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"Und jetzt erklärst du mir, was du hier zu suchen hast!" Hoseok hatte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte abgestützt und starrte wütend zu Yoongi, der bei Hoseoks lauter Stimme erschrocken zusammengezuckt war.

"I-ich... also..." Eine vernünftige Erklärung hatte Yoongi nicht. Er konnte ja schlecht sagen, wie sehr er von Jimin fasziniert gewesen war, dass er den Tänzer unbedingt wiedersehen wollte.

"Ich habe... mich verlaufen?" Ein ungläubiges Lachen ertönte. "Das ist nicht dein Ernst, oder? Ich gebe keine Führungen, damit man am Ende hier einbrechen kann! Ich dachte, ich kann dir vertrauen. Du hast Hausverbot! Für immer!", schrie der Tanzlehrer weiter.

"Ich bin gar nicht eingebrochen!", protestierte Yoongi und verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Ach ja? Betreten eines abgesperrten Bereichs ist aber Einbruch!"

Hoseok schnaubte wütend und drehte sich von Yoongi weg. "Ich kann nicht glauben, dass Jin mit einer Person wie dir befreundet ist."

Jetzt wurde es dem Schwarzhaarigen zu viel und er sprang von dem Stuhl auf. "Was soll das denn bitte heißen?!" Er ging auf Hoseok zu und starrte ihn herausfordernd an.

"Du bist hier eingebrochen, hast mein Vertrauen missbraucht und bist dazu noch ein ekelhafter perverser Mensch, der andere Leute begafft." Der Tanzlehrer zeigte mit dem Finger auf Yoongi.

"Denk ja nicht, dass ich nicht mitbekommen habe, wie du vorhin Jimin beim Tanzen zugeschaut hast. Du Perversling!"

Geschockt blickte Yoongi seinen Gegenüber an. So hatte ihn schon einmal jemand genannt und es tat aufs neue unfassbar weh. Er war nicht pervers.

Tränen sammelten sich in seinen Augen, aber der Schwarzhaarige hielt sie zurück. Er durfte jetzt keine Schwäche zeigen, das würde er nie wieder. "Ich bin kein Perverser, verdammt! Ich wollte ihn nur wiedersehen, ihn wieder tanzen sehen. Ich... ach fick dich doch!"

Wütend stampfte Yoongi zur Tür und ließ einen fassungslosen Hoseok zurück. Er riss dir Tür auf und erstarrte augenblicklich. Vor ihm stand Jimin.

Der Tänzer blickte zwischen dem Schwarzhaarigen und Hoseok teils verwirrt, teils erschrocken hin und her. "Was ist denn...?", wollte Jimin wissen, wurde aber immer leiser, da er angestarrt wurde, als wäre er ein Tier im Zoo, das man betrachten konnte.

Jimin fühlte sich immer unwohler, doch plötzlich schlängelte sich der junge Mann an ihm vorbei und verschwand um eine Ecke.

Hoseok hatte noch etwas gerufen, aber der Kerl war schon weg. "Mist!" Fluchend ließ sich Hoseok auf das Sofa fallen und schaute zu Jimin, der wie bestellt und nicht abgeholt im Türrahmen stand.

"Wieso war dieser Typ von gestern hier, Hobi?", brach der Tänzer schließlich die unangenehme Stille. "Er hat einfach den Bereich, der nur für das Personal ist, betreten und dann... naja, er hat dir beim Training zugeschaut."

"Das habe ich gar nicht gemerkt.", murmelte Jimin. "Das ist doch auch egal, aber was wichtiger ist: er war unbefugt hier und hat dich begafft. Ich sollte die Polizei rufen.", meinte Hoseok und griff nach seinem Handy.

"Nein, nicht!", rief Jimin und stürzte zu Hoseok, um ihm das Telefon aus der Hand zu nehmen. "Aber, Jimin, er hat-" "Ist doch egal. Er hat niemandem etwas getan. Außerdem meintest du doch, dass er ein Kumpel von diesem Jin ist. Dann wird er sicherlich nichts Böses gewollt haben."

Hoseok seufzte wieder und starrte an die Wand gegenüber von ihm. Dort hing ein Bild von allen Tänzern und Tanzlehrern. Es war schon etwas älter und es fehlten die Neuzugänge, aber er konnte es nicht abhängen. Es erinnerte Hoseok an ihn.

Er gab sich noch immer die Schuld für den Tod von Hyungwon. Er war ebenfalls Tanzlehrer in dem Theater gewesen und wollte eigentlich nach Amerika gehen, um seinen Traum von einem eigenen Tanzstudio zu verwirklichen.

Nur konnte er das nie, da er bei einem Einbruch ins Theater ums Leben kam.

Damals war Hyungwon noch länger im Theater geblieben, um selber noch etwas zu tanzen. Hoseok wollte eigentlich auch noch bleiben, damit Hyungwon nicht alleine war, aber dieser meinte, dass Hoseok nach Hause gehen und sich einen schönen Abend machen sollte.

Und genau das hatte er auch gemacht. Nur war es der größte Fehler in seinem Leben gewesen. Hoseok hätte im Theater bleiben sollen, dann wäre diese Sache wahrscheinlich nie passiert. Er war sich sicher, dass er Hyungwon hätte retten können.

Manchmal träumte Hoseok noch von dem Vorfall - von dem Anruf, von dem Weg zum Krankenhaus, als ihm gesagt wurde, was passiert war und dass Hyungwon notoperiert werden musste, da ihn eine Kugel gefährlich nah am Herzen getroffen hatte.

Hoseok wachte dann immer weinend auf und konnte auch nicht mehr einschlafen.

Bis jetzt hatte er niemandem erzählt, wie sehr in Hyungwons Tod noch mitnahm, obwohl der Einbruch jetzt schon eineinhalb Jahre her war.

Seitdem hatte Hoseok große Angst, wenn sich eine verdächtige Person im Theater herumtrieb oder wie in Yoongis Fall, sich einfach in einen verbotenen Bereich schlich.

Hoseok könnte es nicht verkraften, wenn so etwas noch einmal passieren und einer seiner Schüler oder Kollegen verletzt oder gar getötet werden würde.

Zudem hatte er im Theater das Sagen, wenn der Chef nicht da war und das war wirklich oft der Fall. Er würde sich wieder die Schuld geben und das würde ihn wiederum total zerstören.

Besonders um Jimin hatte er Angst. Dieser Kerl, der Jimin begaffte, bereitete ihm große Sorgen. Jimin war so ein lieber und netter junger Mann. Er hatte es nicht verdient, verletzt zu werden, sowohl physisch als auch psychisch.

Hoseok musste Jimin unbedingt beschützen, denn er war wie ein kleiner Bruder für ihn geworden.

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Vielen Dank fürs Lesen <3

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