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Hongjoong pov.

Nachdem ich San alleine ließ fing ich mit Mingi an etwas rum zu stöbern. Schließlich hatten wir Zeit, das Schiff gehörte nun uns.

Andere Piraten würden das Schiff an sich nehmen. Es war gut konstruiert, hatte viel Versorgung und reichliche Zimmer, doch wir waren schon immer eine kleinere Gruppe, weshalb wir sie lieber den anderen überließen. Sie würden sich sicherlich aufteilen, eine große Flotte bilden oder unabhängig von einander Piraterie betreiben.

Doch wir waren nie so. Wir waren nicht wie unsere Gefährten, die sich in beliebten Gegenden herumschlugen. Nein, wir reisten und reisten und reisten rund um den ganzen Globus.

Einerseits war es ein Traum, andererseits hatten wir diesen nie ganz erreicht. Unsere ganze Truppe, wir acht Jungs hatten alle andere Wünsche. Das Schiff erdrückte uns so langsam.

"Mingi hast du das Parfüm?", fragte ich neugierig und linste zu seiner Kiste.

Der Rothaarige nickte, doch ich nahm sie dem eigentlich kräftigen jungen Mann ab, da dieser wieder Probleme bekam.

"Komm halt dich fest."

Verwirrt schüttelte der Song den Kopf.

"SAN!", rief ich und sorgte dafür, dass der Piratenjunge zu uns eilte

"Ja, Captain?", lächelte er.

"Nimm.", sagte ich und drückte ihm die Schätze in die Hand.

Es war ziemlich viel. Kiste für Kiste stellte ich sie aufeinander und durfte mir gestresste Blicke aller Passagiere ansehen. Die Händler, die unseretwegen einen enormen Verlust erlitten. Dunkle Augen musterten uns mich Hass und Neid. Frauen, Kinder, doch der größte Teil war hier männlich.

Etwas Schlimmes würde passieren, das war klar doch als plötzlich ein Gefangener sich aus seinen Ketten befreite und eine Waffe auf mich hielt war es doch unerwartet. Bevor ich Zwinkern konnte ertönte ein lautes Geräusch. Ich kniff meine Augen zu, sofort. Es würde mein letzter Moment sein, doch mindestens hatte ich ausgiebig mit meinem Hwa gelebt.

Ich hatte...
Viel gesehen.
Viel gekannt.
Viel gelernt.
Viel geliebt.
Viel gelitten, doch auch viel gelacht.

Deshalb war ich auch bereit dazu. Der Moment als ich in den Lauf der Pistole blickte schockierte mich einerseits bis tief in die Knochen, ließ sie Zittern. Andererseits jedoch war ich trotz allem dankbar.

Dankbar für meinen kleinen Engel... Unseren Jüngsten, meinen Jongho....
Es war ein Privileg ihn aufwachsen sehen zu können. Sehen zu können wie dieser noch winzige 13 Jährige nun zu einem gutaussehenden Burschen herangewachsen war. Seine Talente waren herausragend, nicht selten nennen wir den Brünetten deshalb unser Wunderkind oder unser Ass.

Nicht nur für ihn bedankte ich mich fast jeden Abend als ich Schlafen ging, sondern auch für den Rest.

Für San, unseren verspielten Charmeur. Unserer emotionaler, jedoch harter Piratenjunge, der oft versuchte seine Männlichkeit oder eher Dominanz zum Vorschein zu bringen. Es machte mich stolz ihn aufgesammelt zu haben als er ein Wrack war. Nun hatte er Lebensenergie, Freude und Trauer. Er fühlte. Die Taubheit, diese verhasste Gefühlskälte, die wir alle Mal in unserem Leben hatte war hinfort.

Obwohl wir verstritten waren war ich froh Jung Yunho gekannt zu haben. Unser gutherzige Arzt, der sein Herz für unseren Mingi öffnete und zudem erstaunlich guten Tee zubereiten konnte. Liebevoll verband er unsere Wunden von Innen und Außen, hielt unsere Hand und versicherte uns, dass alles gut werden würde.

Mingi... Ihn konnte man wirklich nicht auslassen. Innendrinn noch ein Kind. Er sah die Welt mit großen Augen, lernte sie erst jetzt kennen. Ich war nicht der einzige, der ihn vor der grausamen Menschheit - die er noch nicht kannte - beschützen wollte. Die Faszination in seinen Augen, der Schreck, die Trauer. Alles war so offensichtlich und seine puren Gefühle so wunderschön. Auch er war ein Heranwachsender. Die Liebe lernte er mit unserem Arzt, der Schritt auf Tritt an seiner Seite verweilte.

Ach, da gab es noch den frechen Wooyoung. Ein gebrochenes und ziemlich überdramatisches Kind. Anders als der Rest von uns, der unsere Gefühle nicht aussprach tat er das Gegenteil. Es war eine kleine Rebellion gegen seine Eltern, die ihn stets darauf hinwiesen seinen Mund geschlossen zu halten.
Wir teilen nicht nur die selbe Sprache, sondern auch den selben Schmerz. Seitdem ich das erste Mal in sein hübsches Gesicht blickte Frage ich mich wie sie ihm das antun konnten. Er war damals sechzehn, ich war neu siebzehn geworden. Wie konnte man den Körper eines Kindes... Eines Jugendlichen so beschmutzen?

Ich wurde immer emotional als ich an unseren Yeosang dachte. Wir beide hatten eine besonders tiefe Bindung. Zwar hatte ich ihn als Sklave gekauft, aber die Freiheit hatte ich ihm geschenkt. Monatelang schliefen wir in einem Zimmer. Stets teilte ich meine Kleidung mit ihm. Anders als die anderen hatte er keinerlei Wertsachen. Kein Bild seiner Mutter, keine Münze seines Vaters. Der Kang tat mit immer Leid, doch nun hatte er seinen Selbstwert wieder gefunden und blühte auf. Endlich traute er sich seinen Mund zu öffnen.

Zuletzt da kam die Liebe meines Lebens, mein Prinz, mein Verehrter, mein Seonghwa. Ihn an meiner Seite zu haben war das schönste, was ich jemals verspürte. Sein Atem an meiner Haut, seine Fingerspitzen an meinen... Mein Herz ließ er höher schlagen mit jedem Blick, den er mir widmete. Oh, wie verrückt mein Körper spielte, wie mein Bauch kribbelte. Ich würde jedes Mal auf's neue so Sterben ohne mein Leben jemals zu bereuen, denn wie könnte ich es mit einem solchen Mann an meiner Seite? Er ließ mich Leben, ließ mich Atmen. Mein Seongie.

Ich war bereit, doch als der Laute Schuss ertönte spürte ich nichts. Das Blut des Händlers hingegen tropfte auf den braunen Holzboden. Ein Loch war in seiner Brust. Nicht nur da... Eine weitere Kugel landete zwischen seinen Augen. Der Mann fiel vor mir hin, auf seine Knie. Sein Körper sackte zusammen, seine Crewmitglieder schrien als sie das Massaker erblicken. Doch mindestens litt er nicht lange.

Schockiert drehte ich mich um, sah Seonghwa starr ins bleiche Gesicht. Die Waffe in seiner Hand, seine Finger zitterten um sie.

Nein...

Wie konnte er?

Wie konnte er nur...?

Meine Füße trugen mich zu ihm. Elendig musterten mich seine Augen.

"Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung...", flüsterte ich und hielt ihn in meinen Armen als er sich hinkniete.

Seine Hände zitterten und er bat. Er bat um Gnade. Die einzigen geflüsterten Worte, die seine Lippen verließen waren mir fremd. Immer wieder wiederholte er sich. Seinen Kopf presste ich fest an meine Brust. Sanft strich ich mit meinen mit Blut verschmierten Fingern über seine helle Wange, die sich durch meine Berührung rot fleckte.

"Keine Angst."
Ich schluckte schwer.

"Keine Angst, Seonghwa."

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