Türchen 4▪Rotten Paradise

Es war der vierte Dezember und Low brachte ihn damit zu, sich in einen schmutzigen Handschuh zu wühlen- beziehungsweise versuchte er es und scheiterte kläglich.
,,Würdest du mir mal verraten, was du da machst?", zischte Tabby und warf einen Blick ins Schaufenster, um sich zu versichern, dass Malum ihn nicht gehört hatte. Doch die schwarze Katze saß mit dem Rücken zu ihnen und guckte auf Clarissas Computer, an dem die Grafikdesignerin gerade irgendwelche E-Mails beantwortete. Mails: Eine der nächsten zahlreichen Sachen, von denen Tabby und Low nichts gewusst hatten, bis Malum ihnen ausschweifend davon erzählte, da es ein lästiger, aber wichtiger Teil ihrer zukünftigen Berufs sei.

,,Was denkst du denn?", schoss Low zurück. ,,Es ist knackig kalt! Jetzt verstehe ich, warum die Menschen in solchen Stoffsachen herumlaufen". Er zupfte mit dem Schnabel an dem löchrigen, schlammigen Handschuh, um ihn sich über die bibbernden Krallen zu ziehen. Low hatte den Lumpen auf dem matschigen Gehweg gefunden und Tabby für seinen Teil würde lieber erfrieren, als sich mit diesem Lederfetzen zu bedecken. Da ging's einem ja noch schlechter.
,,Noch kurz", murmelte die Fledermaus.

Ihn wunderten die Temperaturen nicht. Der erste Schnee war gefallen, und zwar so heftig, dass bis auf die Straßen alles von einer weißen, den Himmel grell reflektierenden Schicht bepudert wurde. Auf dem Flug hierher hatten Tabby und Low mindestens drei schimpfende, in hässliche Annoraks gepackte Menschen bestaunen dürfen, die ächzend ihre Parkplätze freigeschaufelt hatten. Das Spektakel ging damit weiter, dass sie, sobald diese Hürde mit schmerzenden Knien überwunden war, in ihren Kisten über die vereisten Straßen schlitterten. Das Schlingern war, vor allem an Kurven und aufwärts verlaufenden Straßen, ziemlich beängstigend. Ein Wunder, dass es augenscheinlich noch nirgendwo gekracht hatte, aber wozu hatte man schließlich Flügel? Zum Glück würde keiner von ihnen je in diesen stinkenden Teilen fahren müssen.

Tabby wandte sich der Anzeigetafel zu, welche der Grund war, weshalb sie trotz des widerlichen Wetters seit drei Tagen beständig hier antanzten. Es ließ Low und ihn einfach nicht los und es fiel ihnen schwer, zu begründen, wieso. Vielleicht, weil es so etwas bei ihnen am verlassenen Bahnsteig niemals zu sehen gab außer auf zerknitterten Flyern.
Das ,,Cover des Tages" präsentierte ihnen jeden Tag einen anderen Bucheinband. Meistens waren sie knallig und farbenfroh, aber heute war das Bild wie ein düsterer Sog.

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Low und Tabby flogen davon, um sich wieder in ihrem warmen Unterschlupf einzunisten, aber sie wussten beide, dass dies erst der Anfang war.

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