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Der Mond schien ins Zimmer, tauchte Taehyungs Finger in ein goldenes Licht, welche mit einer kleinen gelben Pille spielten. Das Fenster war weit aufgerissen, ließ die kühle Nachtluft herein. Taehyung war kalt, er fror, aber das Fenster schloss er trotzdem nicht.

Seine Augen waren rot unterlaufen, glanzlos. Aber er war nicht traurig. Sein Blick lag konzentriert auf dem kleinen Smiley in seiner Hand, zittrig spielten seine Finger damit, ließen die Pille von einer Hand in die andere gleiten. Taehyung wusste nicht mehr, was er tun sollte. Er führte die Tablette näher an sein Gesicht, drehte sie und beäugte sie von allen Seiten. Sollte er?

Eigentlich hatte er aufgehört. Aber das war unter anderen Umständen. Aufgelöst fuhr er sich mit den Händen durch die Haare, schloss die geröteten Augen für einen Moment. An Schlaf war nicht zu denken.

Das Geräusch eines zerbrechenden Astes zog ihn aus seiner Trance. Nochmal. Langsam drehte Taehyung den Kopf zum Fenster. Besonders viel konnte er nicht sehen, die Dunkelheit verschluckte alles, nur der seichte Mondschein ließ ihn die Umrisse seiner Möblierung wahrnehmen.

Erneut. Ein Kratzen. Irgendwas war da an seinem Fenster. Taehyungs Herz begann schneller zu schlagen, wie eingefroren blieb er sitzen. Er konnte sich nicht dazu aufraffen aufzustehen und nachzusehen.

Etwas zog sich am Fensterbrett hoch, schwang die Beine in sein Zimmer und blieb auf dem Fensterbrett sitzen. Taehyungs Mundwinkel zuckten leicht. Langsam stand er auf, erregte damit die Aufmerksamkeit der Gestalt, die sein Tun stumm beobachtete.

Etappenweise schritt Taehyung in Richtung Fenster. Ganz langsam. Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb er zwischen Jungkooks Beinen stehen und schlang seine Arme um dessen Oberkörper. Er vergrub seinen Kopf in seiner Halsbeuge, atmete tief ein. Er fühlte sich, als würde er nach einer sehr langen Zeit endlich wieder Luft holen können. Jungkooks Arme umschlangen ihn, drückten Taehyung näher an sich. Seine Finger krallten sich in seine Haare.

Der Mond beleuchtete Jungkooks Gesicht, Taehyung schloss die Augen und lehnte seine Stirn gegen seine. Jungkook nahm sein Gesicht in seine Hände, streichelte mit seinen Daumen über seine Wangen. Flatternd öffnete Taehyung seine Augen, sah in Jungkooks Dunkle. Er war nicht geschminkt, die schwarze Farbe fehlte. Seine Augen waren rot, ein bisschen geschwollen. Taehyungs Herz schlug gegen seine Brust.

Leise aufseufzend strich er durch Jungkooks Locken, strich ihm eine Strähne hinters Ohr und drückte sich enger an seinen warmen Körper.

"Liebst du mich?", flüsterte er, beinahe tonlos. Jungkook sah ihn einen Moment bewegungslos an, bevor er leicht mit dem Kopf nickte. Tränen brannten auf Taehyungs Wasserlinie, er blinzelte sie nicht weg, ließ sie über seine Wangen laufen und von Jungkook wegstreichen.

Taehyung hob seinen Kopf leicht an, legte seine Lippen vorsichtig auf Jungkooks. Sanft bewegten sich ihre Lippen gegeneinander, Taehyungs Hände krallten sich in den Saum von Jungkooks Shirt. Ohne sich von seinen Lippen zu lösen, zog Taehyung Jungkook von der Fensterbank und schloss das Fenster. Auf neugierige Gärtner konnte er definitiv verzichten.

~

Sachte strich er durch Jungkooks dunkle Locken, betrachtete sein schlafendes Gesicht. Jungkook lag auf dem Rücken, seine Haut größtenteils von Taehyungs Bettdecke verdeckt.
Taehyungs Finger fuhren über das Schlangentattoo an seinem Hals, begannen schließlich noch andere Tattoos auf Jungkooks Oberkörper zu erkunden. Jungkooks Körper war nicht vollkommen mit Tattoos übersät, aber es waren schon viele. Sanft fuhr er den Stamm der Rose nach, die sich über seine gesamte linke Seite zog.

Jungkooks Hand an seiner Wange ließ ihn aufblicken, der Ältere sah ihn mit nun nicht mehr geschlossenen Augen an. Taehyung ließ seine Finger über seinen Oberkörper gleiten, beugte sich zu ihm runter und küsste ihn erneut. Seine Lippen waren geschwollen, aber das interessierte ihn nicht. Jungkooks Hand legte sich auf seine nackte Hüfte, zog ihn noch mehr zu sich herunter.

"Taehyung?", flüsterte Jungkook schließlich.

"Hm?"

"Es tut mir leid."

Langsam löste Taehyung sich von ihm, sah ihn an, bevor er leicht mit dem Kopf schüttelte. "Du hast keinen Grund dazu." Sanft streichelte er über Jungkooks Wange. "Ich kann nicht sagen, dass ich nicht am Boden zerstört war", er biss sich leicht auf die Unterlippe, "und vermutlich war es echt gut, dass ich Jimin begegnet bin. Er hat mir die Augen geöffnet. Ich weiß, dass du keine Wahl hast. Und ich verurteile dich nicht", sagte er fest.

Jungkook sagte nichts, blickte ihn stumm an. Taehyung beugte sich zu ihm herunter und begann über seinen Hals zu küssen. Langsam legte Jungkook den Kopf schief. "Denk nicht mehr drüber nach", flüsterte Taehyung. Er legte seinen Kopf auf Jungkooks Brust ab, schloss die Augen. Als er Jungkooks Arme spürte, die sich um seinen Körper schlangen, fühlte er sich endlich wieder sicher und geborgen. Er konnte endlich wieder ruhig schlafen.

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