. ⋅ ˚̣- : ✧ : - ⭒Kapitel 14⭒ - : ✧ : -˚̣⋅ .

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Die Gedanken wiegen schwerer als sonst. Es ist beinahe so, als hätte sich in dem Moment etwas ganz gravierend in Yoongi verändert, seit er Jimin vor drei Wochen das erste Mal im Arm gehalten hat. Seitdem ist nichts mehr, wie es vorher war. Nicht, dass Yoongi jemals gut mit seinem Leben zurechtgekommen ist. Aber das im Moment ist schon echt anstrengend. Es ist erst Anfang März und doch ist für Yoongi gefühlt der Frühling über ihn eingebrochen. Ziemlich früh dieses Jahr, aber wie kann es auch anders sein? Jimin ist zu seiner Sonne geworden. Nicht nur, weil er mit ihr um die Wette strahlt, wenn er sich freut. Jimin wärmt ihn, er erfüllt ihn mit Leben und lässt ihn manchmal in seinen emotionsüberladenen Augen schwimmen. Er ist abhängig von ihm. Ohne ihn ist es dunkel, kalt und leblos. Endlich weiß er, wie Jimin sich damals gefühlt haben muss, als er ihm das erste Mal vor dem Kaleidoskop begegnet ist. Er erinnert sich gut an seine Worte, immerhin ist es eine dieser Momentaufnahmen, die er gut aufbewahrt. 

Daher ist es auch kein Wunder, dass er den Tag mit sehr gemischten Gefühlen gegenübersteht. Heute feiert er seinen Geburtstag nach. Es ist viele Jahre her, dass er den Tag überhaupt als einen besonderen Tag wahrgenommen hat. Gefeiert hat er ihn schon ewig nicht mehr. Eigentlich sollte er es bereuen, weil er dafür sein gesamtes Erspartes geopfert hat, als er die Nachbarin im Vorfeld bezahlt hat. Aber er tut es nicht. Wie dumm. Nur weil Jimin ihn davon überzeugt hat, wie wichtig es ist, den Tag angemessen zu zelebrieren, steht er jetzt hier. Ohne Geld, aber dafür mit ganz viel Kribbeln im Bauch. Streng genommen hätte er die Nachbarin nicht bezahlen müssen, aber er wollte es so. Sie hat sich immerhin bereit erklärt, den ganzen Tag auf seine Mutter aufzupassen, obwohl er frei hat. Sie wollte es erst nicht annehmen, aber Yoongi hat sie schließlich überzeugt. Dafür hat sie ihm versichert, dass er sich heute nicht mehr um sie kümmern muss. Sie würde seine Mutter schon zu Bett bringen und solange aufpassen, bis Yoongi wieder da sei. Das ist nicht nur das größte Geburtstagsgeschenk seit Jahren, es ist wie Urlaub. Nur ein Tag, aber Yoongi beschwert sich ganz sicher nicht. Ein Tag ist mehr, als er sich je hätte träumen lassen. Und dann darf er diesen Tag auch noch mit dem bezauberndsten Jungen verbringen, dem er jemals begegnet ist. Das mag vielleicht übertrieben klingen, aber Yoongi findet, dass es verdammt gut zutrifft. Er ist verzaubert, anders kann er sich nicht erklären, warum er so neben der Spur ist. Das ist keine normale Nervosität mehr. Und auch keine einfache Vorfreude. Es ist ein Licht, das ihm gleichermaßen Hoffnung, Wärme und Zuversicht schenkt.

Eigentlich sollte er sich freuen, aber das Problem ist, dass die Bedenken zu einem riesigen Orkan in seinem Inneren geworden. Er hat Angst, dass die Gefühle zu Jimin stärker werden, und er sie nicht mehr zurückhalten und verbergen kann. Hoffentlich geht alles gut. Und hoffentlich hört sein Herz gleich mal damit auf, Saltos in seinem Brustkorb zu schlagen, während er auf den anderen wartet. 

Yoongi schaut zum hundertsten Mal auf seine Armbanduhr, weil von Jimin immer noch nichts zu sehen ist. Verspätet er sich? Oder hat er ihn womöglich versetzt? Vielleicht ist ihm etwas dazwischengekommen? Hoffentlich ist ihm nichts passiert…

Bevor Yoongi sich die schlimmsten Szenarien ausmalen kann, hört er die bekannte Stimme hinter sich. Sie klingt gehetzt, und trotzdem macht Yoongis Herz einen kleinen Hüpfer. Es ist nichts passiert und versetzt hat er ihn auch nicht. Die Freude darüber lässt sein Herz weitere Saltos schlagen. Verdammt, wo soll das noch enden, wenn er jetzt schon so abdreht? 

"Es tut mir so leid!", redet Jimin direkt drauf los, kaum hat er Yoongi erreicht. Seine Atmung geht gehetzt, aber das hält ihn nicht davon ab, seine Verspätung ausführlich zu erklären. "Meine Mum hat mich aufgehalten. Sie wollte unbedingt mit mir reden wegen der Schule. Ich hab ihr gesagt, dass ich verabredet bin, sie ist daraufhin total ausgeflippt, weil sie meinte, dass ich mich mehr um meine Noten kümmern sollte und dann ist mir der Kragen geplatzt und ich hab sie angeschrien, dass sie sich aus meinem Leben raushalten soll und bin einfach abgehauen." 

"Hol mal Luft zwischendurch", bemerkt Yoongi trocken, weil Jimin während seiner Erklärung kein einziges Mal Luft holt. Er nimmt daraufhin einen tiefen Atemzug, stemmt die Hände in die Hüften und schaut dabei in den Himmel, als könne dieser ihn besser beruhigen. "Ich hatte nur Angst, dass du schon weg bist. Danke, dass du gewartet hast." Als Jimin seinen Kopf wieder sinken lässt und direkt in Yoongis Gesicht sieht, vergrößern sich seine Augen. "Du trägst ihn ja!", kommt es hellauf begeistert von ihm. Yoongi muss kurz überlegen, wovon er spricht. Dann aber fällt ihm auf, dass er sicher den Ohrring meint, den er von ihm vor drei Tagen zum Geburtstag geschenkt gekriegt hat.

In Jimins Gesicht ist gerade nur Platz für ein einziges Gefühl: überschwängliche Freude. Er strahlt so sehr, dass Yoongis Herz schon wieder an Fahrt aufnimmt. Jetzt gerade hat es Rückwärtssaltos gelernt. Er muss es irgendwie schaffen, dass er in Jimins Umgebung nicht immer so seltsam wird. Das Problem ist nur, dass es das erste Mal ist, dass sein Herz sich so aufführt. Das hat es bis jetzt noch nie getan. 

"Ähm, ja. Natürlich, warum auch nicht?", stellt er die Gegenfrage, die Jimin erleichtert ausatmen lässt. "Ich freu mich so, dass er dir gefällt. Was er hoffentlich wirklich tut. Wenn nicht, musst du ihn natürlich nicht tragen." Yoongi seufzt. Wieso ist dieser Kerl so verdammt unsicher? "Jimin! Er gefällt mir ganz, ganz wirklich. Und jetzt komm. Oder willst du den ganzen Tag hier stehen bleiben?" Okay, das klang härter, als es sollte. Dabei will Yoongi nur, dass Jimin dieses Thema endlich beendet, weil es ihm schon so unangenehm genug ist. Er wollte gar kein Geschenk. Das hatte er Jimin augenblicklich verklickert, aber der andere kam am nächsten Tag trotzdem mit den Ohrringen um die Ecke. Das Problem ist, dass er nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Er kriegt sonst keine Geschenke. Außerdem will er, dass dieses elendige Herzrasen endlich aufhört. 

"Ähm, ja. Klar. Von mir aus können wir gerne los. Ich... also wenn du das auch willst, dann würde ich nachher auf das Riesenrad. Die Aussicht soll abends unglaublich toll sein. Was wir sonst machen, ist mir eigentlich egal, da richte ich mich nach dir. Es ist dein Tag." Wie auf leichten Wellen getragen, schwappen die Worte zu Yoongi. Sie berühren sein Herz und lassen seinen Verstand kribbeln. "Das können wir gerne zum Abschluss machen. Aber bitte tu mir einen Gefallen. Der Tag gehört dir genauso wie mir. Hör auf, dich an zweite Stelle zu stellen. Ich will, dass der Tag für dich genauso schön wird, wie für mich, okay?"
 
Kurz sehen die beiden sich schweigend an, bis Jimin sich aufrafft, auf Yoongi zugeht und ihn kommentarlos in die Arme schließt. Yoongi schluckt. Diese Nähe macht ihn verdammt nervös und er weiß immer noch nicht, wie er das abstellen soll. Langsam löst er sich daher aus der Umarmung, weil es dann zumindest etwas leichter wird, die Saltos zu verringern.

Sie beschließen, zuerst was durch den Park zu spazieren, und unterhalten sich dabei über Jimins problematischen Verhältnisse zu Hause. Gleichzeitig beteuert Yoongi aber auch, wie dankbar er für Jimins Hilfe bei der Versorgung seiner Mutter ist. 

„Hast du auch Lust auf einen Kaffee?“, fragt Jimin gut gelaunt, wobei sich Yoongi sehr sicher ist, dass er nur schnell zu einem leichteren Thema wechseln will. Aber das soll ihm Recht sein. Sie wollten den freien Tag nutzen, um abzuschalten und zur Ruhe zu kommen, nicht um schwere Themen zu besprechen. Yoongi steckt sich eine weitere Zigarette an, bevor er antwortet. "Ich hab immer Lust auf Kaffee."

Jimins Miene hellt sich daraufhin nochmals mehr auf. "Gut, ich lad dich natürlich auch ein!", verkündet er stolz. Es fühlt sich total falsch an, dass Jimin ihn einlädt, immerhin ist Yoongi der Ältere von den beiden und sollte dies machen. Aber auf der anderen Seite will er es ihm auch nicht verbieten, weil er in diesem Augenblick so glücklich wirkt. 

Die Zeit im Café würde Yoongi als schwerelos bezeichnen. Er lauscht Jimins Erzählungen und verliert sich nicht nur darin, sondern auch im Augenmeer des anderen. Wenn Hoseok etwas erzählt, passiert ihm das nicht. Es passiert niemals. Nur Jimin kriegt ihn dazu, dass er wohlwollend schweigt und den Erzählungen lauscht, als gäbe es nichts Schöneres in der Welt. Jimins Stimme klingt wie das erste Erblühen der Kirschblüten nach dem langen Winter. 

"Lass uns noch ein bisschen bummeln, ja? Ich liebe diese kleinen Geschäfte hier total!", brabbelt Jimin, nachdem er ihren Kaffee bezahlt hat. Es kostet ihm nicht viel, Yoongi zu überzeugen. 

"Bist du eigentlich hier aufgewachsen?", fragt Jimin, als sie durch eine der schmalen Seitengassen schlendern, an deren Ränder sich immer mal wieder kleine Geschäfte befinden. Yoongi wundert es, dass sie sich halten können, weil einige davon wirklich versteckt sind, aber das ist typisch Seochon. Die kleine Stadt lebt von den Bewohnern, die auch in dieser schnelllebigen Zeit eine persönliche Beratung der schnellen Verfügbarkeit vorziehen. "Ja", antwortet Yoongi einsilbig, obwohl er noch mehr sagen sollte. Er überlegt kurz, aber da redet Jimin schon wieder weiter. "Okay? Cool. Ich muss ja sagen, dass ich Seochon echt niedlich finde. Wir sind ja erst zugezogen, aber ich mag es hier. Wir haben vorher in einer winzigen Wohnung in Seoul gelebt und das war echt grausam. Da hatte man nie Ruhe. Und trotzdem wirkten da alle einsam, obwohl sie von zahllosen Menschen umgeben waren. Seochon ist da anders."

"Das stimmt. In Seochon kennt jeder jeden und diese kleinen Läden hier halten sich auch nur durch die Stammkunden. Ist ja beim Shadow genauso. Die meisten kommen schon seit Jahren." 

"Ich wäre auch gerne hier aufgewachsen", gibt Jimin zu, aber Yoongi glaubt nicht, dass es das besser gemacht hätte. "Naja, heute würde ich hier auch nicht mehr aufwachsen wollen, glaub ich. Ich weiß nicht, aber früher, als ich noch Kind war, da war es… irgendwie entspannter. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Ich glaube einfach, dass der Wandel der Zeit nicht mal vor Seochon Halt macht. Früher konnte ich als Kind noch durch die Straßen laufen, ohne dass meine Mutter Angst haben brauchte. Mich kannte eh jeder, jeder wusste, dass ich ihr Sohn war, weil sie damals einen kleinen Blumenladen geführt hat. Ich durfte mich hier immer frei bewegen und das war schon toll. Aber heute sehe ich hier kaum noch Kinder, die alllein durch die Gegend ziehen."

Jimin schweigt, als er abrupt stehen bleibt. "Du… hast noch nie so viel von dir erzählt", bemerkt er und bringt Yoongi damit etwas in Verlegenheit. Wahrscheinlich hat er sogar Recht. Er ist eher nicht so der Typ, der gerne von sich erzählt. 

"Kann sein. Aber es gibt ja auch nicht viel zu erzählen."
"Ich würde gerne mehr über dich erfahren, Yoongi. Ich stelle mir das irgendwie total niedlich vor, wie du als kleiner Junge hier rumgelaufen bist. Bestimmt hattest du da auch schon dein permanent schmollige Gesicht." Jimin fängt laut an zu lachen, versucht Yoongis typischen Gesichtsausdruck nachzuahmen, scheitert aber durch das immer wieder einsetzende Lachen kläglich. 

"Idiot", grummelt Yoongi, aber auch er kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Jimins herzhaftes Lachen lässt Yoongi einen Moment die Welt um sich herum vergessen. Einen Moment sind sie beide schwerelos im All seines persönlichen Sonnensystems.Ihre schwerelose Leichtigkeit findet nur leider schnell ein Ende, als Jimin von einem Typen angerempelt wird, der ungefähr in Yoongis Alter zu sein scheint. Er kommt zusammen mit einem Mädel aus einem der Gebäude. Sie entschuldigen sich kichernderweise bei Jimin, ehe sie händchenhaltend davonlaufen. 

Yoongi kann sich das Lachen über Jimins irritierten Blick nicht verkneifen und kassiert dafür direkt einen Schlag von ihm auf die Schulter. "Was gibt’s denn da zu lachen?", pikiert er sich, aber Yoongi kann noch nicht antworten. Stattdessen deutet er lachend auf das unscheinbare Schild, das über den Eingang angebracht ist, aus dem die beiden, augenscheinlich frisch Verliebten, gerade gestützt sind. 

"Ein Hotel, ja und!?", meckert Jimin, weil er anscheinend immer noch nicht weiß, wieso Yoongi das so zum Lachen bringt. "Man merkt, dass du nicht von hier kommst", bringt Yoongi zwischen seinen Lachattacken hervor, "das ist nen Love-Hotel. Eins, das stundenweise vermietet, wenn du verstehst."

Jimin schaut ihn immer noch genauso irritiert an. Nein, anscheinend versteht er gar nichts mehr, so verwirrt wie er dreinschaut. 

"Oh Mann, Jimin. Da gehen Leute rein, die Zuhause nicht die Möglichkeit haben, um intim zu werden", erklärt er und endlich scheint sein Gegenüber zu verstehen. Sofort schießt die Röte in sein Gesicht. "Du… du meinst die beiden haben da grade…?"

"Ich hätte dir gar nicht zugetraut, dass du so verklemmt bist", kommentiert Yoongi, ohne auf Jimins Frage einzugehen. Lange lässt Jimin das jedoch nicht auf sich sitzen. "Ich bin nicht verklemmt! Ich wusste nur nicht, dass es sowas gibt."
 
"Na, dann weißt du es jetzt", beendet Yoongi das Thema und sagt, dass sie weiter gehen sollten. Jimin zieht einen Schmollmund, nickt dann jedoch und folgt Yoongi gut gelaunt. Vielleicht ist ihm der Kaffee nicht bekommen, überlegt Yoongi, denn der junge Mann neben ihm wirkt wie ausgewechselt. Es ist kaum vorstellbar, dass das derselbe Junge ist, der unterkühlt und durchnässt vor dem Kaleidoskop stand.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es Frühling geworden ist, ohne dass Yoongi es mitbekommen hat. Das Gefühl, wenn die ersten Sonnenstrahlen nach dem Winter aufs Gesicht treffen und es mit wohliger Wärme füllt, kennt wohl jeder. Genauso fühlt sich Yoongi, wenn Jimin ihn ansieht. Die Sonnenstrahlen tun so unglaublich gut auf seiner Haut, dabei ist der März-Himmel eigentlich noch von unzähligen Wolken bedeckt. 

      

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