🦇 𝐇𝐀𝐋𝐋𝐎𝐖𝐄𝐄𝐍 🦇

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"Buh!", hallt laut durch das Wohnzimmer, das voll dekoriert mit Halloween-Deko ist. Hexen, Kürbisse, Fake-Spinnen, Fledermäuse, Spinnennetze und Skelette dürfen nicht fehlen. Der elf-jährige Yuun hat sich in dem kleinen aber feinen Wohnzimmer mit den Dekosachen aus dem Dachboden voll ausgetobt.

Taehyung zuckt stark zusammen, legt die Hand auf sein Herz und atmet hörbar aus. "Oh Großer, musst du mich so erschrecken?", stöhnt er außer Atem und legt den Einkauf auf die Küchenablage.

Taehyungs Sohn kichert fröhlich, weil sein lang überlegter Plan ein voller Erfolg gewesen ist. "Du hast dich so erschreckt, Appa!"

Neugierig spitzelt er in die Einkaufstüte. "Was hast du alles eingekauft, Appa?"
"Ein paar Süßigkeiten, falls heute Abend Kinder klingeln und nach Süßes und Saures fragen.", erklärt er und räumt alles auf die Seite.

"Aber ich dachte, die sind für mich..." Der kleine Junge schiebt die Unterlippe hervor und ein viel zu süßes Schmollen ziert sein Gesicht. Er weiß, dass seine Eltern diesen Hundeblick niemals widerstehen können - damit gewinnt er immer.

Taehyung sieht zu Jungkook, wollte bereits etwas sagen und Jungkook davon abhalten, seinen Sohn wieder einmal das zu geben, was er sich wünscht, aber da ist Jungkook schneller, streichelt liebevoll das schwarz glänzende Haar und sagt lächelnd: "Wenn was übrig bleibt, dann bekommst du den Rest, in Ordnung?"

Augenblicklich strahlt Yuun wieder und nickt hastig. "In Ordnung, Papi!"

Eigentlich hat er auch vorgehabt mit seinen Freunden von Haus zu Haus zu ziehen und die süßen Leckereien abzustauben, leider hat jeder von Yuuns Freunden abgesagt, sodass er nun den Abend mit seinen beiden Eltern verbringt. Für ihn überhaupt kein Problem, denn er erwähnt Taehyung und Jungkook ganz oft, als die besten Eltern, die man haben kann.

"Papi? Appa?", etwas überlegt guckt er hoch zu seinen Eltern, ihm brennt etwas auf der Zunge. Eine Frage, die Yuun schon viel zu lange im Kopf herumschwirrt. Und jetzt muss es raus, er muss diese überaus wichtige Frage seinen Eltern stellen, denn seine Klassenkameraden haben momentan nur ein Gesprächsthema und da möchte der elf-jährige Junge endlich mitreden können.

Als er bemerkt, dass er die Aufmerksamkeit beider auf sich hat, fragt er offen: "Ich würde gern wissen, wo ich entstanden bin?"

Jungkook, der eben eine Bananenmilch geöffnet hat und einen großen Schluck getrunken hat, spuckt mit einem Mal das süße Getränk aus, quer durch den Raum - genau in Taes Richtung. "Ihh! Du bist so eklig!", schreit Tae und wischt sich die Bananenmilch vom Gesicht. Entschuldigend guckt Jungkook seinen Ehemann an und wischt mit einem Tuch das Gesicht sauber. "Entschuldige, Schatz."

Tae wirft Jungkook einen vielsagend Blick zu, denn niemals haben sie damit gerechnet, dass ihr Sohn, solch eine unangenehme Frage stellen würde.

Beide versuchen es mit ignorieren, tun mit Absicht so, als hätten sie Yuun nicht gehört.

Denn wie ihr geliebter Yuun entstanden ist, sollte eigentlich für immer ihr Geheimnis bleiben.

Kaum können Jungkook und Taehyung ihre Augen von einander lösen, denn beide hängen ihrer gemeinsamen Erinnerung nach an jenem Abend, der etwas anders wie gedacht geendet hat.

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Nacht.

Es ist Nacht, als das junge Paar ihre ganz eigene Mutprobe meistern wollen.

Es klingt fast nach einem Klischee.

An Halloween hat Jungkook den Gedanken gehabt, mit Taehyung in einen ihnen unbekannten Wald zu gehen, kurz bevor es Mitternacht schlägt.

Jungkook hat von seinem Großvater gehört, dass es in dem Wald am Rand der Hauptstadt ein verlassenes Mausoleum stehen würde und genau das möchten die beiden in der Halloween Nacht erkunden.

"Lass uns lieber umdrehen und morgen bei Tag zurückkommen, Kook.", verängstigt hat Tae einen 360 Grad Blick drauf. Sie sind noch nicht an jenem Gebäude angekommen, doch der Wald ist bei Nacht für ihn gruselig genug.

Ein leichter Luftzug peitscht durch den dicht bewachsenen Wald und durchstreift die Haare der beiden. Buchen und Eichen haben bereits ihre Blätter fallen gelassen, sodass der Wind noch stärker durch die Bäume weht.

Über ihnen fliegen einige Fledermäuse, die doch eigentlich lautlos sein sollten, aber gerade ist ihr Flügelschlag lauter als das Äste knacksen und Blätter rascheln unter ihren angefeuchteten Schuhen. Gestern hat es noch wie wild geregnet, weshalb ihr Weg direkt durch den Wald sehr rutschig und matschig ist, doch für Jungkook ist das alles nicht einschüchternd, er möchte unbedingt dieses Mausoleum sehen.

Jungkook war noch nie für gruselige Dinge einzuschüchtern, er liebt es die schlimmsten Horrorfilme zugucken, wo die meisten bei der Hälfte abgeschaltet hätten. Er ist für den bestimmten Kick geboren worden. Er liebt einfach dieses Gefühl, wenn Angst und Schrecken von seinen Zehnnägel bis hin zu seinen Fingerspitzen hochwandert.
Anders ist da sein geliebter Freund, der am liebsten wieder in die belebte Innenstadt zurück möchte. Er wollte doch eigentlich nicht hier her, aber Jungkook hat ihn einfach mitgeschleppt und jetzt sind sie hier - gefühlt gefangen in einem waschechten Horrorfilm.

Umzingelt von Fledermäusen, Wind, Ungeziefer, an die Taehyung lieber nicht denken möchte. Und wer weiß, vielleicht lauert schon der erste Fuchs oder Wolf in ihrer Nähe, hat die beiden leichtsinnigen Menschen im Visier und wartet nur auf den richtigen Moment. "Jungkook... Babe, bitte...!"

"Wir sind gleich da, Tae. Halte noch etwas durch." Zur Beruhigung drückt Jungkook Taes Hand, doch für ihn ist das überhaupt keine Beruhigung, nein. Er schreit laut auf, krallt sich an den Torso seines Freundes und vergräbt sein von Tränen überdecktes Gesicht in Jungkooks Jacke, als plötzlich Knacksen zu hören ist, das ganz sicher nicht von ihnen stammt.

"W-was war das? Lass uns einfach Nachhause gehen, Jungkook. Ich will das alles nicht mehr. Es war eine dumme Idee herzukommen... bitte...", heult er beinahe und kneift die Augen fest zusammen.

"Es wird alles gut, Tae. Schau wir sind da.", spricht Jungkook sanft und legt die Arme um seinen zitternden Körper. Er küsst sanft seine Schläfe und zieht Taehyung zu dem verlassenen Gebäude.

Und was soll Taehyung sagen, als er auf das Etwas schaut? Er möchte nur noch dringender Nachhause. Ihm fehlen die Worte, so mächtig sieht das Mausoleum aus. Es muss seit Jahrzehnten bereits leer stehen, so bewachsen ist das Haus von Efeu und Moos, doch ist im großen in einem guten Zustand erhalten geblieben.
Im Hintergrund erstrahlt der Vollmond das Gebäude, der Eingang ist von schwarzer Masse getränkt, sodass man von weitem nicht erkennen kann, was in ihr sich verbirgt.
An der Spitze des Einganges ragt eine Steinsfigur hoch. Taehyung kann mit großer Anstrengung erkennen, dass es sich um eine Frau mit Flügeln handeln muss - keinen Schimmer, was das zu bedeuten hat, aber es wirkt verdammt gruselig. Als würde die Frau, die beiden beobachten und nur darauf warten, bis sie sich dort hinein begeben.

"Wow...", staunt Tae und bekommt ein zustimmendes Brummen. "Lass uns reingehen, Tae."

"W-was?! Du willst ernsthaft da rein?!!"

"Natürlich, deswegen sind wir doch hierhergekommen."

"Nein, deswegen bist du hierhergekommen. Du hast mich nur gezwungen!", patzig mault er Jungkook an, für einen Augenblick ist die schaurige Aura des Waldes vergessen.

Er ziept etwas an Taehyungs Ärmel. "Jetzt komm, Tae. Ich bin doch dabei. Es wird überhaupt nichts passieren."

"Ach, also weißt du, was auf uns da drinnen in diesem- diesem- diesem- Friedhof warten wird?!"

"Nein. Ich bin auch zum ersten Mal da. Das weißt du doch, Schatz."

"Vergiss es! Ich geh da nicht rein! Lieber warte ich draußen!"

Jungkook hebt eine Augenbraue. Er weiß, was für ein Feigling sein Freund ist. Er würde niemals alleine zu Mitternacht an diesem Ort warten. "Also willst du ganz alleine hier bleiben und nur darauf warten, dass eine Fledermaus dein ganzes Blut aussaugen will?"

Taehyung verharrt in seiner Bewegung. So weit hat er nicht gedacht, aber sein Freund hat recht, wenn er hier draußen warten möchte, würde er doch nur eine Einladung zum Futter der Tiere sein, die das hier ihr Zuhause nennen, letztendlich bleibt ihm nichts anderes übrig als einzuknicken. "Man, ich hasse dich!", schlägt er jammernd auf den Oberarm Jungkooks, der nur in ein freudiges Lachen verfällt und Taehyung an der Hand in das verlassene Mausoleum hineinzieht.

Sie werden das noch bereuen, Taehyung weiß es einfach.
Er spürt es im Magen.

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