch nicht wie eine schwere Wolke über uns gehangen.

"Ist er das?" Taehyung war neben mich getreten und musterte das Bild ebenfalls. Ich nickte stumm. "Ihr seht glücklich aus", merkte der Kleinere an. "Glaub mir, das waren wir auch", wisperte ich. "Wir waren so verdammt glücklich, bis die Diagnose kam."

Langsam drehte ich den Kopf weg und sah stattdessen den jungen Mann neben mir an. "Aber das ist Vergangenheit. Donghae ist Vergangenheit. Und du bist meine Gegenwart." Ich lächelte zaghaft. Der Ältere fing an zu strahlen. Seine Augen glitzerten. "Du hast endlich losgelassen, kann das sein?" Ich nickte, griff ihn bei der Taille und zog ihn zu mir. Dann gab ich ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Ich liebe dich, Tae." Seine Augen funkelten so glücklich im Licht der Esszimmerlampe. Ich liebte es. Ich liebte es ihn so zu sehen.

Lächelnd wuschelte ich durch das schwarze Haar und schenkte ihm ein freches Zwinkern. Das veranlasste ihn dazu sich auf mich zu stürzen und die Überreste meiner Frisur zu ruinieren. Ich kommentierte es mit einem lauten Lachen. "Tae, jetzt sehe ich noch schlimmer aus", beschwerte ich mich halbherzig. Er zuckte mit den Schultern. "Das ist doch nicht mein Problem." Wie ich ihn liebte.

Meine Mutter trug einen Teller mit dampfenden Reibekuchen in den Raum. Mein Lieblingsessen. Es war etwas vollkommen Anderes, als die koreanische Küche, weshalb ich mich vor der Reaktion des Schwarzhaarigen fürchtete, der so Etwas noch nie gegessen hatte. Auf dem Tisch stand bereits Apfelmus, Quark mit Schnittlauch und Quark in welchen meine Mutter Zwiebelpulver untergerührt hatte. "Danke", murmelte ich gerührt. Ich wusste, wie lange es dauerte Reibekuchen zu braten. Meine Mutter lächelte mich sanft an. "Zur Feier des Tages habe ich mal dein Lieblingsessen gemacht, Jungkook, Schatz."

"Sieht lecker aus. Was ist das?", meldete Taehyung sich zu Wort. Ich antwortete: "Reibekuchen, oder auch Kartoffelpuffer genannt. Wir haben das Rezept von einem Urlaub in Deutschland. Dort essen sie das wohl gerne auf dem Land." Der Ältere lachte. "Ich dachte immer, dass Bratwurst und Sauerkraut typisch für Deutschland wäre." Ich schüttelte amüsiert den Kopf. "Sie hätten dort aber einen ziemlich eintönigen Speiseplan, wenn sie immer nur so Etwas essen würden."

Wir setzten uns an den Tisch, alle zusammen und wünschten uns gegenseitig einen guten Appetit.

Eine Weile waren nur Kaugeräusche zu hören. Meinem Nebenmann schien es wohl zu schmecken, denn er nahm sich sogar nach. Ich war so froh, dass sich seine Essgewohnheiten deutlich gebessert hatten. Dann durchbrach mein Vater die Stille: "Wie lange seid ihr Beiden schon zusammen?"

Ich erstarrte und warf einen vorsichtigen Blick zu Taehyung. "Wir sind nicht zusammen, Papa", antwortete ich schließlich. Dabei sah ich niemanden an. Ich wollte ihre Gesichter nicht sehen, die mich überrascht musterten. "Aber ihr wohnt zusammen und ihr steht euch so Nahe...", warf Chaeyoung verwundert ein. Unbehaglich zog ich die Schultern hoch und auch der Schwarzhaarige sah sichtlich unkomfortabel aus.

"Können wir das Thema lassen?", fragte ich mit dünner Stimme. Sie nickten alle einvernehmlich und wir plauderten den Rest des Essens über einfache, oberflächliche Dinge.

Dann war es Zeit nach Hause zu gehen. Wir wurden in eine Gruppenumarmung gezogen und ich wurde ermahnt ab jetzt wieder öfters Lebenszeichen von mir zu geben. Brav nickte ich und ließ die ganzen Knuddeleien von meiner Familie über mich ergehen. Danach flüchtete ich förmlich aus dem Haus, das war dann doch zu viel des Guten gewesen. Mein Begleiter kommentierte Dies mit einem Lachen.

Yuki empfing uns mit einem lauten Maunzen und mir stieg ein Gestank in die Nase. Ein großer, brauner Haufen lag auf dem Teppich und ich verzog das Gesicht. Anscheinend hatte ich vergessen das Katzenklo zu machen. Taehyung lachte mich aus, als ich begann alles wegzuputzen. Der Schwarzhaarige schnappte sich meine Katze und sie beobachteten mich gemeinsam dabei, wie ich den Teppich säubert und danach das Katzenklo ausmistete. Als ich fertig war, strich Yuki schmeichlerisch um meine Beine und maunzte. Ich sah auf die Uhr und seufzte. Sie wollte Abendbrot.

Später saßen wir alle drei auf dem Sofa und sahen fern. Wir waren eine richtige kleine Familie geworden. Ich sah mich im Zimmer um und stellte fest, dass wir die Wände immer noch nicht gestrichen hatten. Morgen. Da tun wir es nahm ich mir vor. Der junge Mann neben mir richtete sich auf und kletterte auf meinen Schoß, wo er sich mit dem Gesicht zu mir gewandt hinsetzte. Keiner von uns konnte jetzt mehr den Fernseher sehen. Fragend hob ich eine Augenbraue und der Kleinere beugte sich vor, um mich zu küssen.

Ich erwiderte und als wir uns voneinander lösten, erzählte ich: "Yoongi grüßt dich übrigens herzlich. Wir haben gestern Abend noch telefoniert." Das hatten wir tatsächlich. Der Minthaarige war froh gewesen, dass Taehyung es endlich geschafft hatte Sora hinter Gitter zu bringen und hatte sich bei mir bedankt, weil er felsenfest davon überzeugt gewesen war, dass ich dafür verantwortlich war. Falsch lag er ja nicht.

"Wenn du das nächste Mal mit ihm redest, grüß ihn zurück." Taehyung malte mit seinen Händen unsichtbare Linien auf meiner Brust nach. Ich lächelte und nickte. Dann beugte ich mich vor und küsste ihn erneut. "Ich liebe dich", wisperte ich zwischen den Küssen. "I-ich-" Er hielt inne und löste sich von mir. Seine warmen braunen Augen glitzerten und er sah so glücklich aus. "Ich dich auch".

Ich schluckte und konnte es nicht richtig glauben, was er da gerade gesagt hatte. "K-kannst du das nochmal sagen?", flehte ich. Seine dunklen Augen strahlten in meine. Leicht beugte er sich vor. "Ich liebe dich auch, Kookie." Und mehr wollte ich gar nicht hören, stattdessen schlang ich meine Hände um seine Taille und küsste ihn erneut.

Er liebte mich. Mein Herz schlug so schnell gegen meine Rippen, dass ich beinahe glaubte es würde explodieren. Sein Körper schmiegte sich eng gegen meinen und am Liebsten würde ich ihn nie wieder loslassen. Seine Hände wanderten unter mein T-Shirt und wir fielen rückwärts auf das Sofa. Meine Katze suchte entsetzt das Weite, doch das kümmerte uns nicht. Für mich gab es gerade nur Taehyung. Seine Lippen auf meinen, seine Hände auf meiner Haut. Ich liebte ihn.

"Tae", keuchte ich. "Shh." Er streifte mir mein T-Shirt über den Kopf. "Mach dir keine Sorgen ich sage schon Stopp, wenn es mir zu viel wird, versprochen." Also gab ich auf und legte stattdessen meinen Kopf in den Nacken, um die liebevollen Berührungen zu genießen. Die zarten, federleichten Küsse auf meiner Haut, die mich beinahe wahnsinnig machten.

Ich wollte mehr, doch ich riss mich zusammen und ließ den Älteren einfach machen. Dann kam mir eine Idee. "Warte kurz." Ich richtete mich auf und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. "Willst du oben sein? Ich habe wirklich Angst dir wehzutun." Er weitete seine Augen verwirrt. "Ist das dein Ernst, Kookie?" Ich nickte. Er hatte schlechte Erfahrungen mit Sex und als Bottom würden vermutlich die ganzen schlimmen Erinnerungen in ihm hochsteigen.

Statt einer Antwort drängte der Schwarzhaarige mich zurück auf das Sofa und zog sich selber mit einem Ruck das Oberteil über den Kopf. Er war so wunderschön. Sanft Strich ich mit den Händen über seinen Oberkörper. Lieb mich. Er hinterließ Knutschflecken auf meiner Haut und mein Körper bog sich ihm entgegen. Ich war wie Wachs in seinen Händen.

"Ich liebe dich", keuchte ich leise und er vereinte seine Lippen verlangend mit meinen. "Bist du wirklich sicher, Kookie?", fragte er noch mal nach und ich nickte. Natürlich war ich das.  Für ihn würde ich alles tun. Auch, wenn ich wusste , dass das hier mir auch gefallen würde, ich würde es auch tun, wenn es nicht so wäre. Denn ich liebte ihn. Ich liebte ihn mit meinem ganzen Körper und meiner ganzen Seele.

Unsere Blicke verhakten sich, als der Ältere seine Hand langsam tiefer gleiten ließ. Ich wölbte den Rücken. Alleine diese einfachen Berührungen machten mich verrückt nach ihm. Umständlich öffnete er meine Hose und ich strampelte sie mir von den Beinen. "Mach endlich", quengelte ich ungeduldig. Es verunsicherte mich etwas völlig entblößt hier zu liegen, nur noch mit einer Boxer bekleidet. Der Kleinere leckte sich nervös über die Lippen, bevor er mich von dem letzten Stück Stoff befreite. Seine Hände strichen über meine Erregung, wanderten zu meinen Innenschenkeln und spreizten meine Beine.

Und dann war der erste Finger in mir. Ich warf den Kopf zurück und keuchte. Mehr. Ich wollte mehr. "Tae", wimmerte ich und sah ihn bettelnd an. Er beugte sich vor, küsste mich und ließ seinen zweiten Finger in mich gleiten.

Nachdem er mich genügend vorbereitet hatte, streifte er sich selber die Hose ab und die Boxer. "Du kannst immer noch Stopp sagen", erinnerte er mich und ich verdrehte die Augen. "Entjungpfere meinen Arsch endlich!" Er musste lachen und dann drang er tatsächlich in mich ein. Meine Finger krallten sich in seine Haut. "Nghh", stöhnte ich und verdammt es tat weh, aber es war ein angenehmer Schmerz. Eine Weile verharrten wir in dieser Position, damit ich meine Atmung erst mal unter Kontrolle kriegte. Dann aber wurde ich ungeduldig und begann mein Becken zu bewegen.

"Mehr", wimmerte ich. Ich war ihm völlig ausgeliefert und es gefiel mir. Gott, wie es mir gefiel. Er leistete meiner Bitte Folge und fing an sich schneller zu bewegen. Jetzt schon waren wir Beide von einer dünnen Schweißschicht überzogen und keuchten. "Ich liebe dich", hauchte ich immer wieder. "Ich liebe dich!" Und er lächelte mich an, küsste mich und sagte, dass er mich ebenfalls liebte.

Am nächsten Morgen wachte ich zufrieden im Schlafzimmer auf. Am Abend zuvor hatten wir noch das Sofa gesäubert, bevor wir schlafen gegangen waren. Mein Unterleib schmerzte, doch das störte mich nicht. Taehyung liebte mich! Und das war alles, was zählte. Genannter lag seelenruhig in meinen Armen und schlief immer noch. Ein seliges Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus und ich strich ihn eine Haarsträhne aus der Stirn, bevor ich aufstand.

Meine Katze erhob sich ebenfalls von ihrem Platz auf der Bettdecke und folgte mir mit einem erwartungsvollen Maunzen in die Küche. "Du hast wirklich nichts Anderes, als Essen im Kopf", schimpfte ich, doch mein Tonfall war nur halbherzig streng. Kopfschüttelnd füllte ich ihr Futter in ihren Napf, bevor ich beschloss Frühstück zu machen und meinen jetzt festen Freund damit zu überraschen.

Also schlich ich zurück ins Schlafzimmer, wo ich mich so leise wie möglich anzog, um den Älteren nicht zu wecken. Dann schnappte ich mir meinen Geldbeutel und den Haustürschlüssel.

Es war angenehm frisch draußen. Am Sonntag Morgen um Acht war der Verkehr noch nicht im Gang und die Straßen Seouls waren wie leergefegt. Ich genoss es zu dieser Tageszeit hier draußen zu spazieren. Gemächlich suchte ich eine Bäckerei auf, wo ich Brötchen und Orangensaft besorgte. Zusätzlich kaufte ich noch zwei Schokocroissants. Welcher Mensch mochte diese warmen Köstlichkeiten nicht?

Namjoon rief an und entspannt hob ich ab. "Hallo, na, wie geht's?" Ja, mein Verhältnis zu meinem besten Freund hatte sich inzwischen deutlich gebessert, was ich auch Jin zu verdanken hatte, der Taehyung und mich so gut verarztet hatte und Namjoon oft mitgeschleppt hatte.

"Hallo, Jungkook. Mir geht's gut. Wollen wir uns demnächst mal wieder treffen?" Ich lachte. "Klingt gut." Wie wäre es mit Dienstag? Da habe ich schon um ein Uhr Dienstschluss."

Zurück in der Wohnung kochte ich ein paar Eier und drapierte das ganze Essen schließlich so gut ich konnte auf Tellern. Dann platzierte ich alles auf einem Tablett und brachte es anschließend ins Schlafzimmer.

Mein Geliebter saß aufrecht in unserem Bett und blinzelte verschlafen vor sich hin. Bei diesem Anblick musste ich unwillkürlich schmunzeln. "Hey", begrüßte ich ihn mit einem liebevollen Lächeln. "Hast du gut geschlafen?" Er nickte und gähnte. "Sehr gut." Nach gestern Abend war das auch kein Wunder. Der Sex war wirklich gut gewesen. "Ist das etwa Frühstück?" Der Kleinere rieb sich die Augen und blickte auf das Tablett in meinen Händen. Ich nickte und stellte das Tablett vor seiner Nase ab. "Ein fürstliches Frühstück. Nur das Beste vom Besten für dich", schmeichelte ich und mein Freund musste lachen. "Du schleimst ja schlimmer rum, als deine Katze." Gespielt gekränkt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. "Ich kann das Frühstück auch alleine essen."

Der Ältere beugte sich vor und drückte mir einen besänftigenden Kuss auf die Lippen. "Ich nehme alles zurück." Zufrieden seufzte ich aus. Dann nahm ich sein Gesicht zwischen meine Hände und lächelte. "Ich liebe dich." Seine Augen funkelten in meine und sie waren so lebendig und glücklich. Nicht mehr so leer und traurig, wie damals, als ich ihn im Regen aufgelesen und mit zu mir nach Hause genommen hatte. "Ich liebe dich auch." Ich war zu Hause. Endlich war ich entgültig zu Hause.

Wir aßen größtenteils schweigend und der Ältere half mir das Geschirr abzuräumen. Als wir fertig waren schlug ich vor: "Lass uns duschen gehen und dann streichen wir das Wohnzimmer neu." Er lachte und schlang seine Arme um meinen Nacken. "Du willst mich doch nur nackt sehen." Ich grinste. "Vielleicht."

Und tatsächlich artete das Duschen in einer kleinen Knutscherei aus. Die kalte Wand an meinem Rücken. Das warme Wasser, welches auf uns prasselte und Taehyungs Haut auf meiner. Ich fühlte mich, wie im Himmel.

Yuki saß mit gesträubtem Fell in der Wohnzimmertür und starrte mit ärgerlicher Miene auf das Plastik und die Zeitungen, die wir überall auf dem Boden verteilt hatten, damit keine Farbe an das Parkett kam. Meine Katze hasste raschelnde Dinge, die sie nicht einschätzen konnte. Ich ignorierte sie, schließlich war ein Tag, an dem sie nicht ins Wohnzimmer gehen konnte, kein Weltuntergang. Provokant raschelte ich noch extra etwas rum, sodass sie mich mit einem bitterbösen Blick bedachte und würdevoll in Richtung Schlafzimmer davonstiefelte.

"Wollen wir loslegen?" Ich tauchte meinen Pinsel in den Farbtopf und hielt ihn dann in die Höhe. "Iih, Kookie, das tropft", beschwerte der Schwarzhaarige sich grinsend, bevor er seine Farbrolle ebenfalls in die rote, dicke Flüssigkeit tauchte, sie hochhielt und mir zunickte. Schweigend fingen wir an zu streichen.

Nach einer Weile war mir die Stille zu lästig und ich fing an Taehyung etwas zu necken. "Du streicht aber langsam", spottete ich also. Als Antwort spritzte er mir etwas Farbe aufs Oberteil und hielt mir den Mittelfinger entgegen. "Klappe, Jeon, du bist keinen Ticken schneller." Ich fing an zu schmollen und protestierte: "Hey, das war aber nicht nett." Er zuckte bloß mit den Schultern. "Juckt wen?" Empört schnappte ich nach Luft. "Frech." Er schenkte mir ein unverschämtes Grinsen und fuhr mit den Streichen fort. Beleidigt tauchte ich meine Farbrolle, die ich inzwischen gegen den Pinsel ausgetauscht hatte, wieder in die Farbe, bevor ich etwas von der roten Flüssigkeit auf meinen Finger träufelte. "Tae, schau mal." Er blickte auf und blitzschnell schmierte ich meinen Finger an seiner Wange ab. Er verdrehte die Augen. "Kindskopf."

Grinsend widmete ich mich jetzt ebenfalls wieder der Wand. "Selber. Du hast angefangen." Und wäre Farbe nicht so teuer, hätten wir jetzt bestimmt eine Schlacht damit angefangen.

Mit den Endergebnis waren wir Beide sehr zufrieden. Die Wände des Wohnzimmers erstrahlten nun in einem satten Rot. Schnell machten wir uns daran das Meiste aufzuräumen, bevor wir das Wohnzimmer verließen. Die Farbe musste noch ein bisschen trocknen und wir beschlossen in der Zeit spazieren zu gehen.

"Ich will dir was zeigen", meinte ich zu meinem Freund. Sein fragenden Blick lag auf mir. "Was denn?" Ich schmunzelte. "Lass dich überraschen." Wir schlenderten durch die Straßen von Seoul und eine leichte Briese fuhr über uns und zerzauste unsere Haare. Meine Finger verschränkten sich mit denen Taehyungs.

Es dauerte nicht lange, da sah ich auch schon das Tor des Friedhofs. Ich blieb stehen. "Ich glaube ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich will dir nichts zeigen, sondern ich will dir Jemanden vorstellen", wisperte ich leise. Der Schwarzhaarige sah mich mit einem sanften Blick an. "Ich fühle mich geehrt, dass ich ihn kennenlernen darf", antwortete er nicht minder leise. Schweigend betraten wir das Friedhofsgelände. Das Tor quitschte leicht, bevor es hinter uns wieder zufiel.

Meine Schritte waren zielstrebig und ich führte den Älteren durch die Reihen aus Grabsteinen. Dann blieben wir vor Donghaes Grab stehen.

"Hallo Donghae", sagte ich und lächelte. "Darf ich dir Jemanden vorstellen? Das ist Taehyung. Er ist jetzt mein fester Freund." Mein Begleiter räusperte sich. "Freut mich dich kennenzulernen." Ich griff nach seiner Hand, bevor ich weitersprach: "Taehyung und ich lieben uns. So, wie wir Beide uns geliebt haben. Weißt du, Donghae? Ich werde dich nie vergessen und ich hoffe, dass du glücklich dort oben im Himmel bist." Ich schluckte und sah auf den Grabstein. Donghaes Name war in deutlichen, schön geschwungenen Buchstaben darauf gedruckt. "Machs gut", hauchte ich.

Sobald wir den Friedhof verlassen hatten, griff mein Freund nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich. "Danke, dass du mir vertraust, Jungkook". Er küsste mich stürmisch und ich erwiderte. Natürlich vertraute ich ihm. Schließlich war ich ihm völlig verfallen.

Es fing an zu regnen und lachend löste ich den Kuss, um meinen Freund anzusehen? "Wollen wir es richtig clichéhaft machen?" Er nickte mit funkelnden Augen und schon lagen unsere Lippen wieder aufeinander. Ich bekam nicht genug von ihm. Von meiner Droge. Er war so berauschend.

Der Regen durchnässte unsere Haare und unsere Klamotten. Ich musste daran denken, wie wir uns das erste Mal getroffen hatten. Im Regen. Ich schloss die Augen und vergrub meine Hand in seinem nassen Haar, ruinierte seine Frisur. Lieb mich. Und er liebte mich. Er war da.

Atemlos lösten wir uns voneinander. Wir Beide froren und waren völlig durchnässt. Wie damals. "Lass uns schnell zu uns nach Hause", lachte ich. "Wir sollten uns besser aufwärmen." Und jetzt war es nicht mehr mein Zuhause, sondern unser Zuhause. Glücklich lächelte ich.

"Wer als erster da ist hat einen Wunsch frei", rief ich und sprintete los. Ich mochte mich wie ein Kind verhalten, doch Kindlichkeit war Etwas, was man schätzen sollte. "Unfair", rief der Kleinere mir hinterher, bevor er ebenfalls losrannte. Lauthals lachend sprintete ich in Richtung unserer Wohnung. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war so glücklich. So unendlich glücklich.

Natürlich gewann ich das Rennen. Grinsend schloss ich die Haustür auf. "Jetzt habe ich einen Wunsch frei", verkündete ich zufrieden und mein Freund fing an zu schmollen. Ich schlang die Arme von hinten um ihn und gab ihm einen Kuss auf den Nacken. "Ich wünsche mir, dass wir Beide jetzt ein richtig schönes, heißes Bad haben."

Er drehte sich zu mir um und schlang die Arme um meinen Nacken. Eine Weile grinsten wir uns einfach nur gegenseitig blöd an, wie zwei ganz normale, verliebte Teenager. Mir war bewusst, dass wir noch Einiges zu meistern hatten, noch, war nichts perfekt, die Wunden der Vergangenheit waren zu tief. Tae würde Rückfälle haben, ich würde um Donghae trauernd im Bett liegen und die ganze Welt hassen. Doch das war morgen. Oder übermorgen. Irgendwann in der Zukunft. Jetzt gerade in diesem Moment waren wir glücklich.

"Ich liebe dich, du Vollidiot." Er gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze. "Dein Vollidiot", antwortete ich sanft lächelnd. "Immer nur dein Vollidiot und das wird sich niemals ändern. Versprochen." Dieses Mal küsste er mich auf den Mund. "Ob du dein Versprechen hältst, wird uns die Zukunft verraten", zog er mich auf. Ich verdrehte schmunzelnd die Augen. "Halt die Klappe."

Mit diesen Worten zog ich ihn hinter mir her ins Badezimmer. Schnell befreiten wir uns von unseren klebrigen, nassen Klamotten und während ich ein Bad einließ und Badekugeln in das Wasser warf, stellte sich der Schwarzhaarige vor den Spiegel und musterte sich. "Ich habe zugenommen", stellte er fest und schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er das gut finden sollte. Ich schlang von hinten die Arme um seine immer noch schmale Taille. "Zum Glück. Jetzt muss ich nicht immer Angst haben, dass du mir zusammenklappst."

Er lächelte schwach. "Aber, wenn du mich zu dick findest, sagst du mir das, oder?" Seufzend drehte ich ihn zu mir und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. "Ich finde dich wunderschön. Egal, ob du zu dick oder zu dünn bist! Nur noch glücklicher machst du mich, wenn du kerngesund bist. Bitte, Tae. Das Einzige, was ich will ist, dass es dir gut geht. Aber ich werde dich trotzdem zu nichts zwingen. Weil ich dich liebe."

Das Badewasser lief beinahe über. Schnell stellte ich es ab. "Komm." Ich hielt meinem Freund die Hand hin und lächelte liebevoll. "Lass uns baden gehen." Er kicherte und ergriff meine Hand.

Gemeinsam setzten wir uns in das warme Badewasser und genüsslich seufzte ich auf. Das war Erholung pur. Ich merkte erst jetzt, wie sehr ich gefroren hatte. Eng kuschelten wir uns aneinander, groß war die Badewanne nicht, doch das störte Keinen von uns. Der Schwarzhaarige auf meinem Schoß spielte gedankenverloren mit dem Schaum und ich konnte über dieses niedliche Verhalten nur schmunzeln.

Yuki steckte den Kopf durch die Tür, wich aber angeekelt wieder zurück, als sie uns in der Badewanne sah. Sie hasste Wasser. "Tae?" Er drehte den Kopf zu mir und meine Hand wanderte in seine schwarzen Locken, die so weich waren. "Mh?" Ich lächelte. "Es ist schön, dass es dich gibt."

Sein leises Lachen ertönte und seine Augen blitzten fröhlich auf. "Es ist auch schön, dass es dich gibt."

Wir badeten eine ganze Weile und ließen uns von dem heißen Wasser auftauen. Es war schön nicht mehr alleine zu sein. Yuki konnte doch keine menschliche Gesellschaft ersetzen. Und es ging mir so viel besser, seit ich meinen Freund kannte.

Taehyung griff nach meiner Hand und spielte mit meinen Fingern. "Alles an dir ist schön, Kookie, sogar deine Hände", sagte er bewundern, was mich lächeln ließ. "Danke", antwortete ich einfach.

Das Wasser kühlte ab und es war Zeit die Badewanne zu verlassen. Wir trockneten uns gegenseitig ab, während das dreckige Badewasser in den Abfluss plätscherte. Es war eine angenehme Atmosphäre.

In bequemen Klamotten begaben wir uns in die Küche und machten uns was zu Essen. Während die Nachos mit Käse in der Mikrowelle überbacken, wuschelte ich meinem Freund durchs Haar. "Hey" , protestierte er. "Lass das."

Es war schön, dass wir alles überstanden hatten. Gemeinsam hatten wir unsere Hauptprobleme überwunden, zwar noch nicht ganz aber wir waren auf einem guten Weg. "Was soll ich lassen? Etwa das hier?", fragte ich frech und wuschelte dem Kleineren erneut durchs Haar. Er nickte und schmollte. Dieser Mensch war wirklich Gold wert!

Die Mikrowelle piepte und ich schnappte mir den Teller Nachos. "Wollen wir ins Wohnzimmer?"

Die rote Farbe war getrocknet und so schoben wir die Möbel wieder auf ihre Plätze zurück, bevor wir uns auf das Sofa setzten. Meine Katze gesellte sich zu uns und maunzte lauthals, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Mein Geliebter lachte und kraulte das den kleinen Stubentiger unterm Kinn. Wohlig schnurrte Yuki und ich konnte nur den Kopf darüber schütteln, dass sie es tatsächlich immer wieder schaffte sich bei uns einzuschleimen.

Wir aßen unsere Nachos auf und kuschelten anschließend miteinander. "Ich liebe dich", murmelte ich meinem festen Freund ins Ohr. "Ich liebe dich auch", antwortete er lächelnd. Und das hier war dann wohl unser happy end.

Obwohl happy ends eigentlich nichts Anderes als offene Enden sind. Denn das richtige Ende ist immer ein sad end.

Und damit sind wir am Ende dieser Geschichte angekommen! Ich danke euch von ganzem Herzen fürs Lesen und für eure Unterstützung! Ohne euch hätte ich die Geschichte wahrscheinlich sogar aufgegeben, aber eure lieben Worte haben mich dann doch ermutigt weiter zu schreiben!

Ich habe euch ja versprochen in diesem Kapitel ein paar Bilder von meinem Hund einzufügen, also werde ich das mal tun... Bis im nächsten Buch ihr wundervollen Menschen, fühlt euch gedrückt!


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