//EIN SONDERBARER FUND//
SUSI UND MAX haben es wirklich eilig, nach Hause zu gehen. Da kommt man ja gar nicht hinterher. Los beeilen wir uns lieber, damit wir nichts verpassen! Sie stecken schon mitten in der Ideenschmiede für ihre Hausaufgaben.
»Hast du schon eine Idee, was wir da machen können?«, fragt Susi ihren Freund, während sie in den Ulmenweg einbiegen. »Wir können uns was aussuchen. Schön und gut. Aber manchmal ist es vielleicht doch besser, wenn man eine genauere Vorgabe hat. Dann muss man nicht im Urschleim anfangen.«
»Aus dem Internet ziehen wir uns jedenfalls nichts. Wir haben schließlich genug eigene Fantasie«, antwortet Max selbstbewusst. »Ich meine, hast du Robert gesehen? Sein selbstgefälliges Grinsen? Der scheint bereits etwas im Kopf zu haben, mit dem er unsere Lehrer beeindrucken kann, und dann holt er sich wieder den Titel als bester Schüler des Jahrgangs ab. Das will ich ihm dieses Jahr vermiesen. Ich will was richtig Großartiges machen. Etwas, über das die Schule noch in Jahren sprechen wird.«
Doch an was genau Maximilian dabei denkt, kann er nicht sagen.
»Du sollst gute Noten bekommen, Max und dich nicht in einem Zweikampf mit Robert, dem Streber messen.« Susi überlegt nun bestimmt, wie man beides unter einem Hut bringen könnte. »Lass uns eine spannende Abenteuergeschichte schreiben!«, schlägt sie schließlich vor. »Damit kannst du immerhin deine Deutschnote aufbessern. Ich helfe dir auch bei der Grammatik und so. Ich denke mir was für Mathe aus. Keine Ahnung. Eine Art Sudoku mit Bruchrechenaufgaben oder so.«
»Ich dachte, wir können zusammen an einer Gemeinschaftsaufgabe arbeiten. Das wäre doch viel besser. Dann bekommen wir noch eine 1 in Sozialkunde.« Max kramt eilig den Aufgabenzettel hervor, um nachzusehen, ob die Hausaufgabe nur von einem Schüler allein erstellt werden muss oder ob Teamarbeiten akzeptiert werden. »Da steht nichts davon, dass ich das alleine machen muss. Also, Susi. Wie sieht's aus? Machst du mit?«
»Wobei genau denn jetzt?« Susi hat recht. Einen konkreten Plan haben die zwei noch immer nicht.
»Das mit der Abenteuergeschichte ist schon eine super Idee«, sinniert Max vor sich hin. »Aber die sollte so richtig aufregend sein! Die Berg muss vom Stuhl kippen vor Staunen. Dann bekommen wir sicher gleich mal 'ne schöne 1 im neuen Schuljahr«, verkündet Max voller Tatendrang.
»Aber worum soll es gehen?«, murmelt Susi vor sich hin. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine einfache Geschichte jemanden hinterm Ofen hervorlockt.«
»Ich sagte auch nicht von einfach!«, protestiert Max und bleibt plötzlich stehen.
Er scheint etwas Glänzendes auf dem Boden entdeckt zu haben. Könnt ihr es sehen? Da, dieses kleine goldene Etwas, genau vor Susis Fußspitze!
»Susi! Latsch da doch nicht noch drauf!«, ruft Max und hält Susi fest. Er zeigt mit dem Finger auf den Gegenstand, der Susi offenbar ins Schwärmen bringt.
»Das ist es!«, ruft sie und grinst bis über beide Ohren.
»Was ist es? Hast du darunter eine Idee gefunden?«, fragt Max schmunzelnd.
»Na ja, wir könnten zum Beispiel über einen Ring schreiben«, schlägt Susi vor und bückt sich, um das Ding aufzuheben. Sie putzt den Schmutz daran weg und betrachtet jetzt einen schlichten goldenen Ring in ihrer Hand.
»Aber der Herr der Ringe wurde doch schon geschrieben«, meint Max und ging unbehelligt weiter. Da hat er leider recht. Das wäre keine gute Idee, um eine top Note zu erhalten.
»Schon richtig, Herr Winter. Nur nicht mit uns und diesem Ring hier«, erwidert Susi.
»Was soll das schon für ein besonderer -«, beginnt Max seinen Protest. Doch etwas an dem Ring schient ihn umzustimmen. Lange kann er seinen Blick nicht davon abwenden. »Den hat bestimmt jemand verloren. Lass ihn am besten hier liegen oder gib ihn ins Fundbüro, Susi«, meint er schließlich.
Fällt euch das auch auf? Max scheint eine regelrechte Abneigung gegen das Schmuckstück zu haben. Eilig geht er nun weiter und lässt Susi einfach stehen. Doch diese schaut sich den Ring noch immer fasziniert an.
»Nein. Ich habe den Ring gefunden und ich werde ihn behalten. Er ist zu mir gekommen, er ist jetzt mein Eigen«, antwortet sie und macht große Augen zu einem irren Lächeln. Wo hab ich das nur schon mal gehört?
»Und dein Schaaatz. Alles klar, Susi. Du hörst dich schon an wie Gollum. Lass den Blödsinn und komm endlich. Nimm den Ring halt mit, wenn du unbedingt willst.« Max kann die Begeisterung seiner Freundin für dieses Fundstück weiterhin nicht teilen und scheint kein Interesse daran zu haben, welche Ideen Susi dazu entwickelt.
»Wir könnten ja das eine mit dem anderen verbinden«, lässt uns Susi an ihren Einfällen teilhaben. »Lass und eine Fortsetzung des Herrn der Ringe schreiben. Dass Sauron heimlich einen zweiten Ring geschmiedet hat und zwei mutige Freunde, also wir, ihn jetzt vernichten müssen.«
Max winkt ab. Arme Susi. Mir hat ihre Idee ganz gut gefallen. »Das wäre doch zu einfach«, protestiert Max weiter. »Ich will Frau Berg so richtig vom Hocker reißen. Mit einer eigenen Welt, die ich erfinde. Nicht einfach Mittelerde kopieren. Mir schwebt eher so etwas wie eine Expedition ins Ungewisse vor«, erklärt Max und lässt seinen Zeigefinger in die Ferne schweifen, wodurch er wie ein kleiner Christoph Kolumbus aussieht.
Susanne muss bei diesem Anblick schmunzeln. Immerhin bedeutet Ferne in diesem Fall lediglich die andere Straßenseite.
»Na, meinetwegen«, gibt sie klein bei. »Ich will deinen Entdecker-Ambitionen nicht im Wege stehen. Schreiben wir eine Abenteuergeschichte. Erfinden wir eine neue, spannende Welt. Aber es müssen Dinosaurier darin vorkommen«, stellt Susi ein Ultimatum.
»Von mir aus gerne«, stimmte Max zu. »Da wird uns sicher was einfallen und wir bekommen eine zusätzliche Note in Biologie. Unser Projekt wird fächerübergreifend!«
So motiviert habe ich Max noch nie gesehen, wenn es um eine Hausaufgabe ging. Frau Berg scheint bei ihm voll ins Schwarze getroffen zu haben. Aber was glaubt ihr? Wird dieser Ring am Ende vielleicht doch noch eine Rolle in ihrer Geschichte spielen?
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