Chapter 2

Augenblicklich fiel er zu Boden, als ob seine Knochen an allen möglichen Stellen brechen würden. Ein schmerzerfüllter Schrei entglitt seinen Lippen, als er sich mit einer verzweifelten Geste um meinen Fuß klammerte, um sich hochzuziehen. Angewidert wich ich zurück, das Gefühl von Ekel und Angst überkam mich. Trotz der Schmerzen schien er eine unheimliche Entschlossenheit zu verspüren; er stand von selbst auf, taumelte kurz und kam dann mit einem unheimlichen, starren Blick direkt auf mich zu.
In meinen Händen hielt ich ein Messer, das ich hastig vom Tisch geschnappt hatte. Mein Herz pochte wild in meiner Brust, als er näher kam. Plötzlich stürzte er auf mich zu, und ich spürte, wie sich sein Fleisch direkt in die Klinge bohrte. Ein grausames Gefühl durchzog mich, als ich den Widerstand spürte, und mit einem erschütternden Laut fiel er zurück. Ein mulmiges Geräusch entglitt seinen Lippen, ein Geräusch, das ich nie vergessen würde.

Es war das Geräusch des Leidens, der Verzweiflung und des unaufhörlichen Kampfes.
Ich trat näher, die Angst und der Adrenalinschub ließen mich nicht los, und ich stellte mich im Türrahmen auf. Mein Herz schlug in einem unregelmäßigen Rhythmus, während ich versuchte, die Kontrolle über die Situation zu behalten.
Ich wollte an ihn vorbei, doch er greift nach meinem Fuß. Ich stolperte, lande direkt neben ihm und sehe in sein Gewicht. Seine Nase, seine Lippen Blut verschmiert. Ich höre, wie seine Knochen brechen.
»Du riechst... so gut.«
Eine Gänsehaut überkam meine Arme. In meinen Augen spiegelt er sich wieder. In der Schwärze meiner Iris spiegelt sich ein Monster wieder.
Knack.
»Essen...«Mein Körper war wie versteinert. Mit einem Mal stehe ich auf. Er stöhnt, es war ein Stöhnen vor Hunger, vor Verzweiflung. Er zieht an meinen Haaren, reißt mich zurück, krallt sich an meinen Pullover und reißt an dem Stoff, umschlung meine Taille. Ich spüre seinen Atem auf meinem Hals. Er zieht die Luft ein. Seine Lippen an meinem Hals.
Ich zitterte, trete ihn. Mit einem zischen stolpert er zurück und knallt mit einer wackligen Wucht gegen den Tisch, auf dem das Essen liegt, dass ich für heute essen wollte.

Der Zombie hustete noch einmal, ein tiefes, krächzendes Geräusch, das aus seiner verrotteten Kehle drang. Es klang wie das letzte Aufbäumen eines sterbenden Wesens, das sich nicht ganz von seiner menschlichen Hülle trennen konnte. Mit einem schauerlichen Ruck wandte er seinen Kopf in meine Richtung, seine leeren Augenhöhlen schienen mich durchdringen zu wollen, während blutige Spuren über sein verunstaltetes Gesicht liefen.

Doch der Drang zu handeln war stärker als meine Furcht. Ich zielte auf den Zombie, der vor mir stand, seine morschen Gliedmaßen in grotesken Bewegungen zuckten und ein widerwärtiger Geruch von Verwesung und Fäulnis in die Luft stieg.
Ich griff eilig nach etwas, mit dass ich mich schützen konnte. Das Messer, dass auf denkbaren gefallen war, nachdem ich ihn erstochen hatte, Blut beschmiert.

Der Stab durchbohrte seine schlaffe Haut, und ein widerliches Geräusch erfüllte den Raum – das Knacken von Knochen und das Reißen von Gewebe. Blut spritzte in einem schockierenden Bogen, und ich fühlte, wie es mir über die Hände lief, warm und klebrig. Der Zombie stöhnte, ein tiefes, gurgelndes Geräusch, das sich wie ein Schrei aus der Hölle anhörte.
Ich zögerte nicht länger. Wieder nahm ich Schwung, und der das Messer schoss durch die Luft, als wäre es ein Schwert in einem Kampf gegen die Dunkelheit. Jedes Mal, wenn ich zuschlug, fühlte ich, wie sich das Fleisch unter dem Druck verformte, ich konnte die Knochensplitter hören, die zerbrachen, während ich weiter auf ihn eindrosch. Wieder und wieder, bis seine Augen sich schlossen, und der Körper reglos wurde.
Schwer atmend fiel ich zurück auf den Boden, der nun mit einem ekelerregenden Gemisch aus Blut und zermatschten Resten von Essen bedeckt war. Die Überreste der letzten Mahlzeit – zerdrückte Kartoffeln, Stücke von schimmeligem Brot – vermischten sich mit dem roten, schimmernden Blut und bildeten einen grotesken Teppich der Zerstörung. Der muffige Geruch der Verwesung und der süßliche Gestank des Blutes drang in meine Nase und überkam mich mit einer Welle der Übelkeit.
Ich starrte auf das Chaos um mich herum, das Bild des Zombies, der nun leblos dalag, und die ekelerregende Mischung aus Blut und verrottetem Geruch.
Ich lasse mich fallen und starre auf die Decke.
Die meisten Menschen sterben mit dem Blick auf die Decke, oder?
Ich schloss die Augen und lasse das Messer aus meiner Hand gleiten.

Tag 10.

Der Elend holte mich immer mehr ein. Jede Stunde war eine Qual, und ich fühlte mich, als würde ich in einem endlosen Albtraum gefangen sein, aus dem es kein Entkommen gab. Das Alleinsein schien sich wie ein lebendiger Schatten um mich zu winden, drückte schwer auf meiner Brust und ließ mich nach Luft schnappen. Es fühlte sich beinahe an wie die reinste Hölle. Die Wände um mich herum schienen sich immer näher zu schließen, als wollten sie mich erdrücken.
Der Wasserhahn, der einst ein unscheinbares, alltägliches Element meines Lebens war, lief nicht mehr richtig. Ein paar trübe Tropfen fielen in den Eimer, den ich unter das Becken gestellt hatte, aber das war nicht genug, um meinen Durst zu stillen. Seit zwei Tagen hatte ich nichts mehr gegessen, und der Hunger nagte an mir, ein ständiges, quälendes Geräusch in meinem Magen, das wie ein schrecklicher Begleiter durch die Stunden schlich.
Der Strom war ausgefallen, und somit saß ich hier, beinahe im Dunkeln, umgeben von der drückenden Stille, die nur ab und zu vom leisen Grummeln der Zombies durchbrochen wurde. Diese Kreaturen, einst Menschen, waren nun die stummen Wächter meiner Gefangenschaft, und ich konnte sie in der Ferne hören, ein schauriges Echo des Untergangs, das mir ins Gedächtnis rief, wie zerbrechlich das Leben geworden war.
Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu erinnern, wie es war, in einer Welt zu leben, in der das Licht noch brannte und die Menschen lachten. Doch die Erinnerungen waren flüchtig, wie Schatten, die im Dunkeln verschwinden. Langsam stand ich von der Couch auf, meine Glieder fühlten sich schwer und unbeholfen an. Ich blickte mit meinen müden Augen zu dem Familienfoto, das an der Wand hing.
Es zeigte mich und meine Familie, glücklich und vereint. Lächelnde Gesichter, die sich umarmten, als wäre die Welt ein sicherer Ort. Meine Mutter, mit ihrem warmen, einladenden Lächeln, das mir immer Trost gespendet hatte. Mein Vater, stark und beschützend, der mir immer das Gefühl gab, dass alles gut werden würde. Und meine Geschwister, die mit mir um die Wette lachten, voller Lebensfreude.
Jetzt war alles anders. Das Bild war verblasst, der Rahmen staubig, und ich konnte den Schmerz in meinem Herzen spüren, als ich an all die verlorenen Momente dachte. Die Schreie, die einst die Straßen erfüllten, hatten sich drastisch gelegt, und die Stille war erdrückend. Nur noch das Grummeln der Zombies war zu hören, ein ständiger Reminder, dass die Welt, die ich gekannt hatte, unwiderruflich verloren war.
Ich ging näher an das Foto heran, und meine Finger berührten den kalten Rahmen. Ein Gefühl der Traurigkeit überkam mich, während ich die Gesichter anstarrte. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass ich sie wiedersehen könnte. Doch in dieser neuen Realität, in der ich gefangen war, schien dies unmöglich.
Ich fühlte mich wie ein Geist in meinem eigenen Leben, ein Überbleibsel einer Zeit, die nicht mehr existierte. Mit einem letzten Blick auf das Foto wandte ich mich ab und ließ mich wieder auf die Couch sinken. Der Hunger und die Einsamkeit waren unerträglich, aber ich wusste, dass ich nicht aufgeben durfte.
Oder?

Tag 12

Inzwischen habe ich die Hoffnung verloren. Jede Sekunde höre ich nichts als das grummeln meines Magens. Ich werde verhungern. Ich werde sterben. Wenn ich nach draußen sehe, sehe ich, dass die Welt verloren ist. Meine Familie sehe ich nie mehr wieder. Nichts wird so sein wie es damals war.

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, einfach loszulassen. Die Vorstellung, dass all dieser Schmerz, all diese Einsamkeit aufhören könnten, ist verführerisch. Es ist, als würde ich auf einen tiefen Abgrund blicken und die Stille, die ihn umgibt, einladend finden.

Die Zukunft erscheint mir wie ein endloser Tunnel, dunkel und ohne Licht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Ausweg gibt, dass sich irgendetwas ändern könnte. Es ist einfacher zu glauben, dass ich nicht dazu bestimmt bin, glücklich zu sein.

War es das überhaupt jemals? Diese Menschheit ist verloren. Die Welt ist verloren.

Ich hebe den Blick.

Stehe auf.

Mein Blick auf den Balkon gerichtet. Ich stehe vor dem Glas, an dieser kleben Zeitungen. Als ich die Türe öffne, ein kalter Windhauch. Meine Fingerspitzen kalt, es ist eisig kalt. So kalt. Ich presse meine trockenen Lippen zusammen, das letzte Mal als ich Wasser getrunken habe ist eine Weile her. Vielleicht waren es bereits zwei Tage her. Meine Kehle ist trocken, ausgetrocknet, schrie nach Wasser.

Der Gedanke, alles zu beenden, ist nicht mehr beängstigend. Es wird zu einer Möglichkeit, einer Wahl. Vielleicht ist das der einzige Weg, um endlich Frieden zu finden. Der Gedanke, dass ich die Kontrolle über mein eigenes Schicksal habe, gibt mir einen seltsamen Trost.

Ich machte einen Schritt über die türschwelle.
Der Boden ist eiskalt.
Eiskalt.

Bevor ich diesen Schritt mache, möchte ich einen letzten Blick auf die Welt werfen.

Ich stehe vor dem Geländer. Stelle mich auf das Geländer.
Der Wind wehte. Weht mein Haar über meine Schultern zurück auf meinen Rücken, mein Pullover flattert durch den Druck des Windes.

Vielleicht auf die Bäume, die im Wind wiegen, oder auf den Himmel, der so weit und unerreichbar scheint. Ich möchte mich an das erinnern, was einmal war, bevor ich mich in die Stille zurückziehe.

Vielleicht kommt die Sonne doch ihrndwann. Vielleicht sehe ich die Sterne doch zum letzten Mal, den Sonnenuntergang? Den Mond?
Ich blicke in den grauen Himmel. Ein regen Tropfen fällt auf meine Wange hinab. Ich verharrte.
Mein fester griff um die eiskalte Metallstange  begann zu brennen, stachen wie Nadelstiche in meine Haut.
Mein Blick fällt nach unten, als ich einen Blick wagen musste, um über das Geländer zu treten.

Mein Herz pochte plötzlich wie wild. Ich zischte die Luft ein, sehe geradewegs auf das Gebäude mit gegenüber, um mich einen Moment abzulenken. Warum zögere ich? Es hat doch schließlich keinen Sinn mehr. Alle... jeder wird sterben. Die Welt geht unter. Ich zuckte stark zusammen, als ich einen lauten Knall hörte. Ich sehe in die Richtung. Die Straße entlang, auf der leere Autos stehen. Braune Blätter flogen über die Scheiben der Autos, dessen Türen weit aufgerissen waren. In einem der Hochhäuser ist etwas explodiert. Ich sehe rote Flammen, die Scherben glitzerten, während sie aus der Höhe hinunter fallen. Ein schwarzer Nebel um das gläserne Hochhaus. Ich senke den Blick und lasse etwas lockerer, dann wieder fester.
Ich sehe in den Himmel.
Eins.
Ich starre den grauen Himmel an.
Zwei.
Besser als eine leere, weiße Decke.
Dre-

Ein seltsames Geräusch ließ mich aufschrecken, ein krächzendes, mechanisches Summen, das die Stille der Nacht durchbrach. Meine Haare fielen zerstreut nach vorne, als ich mich umdrehte und die drohende Silhouette der Drohne erblickte. Sie schwebte schwerelos in der kühlen, dunklen Luft, nicht mehr als zwei bis drei Meter von mir entfernt. Ein kaltes Schaudern lief mir über den Rücken, während ich mit gerunzelter Stirn auf das unheimliche Gerät starrte.
An ihrem Gehäuse war ein weißer Zettel befestigt, der im schwachen Licht flackerte. Doch aus dieser Entfernung konnte ich nicht erkennen, was dort geschrieben stand. Die Worte schienen mir zu entgleiten, wie Schatten, die sich in der Dunkelheit verloren. Ich zog meine Brauen zusammen, ein unbehagliches Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Ich umklammerte die kalte Metallstange fester, um nicht zu fallen, und beugte mich vor, mein Herz schlug wild in meiner Brust. Ich musste wissen, was der Zettel sagte.
Mit einem letzten Blick auf die drohende Horde, die sich unaufhörlich näherte, wagte ich einen Schritt vorwärts. Ich hielt mein Gewicht, meine Füße auf der zitternden und kalten Stäbe  unter mir. Ich konnte den modrigen Geruch der verrottenden Körper förmlich schmecken, der in der Luft hing, und es war, als ob die Dunkelheit selbst mich anstarrte.
Endlich konnte ich den Zettel klarer sehen. Die Worte schienen in blutroter Tinte geschrieben zu sein, als ob der Verfasser seine eigenen Schrecken auf das Papier gebannt hätte.
Schau dich um – das hier ist dein persönliches Grab. Hast du wirklich vor, hier zu bleiben und zu verrotten?

Ein kaltes Grauen überkam mich, und ich fühlte, wie sich mein Magen zusammenzog. Die Botschaft war eine Drohung, ein teuflisches Spiel mit meinem Verstand.
Zögernd sah ich mich um, mein Atem ging flach und hastig. Die Dunkelheit um mich herum schien sich zu verdichten, und ich erkannte, dass ich allein war. Doch das konnte ich nicht sein. Irgendjemand muss mich sehen. Irgendjemand... Keine Menschenseele weit und breit, nur ich und die schleichende Gefahr, die sich näherte. Der Anblick der Horde war grausig, ihre zerfetzten Körper bewegten sich in einem unheilvollen Rhythmus, als wären sie von einem unsichtbaren Faden gelenkt. Ihre blassen, leblosen Augen starrten ins Nichts, aber ich wusste, dass sie mich spüren konnten, dass sie das Leben in mir rochen.
Mit einem weiteren Blick auf die bedrohliche Drohne, die über mir schwebte, und den Zettel, der mir wie ein verdammter Fluch erschien, kämpfte ich gegen die lähmende Angst an. Ich musste entscheiden: Sollte ich mich dem Unbekannten hingeben und riskieren, zu fallen, oder sollte ich zurückgehen?

Ich schwang mich zurück auf das Gelände, mein Herz pochte wild in meiner Brust. Die kühle Nachtluft schnitt mir ins Gesicht, als ich mich umdrehte und mit zitternden Händen, deren Finger sich anfühlten, als wären sie eingefroren, das Geländer ergriff. Ich sprang auf den grauen Balkonboden, aber der Aufprall war nicht sanft. Ein schmerzhafter Seufzer entfuhr mir, als ich stolperte und auf den Boden fiel. Das Gefühl der Kälte drang durch meine Kleidung und ließ mich frösteln.
Die Drohne, die zuvor über mir geschwebt hatte, näherte sich wieder, als wäre sie besorgt um mein Wohl. Es war, als wollte sie mir etwas mitteilen, doch ich wusste, dass sie das nicht allein konnte. Hatte mir gerade eine Drohne das Leben gerettet? Diese Frage schoss mir durch den Kopf, während ich einen kurzen Blick auf den Boden warf, dann wieder zu der fliegenden Drohne aufblickte. Sie schien mich aufmerksam zu beobachten, als würde sie auf eine Antwort warten.
Abrupt drehte sie sich um und flog ihren eigenen Weg, und ich fühlte mich zurückgelassen, als würde ich in einem Spiel stehen, dessen Regeln ich nicht verstand.
»Warte!«, rief ich, und erst im Nachhinein wurde mir klar, dass ich mit dieser Stimme die Aufmerksamkeit der Zombies auf mich lenkte. Die Stille der Nacht wurde plötzlich von einem lauten, dampfenden Klopfen durchbrochen, das aus der Wohnung hinter mir kam. Mein Herz setzte für einen Moment aus, und ich zuckte erschrocken zusammen.
Ich blickte der Drohne hinterher, die sich in der Dunkelheit verlor, und wandte meinen Blick dann zum gegenüberliegenden Wohngebäude. Dort stand jemand, eine schlanke Gestalt, eine dunkle Gestalt im Schatten. Auf einem Balkon, die Fenster mit Zeitungen überzogen. Ein dunkelhaariger Junge, der seine Drohne in der Hand hielt. Er schien mich zu bemerken, denn sein Blick traf meinen. Was hatte er vor? Mit einer schnellen, fließenden Bewegung klemmte er etwas zwischen die Klappen der Drohne und nahm dann die Fernbedienung zur Hand. Mein Atem stockte, als ich realisierte, dass er die Drohne erneut zu mir schicken wollte.

Eilig, aber auch mit einer vorsichtigen Mimik, betrachtete ich das Geschehen. Die Drohne schwebte zurück, hinter sich ein dünnes Seil ziehend, und trug erneut einen aufgeklebten Zettel, der mit einem Stück Klebeband fixiert war. Mein Herz klopfte rascher, als sie vor mir zum Stillstand kam. Diesmal war ich schneller. Ich riss den Zettel ab und las die sehr schmal gedruckte Schrift darauf.
Magst du Curry?
Ich kräuselte meine Stirn und starrte verwirrt auf das weiße, etwas verdreckte Blatt Papier in meinen Händen. Was hatte das zu bedeuten? Hatte dieser Junge gerade inmitten des Chaos und der Bedrohung eine Frage zu meinem Essensgeschmack gestellt? Ich sah auf die Drohne, die geduldig vor mir schwebte, und dann hinterher zu dem Jungen, dessen Gesicht ich in der Dunkelheit nicht gut erkennen konnte.

Ein Teil von mir wollte lachen, so absurd schien mir die Situation, während der andere Teil tief in mir wusste, dass ich in einer gefährlichen Lage war.

Die Zombies waren nicht weit, und ich konnte ihre schleichenden Bewegungen in der Dunkelheit erahnen. Doch der Junge, der mir diese Botschaft geschickt hatte, wirkte nicht wie eine Bedrohung. Oder irrte ich mich, so wie bei dem letzten Mal?
Sein Verhalten war merkwürdig, fast schon komisch in dieser apokalyptischen Umgebung. Vielleicht war Normalität eine Art Symptom für diese Wesen.

Ich hob den Blick wieder zu ihm und beobachtete, wie er mit der Drohne manövrierte, als würde er ein Spiel spielen. In diesem Moment, zwischen der schrecklichen Realität der Zombies und der unerwarteten Frage nach meinem Lieblingsessen, fühlte ich eine seltsame Verbindung zu diesem Unbekannten. Vielleicht war er nicht nur ein weiterer Überlebender, sondern jemand, der versuchte, in dieser finsteren Welt einen Funken Normalität zu bewahren.

Mit einem tiefen Atemzug und einem letzten Blick auf den Zettel überlegte ich, wie ich reagieren sollte. Sollte ich ihm antworten? Sollte ich ihm mein Schicksal anvertrauen? Die Dunkelheit um mich herum schien zu flüstern und zu drängen, und ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste, bevor die Untoten mich einholten. Oder sollte ich einfach gehen? Ich konnte niemanden trauen. Niemanden kann kann auf dieser Welt trauen. Oder?

Ich wusste nicht, was er jetzt wollte. Soll ich das Seil nehmen? Unsicher stellte ich mich auf den Spitzen der Zehen und erhaschte vorsichtig das Seil. Der Junge führte die Drohne zurück. Mit gekräuselter Stirn sah ich zusammengezogen Brauen den Jungen an, welcher sein Balkon Verlies. Was hat er vor? Nach Sekunden tauchte er erst wieder auf, er hielt etwas in den Händen, doch von der Ferne konnte ich nicht ganz erkennen, was es war. Er kniff das gelockerte Seil und schlug etwas darum. Sollte es eine Seilbahn werden? Ich merkte, wie sich das Seil von der etwas schweren Basis nach unten hingen lies. Der Junge schob das gewisse etwas zu mir herüber, wie eine Seilbahn schoss es zu mir herüber. Rechtzeitig packte ich die Sachen gefüllt mit ein wenig essen und einem weiteren aufblitzenden weißen Zettel darin. Verwundert sah ich zu dem jungen und lies das Seil hinab auf meinen Balkon fallen.

Ein wohlhabendes Gefühl breitete sich in mir aus, wie ein warmer Sonnenstrahl, der durch die düstere Wolkendecke einer stürmischen Nacht bricht. Der Gedanke, zu ihm zu gehen, wurde von einem plötzlichen Drang übermannt, der nicht nur aus Hunger oder dem Bedürfnis nach Schutz resultierte. Es war die schiere Sehnsucht nach menschlicher Nähe, nach einem Gespräch, nach der Bestätigung, dass ich nicht allein war in dieser schrecklichen Welt.

Als ich ihn dort stehen sah, seine Drohne in der Hand, spürte ich, wie sich der Kloß in meinem Hals langsam auflöste. Vielleicht war es die Hoffnung, dass er anders war als die Menschen, die ich zuvor getroffen hatte. Vielleicht war er nicht von Misstrauen und Angst geprägt, sondern von einem Funken Menschlichkeit, der in dieser düsteren Zeit überlebt hatte. Ich konnte mich nicht davon abhalten, an die letzte Begegnung zu denken, die ich mit einem Menschen gehabt hatte. Es war ein Albtraum gewesen, ein Moment, der von Verrat und Verzweiflung geprägt war. Doch hier war etwas anderes. Hier war jemand, der mir geholfen hatte, anstatt mir zu schaden.
Ich lächelte ihm zu, ein zögerliches, aber hoffnungsvolles Lächeln, das von der tiefen Sehnsucht nach Verbindung und Verständnis zeugte. Doch als ich in seine Augen blickte, sah ich, dass er mich beobachtete, als würde er meine Gedanken lesen können. Ein kurzer Moment der Stille entstand zwischen uns, in dem ich mich fragte, was in seinem Kopf vor sich ging. Er schien überrascht von meinem Lächeln, vielleicht sogar ein wenig verwirrt.
Doch dann, ohne ein weiteres Wort, stand er einige Sekunden still da und sah mich an, als würde er die Situation abwägen. Ich spürte, wie sich die Luft um uns herum veränderte, als ob die Dunkelheit selbst uns beobachtete. In diesem Moment schien die Welt um uns herum stillzustehen. Dann, plötzlich, drehte er sich um und ging zurück in seine Wohnung, die Balkontür hinter sich schließend. Ein leises Geräusch des Schließens hallte in der Nacht wider, und ich fühlte, wie mein Herz einen weiteren Schlag aussetzte.
Ein Teil von mir war enttäuscht. Hatte ich zu viel erwartet? Hatte ich mich zu sehr auf diese flüchtige Verbindung eingelassen? Die Einsamkeit drang wieder in meine Gedanken ein, und ich fühlte mich wie ein Schatten in der Nacht, der von der Dunkelheit verschlungen wurde. Doch während ich dort stand, allein auf dem Balkon, spürte ich auch, dass ich nicht ganz verloren war. Dieser Junge hatte mir etwas gegeben, auch wenn ich es nicht in Worte fassen konnte.

Kurz sah ich zu dem Korb, den ich mit beiden Händen hielt an, nahm den Zettel hinaus und las diesen zuerst.

Teil es dir auf.

Ich sehe in den Korb hinein. Eine in Dosen gestellte Curry Flasche war mir direkt ins Auge gefallen. Der leckere Schokoriegel fiel mir als Nächstes ins Auge, während der Ramen welcher auch die Sorte eines Currys besaß ruhig in dem Körbchen lag. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt mir doch war. Ich begann augenblicklich zu zittern. Meine nackten Füße und meine nackten Arme streiften eine fürchterliche Gänsehaut aus.

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