Türchen 18▪Schattenspringer
Am nächsten Mittag hatten Low und er die ersten Zeilen ihrer Geschichte hinter sich gebracht. Wie ein Pokal- nun, ein sehr unansehnlicher- garnierte das beschriftete, zerfledderte Papier die sonst so nackte Wand. Es handelte um eine alte Frau, die Geige spielte. Auch, wenn die beiden ihr Fabriziertes ein viertes oder fünftes Mal durchlasen, fanden sie es gelungen. Sie überkam nicht das Bedürfnis, ihre Steilvorlage in Stücke zu reißen und von neu zu beginnen, das war sicherlich ein gutes Zeichen.
Low ließ den abgeschabten Bleistift hin und her wippen, der in seinem Schnabel klemmte. Weil er sich über Tabbys Schrift beschwert hatte, hatte er sich dieses Mal daran austoben dürfen, und das Resultat sah nicht wirklich besser aus. Aber das bestritt der Rabe natürlich. ,,Ich denke, ab hier kann es nur noch bergauf gehen", krächzte er zufrieden.
Tabby hatte derweilen den Computer angeschmissen. Zuerst blies die Belüftung los, dann erstrahlte der Sperrbildschirm, als er sich mit dem üblichen skurrilen Passwort anmeldete und die Suchmaschine öffnete.
,,Warum ist dieser Balken da geschrumpft?", schnarrte Low.
Die Fledermaus folgte seinem Blick nach rechts unten und musste mit Erschrecken feststellen, dass sein Freund den Akku des Laptops meinte. Die symbolische Batterie wurde allein durch einen mickrigen Strich am Leben erhalten und blinkte bereits warnend. Tabby und Low mussten nicht das Internet löchern, um sich daraus abzuleiten, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Sie flehten, dass es für ein paar Tage noch reichen würde.
Die Fledermaus tänzelte (unter etwas mehr Stress als gewöhnlich) auf der Tastatur herum, um sich den Klappentext des ,,Cover des Tages" als tägliche Inspiration zu holen.
,,Nach einer Schlacht gegen das unterdrückerische Donnervolk findet sich der Gestaltwandler Zayn in einem Netz aus Intrigen und Lügen wieder. Mit Amnesie wacht er in einem längst verschollenen Göttertempel auf und kann sich nicht daran erinnern, was seine echte Gestalt war. Eine hoffnungslos scheinende Lage, denn zudem ist der junge Zayn nicht gerade der Stärkste im Schattenvolk. Um aus diesem Labyrinth herauszufinden, geht er in seiner Not einen Pakt mit der Dunkelgöttin Pamina ein, welche seine Gabe verbessert, sodass er jede Nacht für vierundzwanzig Stunden in eine neue Gestalt schlüpfen kann. Doch das neu gewonnene Talent fordert einen hohen Preis: Denn Pamina ist die Schutzherrin des Donnervolks und kennt keine Skrupel.
Gezwungen, sich ihrem Willen zu beugen, muss Zayn an einem drakonischen Vormarsch gegen seine eigenen Reihen mitwirken. Ein grausames Spiel aus Magie und Macht, in dem Zayn scheinbar niemandem trauen kann.
Magie. Sie verlockt, sie zerstört- und am anfälligsten sind diejenigen, die glauben, sie sei etwas Gutes".
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