*:❅・゚↬ 𝐒 .

I'm happy, happy at home
you're my best friend oh
oh, you're my best friend

─ LIX .

𝐍ach unserer recht wild ausgefallenen Schneeballschlacht entschieden wir uns, für den Rest des Tages die Schule zu schwänzen und Rucksäcke sowie auch unser Schulzeug dort zu lassen, wo sie waren und die wenigen Stunden, welche wir noch in dem großen und hellgelb angestrichenen Gebäude hätten absitzen müssen, woanders zu verbringen. Besonders schwer fiel und das nicht, ehrlich gesagt...

Ohne uns abzusprechen, wussten wir sofort, wohin wir gehen würden.

Die verlassenen Bahngleise des alten Bahnhofs, am Rande der Stadt und nicht weit von hier entfernt, waren schon seit jeher unser gemeinsamer Rückzugsort gewesen. Nur per Zufall waren wir auf die mit Graffiti beschmierten Waggons gestoßen, als wir beide einer verwilderten Hauskatze gefolgt waren.

Eigentlich wurde jedem Kind hier beigebracht, diesen Ort zu meiden, da der Bahnhof aufgrund eines Selbstmords geschlossen und für Menschen unzugänglich gemacht wurde, jedoch hielt ein verjährter Vorfall und ein bereits von anderen Teenagern mit Bolzenschneidern aufgeschnittener und angerosteter Maschendraht uns nicht auf. Vor allem nicht, wenn wir zu zweit waren.

Unbewusst griff ich nach Binnie's Hand, als wir uns nach ungefähr zwanzig Minuten unserem Waggon näherten, was dieser unkommentiert zu ließ.

Egal, wie oft wir hier schon gewesen und gemeinsam unsere Freizeit verbracht hatten, noch immer durchfuhr mich eine Welle des Stolzes und des Glücks, wenn ich sah, was wir in all den Jahren aus dem ranzigen, angerosteten Ding gemacht hatten.

Von außen sah er zwar immer noch mehr abstoßend als wie ein gemütlicher Ort und ein zweites Zuhause aus, doch das war Absicht. Immerhin wollten wir nicht andere Jugendliche oder schlimmer, jemanden anlocken, der uns verpfeifen würde und uns den Ärger unseres Lebens bescherte... Darauf konnten wir zwei dankend verzichten.

Mit einer übertrieben gekünstelten Verbeugung deutete mir Binnie an, dass mir dieses Mal die Ehre zu Teil wurde, den Waggon aufzuschließen. Selbstverständlich ließen wir diesen nicht offen und luden damit geradezu andere ein, sich dort auszubreiten.

Wir beide trugen denselben kleinen Schlüssel an einer Kette um unserem Hals. Unsere Eltern dachten, es wäre nicht mehr als eine simple Freundschaftskette, doch in Wahrheit hatten wir zu dem Vorhängeschloss beim Schlüsselmacher eine Kopie des Schlüssels machen lassen, damit wir beide jederzeit hierherkommen konnten, wenn wir Ärger oder Kummer hatten und eine Auszeit von unseren Problemen haben wollten.

Ein kleines Lächeln erschien auf meinen Lippen, als ich mit einem Ruck den Schlüssel umdrehte und den Riegel zurückschob. Abermals ließ Changbin mir den Vorrang und schloss hinter mir die schwere Tür aus Eisen.

Wie immer kicherten wir beim Eintreten blöd, denn es war in dem einzelnen Abteil Stockdunkel und man versuchte einander sich mit Taschenlampen und Kniffen zu erschrecken.

Doch nach wenigen Sekunden flackerte die alte Lichterkette, welche ich aus einer Kiste mit Weihnachtsdekoration aus dem Keller meiner Oma mitgenommen hatte und alles in ein warmes, dunkelgelbes Licht hüllte.

Auch wenn es hier mittlerweile enger war als am Anfang war und wir beide nicht viel mehr als nebeneinander auf dem grässlich geblümten Sofa zu sitzen und reden, das zudem in gebückter Haltung, konnten, war dieser Ort trotz allem der wohl gemütlichste auf Erden.

Die Lichterkette schlängelte sich zwischen den Schallplatten, welche wir erst vor kurzem an die Wand gehängt hatten, die sich gegenüber von der mit dem verstaubten und abgedunkelten Fenster befand, zu dem kleinen Regal mit unseren Fundstücken.

Das war Sachen, welche wir auf unseren Ausflügen auf dem Bahnhof gefunden hatten und auch ein, zwei kleine Bilderrahmen mit bereits vergilbten Fotos von uns zierten die abgenutzte Holzleiste. Dennoch kamen auch immer wieder neue dazu, welche mir mit der Polaroidkamera von Changbin machten, die ich ihm vor einiger Zeit geschenkt hatte.

Mit einem Quietschen gaben die Federn des Sofas unter dem plötzlichen Gewicht von Binnie und mir nach, als er mich kurzerhand neben ihn auf diese zog und dabei wieder nach meiner Hand griff. Ich mochte es, dass wir so selbstverständlich Körperkontakt austauschten, es auch nach all den Jahren nicht komisch geworden war, nur weil wir älter wurden. Nein, unsere Freundschaft wurde nicht von sowas beeinflusst, nicht von der Meinung anderer.

Zwar waren wir aufgrund dessen schon oftmals von anderen angesprochen oder gar ausgelacht und verspottet worden, doch da wir beide wussten, dass das einfach nur freundschaftliche Zuneigung war, machten wir uns nichts daraus. Was gab es Schöneres, als zusammen zu kuscheln und Händchen zuhalten?

Und auch wenn ich mir eigentlich mehr aus solchen Kommentaren machte, in seiner Nähe konnte ich Sticheleien viel besser wegstecken. Warum das so war, wusste ich nicht, vielleicht lag es daran, dass er der Letzte wäre, welcher mich für etwas verurteilen würde. Bei ihm konnte ich so sein, wie ich war, musste mich weder verstellen noch unwohl fühlen.

Nachdem mein bester Freund es mir gleich machte und ebenfalls die Füße auf den dunkelgrünen Holztisch legte, welcher vor der Couch stand und den meisten Platz hier einnahm, setzte er zögernd zum Sprechen an. Aufmerksam lag mein Blick auf ihm, befürchtete, dass er mir etwas Schlimmes oder dergleichen beichten wollte. Es lag etwas in der Luft. Doch nein, heute schien wohl ich derjenige zu sein, dem etwas auf dem Herzen lag.

"Lix... ich will doch einfach nur, dass nichts zwischen uns steht- ich merke doch, dass dich etwas beschäftigt... Seit wann haben wir Geheimnisse voreinander?"

Gegen Ende des Satzes schien seine Stimme ein wenig zu wackeln, doch er fing sich schnell wieder und schaute mich einfach nur verunsichert an. Ein Gesichtsausdruck, welchen ich bei ihm nur selten zu sehen bekam. Denn Seo Changbin war selbstbewusst, ihm fehlten nie die Worte, während er andere immer wieder aufs Neue sprachlos werden ließ.

Innerlich fragte ich mich schon, warum ihm erst jetzt aufgefallen war, dass es mir nicht so gut ging. Nicht, dass ich ihm Vorwürfe machte, aber ich machte mir immerhin schon seit der 5. Klasse diese Gedanken...

So auch mich, denn mit ihm wurde es nie langweilig und er war wie eine Wundertüte, voller Überraschungen, mit welchen man nicht gerechnet hatte. Doch ich bewunderte ihn dafür, immerhin kannte auch ich seine Probleme, aber er steckte vieles leicht weg und überspielte oftmals Traurigkeit und ließ sich Kummer nur selten anmerken. Aber mir konnte er selbstverständlich nichts vormachen, immerhin war ich sein bester Freund.

Betreten schwieg ich, wollte einerseits nicht mit der Wahrheit rausplatzen- dass ich eifersüchtig darauf war, dass es noch andere Menschen gab, mit welchen er sich gut verstand und ich mich in solchen Moment allein gelassen fühlte. Doch andererseits wusste ich, dass ich ihm keineswegs den Kontakt zu anderen verbieten konnte.

Wir teilten alles, nicht nur Klamotten und Hausaufgaben, sondern auch im übertragenen Sinne musste niemand allein etwas durchstehen. Das hieß demensprechend, dass ich auch meine Gedanken mit ihm teilte...

Also sagte ich es ihm. Erzählte Changbin endlich meinen Kummer, ließ ihn meine zurückhaltende Art gegenüber seinen Freunden verstehen und beichtete, dass ich nicht mehr als einfach nur Aufmerksamkeit von ihm haben wollte- noch mehr, als mir eigentlich zustand, denn ich wollte ihn nicht teilen.

Es war ein zugegeben tränenreiches Gespräch, doch danach fühlte ich mich so erleichtert wie noch nie und konnte nicht mehr anders als zu strahlen. Denn er verstand mich und gab zu, dass auch er mir etwas beichten wollte, und das schon seit längerem.

Doch bevor es soweit kam, wurden wir erbarmungslos von der Dunkelheit überrascht, wie das im Winter nun mal so war und mussten für heute getrennte Wege gehen, da wir beide viele Hausaufgaben und besorgte Eltern hatten. Und zudem erklären mussten, warum diese von der Schulsekretärin angerufen und nach unserer Anwesenheit befragt wurden.

Und auch wenn das heute Ärger für uns beide bedeutet hatte, war es eine Erleichterung gewesen, ihm davon erzählt zu haben. Ich hoffte, das nun nichts mehr zwischen uns stand, den auch wenn jeder kleine Geheimnisse hatte, gab es große, welche lieber anderen erzählt werden sollten, bevor sie wirkliche Probleme verursachten. 

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*:❅・゚↬ 𝐚𝐮𝐭𝐡𝐨𝐫'𝐬 𝐧𝐨𝐭𝐞 .

🩷

. 𝖑𝖔𝖛𝖊 𝖞'𝖆𝖑𝖑 ˎˊ-

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