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Taehyung hatte sich seit drei Wochen nicht mehr bei Jungkook blicken lassen. Er vermisste den Kontakt zu Jimin, fühlte sich innerlich zerrissen, aber er war stur. Er betrat das Elendsviertel bloß noch jede Samstag Nacht um sich seine wöchentliche Ration Pillen zu besorgen, sonst blieb er größtenteils zuhause, zeichnete oder lernte für die Uni. Manchmal saß er auf seinem Fensterbrett und rauchte, sah dem weißem Rauch beim Verblassen zu und achtete darauf, dass der Gärtner ihn nicht wieder erwischte.
Seine Mutter sprach ihn nicht mehr auf Mädchen an, zwang ihn nicht mehr dazu mit auf Geschäftsessen zu kommen um ihn zu verkuppeln. Doch auch sonst hatte sich ihre Kommunikation fast vollkommen eingestellt, sie kam Abends nicht mehr zu ihm hoch, wenn sie wusste, dass er nicht schlief um ihn zu beruhigen, ihre Worte am Frühstückstisch waren mechanisch und entfremdet.
"Taehyung, der junge Mann da hinten starrt dich an, dein Freund?", lächelte sein Professor plötzlich, mit dem er sich bis eben noch auf dem Vorplatz über den Abgabetermin der neusten Hausarbeit unterhalten hatte.
"W-was?", stammelte Taehyung, seine Wangen färbten sich augenblicklich rötlich. Er folgte dem Blick seines Professors, seine Augen weiteten sich. Da stand tatsächlich Jungkook auf dem Uni-Vorplatz. In schwarzer Lederjacke, schwarzer Löcherhose und dem schwarzen Schlangentattoo, welches sich über seinen Hals erstreckte. Er guckte jeden, der ihn anstarrte, mit Todesblick an, seine Locken hingen ihm dabei in den Augen.
Taehyung schluckte leicht, schaute wieder zu seinem Professor und kratzte sich verlegen im Nacken. Der Mann, vielleicht in seinen frühen Dreißigern, lächelte immernoch sanft. "Nein", sagte Taehyung leise, schüttelte zur Verdeutlichung leicht mit dem Kopf.
"Du solltest trotzdem gehen, ich schätze...er macht den anderen Studenten etwas Angst." Er grinste schief, war schon im gehen, bevor er sich nochmal zu Taehyung herumdrehte. "Achja, und Taehyung", sein Blick wurde ernst, "lass dich nicht von der Gesellschaft formen, du kannst sein -lieben- wen du willst."
Taehyung starrte seinem Professor einen Moment mit offenem Mund hinterher, bevor er tatsächlich selber leicht lächeln musste. Er presste die Lippen zusammen, als er wieder zu Jungkook sah, welcher mit den Händen in den Hosentaschen breitbeinig vor dem Haupttor stand und ihn anstarrte.
Taehyung atmete langsam aus und lief dann bedächtig auf Jungkook zu. Dieser stach eindeutig aus der Masse raus, hob sich deutlich von den Studenten in ihren dunkelblauen, schicken Uniformen ab. Taehyung ließ sich für den Moment nicht von seinen starrenden und tuschelnden Kommolitonen abschrecken und blieb genau vor Jungkook stehen. Auch von diesem ließ er sich nicht abschrecken, sah ihn fest an. Sagte kein Wort.
Jungkook kratzte sich im Nacken, presste seine Kieferknochen zusammen, bevor er leise seufzte und sich über die Schläfen fuhr.
"Woher weißt du, auf welche Uni ich gehe?", brach Taehyung schließlich die Stille, Gesichtsausdruck emotionslos. Er legte den Kopf leicht schief. Jungkook schnaubte leise. "Eliteuni. Auf welche denn sonst."
Taehyung rollte mit den Augen, machte einen Schritt zur Seite und lief dann einfach, ohne sich noch einmal umzudrehen, an Jungkook vorbei. Er war wirklich nicht in der Stimmung für Jungkooks Vorurteile. So garnicht.
"Man, Taehyung." Taehyung hörte deutlich, wie Jungkook ihm hinterherlief, begann einen Schritt schneller zu gehen und drehte sich nicht um. Ein erschrockener Laut entfuhr ihm, als Jungkook ihn einholte und in eine Seitengasse riss. Sein Rücken machte Bekanntschaft mit der Wand, böse sah er Jungkook an, welcher ihn an den Handgelenken festhielt. Die Falte auf seiner Stirn wurde seichter, als Jungkook ihm sanft durch die Haare strich, unterschwellig lehnte er sich in die Berührung.
Aufzuckend presste er sich fester an die Wand, als Jungkooks andere Hand plötzlich in seiner Hosentasche verschwand. "W-was."
Bloß eine Millisekunde später schlüpfte sie wieder heraus, ein Tütchen mit gelben Pillen mit Smileyaufdruck zwischen den Fingern.
"Spinnst du eigentlich?", brauste Taehyung auf, schnappte nach dem Tütchen, doch Jungkook hielt es gekonnt von ihm weg. "Fick dich", spuckte Taehyung, bevor er sich von Jungkook wegdrückte und die Gasse verlassen wollte, aber Jungkook ließ ihn nicht, hielt ihm am Handgelenk fest und zog ihn zurück, die Pillen mittlerweile vermutlich in seiner eigenen Hosentasche verschwunden.
Jungkook hielt Taehyung an die Wand gedrückt, Taehyung starrte ihn missmutig an, wehrte sich jedoch nicht. Jungkooks Hände legten sich auf Taehyungs Hüfte, er drückte seinen Körper an seinen, ihre Gesichter ganz nah. "Ich will dich nicht ärgern, okay?", hauchte Jungkook gegen seine Lippen. "Du verstehst nur nicht, wie sehr dich das Zeug kaputt macht. Was dabei alles schief gehen kann. Du nimmst ne Überdosis und bist tot."
"Aber alles ist so viel schöner, wenn ich nicht denken muss", flüsterte Taehyung.
Jungkooks Kopf vergrub sich in seiner Halsbeuge, seine Locken kitzelten seine Haut. Taehyung schloss langsam die Augen, als er Jungkooks Lippen auf seinem Hals spüren konnte, seine Finger vergruben sich in seinen Haaren. Jungkook küsste bis hoch über seinen Kieferknochen, lehnte seine Stirn gegen Taehyungs und sah ihm in die Augen. "Das scheint nur so, aber es kann deine Probleme nicht lösen. Nur du selbst kannst das." Seine Lippen berührten Taehyungs bei jedem Wort, dass er sprach. Taehyung fühlte sich nebelig, auch ohne das Ecstasy. Jungkook fühlte sich an wie Ecstasy.
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