~Die Hölle ist los~

Lucian

Seit einer gefühlten Ewigkeit hing ich hier nun schon im Dunkeln. Mir war klar, dass es sich höchstens um Minuten handeln konnte, doch das beruhigte mich nicht wirklich. Aber ich hoffte dennoch, dass ich hier noch etwas länger hängen konnte.

Das hörte sich seltsam an, doch desto länger ich hier hing, desto stärker konnte ich werden. Leider meinte das Schicksal es nicht gut mit mir. Zuerst hatte ich in meiner Aufgabe als Überwacher versagt, dann hatte ich keinen Spruch zur Bannung des Dämonen gefunden, als nächstes war ich von einem Magierzirkel entführt worden und jetzt hing ich machtlos von einer kahlen Steindecke hinab und fühlte mich einfach nur elend.

Wirklich schlimmer konnte es kaum noch werden. Im nächsten Moment bereute ich es, dass auch nur gedacht zu haben. Es konnte immer schlimmer werden, wie jetzt in meinem Fall. Ich hörte, wie die Tür sich öffnete und sah kurz einen breiten Lichtstrahl, vor dem sich eine große Gestalt abzeichnete. Dann kam die Person in den Raum hinein und schloss die Tür hinter sich.

Unruhig hob ich den Kopf, mit dem ich bisher gedankenverloren auf den Boden geblickt hatte. Naja, zumindest auf die Stelle, an der ich den Boden vermutete.
Plötzlich ging, mit einem leichten Flackern, das Licht an und ich kniff einige Sekunden lang die Augen zusammen, da die plötzliche Helligkeit in krassem Kontrast zum bisherigen tiefen schwarz des Raumes stand.

Dann öffnete ich vorsichtig meine Augenlider. Sofort fiel mein Blick auf die große Gestalt, die immer noch bei der Tür stand.

Ein leises wenn man vom Teufel spricht konnte ich mir nicht verkneifen, als ich die Person erkannte. Schwarze Haare, groß, recht muskulös, helle Haut und wie aus Stein gemeißelte Gesichtszüge. Ganz klar, allein das hätte mir schon gereicht. Die Überlieferungen aus vergangenen Jahren, die ich schon so oft gelesen hatte, waren sehr präzise gewesen, das musste man ihnen lassen.

Doch das, was den Mann vor mir als Dämon ausmachte und von anderen Wesen der Nacht abhob, waren seine Augen. Sie waren schwarz wie seine Haare, nur ein schmaler, blutroter Streifen trennte Iris und Pupille.

Der Dämon, Adrian wenn ich mich richtig erinnerte, musterte mich kühl. Ganz ehrlich, er machte mir etwas Angst. Ähnlich wie ein Schäferhund einem Chihuahua Angst machte. Mir war klar, dass ich es auch genauso wie ein Chihuahua mit Todeswunsch machen würde: Ich würde zurückbellen bis er zu wütend war und mich Angriff.

Dann musste ich mir was neues Ausdenken. Bis dahin, der Chihuahua.

Ich sah ihm mit einem, wie ich hoffte, entspannten und überhaupt nicht ängstlichen Blick entgegen. Kurz schien er zu Lächeln, doch verschwand es schnell wieder, wenn ich es mir nicht nur eingebildet hatte.

Dann trat er etwas auf mich zu, bis ich den Kopf heben musste, um ihn noch richtig zu sehen.

Es waren höchstens noch ein oder zwei Schritte, die uns trennten, als der Dämon zu reden begann: „Wie schön, endlich einmal wieder einen Engel als Gast begrüßen zu dürfen. Entschuldige bitte die Räumlichkeiten, die Zimmer weiter hinten sind leider schon besetzt."

Das Wort Gast betonte er besonders, doch mir war klar, dass ich alles andere wie ein Gast war.

Mit hoch erhobenem Kopf sah ich Adrian nun an und meinte ruhig: „Es ist schon so gut wie es ist, danke. Tatsächlich wäre ich aber sehr daran interessiert zu erfahren, wo ich hier überhaupt bin. Und, wenn wir gerade dabei sind, würde ich mich gerne mal nach dem Wlan Passwort erkundigen. Wie sieht es damit aus?"

Ja, ich hatte wirklich einen Todeswunsch. Ich rechnete damit, dass der Dämon mir für meine dreisten Worte den Kopf abriss, doch überraschte er mich.

Er lächelte kühl und spielte mit: „Mein Name ist Adrian, ich bin der Hausherr. Aber solltest du mich nicht unter diesem Namen kennen, hast du vielleicht schon einmal einen Beinamen von mir gehört: Höllendämon oder auch König der Dunkelheit.

Und, was das Wlan angeht, sagen wir mal, hier unten ist es etwas schwerer damit. Aber ich will gar nicht unhöflich sein und nur über mich und mein Haus reden. Mich würde sehr interessieren, wie du heißt."

Seine Stimme, kühl und leise, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich konnte leider nicht sagen weshalb.

Ich schüttelte mich leicht und antwortete dann: „Mein Name ist Lucian. Leider muss ich zugeben, dass ich nicht mit großartigen Beinamen trumpfen kann. Ich bitte vielmals um Entschuldigung."

Der Dämon zog eine Augenbraue in die Höhe, wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich einen solch bekannten Namen trug. 1 zu 0 für mich.

Leider holte der Dämon schnell auf, da er mit seiner nächsten Frage direkt ins schwarze traf: „Ich hörte das deine Eltern dich Monsterchen nennen. Nein warte, nannten, sie sind ja tot."

Autsch, der war unter der Gürtellinie.

Wütend funkelte ich Adrian an, was den aber nur zu amüsieren schien. Kurz darauf wurde er wieder ernst und musterte mich auf eine Art, die mich unruhig werden ließ. Verdammt, ich hörte vor Schreck fast auf, wütend zu funkeln. Sein Blick erinnerte mich an den eines Raubtiers, welches seine Beute umkreiste und wusste, dass er nur noch gewinnen konnte.

Glücklicherweise fiel mir wieder ein, dass ich ja keine Angst zeigen wollte. Also straffte ich die Schultern und sah ihm entgegen.

Adrian lächelte kühl und meinte dann: „Wirklich amüsant, Kleiner."

Ich runzelte die Stirn. Was meinte er? Das ich mir meine Angst mich ansehen lassen wollte? Vielleicht. Vielleicht fand er mich im Gesamten auch nur amüsant. Tatsächlich wurde mir öfter gesagt, dass ich durchaus ansprechenden Humor besaß. Aber wer weiß.

„Wie alt bist du?"

Die Frage riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte den Kopf in die Richtung des Dämons. Dabei fiel mir auf, dass er an einem Tisch stand, mit dem Rücken zu mir gedreht. Dadurch blieb mir der Blick auf den Tisch verwehrt, doch was auch immer ihn so sehr faszinierte, wollte ich lieber nicht wissen.

Ich legte den Kopf schief und überlegte, ob ich antworten sollte. Was brachte ihm mein Alter? Eigentlich nichts.

Ich hatte wohl etwas zu lang überlegt, da Adrian leicht ungeduldig nachfragte: „Hast du verlernt wie man antwortet, oder hat dir dies nie jemand beigebracht?"

Ich verdrehte die Augen, antwortete dann aber vorsichtig: „18. Ich bin 18 Jahre alt."

Der Dämon drehte sich zu mir um und meinte dann hinterhältig:" 18. In deinem jungen Alter wäre es bestimmt nicht toll, schon die Flügel zu verlieren. Besonders nicht, wenn sie so gewaltig für das Alter des Engel sind."

Ich verspannte mich und sah ihn aus zusammengekniffen Augen an. Er drohte mir, ganz klar. Er versuchte nicht einmal, sonderlich raffiniert zu sein. Mistkerl. Aber, ganz ehrlich, seine Drohung kam trotzdem bei mir an.

Leicht legte ich meinen Kopf schief und wollte leise wissen: „Was willst du wissen?"

Er lächelte zufrieden.

„Ich wusste, dass wir uns verstehen würden. Wie kommt man in dein Haus?"

Ein erleichtertes Lächeln konnte ich kaum unterdrücken. Sie hatten den Zauber nicht lösen können.

„Weder du noch irgendeiner deiner Lakaien kommen darein, egal was ihr macht."

Adrian runzelte die Stirn.

„Weshalb nicht?"

Ich unterdrückte das triumphierende Grinsen und antwortete möglichst gleichgültig: „Ich muss euch aus freien Stücken ins Haus bitten."

Wütend verzog der Dämon das Gesicht, dann wanderte er langsam auf mich zu. Ich erstarrte, als ich sah, was er in Händen hielt.
Ein Langschwert aus magisch behandeltem Eisen, der schwarzen Färbung nach ein Dämonenschwert. Im Griff waren kunstvolle Flammen und Totenköpfe eingearbeitet und ein großer, blutroter Rubin zierte das Heft. Kein schöner Anblick, besonders wenn man selbst derjenige war, auf den die Klinge gerichtet war.

Ich hob den Kopf von dem dunklen Metall und sah direkt in die Augen desDämons. Während wir einandereinfach nur anstarrten wurde mir etwas klar: Wenn Adrian nicht bekam was erwollte, dann war die Hölle los.

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So, mal wieder ein Kapitel. Sorry das es so lange gedauert hat, ich hoffe das es euch trotzdem gefällt.

_Amnesia_Malum_

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