3.

XXXTENTACION- Jocelyn Flores

»Ich hoffe wir sind uns einig, dass wir Thilo dafür jetzt hassen«,grummelte Helene. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und ließ sich tiefer ins dunkle und weiche Polster der Couch fallen. Sie saßen nun nicht mehr auf dem Tierfell, sondern auf der großen Couch und den Sesseln. Sie hatten sich dazu entschieden mit dem Spiel aufzuhören und sich auf eine bequemere Sitzmöglichkeit zu setzen. Ray saß zwischen Peaches und Phineas,sein rostbrauner Schopf auf der Rückenlehne und seine Augen geschlossen. Mittlerweile war es schon nach zehn und er fragte sich allmählich wirklich wo seine Ma' blieb. »Helene, übertreib' nicht so. Klar, Thilo hätte das nicht sagen dürfen, aber Yorick hatte das Fass wohl zum überlaufen gebracht. Wir werden Thilo nicht hassen und verbrennen wie eine Hexe.« Phineas versuchte Helene zu beruhigen, doch das schaffte im Moment nicht einmal Laurel.

Wenn Helene wütend war, dann war sie wütend und genau diese Tatsache war manchmal wirklich nervig. »Wir müssen ihn ja nicht gleich verbrennen«,grummelte sie wieder böse. »Es reicht, wenn wir ihn aus der Stadt jagen, indem wir ihm einen Mord anhängen und er dann flüchten muss«, fügte sie verschwörerisch hinzu. Laurel fing an zu lachen und fing sich daraufhin einen bösen Blick von ihrer Freundin ein.

Laurel beugte sich zu ihrer Freundin vor,nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie kurz. »Du musst nicht gleich jeden,der einen Fehler begeht vernichten, Baby.«
Helene sah noch grimmiger drein. »Hör auf mich zu besänftigen. Das bringt nichts«,murrte Helene. »Das bringt sehr wohl was.« Laurel sah Helene herausfordernd an.

Ray konnte sich sein Kommentar nicht verkneifen. »Ja und zwar, dass ihr euch jetzt darüber streiten werdet, ob es etwas bringt oder nicht und nachher müssen Yorick und ich uns euer Gestöhne anhören, weil ihr Versöhnungssex habt.« Auf seinen Lippen lag ein provokantes Lächeln und Yorick gackerte sofort drauf los. Auch von den anderen erklang ein verständnisvolles Lachen. Halb lachend und halb weinend vor Lachen hielt Yorick sich an der Sessellehne fest. »Da hat Ray nicht so Unrecht. Ihr seid lauter, als eine Atombombe«,keuchte er außer Atem.

Helene lehnte sich lässig an ihre Freundin und raunte ein süffisantes: »Liegt nur daran, dass der Sex so gut ist.« Ray verzog das Gesicht. Und auch Phineas reagierte so. »Scheiße, die Vorstellung ist echt nicht schön.«
»Aha und wieso?« Jetzt verschränkte Laurel die Arme vor der Brust. »Ihr seid wie zwei Schwestern für mich und ich will mir nicht vorstellen wie meine Schwestern es mit einander treiben«, rechtfertigte sich Phineas.

Laurel und Helene fingen daraufhin an zu lachen. In ihren Blicken lag die unausgesprochene Erwiderung. Für Ray waren alle Anwesenden, Thilo selbstverständlich auch, schon längst zu seiner Familie geworden. Sie alle waren wie Brüder und Schwestern und da stimmte Ray Phineas vollkommen zu. Es war wirklich ein wenig seltsam, wenn zwei aus seinem Freundeskreis dann miteinander schliefen und er wirklich alles hören konnte. Aber Ray freute sich unheimlich für seine Schwester. Nicht jeder konnte so eine tollen Freundin haben, wie Laurel es war. Die beiden passten zusammen wie Arsch auf Eimer oder Faust aufs Auge.

Plötzlich räusperte sich Odette und Ray hatte schon beinahe vergessen, dass sie überhaupt anwesend war, so still war sie gewesen. Den ganzen Abend war sie schon verhältnismäßig sehr zurückhaltend gewesen.»Ich glaube ich werde krank«,krächzte sie.

Das glaubte Ray auch, so blass wie sie immernoch aussah. Geschweige denn davon, wie rau und angeschlagen ihre Stimme klang. Alle Blicke lagen nun auf Odette. Sie hatte sich in dem breiten Sessel so zusammengekauert, dass sie viel eher darin lag, als saß. Laurel stand auf, ging zu ihr rüber und legte eine Hand auf ihre Stirn. »Scheiße, du bist so heiß.« Odette lachte. Es war kratzig und rau, dennoch mochte Ray die Klangfarbe ihres Lachen. Das würde er wohl immer mögen. »Ich fühle mich geschmeichelt.«Laurel ließ die Hand sinken und setzte sich wieder »Aber du hast eine Freundin«,ergänzte Odette und kicherte sofort wieder drauf los. »Dass sie deine Schwester ist macht dir also nichts aus?« Odette sah zu Phineas und sie zuckte mit den Schultern. »Könnte ich vielleicht drüber hinweg sehen.« Ihre Stimme klang gespielt lässig, doch sie konnte das grinsen auf ihren rosaroten Lippen nicht verstecken. »Laurel ist meine.« Besagte sah Helene an, nahm ihre Hand in ihre eigene und sagte: »Keine Sorge. Du hast mich schon abgeleckt also darfst du mich auch behalten.« Sie lachten ausgelassen. Trotz Thilos Abgang und dem was er davor gesagt hatte, war die Stimmung gut. Und sie würden ihn auch nicht anzünden, hassen, oder ihm einen Mord unterjubeln. Ray war sich sicher, dass sie das ganze mit einer Erklärung und einer Entschuldigung abtun konnten.

»Ich würde uns ja nach Hause fahren, aber ich habe viel zu viel getrunken, um noch gescheit fahren zu können«,brummte Laurel, als sich alle beruhigt hatten. »Ich habe leider auch schon zu viel intus«,bestätigte Helene. Phineas nickte zustimmend und Peaches grummelte ein »Ich hab' keinen Führerschein.« Yorick nickte ebenfalls zustimmend und sah zu Ray. Eine stumme Frage lag in seinem Blick. Ray zuckte mit den Schultern. »Ich kann fahren. Ich hab nur fünf Shots oder so getrunken und ich sehe noch ziemlich klar.« Laurel nickte zufrieden und stemmte sich von der Couch. »Na komm, dann bringen wir dich nach Hause ins Bett.« Sie trat vor Odette und reichte ihr die Hand,doch diese schüttelte nur den Kopf. »Gehst du mit ihr nachhause?«, wollte nun auch Helene wissen. Laurel nickte. »Ich werde mich um sie kümmern.« Odette schüttelte wieder den Kopf. »Es reicht, wenn Ray mich fährt und mir ins Bett hilft. Bleib du ruhig bei Helene und den anderen.« Laurel öffnete den Mund um etwas protestierendes zu erwiedern, aber Odette würgte sie mit einem erneuten Kopfschütteln und einem »Ich werde eh nur die ganze Zeit schlafen.« ab. Ray stand nun auch auf. »Na komm.« Nun reichte er ihr die Hand. Laurel saß sich wieder hin und Odette zog sich an der Hand auf die Beine. Die beiden standen sich nun gegenüber. Ray sah auf Odette hinunter, seine Hand legte sich auf ihre Stirn. Seine Stimme war ungewollt rau und leise, als er sagte:»Du bist echt heiß.« Odette überspielte den merkwürdigen Ton in Ray's Stimme mit ihrem kratzigen Lachen. »Ich höre das heute ziemlich oft. Liegt wohl an der Jeans. In der sieht mein Hintern so knackig aus.« Ray nickte lachend.

Die beiden verabschiedeten sich von den anderen und gingen gemeinsam zur Wohnungstür.
Ray zog sich seine schwarzen Schuhe an, während Odette ihre die ganze Zeit über getragen hatte.

Wenige Zeit später saßen die beiden in dem alten Volvo. Der Regen war schwächer geworden und die Straßen ruhiger.Lange war es still. Odette hatte ihren Kopf an der Fensterscheibe angelehnt,die Augen geschlossen lauschte sie den sanftem Klängen von Hey Jude. Das war eine Angewohnheit von Ray. Er ließ dieses Lied immer laufen, wenn er Auto fuhr. »Wir sollten morgen noch einmal mit Thilo sprechen«,sprach Odette dann plötzlich. Rays Blick war stur auf die Straße gerichtet. Er wollte nun wirklich keinen Autounfall bauen. »Ja, das werden wir.« Es war kurz still, aber dann brach wieder die leise Stimme von Odette die Stille. »Ich kenne dich und deine Geschwister jetzt schon so lange, aber ich weiß nicht wieso du deine Eltern nicht kennst.« Aus dem Augenwinkel erkannte er wie sie ihn musterte. Ihren dunklen grünen Augen lagen auf Ray. Musterte ihn und nahmen jedes einzelne Detail in ihr auf. Ray seufzte. »Ich erzähle es dir nur unter einer Bedingung.« Odette saß sich auf und sah ihn gespannt an. Sie nickte. Ihre Haare wippten ihr dabei leicht in ihr zartes Gesicht. Sie besaß für ihr Alter noch ziemlich viele kindliche Züge und Ray wurde sie niemals auf fast zwanzig Jahre schätzen.»Ich hab' es gesehen. Ich hab gesehen, dass es dich ebenfalls irgendwie gekränkt hat, was Thilo gesagt hat. Ich will wissen wieso.« Odette schluckte und Ray wagte es einen kurzen Blick auf eine seiner engsten Freunde zu werfen. »Okay, zuerst du.«Ihre Stimme war dünn und schwach. Er fragte sich, ob es gut war jetzt darüber zu reden.

»Meine Eltern haben sehr jung ihr erstes Kind bekommen«, fing er an. »Sie waren beide so alt wie du und ich, als Yorick auf die Welt gekommen ist.«Odette nickte. Er war kurz still, schluckte und riskiere wieder einen Blick auf Odette. »Dann war meine Mutter wieder schwanger. Mit mir und Helene. Drei Kinder konnten die beiden unmöglich ernähren, also hatten sie uns bei der Mutter meiner Mutter abgegeben. Uns einfach abgeschoben, weil die beiden lieber ohne Kinder glücklich sein wollten. Ich... ich... habe sie nie kennen gelernt. Sie sind direkt nach meiner Geburt verschwunden und auch nicht mehr aufgetaucht.« In seinem Hals bildete sich einen Klos. Immer wenn er daran dachte, oder davon sprach, fühlte er sich unglaublich ungeliebt. Nicht mal seine eigenen Eltern wollten ihn. »Das tut mir so unglaublich leid.« Odettes Stimme war dünn.

Und so unglaublich zart.
Ray nickte nur.

»Ich weiß nicht wer mein Vater ist und ich will es auch nicht wissen«, platzte nun auch Odette mit der Sprache raus. Ihr Blick glitt aus dem Fenster und betrachtete die dunklen und nassen Straßen. »Wieso?« Ray hätte mehr dazu gesagt, wenn die Strecke bis zu Odette nach Hause länger gewesen wäre, aber er konnte nicht riskieren, dass sie vielleicht nicht mit der Sprache rausrücken würde, wenn sie da wären. »Er war kein guter Mensch.« Ray hatte schon gewusst, dass sie und Laurel nicht den selben Vater hatten. Das war schließlich mehr als offensichtlich.
»Dann haben wir ja einiges gemeinsam.« Trotz dieser angespannten Situation lächelte er sie kurz an. Odettes Handy summte, sie grub es aus ihrer Hosentasche hervor und sah darauf. »Aber das wussten wir ja bereits.« Ray erhielt keine Reaktion. Sein Blick glitt kurz zu Odette rüber. »Alles ok?«, wollte er wissen. Odette nickte. Sie sah auf. Ray hielt an einer Ampel, blickte ihr in die Augen und erwiderte das Lächeln, dass sich auf Odettes Lippen gelegt hatte. »Meine Mutter wollte nur wissen, wann wir nach Hause kommen.«

»Na dann,wollen wir dich mal nach Hause bringen.«

Köpft mich nicht für die Rechtschreibung. Die werde ich am Wochenende ausbessern.

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