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𝓐𝓷𝓭 𝔀𝓱𝓮𝓷 𝓲𝓽'𝓼 𝔂𝓸𝓾 𝔀𝓱𝓸'𝓼 𝓭𝓮𝓼𝓽𝓻𝓸𝔂𝓲𝓷𝓰 𝔂𝓸𝓾 𝓼𝓸 𝓫𝓪𝓭, 𝓘 𝔀𝓲𝓵𝓵 𝓽𝓻𝔂 𝓪𝓷𝓭 𝓹𝓻𝓸𝓽𝓮𝓬𝓽 𝔂𝓸𝓾 𝓯𝓻𝓸𝓶 𝔂𝓸𝓾𝓻𝓼𝓮𝓵𝓯

Der Platz neben Yoongi war leer, als er aufwachte. Verwirrt richtete sich der Musikstudent auf und rieb sich die Augen. Wo war Jimin? Und, als er den Jüngeren nirgendwo auf dem Campingplatz erkennen konnte und auch sein Auto leer war, als er hineinschaute, begann Yoongi Panik zu bekommen. Warum war der Tänzer fortgelaufen? Oder war er womöglich von einer zwielichtigen Gestalt abgefangen worden, als er etwas aus dem Auto hatte holen wollen oder so?

Hoffentlich hatte Jimin keine dummen Ideen. Yoongi wusste, dass der Jüngere psychisch alles andere als stabil war.

Mit schweren Schritten begab er sich in Richtung Waschhaus, um sich zu erleichtern, bevor er weiter nach dem Tänzer suchen würde.

Stille herrschte in dem kleinen Herrenklo, eine der beiden Kabinen war verschlossen, Yoongi trat in die andere, die Pissoirs waren ihm zu eklig, denn sie schienen schon länger nicht mehr geputzt worden zu sein.

In der Kabine neben ihm raschelte es. Der Musikstudent schloss seinen Reißverschluss wieder, nachdem er sich erleichtert hatte und hielt inne. Ein Schniefen. Yoongi spülte ab, bevor er aus seiner Kabine trat und gegen die Tür der anderen Kabine klopfte. "Jimin?"

Keine Antwort, doch das Schniefen wurde lauter. "Hey...", sagte der Schwarzhaarige sanft. "Was ist los?"

Erneut erhielt er keine Antwort. "Magst du mir vielleicht die Tür öffnen? Damit ich dich wenigstens umarmen kann?" Yoongi blieb ruhig. Panik zu schieben oder Druck zu machen würde hier nichts bringen.

Tatsächlich klackte nach wenigen Minuten des Wartens das Schloss der Tür. Erleichtert atmete der Musikstudent auf. "Ich komme rein, okay? Wenn du dich umentscheidest dann kannst du jetzt noch nein sagen..." Er wollte den Jüngeren auf gar keinen Fall bedrängen, weshalb er ihm Freiraum bot, falls dieser ihn benötigte.

Als keine Proteste kamen drückte Yoongi die Kabinentür vorsichtig auf. Sein Blick traf auf Jimins. Die Augen des Tänzers waren vom Weinen gerötet, zwischen seinen Fingern hingen vereinzelte Haarbüschel, die er sich wohl in seiner Verzweiflung rausgezogen hatte. Über die zarten Wangen des Jüngeren zogen sich rote Kratzspuren, teilweise sogar blutig.

"Hey... Was machst du denn?", fragte Yoongi sanft und griff nach Jimins Händen. "Diese Hände sind doch nicht dafür da, um dir wehzutun..." Der Jüngere schluchzte auf und schlang seine Arme um Yoongi. "Tut mir leid", wimmerte Jimin.

"Was ist denn los?" Der Ältere erwiderte die Umarmung und strich sanft den Rücken des aufgelösten Jungen auf und ab.

"Ich bin nicht perfekt", weinte Dieser. "Gestern..." Yoongi wartete ruhig, ließ zu, dass Jimin sich etwas sammelte und die richtigen Worte finden konnte. "Wir waren betrunken... Das ist alles nicht echt!"

Diese Worte trafen Yoongi unerwartet. Überrascht schnappte er nach Luft. "Willst du denn, dass es echt war?", fragte er leicht ungläubig. Jimin nickte. "Ich wünschte, du würdest m-mich wirklich so mögen, wie du es gestern getan hast. M-mich so behandeln."

Ja, vielleicht war Jimin auch einfach nur verzweifelt auf der Suche nach einem zu Hause. Yoongi hatte ihn am Vortag so wohl fühlen lassen. So sicher. Als wäre er endlich zu Hause angekommen. Als würde er endlich gut genug sein, egal, was er tat. Der Ältere hatte ihm das Gefühl gegeben, dass er genug war, so, wie er war. Yoongi hatte ihm das Gefühl gegeben, dass er nicht immer nur mit kritischen, urteilenden Blicken gemustert wurde.

"Jimin", flüsterte der Ältere und schluckte. "Gestern... der einzige, der betrunken war, warst du. Ich war nüchtern. Jedes Wort, jede Bewegung, jegliche Zuneigung, die ich dir geschenkt habe, waren echt. Denn ich war vollkommen bei klarem Verstand."

"Du lügst", wimmerte der Tänzer. "Damit ich aufhöre zu flennen. I-ich bin erbärmlich!" Seine Hände wanderten wieder zu seinen Haaren, griffen in sie und zogen fest daran. "Ich hasse mich, ich hasse mich so sehr. Es tut mir leid, i-ich-", stammelte er hilflos, vollkommen in dem dunklen Rausch seiner eigenen Gedanken gefangen.

"Jimin", flüsterte Yoongi. "Ich sage die Wahrheit." Seine schlanken Finger umgriffen die knochigen, dünnen Handgelenke des Blonden. "Sieh mich an." Sie lösten sich voneinander, lediglich Yoongis Hände blieben weiterhin um Jimins Handgelenke geschlungen, um den Jüngeren davon abzuhalten sich weiterhin wehzutun.

Jimin hatte Schluckauf bekommen. Mit geweiteten, roten Augen blickte er Yoongi ins Gesicht, ihre Blicke trafen aufeinander. "Jimin. Ich finde dich perfekt, so, wie du bist!", sagte der Ältere ernst. Und in seinen Augen lag dabei so viel Ruhe und Ehrlichkeit, dass der Jüngere ihm glaubte. Jimin begriff, dass das hier keine betrunkenen, leicht dahin gesagten Worte waren.

Erneute glitzernde Tränen rollten über seine Wangen. "I-ich-", hickste er. Es fiel ihm schwer noch richtig Luft zu bekommen.

"Beruhige dich. Alles wird gut", murmelte Yoongi sanft. "Mach mir nach: Einatmen...schön langsam... ja, so ist es richtig! Und jetzt wieder ausatmen!"

Langsam wurde der Jüngere wieder ruhiger. "Danke", murmelte er verlegen und blickte zu Boden. "Danke, dass du für mich da bist."

Früher waren seine Eltern immer für ihn da gewesen, doch mit der Zeit hatten sie sich immer mehr auseinander gelebt und die Vertrauensbasis war einfach verloren gegangen, weshalb Jimin nicht mehr wirklich eine Bezugsperson gehabt hatte. Doch jetzt war Yoongi da.

"Darf ich dich küssen?", fragte er, seine Wangen röteten sich, sein Blick wich dem des Älteren aus. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Yoongis Lippen. Seine Hände legten sich auf die erhitzten Wangen des Jüngeren und drehten Jimins Kopf so, dass ihre Blicke wieder aufeinander trafen. "Ja, darfst du."

Jimin zögerte. Sein Blick wanderte zwischen Yoongis Lippen und dessen Augen hin- und her, als wäre er sich nicht sicher, ob der Ältere seine Worte wirklich ernst gemeint hatte.

Leicht neigte der Tänzer sich vor, immer noch zögerlich. Ihre Blicke verhakten sich ineinander, ihre Lippen streiften sich. Yoongi griff nach Jimins Hand und drückte sie bekräftigend. Der Jüngere schloss die Augen, dann drückte er seine Lippen endlich auf die Yoongis.

Die Augen des Schwarzhaarigen fielen ebenfalls zu, als er den Kuss erwiderte. Seine Hände ließen Jimins los und legten sich stattdessen haltsuchend auf die schmale Taille des Jüngeren. Ein Kribbeln schoss durch seinen Bauch. Sie küssten sich. Und das dieses Mal ganz ohne Alkohol. Das zwischen ihnen war echt. Keine betrunkene Make-out session mehr. Und es gefiel Yoongi. Es gefiel ihm sehr. Das Band zwischen ihnen war ein neues. Ein zartes und dennoch inniges Band, welches sie beide verknüpfte.

Noch war es dünn, noch konnten die Fäden leicht reißen. Doch das würde er nicht zulassen.

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