☂ ˡᵃˢˢ ᵐᶤᶜʰ ᵈᶤᵉ ᵉᶤᶰˢᵃᵐᵏᵉᶤᵗ ᶤᶰ ᵈᶤʳ ˡᶤᵉᵇᵉᶰ ˡᵉʳᶰᵉᶰ
☂ erzählerin
Eine weitere Nacht war vergangen, in der sich die Schwere der Herausforderungen für Taehyung bemerkbar machten. Unruhig schaute dieser auf die gegenüberliegenden Wand, wobei sich das Orange der ihm allzubekannten Fluren und Gänge pathologisch, unerträglich anfühlte. Er zog sich die Kapuze seines schwarzen Hoodies vor den Augen zu und schloss die Augen, um einen weiteren, vergeblichen Versuch von der Realität abzuspalten, zu wagen.
Die Uhr schlug 03 Uhr morgens, und die Pflegekräfte liefen nur noch zu ihren nächtlichen Rundgängen die Fluren entlang. Taehyung nahmen sie nur noch so halbwegs wahr, nachdem dieser die letzten Stunden bereits schon auf den Stühlen rum saß. Dies, nachdem er seine Mutter wieder besuchte, dessen Zustand sich allgemein auf das Weitere zu verschlechtern schien. Jiyeon hatte viele körperliche Erkrankungen, die komorbid zu ihrer bipolaren Störung extreme Folgen hatte, so, wie die Zeit es uns erneut zeigte.
Die Gänge waren nur noch mit einzelnen kleinen Lichtern beleuchtet, weshalb sich die Schläfrigkeiten in dem 20-Jährigen im ganzen Körper deutlich machten. Eigentlich waren die Untersuchungen seiner Mutter von der Oberärztin seit Stunden beendet worden. Man fragte sich, warum er dennoch so eine Ewigkeit hier sitzen blieb. Zumal seine Mutter schon schlief und er selber aktuell psychisch, dadurch auch körperlich extrem ausgelaugt war.
War es die Angst davor, dass es seiner Mutter wieder plötzlich schlechter gehen und er nicht rechtzeitig da sein würde, wenn er die Psychiatrie jetzt verließ? Oder waren es generell seine Katastrophengedanken, die ihn an diesen unbequemen Stuhl fesselten? Die Verlustsängste, seine eigene Mutter und somit das letzte Elternteil zu verlieren, welches ihm das Schicksal hingab.
,,Herr Kim, vielleicht sollten Sie nachhause gehen. Sie sitzen seit Stunden hier, und wir können Sie nicht ewig bleiben lassen.",entkam es leise von einer Pflegerin, die mit ihrer Kaffeetasse zu dem erschöpften Jungen besorgt blickte. Sie beäugigte ihn selber etwas verzweifelt, zumal das ganze Team der Station ihn bereits seit kleinauf kannte.
,,I-Ich kann nicht.",wisperte dieser verzweifelt, während er sein Gesicht beanstrengt in seinen verschwitzten Handflächen hinein drückte, um Dampf abzulassen. Dennoch hatte seine kahle Stimme einen weinerlichen Unterton, welches die Pflegerin sofort erkannte.
,,Ich verstehe Ihre Situation sehr gut, aber ich kann Sie wirklich nicht mehr allzu lan--"
,,Nur noch eine halbe Stunde, bitte. Dann gehe ich auch, versprochen. Ich möchte nur noch eine halbe Stunde bleiben.",unterbrach Taehyung die kleine Frau, als er seinen Kopf anhob und mit tränenden Augen zu ihr schaute. Mitleidig erwiderte sie seinen Blick sofort und nickte etwas, bevor sie im Dienstzimmer wieder verschwand. Schließlich wollte sie ihm nun Zeit geben, runter zu kommen.
Als die Stille wieder in den Gängen
zurückkehrte, geschah es wie vorhergesehen. Die Tränen kullerten seine Wangen runter, befeuchteten seinen Hoodie zum zigmal am heutigen Tag und Abend und ließen ihn in die endlose Negativspirale seiner Gedanken abstürzen. Die Mühe, sich seine Tränen abzuwischen, obwohl sie so störend seinen Hals runter kullerten, machte er sich sowieso nicht mehr.
Das Einzige, woran er dachte, war der schlechte Allgemeinzustand seiner Mutter und das Geschehen mit Jungkook vor vielen Wochen. Beides waren Ereignisse, die einerseits seine Vergangenheit durcheinander brachten aber auch seine Zukunft beeinflussen werden würden, wenn seine Mutter nun wirklich sterben würde. Sei es durch einen vorhersehbaren Suizid oder durch ihre körperlichen Krankenheiten, die sie täglich zerstückelten.
,,Darf ich für dich da sein?",ertönte eine weitere ruhige Stimme, die ziemlich unerwartet gemäß der Uhrzeit in den Gängen kam. Das leicht quietschende Rollen des bekannten Infusionsständers hatte Taehyung offensichtlich gar nicht wahrgenommen, genauso wenig wie den Fahrstuhl, als ein weiterer Patient auf die Station hochkam.
Perplex hob dieser seinen Kopf an und schaute mit tränenden Augen zu dem ihm vertrauten Jungen, der genauso wie an Tag 1 ihrer Begegnung vor ihm stand und ihn sanft anschaute. Ruhig gab dieser keinen weiteren Laut von sich, denn still beäugte er ihn und wusste dabei bereits, weshalb Taehyung wohl so aufgelöst war.
Doch die Überraschung plötzlich den waschechten Jungkook wieder vor sich stehen zu haben, nach der Realisation, welche Rolle dieser in seiner Vergangenheit gespielt hatte...
...Ihn erschauderte es.
Sein ganzer Rücken schien bedeckt von der Gänsehaut, als er ihn da wie ein magisches Heilwesen stehen sah. So ruhig, zurückhaltend, warmherzig und loyal.
Aber auch Jungkook war innerlich unfassbar nervös. Er fragte sich, was Taehyung wohl von ihm nun dachte. Vorallem, nachdem er ihm indirekt über seine Gefühle von damals erzählte und diese gestand. Nach dem ganzen Mobbing in der Schule. Trotzallem, in dem Zustand, in dem sich Taehyung befand, wollte er direkt auf dessen Sorgen und Gedanken eingehen. Ihn an erster Stelle setzen, nachdem er ihn nach Wochen wieder in den Gängen sitzen sah.
Ohne etwas zu sagen, stand Taehyung erschöpft auf seine spürbar schwachen Beinen auf und ging in langsamen Schritten auf Jungkook zu. Dabei schaute er ihn vertieft an, mit all den neuen Gedanken und Erinnerungen, die er nun mit der zerbrechlichen Gestalt vor sich assoziierte. Ruhig blieb er direkt vor ihm stehen, wobei er versuchte, Einlass in seine Gefühlswelt zu kriegen.
Was fühlte er bloß? Wie ging es ihm? Wusste er schon von den neuen Informationen? Durfte ich ihm schon so nahe kommen, sodass sich unsere Atemwege streiften?
Gedankenvertieft erwiderte Jungkook den Augenkontakt mit eher glasigen Augen, als er die bekanntliche Wärme des Älteren wieder an seine dünne Haut zu spüren bekam. Wohlig seufzte dieser dadurch tonlos auf und schenkte ihm einen trostvollen Ausdruck, womit er ihm sein Dasein verdeutlichen wollte. Schließlich konnte er sich sehr gut vorstellen, wie es Taehyung in seiner aktuellen Lebenslage ging.
Mental aufgewühlt, blieb dieser erstmal ruhig vor ihm stehen, bevor er wortlos seine Arme um den warmen Körper des Jüngeren schlang. Feste drückte er ihn an sich und senkte seinen Kopf. Seine Augen schloss er dabei erlösend von den quälenden Gefühlen, die ihn begleiteten. So, als würde ihm allein diese unerwartete Umarmung all die Wärme, Zuwendung und Akzeptanz für sein Empfinden schenken.
Jungkook hingegen atmete erschrocken über den plötzlichen, so dichten Körperkontakt auf und zog seinen Oberkörper zittrig zusammen, sobald die festen Griffe Taehyungs ihn in seiner Obhut hielten. Mit großen Augen blickte dieser seitlich in die Ferne und bewegte sich erstmals gar nicht, da er einfach nicht wusste, was jetzt zutun war. Wann hatte er letztens eine Person sich umarmen lassen? Dies musste Jahre, wenn nicht sogar in seiner Kindheit schon zurückliegen.
Doch plötzlich hörte er ein gequältes Schluchzen, fast schon ein kindliches Wimmern, wodurch er wieder realisierte, von wem dies erstmals kam und was gerade eigentlich geschah.
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Beide gefangen in einem verletzlichen Moment, welches sie teilen! :)
- Eleja ♡
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