𝟏𝟗 | 𝐯𝐢𝐥𝐥𝐚𝐠𝐞
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NOCH IMMER KONNTE ich nicht glauben, dass das hier gerade wirklich geschah. Loki
und ich, zusammen auf dem Weg zu dem Dorf, in dem ich angeblich aufgewachsen war.
Hätte mir das jemand nach unserem ersten Treffen erzählt, hätte ich ihn wohlmöglich für verrückt erklärt. Loki, der Mann, von dem ich gedacht hätte ihm nie vertrauen zu können, half mir jetzt dabei mein größten Geheimnis zu lösen. Er hatte es sogar geschafft, dass ich für das was er für mich getan hatte, dankbar war.
Fest hielt ich mich an dem Sattel des Pferdes fest, welches Loki durch die Gebirge Asgards ritt. Auch wenn es wohl sicherer gewesen wäre, wenn ich mich einfach an ihm festgehalten hätte, weigerte ich mich sturr.
Er schaffte es in der letzten Zeit, dass ich fast alle meine Prinzipien für ihn über Bord warf, deshalb wollte ich wenigstens jeden Körperkontakt der sich mit ihm vermeiden ließ, auch vermeiden. Letztendlich war er doch nur für mich da, damit ich etwas über meine Vergangenheit erfahren konnte.. oder nicht? Verdammt, worüber dachte ich jetzt schon wieder nach?
Ich versuchte meine Gedanken ausnahmsweise auf etwas anderes als Loki zu konzentrieren, weshalb ich meinen Blick über die Landschaft Asgard streifen ließ.
Es war so atemberaubend hier, nicht Ansatzweise mit dem vergleichbar, was ich sonst auf der Erde gesehen hatte. Die Luft war klarer, das Wasser wirkte blauer und die Wiesen grüner. Je weiter wir aus der Stadt geritten waren, desto mehr hatte ich das Gefühl, etwas abschalten zu können. Für einen Moment all meine Sorgen zu vergessen und nur die Geräusche des galoppierenden Pferdes und den Wind, der durch meine Haare wehte, zu spüren.
Ich wäre gerade am Liebsten über den ganzen Planeten zusammen mit Loki geritten, doch als sich unser Tempo langsam verringerte, stieg meine Anspannung wieder und ich wusste, dass ich mich nun doch der Realität stellen musste.
Mein Puls erhöhte sich, als ich in der Ferne die Mauern eines Dorfes sah. Es gab ihn also doch. Den Ort, der mir endlich meine letzten Fragen beantworten sollte. Der mich vielleicht wieder zu meiner Familie und meinem alten Leben bringen würde.
Kurz vor den Mauern blieben wir stehen. Loki half mir dabei von dem Pferd abzusteigen und während er das Tier noch an einen Zaun anbund, ging ich schon einige Schritte in das Dorf hinein.
Doch beim näheren betrachten fiel mir auf, dass es gar nicht so aussah, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte eher erwartet, dass mich ein kleines, niedliches Dorf, dessen Häuser mit Efeu bewachsen waren und die Bewohner sich auf dem Marktplatz trafen um ihre Ware zu verkaufen, erwartete.. doch das hier war ganz anders.
Die Fassaden waren heruntergekommen, Scheiben waren zerschlagen, Ratten liefen über das Pflasterstein und keine Menschenseele war zuerst zu sehen. Das Dorf schien wie ausgestorben.
War es denn überhaupt das Richtige? Hatte sich Loki vielleicht einfach nur geirrt?
Doch als auch er nun auf mich zu kam und genau den gleichen verunsicherten Blick aufgesetzt hatte, wurde mir bewusst, dass das hier wirklich das Dorf war, in dem ich vorher gelebt haben sollte.
,,Kannst du dir das erklären?", fragte ich ihn deshalb, versuchte dabei meine Enttäuschung nicht zu sehr sichtbar werden zu lassen. Ich musste aufhören mir solche Hoffnungen zu machen, scheinbar war das hier nur eine weitere Sackgasse. Unsicher blickte sich Loki um, versuchte eine Antwort darüber zu finden, was hier geschehen sein könnte, doch auch er war ratlos.
,,Ich weiß aus sicherer Quelle, dass das hier dein Dorf sein muss, jedoch scheint sich in den letzten fünf Jahren einiges verändert zu haben", antworte er mir ratlos. ,,Vielleicht sollten wir einfach schauen ob wir deine Familie finden, sie könnten ja noch immer hier sein", versuchte er mich ein wenig zu ermutigen.
Was blieb mir auch anderes übrig? Wir waren immerhin extra her her gereist. Ich konnte doch nicht jetzt schon aufgeben, auch wenn es nicht so aussah, als würde hier überhaupt noch jemand leben.
Als wir Beide so langsam durch das Dorf gingen, sah ich mich immer wieder genaustens um, versuchte mich zu erinnern, die Plätze, die ich aus Lokis Erzählung gehört hatte wiederzuerkennen, doch nichts. Nichts schien mir meine Erinnerung wiederzubringen. Selbst dieses Dorf nicht.
Auch wenn es hier wie ausgestorben wirkte, hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl beobachtet zu werden. Als würden uns seit dem wir hier waren Augen von überall verfolgen. Auch Loki schien wohl das gleiche Gefühl zu haben. Immer wieder drehte er sich um, sah durch die verstaubten Fenster der Häuser, doch jedes von ihnen war verlassen.
Ach verdammt, es ergab keinen Sinn noch weiter zu suchen. Niemand war mehr hier. Sie waren alle fort und ich würde nie erfahren, wer meine Familie war. Mittlerweile konnte ich nicht einmal mehr verstecken wie enttäuscht ich darüber war.
,,Los, komm schon Loki.. lass uns zurück reiten", rief ich ihm zu, wollte an ihm vorbei, zurück zum Pferd gehen, als er plötzlich nach meiner Hand griff und mich zu sich zurück zog. Auch in seinen Augen erkannte ich Frust. Etwa wegen dem hier? Nein, nein, das konnte es nicht sein. Es war sicher nur, weil ich seinen Vormittag verschwendet hatte.
,,Hey.. ehm.. wir werden deine Familie schon finden, okay? Lass dich davon nicht entmutigen. Ich werde nicht ruhen, bis ich sie gefunden habe.. das bin ich dir doch irgendwie schuldig", versprach mir Loki, zauberte mir dadurch sogar ein müdes Lächeln ins Gesicht.
Kurz blickten wir uns an, bis Loki noch die letzten Schritte auf mich zu ging und mich sanft in eine Umarmung zog. Meine Augen waren weit aufgerissen, wie erstarrt stand ich einfach nur da, als sich seine Arme um mich legten. Es war das zweite Mal, dass wir uns umarmten, nur, dass ich ihm jetzt nicht die Schulter vollheulte. Auch wenn ich von dieser Geste sichtlich überfordert war, fühlte sich seine Nähe beinahe gut an. So als würde ich das gerade wirklich brauchen. Langsam legte ich meine Arme um seinen Hals, wollte gerade meine Augen schließen, als ich plötzlich eine Gestalt, einige Meter von uns entfernt erblickte.
Sofort riss ich mich aus der Umarmung, wollte auf keinen Fall Zeit verlieren und lief direkt auf die Person zu. Loki blieb noch für einen kurzen Moment stehen, bis er begriff was ich gerade tat und mir folgte.
,,Hey! Hallo? Entschuldigen sie bitte!", rief ich, als die Person gerade in eines der Häuser verschwinden wollte. Zu meinem Glück schaffte ich es, sie rechtzeitig abzufangen, bevor sie die Tür hinter sich schließen konnte. Es stellte sich heraus, dass es eine alte Dame war, ihre grauen langen Haare fielen aus dem Stofftuch, welches sie um ihren Kopf gewickelt hatte.
Etwas entgeistert sah sie uns an. Es war wohl nicht alltäglich, dass dieses Dorf Besucher bekam, vor allem nicht, wenn die eine Person davon der Prinz Asgards war. Doch gegen meiner Erwartung starrte sie nicht Loki an, sondern mich.
,,D-Dich kenne ich", sagte sie plötzlich in Unglaube. Mein Herz fühlte sich an als würde es gleich explodieren. Sie kannte mich? Hieß das etwa, dass das wirklich das Dorf war, in dem ich aufgewachsen war?
,,Dein Name ist.. dein Name ist Hilda.. L-Leifsdottir. Habe ich nicht recht?", sprach sie weiter. Verunsichert blickte ich zu Loki, doch auch er schien mit dieser Reaktion nicht gerechnet zu haben. Hilda Leifsdottir? War das wirklich mein Name gewesen? Mein richtiger Name? Ich wusste nicht genau wie ich ihr antworten sollte, weshalb ich einfach nur langsam nickte.
,,Ich hätte nicht gedacht, dass du nach all dem wieder zurückkommen würdest..", sagte sie, mit einem Gesichtsausdruck, der beinahe so aussah, als würde sie Schuld empfinden. Doch auch darauf konnte ich ihr nicht wirklich antworteten, immerhin wusste ich ja, außer von dem was Loki mir erzählt hatte, nichts über diese Nacht. Aber irgendwie musste ich ja etwas sagen.
,,Ja.. also.. i-ich dachte mir ich sollte nach so einer langen Zeit wieder zurückkommen um meine Familie zu besuchen.. j-jedoch scheint das Dorf wie ausgestorben. Wissen sie vielleicht was hier geschehen ist?", meine Stimme zitterte, obwohl ich wirklich versuchte selbstbewusst zu wirken. Aber was bildete ich mir auch ein? Das hier war so unglaublich wichtig für mich und ich war so kurz davor, alles zu erfahren. Diese Frau war wahrscheinlich die Letzte und Einzige Person, die mir hier meine Antworten geben konnte.
Doch mein Puls erhöhte sich, als ihr Gesicht plötzlich an Farbe verlor, sie schien beinahe kreidebleich zu werden. Vorsichtig strich sie mir einmal sanft über den Arm, bevor sie den Mut hatte weiter zu reden.
,,E-Es tut mir unglaublich Leid dir davon zu berichten, aber deine Familie starb noch in der selben Nacht, von den Männern, die dich in die Gebirge getrieben haben", stotterte sie betrübt.
Oh Gott.. N-Nein.. Es fühlte sich so an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Meine Familie war tot?! Ich bin so weit gekommen, nur um zu erfahren, dass sie schon seit über fünf Jahren tot waren? Nein.. nein das konnte nicht wahr sein.. d-das konnte nicht stimmen.
,,W-Was?", brachte ich beinahe nur flüsternd hervor, obwohl ich sie eigentlich so viel fragen wollte. ,,Nachdem du unauffindbar warst, kamen sie zurück und.. und brachten deine Eltern und Geschwister auf die Weise um.. wie sie es mit dir machen wollten. E-Es tut mir so schrecklich Leid, dass du es erst jetzt erfahren konntest", sprach sie, doch jedes weitere Wort aus ihrem Mund brannte wie Feuer in meinen Ohren.
Ich hatte das Gefühl brechen zu müssen, zu schreien, alles kurz und klein zu schlagen, doch stattdessen lief mir nur eine einzelne Träne die Wange herab. Ich war wie in Trance, konnte nicht denken, nicht atmen, fühlte mich so, als müsste ich Hier und Jetzt sterben. Doch als plötzlich eine Hand meine in ihre nahm, schien sich der Schleier langsam wieder zu lösen. Ich sah zu Loki, der sich mittlerweile neben mich gestellt hatte und fest meine Hand hielt, bevor ich mich wieder an die Frau wandte.
Das Alles konnte doch nicht Real sein. Meine Familie war tot, nur weil ich zu feige war mich meinem Schicksal zu stellen. Es war das eingetreten, was ich immer versucht hatte niemals geschehen zu lassen. Niemand sollte wegen mir zu Schaden kommen.. niemand verdammt.
Ich war Schuld. Ich war Schuld daran, dass sie sterben mussten.
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Hey, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und über etwas Feedback würde ich mich sehr freuen!
Ich habe übrigens eine neue Bucky Barnes FF mit dem Namen "the silver soldier" geschrieben, dort wird auch bald das erste Kapitel veröffentlicht. Würde mich freuen, wenn ihr dort vorbeischauen würdet. :)
lea <3
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