Was hatte er auch erwartet? Das Yoongi ihm antwortete? Natürlich nicht, andere waren wichtiger. Das Fragen, wie es ihm ging, war doch nur zum Anstand, damit er ihm die Sachen in der Schule geben würde, wenn der Jüngere mal krank war.

Aber warum ließ Jungkook das ganze eigentlich so sehr an sich heran? Seine Eltern hatten ihm neulich doch erst gesagt, dass er zu emotional für diese Welt war. Dass das, was andere mit ihm machten normal war und er einfach überreagierte.

Ja, nach diesem Gespräch, wo er nur Trost gesucht hatte, war ihm wieder klar geworden, dass er das Problem war. Es war seine Schuld, dass er verletzt wurde. Es war seine Schuld, dass sich niemand für ihn interessierte. Es war seine Schuld, dass er eigentlich allein war. Alles war seine Schuld.

Ein Wunder, dass sie ihn noch nicht für die Probleme der Welt verantwortlich gemacht hatten. Aber das kam sicher noch. Spätestens, wenn er sein Leben auf die Reihe bekam und wenn nicht, dann würden sie ihm vorwürfe am Grab machen.

Der Schmerz, welcher sich langsam in Hass gegenüber Yoongi verwandelte, ließ in ihm das Bedürfnis aufkommen irgendwas, sei es noch so klein, zu zerstören. Es kostete ihn eine Menge an Kraft dieses Bedürfnis herunterzuschlucken und in Form von Tränen zu verarbeiten. Sollte er jemals die Kontrolle verlieren, würde er mit Leichtigkeit alles um sich herum zerstören, unabhängig davon, ob Gegenstand oder zwischenmenschliche Beziehung.

(Kapitel 15) 10.1.2023 – Dear Diary...

Sobald Yoongi mit Hoseok zusammen ist, ist es egal, dass ich existiere. Für beide...

(Kapitel 16) 20.1.2023 – Dear Diary...

Am Ende ist doch alles nur Heuchelei. Sie tun so, als wenn du ihnen wichtig bist und sobald du angebissen hast, bist du selbstverständlich und uninteressant...

(Kapitel 17) 23.1.2023 – Dear Diary...

Heute ist das erste Mal, dass ich wieder in die Schule gekommen bin. Was ich hatte ist irrelevant, doch niemand hat auch nur gefragt was war oder wie es mir geht... habe sie überhaupt gemerkt, dass ich nicht da war..?

(Kapitel 18) 24.1.2023 – Dear Diary...

Hoseok hatte mich dumm angemacht, als ich nach den Unterlagen gefragt hatte. Bei Taehyung brauch ich es erst gar nicht versuchen, der ist zu verpeilt. Und aus Namjoon bekommt man nie wirklich was raus und wenn er einem eine Antwort gibt, dann kann man gleich ein Kniffel daraus erstellen... grob gesagt, warum mache ich das alles eigentlich noch. Von meinem Abschluss kann ich mich ohnehin schon verabschieden...

Nachdenklich las sich der Schwarzhaarige die Zeilen immer wieder durch und ihm wurde bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit einen Abschluss zu erreichen sowieso minimal war. Ganz davon abgesehen, dass seine Freunde ihm wirklich kaum Informationen gaben, wenn er weg war, plante er nicht es zu erleben. Wozu machte er sich also die Mühe gute Noten zu erreichen? Um seine Eltern stolz zu machen?

(Kapitel 19) 25.1.2023 – Dear Diary...

Yoongi hat so nachdenklich gewirkt... an wen er wohl gedacht hat.

(Kapitel 20) 26.1.2023 – Dear Diary...

Dieses Gefühl, wenn man aufwacht und schon weiß, dass etwas geschehen wird, was man nicht kontrollieren kann....

(Kapitel 21) 26.1.2023 – Dear Diary...

Yoongi hat mich angeschrien, geschlagen, durchgeschüttelt und geweint... sagt man nicht, dass jedes Ereignis Phasen der Bewältigung mit sich führt? Was er wohl verarbeitet.

(Kapitel 22) 27.1.2023 – Dear Diary...

Yoongi hat mich so erwartungsvoll angesehen... hatte ich eine Aufgabe? Sollte ich ihm was mitbringen? Ich weiß es nicht mehr.

(Kapitel 23) 28.1.2023 – Dear Diary...

... Ferien... wie schnell die Zeit vergeht. Hätte ich mich verabschieden sollen?

(Kapitel 24) 29.1.2023 – Dear Diary...

... wie lange dauert es wohl, bis man verrückt wird.

(Kapitel 25) 30.1.2023 – Dear Diary...

Irgendwie habe ich mich ja in etwas verbessert. Die Bilder von den ach so durchtrainierten Fitnessinfluenzern beeinflusse mich nicht mehr.

Dafür tut Jimins Story umso mehr weh...

(Kapitel 26) 31.1.2023 – Dear Diary...

Was hat Jimin davon, wenn er der Welt zeigt, wie gut er mit Yoongi befreundet ist? Was hatten sie davon, dass ich sie wieder in mein Instagram Profil gelassen habe? Sie mir folgen können? Oder was bringt es ihnen nur YoonSeok Couple Bilder hochzuladen.

Sie wollen niemanden beweisen, wie gut es ihnen geht... sie wissen, dass es Menschen gibt, die es verletzt... dass es mich verletzt.. ich hätte es wissen müssen. Ich hätte ihnen schon bei der Geschichte mit Seokjin den Rücken kehren müssen...

Traurig erinnerte Jungkook sich daran, was sie mit Seokjin getan hatten und er hatte auch noch mitgemacht. Es war eine Sache, der unbedeutende Freund zu sein. Der Freund, wo es egal war, ob er kam oder nicht und den, den man nie einlud.

Doch es war was vollkommen anderes, wenn man der Freund war, der viel Energie in die Freundschaft steckte und unerwünscht war.

Seokjin dachte, sie wären alle befreundet. Er war gut gelaunt, wollte sich immer mit ihnen treffen und dachte sie meinten es ernst.

Yoongi hatte Jin nur ausgehalten, sich aber immer über ihn beschwert. Jimin ebenso. Doch bei dem Orangehaarigen war man sich nie sicher, was er wirklich meinte. Er verabscheute Seokjin, doch traf sich regelmäßig mit ihm. Vor Yoongi und Jungkook sagte er immer, wie nervig der größere sei und dann traf er sich am nächsten Tag wieder mit ihm.

Die ganze Gruppe hatte den Braunhaarigen nur ertragen, um anschließend über ihn zu lästern. Sie hatten ihm Hoffnungen gemacht und ihn im Anschluss ausgelacht, wenn er zusammenbrach und seine Mutter bei ihnen anrief. Sie wollte ihren Sohn nur beschützen und sie hatten nur noch mehr gelacht.

Und jetzt, da war die Freundschaft irgendwie zerbrochen. Aber konnte man dies noch Freundschaft nennen? Ab und an, da vertrugen sie sich und Jungkook spürte die hasserfüllten Blicke des Schülers. Seokjin machte ihn dafür verantwortlich, für das, was geschehen war.

Vielleicht war der Schwarzhaarige wirklich daran schuld. Vielleicht war er der Auslöser, weshalb das ganze aktive ausschließen überhaupt passiert war. Vielleicht hatte er Jins Platz eingenommen, doch gerade würde er ihn mehr als gerne wieder abgeben.

Eine Nachricht auf seinem Handy riss ihn aus den Gedanken an die Vergangenheit. Es riss ihn aus der Zeit, wo ihm genug tote Flaggen hingehalten wurden und er mit Scheuklappen dran vorbeigelaufen war, weiter in sein verderben.

Yoongi: Schade, ich dachte die Ferien tun dir gut <3 Offensichtlich nicht, dass tut mir leid. Du kannst es gerne erzählen. Ich vermisse die Ferien nur jetzt schon, obwohl sie noch nicht vorbei sind.

22:23 Uhr

Jungkook musste sich ein auflachen verkneifen. Er hatte nicht mal bemerkt, wie der Tag an ihm vorbei gestrichen war. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass seine Eltern ihn zum Abendessen gerufen hatten oder dergleichen. Er saß seit heute Mittag offensichtlich im Zimmer, hatte weder Hunger, noch Durst oder den Drang aufs Klo zu gehen verspürt. Das Einzige, was er seit seinem erwache um 13:46 Uhr getan hatte war nach zu denken und zu schreiben. Obwohl das ganze offensichtlich sehr langsam voran ging.

Doch der wahre Fakt, den der Teenager amüsant fand war der, dass Yoongi tatsächlich 24 Stunden gebraucht hatte, um ihm zu antworten, obwohl er die App zwischendurch mehrmals besucht hatte. Irgendwie könnte der Weißhaarige sich das Antworten auch sparen. Warum machte Yoongi sich bei Jungkook eigentlich die Mühe überhaupt was zu sagen, wenn der Jüngere ihn offensichtlich einen ganzen Tag ignoriert hatte.

Der Schwarzhaarige lachte über das Verhalten seines besten Freundes, obwohl ihm eigentlich zum Heulen zumute war. Es verletzte ihn zu tiefst, doch waren dafür keine Tränen mehr übrig. Er war fast schon ausgetrocknet, wie eine Wüste.

Fest entschlossen nicht solch ein Arschloch, wie der Jüngere zu sein, tippte Jungkook eifrig eine lange Nachricht, in der er erzählte, wie seine Feiertage abgelaufen waren und, dass seine Psyche sich verabschiedete. Von dem Kuss zwischen Hoseok und Yoongi sagte er kein Wort. Yoongi wusste, dass Jungkook über die Beziehung Bescheid wusste. Schließlich war der Kuss zwischen ihm und Hoseok als sein Profilbild auf WhatsApp eingestellt, damit er es auch jedem unter die Nase rieb.

Die überdimensional lange Nachricht sendete er um 22:33 Uhr ab. Danach sendete der Teenager noch 4 belanglose Nachrichten, in denen er sich entschuldigte für irgendwas, wofür man sich nicht entschuldigen musste, doch wie gesagt....

... sein psychischer Zustand war nicht mehr stabil. 

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