~Wenn man vom Teufel spricht~


Adrian

Ich ließ meinen Blick über den Bildschirm des Computers gleiten und versuchte mir einzuprägen, welches Symbol für was stand. Es war wirklich schwer, wenn man die ganze Evolution der Technik nur als Bewusstsein hatte beobachten können. Dabei hatte es so leicht ausgesehen. Langsam stieg das Bedürfnis, den Computer in Flammen aufgehen zu lassen, ins Unermessliche. Diese verdammten Erdengel. So etwas durfte nie wieder passieren, dass war mir glasklar. Wenn eines der Zirkelmitglieder das hier sah, dann würde ich zum Gespött meiner Anhänger, obwohl sie mich fürchteten.

Die Magier sollten lieber mit einem schön eingeschnürten Engel wiederkommen, sonst konnte ich für nichts garantieren. Obwohl, diesen Stümpern traute ich alles zu. Ich meine, sie hatten Jahre gebraucht bis ihnen aufgefallen war, dass der Geist ihres Meisters sie permanent verfolgte und nach ihrer Aufmerksamkeit verlangte.

Danach hatte es nochmal fast genauso lang gedauert den Zauber zu finden, da der damalige Oberhexer sich gegen mich gewandt hatte.. Dieser verdammte Verräter. Ich konnte nur hoffen, das Talia da die bessere Wahl war, sonst würde sie genauso leiden wie der Alte. Die Erinnerung daran, wie ich den Mann langsam verbrannt hatte, ließ meine Laune etwas besser werden. Es ging doch nichts über etwas Feuer und Schreie.

Viele Leute meinten, dass Dämonen gar nicht so schlimm waren, wie man immer dachte, doch die Gerüche trafen zu. Zumindest, wenn es sich um mich handelte. Ich hatte meine Beititel wie Feuerteufel, Höllenknecht und Herrscher des Dunklen schließlich nicht umsonst bekommen. Auch wenn mir nicht gefiel, wie manche Leute das in den Dreck zogen. Oder das ich mit diesem Idioten Teufel verglichen wurde, der nicht einmal einen Kampf gewonnen hatte.

Auch die Tatsache, dass ich der älteste aller Dämonen war, spielte in meine Titel mit hinein. Ich war der erste gewesen, der aus dem Höllenfeuer gestiegen war, der erste, der von einem idiotischen Magier beschworen worden war und der erste, der seinen erdischen Herren zerstört hatte.

Das plötzliche Gefühl, dass jemand unbekanntes die Grenze meines Grundstücks betreten hatte, ließ mich aufblicken und riss mich aus meinen melancholische Gedanken. Das waren noch Zeiten.

Ich erhob mich aus dem dunklen Stuhl, in dem ich bis dato gesessen hatte, und lief langsam ans Fenster. Ich wusste, dass es der Zirkel war. Nur sie und Leute, die mit ihnen reisten, konnten das Gelände betreten. Und selbst bei diesen gab es Ausnahmen. Alles menschliche hatte Hausverbot, auch alle Elfen, Feen und was es sonst noch so an magischen Wesen gab. Nur Trolle, die in meinem Dienst standen, und Gefangene konnten dieses Gelände betreten.

Bei Gefangenen hatte es den Vorteil, dass diese zwar auf das Gelände kamen, ein Zauber sie aber hier festhielt und eine Flucht somit unmöglich war, solange ich das wollte. Dasselbe galt für Verräter. Mir würde niemals wieder ein Fehler unterlaufen, der in einem magischen Koma endete. Niemals wieder.

Ich beobachtete die 7 Autos, die langsam über die kahle und teilweise verkohlte Fläche angerollt kamen. Dann, als sie schließlich vor dem Gebäude hielten, stiegen sie aus. Die meisten wirkten unglaublich erschöpft, doch das interessierte mich herzlich wenig. Sie sollten froh sein, dass ich ihnen überhaupt erlaubte, ihre widerlich unreine Magie in meinem Namen zu nutzen.

Nun konzentrierte ich mich lediglich auf Talia, die dem zirkeleigenen Troll ein Zeichen gab. Dieser lief auf das größte der Autos zu und öffnete eine der hinteren Türen. Dann zog er jemanden dort heraus. Sofort ergriff mich eine unbändige Vorfreude. Vielleicht waren diese Magier ja nicht so inkompetent wie ich befürchtet hatte.

Ich sah das Glitzern des Fangnetzes, welches für den Engel bestimmt war, dann eine Gestalt mit weißen Haaren, die in diesem Netz gefangen war. Eine Welle der Zufriedenheit überrollte mich, wurde jedoch sehr schnell von Überraschung gemildert. Mit dem Anblick hatte ich nämlich eindeutig nicht gerechnet.

Der Engel hatte schon Flügel mit gewaltigen Ausmaßen und weißen Federn, die sich hier und da durch die Reibung am Netz ablösten und auf den Boden segelten. Sobald die Federn auf dem Boden aufkamen breitete sich auf diesem eine Schicht frisches, saftiges Gras aus und verdrängte den steinernen Boden.

Nun konnte man sehen, wo der Engel entlang getragen wurde. Ich verzog das Gesicht bei dem Anblick, ein plötzliches Gefühl der Unzufriedenheit wurde in mir ausgelöst. Der kahle Boden war wirklich keine nette Aussicht, doch die frischen Halme schienen es noch schlimmer zu machen. Es schien beinah so, als würden sie sich über mein Anwesen lustig machen.

Ich löste mich erst von dem Fenster, als der Engel schon längst weg war und ein Klopfen an der Tür ertönte. Während ich die Person mit einem einfachen 'Herein' einließ, drehte ich mich so um, dass ich mit dem Rücken zum Fenster stand und die eintretende Person im Blick hatte.

Talia betrat das dunkle Büro und schloss die Tür. Dann blieb sie vor dieser stehen und blickte mich vorsichtig an.

„Bitte, setz dich doch", sagte ich kühl und deutete auf einen der beiden Stühle, die vor meinem Schreibtisch standen. Mit schnellen Schritten kam sie meinem Vorschlag nach und sackte beinah auf das weiche Leder. Ich wanderte ebenfalls langsam zu meinem Stuhl und musterte die oberste Hexe eingehend.

Sie wirkte erschöpft, ihre Haltung war leicht gekrümmt und ihr Kopf gesenkt. Dennoch wirkte sie zufrieden. Ich ließ mich elegant auf die dunkle Sitzfläche fallen und zog eine Augenbraue in die Höhe. Dabei ging ich sicher, dass sie meine Magie spürte. Eine kleine Drohung musste sein, nicht das ihr ihre Position noch über den Kopf wuchs.

„Ihr habt den Engel?", wollte ich wissen, obwohl ich die Antwort bereits kannte.

Talia nickte mit hocherhobenem Kopf. Zufrieden legte ich den Kopf schief und erlaubte mir ein kurzes Grinsen, was jedoch sofort wieder verschwand. Schließlich sollte sie sich nicht zu viel auf sich selbst einbilden.

„Wie sehr hat er deinen Leuten zugesetzt? Lüge mich nicht an, ich will die Wahrheit hören."

Mein Gegenüber zog kurz die Stirn kraus, dann antwortete sie wahrheitsgemäß: „Wir sind alle sehr erschöpft, Meister. Er war stärker als erwartet, wir haben ihn aber im Endeffekt schlagen können."

Ich nickte. Das hatte ich mir schon gedacht. Es war nicht unbedingt leicht, einen Engel einzuschätzen. Besonders nicht einen, der Gerüchten zufolge in direkter Blutlinie zum ersten Erdengel stand, welcher bekanntlicherweise Kinder mit einem Engel des Himmels gezeugt hatte. Wie er das geschafft hatte, war mir bis heute ein Rätsel. Aber der alte Mann hatte so einige Kniffe gekannt.

Die Flügel überraschten mich im nachhinein doch nicht mehr, hätten wir doch mit so etwas rechnen sollen. Ich gab zu, dass es teilweise meine Schuld war, doch auch die Magier hätten ihn nicht wie einen Anfänger einschätzen sollen. Sie kannten schließlich wie ich auch die Macht seiner Eltern.

"Ausnahmsweise werde ich ein Auge zudrücken, doch solltet ihr nochmal einen Gegner unterschätzen, wird das Konsequenzen haben, verstanden?", fragte ich kalt nach. Ein wenig Eigenständigkeit brauchten sie schließlich.

Talia nickte wild und sah eindeutig erleichtert aus. Für einen kurzen Moment erwog ich, wie spaßig es wäre, die Hexe doch zu bestrafen, doch verwarf ich den Gedanken. Es gab wichtigeres zu tun und mit ihrer momentanen Erschöpfung wäre sie wahrscheinlich schneller bewusstlos als das ich bis drei zählen könnte.

Mit einem Stirnrunzeln fragte ich stattdessen: „Wie sieht es mit dem Gebäude aus? Habt ihr es schon betreten?"

Talia sah mich entschuldigend an, dann antwortete sie leise: „Wir haben es versucht, doch hat der Engel einen zu starken Schutzzauber um die Villa und den Vorhof gelegt. Wir kamen nicht rein."

Ich sah Talia mit hochgezogenen Augenbrauen an. Vielleicht sollte ich mir ein paar der anderen Magier schnappen und meine Unzufriedenheit darüber, dass sie so etwas zugelassen hatte, an ihnen auslassen.

Unter meinem durchdringenden Blick wurde sie immer kleiner, was mich etwas amüsierte. Sie war leicht einzuschüchtern, wie die meisten Wesen. Ich war schon gespannt, wie der Engel auf mich reagieren würde.

"Ich werde mir den Zauber in den nächsten Tagen mal ansehen. Sag mir nur, wo habt ihr den Engel hingebracht?"

Sofort antwortete Talia: „Unten, in das letzte der Verließe, im hinteren Teil. Also das, was wir schon vorbereitet haben."

Ich nickte und entließ die Magierin dann mit einer eleganten Handbewegung. Sie rannte schon fast aus meinem Büro hinaus. Als sie verschwunden war erhob ich mich ebenfalls und machte mich auf den Weg zu den Verließen. Die Magier und ihre Unfähigkeit konnten noch etwas warten.

Ich durchquerte einen langen, dunklen Flur, lief durch eine große Eingangshalle und folgte der Spur aus verstreut liegenden Federn. Nach einigen Treppen und Fluren kam ich schließlich im untersten Stockwerk an. Die Magier hätten wirklich vorsichtiger sein sollen, mit all dem leuchtenden Gefieder konnte man ja beinah einen zweiten Engel erschaffen.

Dunkle Zellen reihten sich hier unten aneinander und aus einigen drangen gedämpfte Geräusche, doch ignorierte ich diese. Mit diesen Wesen hatte ich mich in den letzten Tagen genug beschäftigt. Stattdessen hielt ich auf die Tür am Ende des Gangs zu, vor der ein Magier stand.

Dieser verneigte sich vor mir und huschte dann davon, sobald ich die Schlüssel von ihm erhalten hatte.. Ich schloss die Tür auf und betrat die dunkle Zelle. Dann schloss ich die Tür und machte das Licht an. Eine Neonröhre, die an der Decke hing, legte langsam ihr gespenstisches Licht über den großen Raum. Die Zelle maß etwa zehn mal zehn Meter, an einer Wand stand ein Tisch und in der Mitte hing der Engel.

Mit Magie bearbeitete Eisenfesseln ketteten ihn an die Decke, sodass er gerade noch so stehen konnte. Er war mittlerweile wach und blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an. Schlussendlich hob er den Kopf. Dann, als er mich erblickte, weiteten sich seine Augen und er murmelte etwas, was sich verdächtig nach wenn man vom Teufel spricht anhörte.

Ich musterte ihn nur kurz, dann grinste ich leicht. Dabei war mir durchaus bewusst, dass ich diabolisch wirken musste. Mein Ruf kam schließlich nicht von irgendwo. Der junge Engel hatte Angst, das spürte ich, doch versuchte er diese hinter einer Maske aus Mut zu verstecken. Das könnte noch interessant werden.

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Hallo Leute, hier ein neues Kapitel. Ist mal anders, aus der Sicht des Dämons geschrieben. Soll ich öfter aus dieser Sicht schreiben? Schreibt mir doch eure Meinung mal in die Kommentare, würde mich darüber echt freuen.

_Amnesia_Malum_           

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