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♡𝘴𝘢𝘯
Nachdem Hongjoong versucht hatte, ein Gespräch mit Wooyoung aufzubauen, vergingen wieder elende Wochen, wo ich ihn nicht mehr zu sehen bekam. Selbst bei meinen Versuchen ihn zuhause anzutreffen, ging keiner an die Tür, und ich verstand, dass er anscheinend nichts von mir wollte. Ich fragte mich wirklich, was ich falsch gemacht hatte. Gleichzeitig warnten mich alle schon seit dem ersten Schultag dieses Jahres vor, mich bloß von ihm fernzuhalten, weil er eben so drauf war, wie er drauf war.

Das war zumindestens deren Meinung. Ich wusste aber, dass ich dennoch nicht locker lassen würde, und die verbrachte Zeit mit ihm zeigte mir, dass ich ihm nicht gleichgültig war. Es war einfach unmöglich, dass ich ihm komplett gleichgültig war, so, wie wir uns gegenseitig immer begegneten. Es lag immer ein Schimmer an Gefallen in seinen Augen, sobald er mich anschaute, und dies ließ ich mir von niemandem schlecht reden.

,,Schau nicht all zu oft hin. Dadurch wirst du seine Nähe auch nicht wieder kriegen.",klopfte mir Mingi auf die Schulter, als er meine Blicke wohl zu merken spürte und ich den Ball seufzend fallen ließ. Gerade hatten wir wieder Sportunterricht, und Wooyoung saß gedankenverloren in irgendeiner Ecke, starrte Löcher in die Luft hinein. Er sah generell total ausgelaugt und energieberaubt aus, so, wie er sich in seiner Kapuze versteckte und schlaff an der Wand lehnte.

Natürlich stieg die Sorge in mir, weshalb ich ständig zu ihm schaute und verzweifelt versuchte, herauszufinden, was er bloß haben könnte.

Nach einer Weile stand er aber auf, wodurch ich direkt wieder zu ihm schnellte mit meinen Blicken und beobachtete, wie er die Halle wie so oft auch unsichtbar für alle anderen verließ. Ich zögerte. Sollte ich ihm vielleicht nachgehen? Vielleicht wäre dies die Chance, ihm wieder näher kommen zu können. Somit lief ich schnell aus der Halle raus, wodurch ich einen verwirrten Mingi hinterließ und mich in den Fluren sowie in den Kabinen auf die Suche nach Wooyoung machte.

Als ich ihn drinne nicht auffand, ging ich raus und sah ihn tatsächlich auf der kleinen Mauer vor unserer Sporthalle sitzen. Mit dem Rücken mir zugewandt, konnte ich nicht erkennen, was er tat, aber ich sah ihm seine kraftlose Körperhaltung an. Meine Güte, was für ein schweres Leben musste er führen, wenn er ständig solche Phasen hatte, wo es ihm sichtbar schlecht ging?

Langsam joggte ich auf ihn zu. Je näher ich kam, desto langsamer wurden meine Schritte und wandelten sich zu einem vorsichtigen Herantasten um. Er schien mich nicht zu merken oder zu ignorieren, so gedankenverloren, wie er auf den Boden starrte und rauchte. Dass er rauchte, wusste ich gar nicht. Jedoch stieß er gerade eine dunkle Wolke aus, bevor er den Kopf zu mir drehte und ich ihm nach Wochen endlich wieder in die Augen schauen konnte.

Vorsichtig setzte ich mich neben ihm hin, ohne etwas zu sagen oder meinen Fokus von ihm zu nehmen. Seine Augen waren stark gerötet, die Pupillen seiner dunklen Augen stark verkleinert und die Lippen leicht ausgetrocknet, eingerissen. Ich schluckte etwas bei seinem Anblick, doch bevor ich ihn noch weiter betrachten konnte, wandte er seinen Kopf von mir ab und sprang wortlos von der Mauer runter.

Er stieß die letzte Rauchwolke aus, zertrat die Zigarette unter seinen Schuhen und wollte gerade kommentarlos an mir vorbei gehen. Da ich dies aber nicht zulassen wollte, packte ich ihn rechtzeitig an seinem Handgelenk und zog ihn zwischen meinen Beine an mich ran.

,,San.",sprach er dann das erste Mal nach langem wieder zu mir, ohne mich einen Blick zu würdigen und fügte hinzu:,,Lass mich los, okay? Du kommst nicht weiter, auch wenn du mich so anpackst."

Ich hörte seiner warmen Stimmenfarbe zu, die trotzallem einen kühlen Unterton hatte. Er wirkte vollkommen abgespalten von seinen Gefühlen, so, als hätte er gar keinen Zugang zu ihnen. Sein Handgelenk fühlte sich ebenso ganz kalt in meiner Handfläche an, als hätte er Tage nichts gegessen und wäre unterkühlt.

,,Ich kann verstehen, wenn du nichts von mir wissen willst, weil wir so unterschiedlich sind. Aber lass mich dich wenigstens ein letztes Mal noch halten, bevor ich dich wirklich in Ruhe lasse.",entkam es mir schlussendlich in einem verzweifelten, dennoch ruhigen Ton, wobei ich ebenso von der Mauer sprang und sein Handgelenk immernoch fest hielt. Als er mir keine Antwort zu geben schien, zog ich ihn langsam an mich ran, bis ich meine Arme endlich um ihn legen konnte.

Um seinen von mir so geliebten Körper, den ich mit beide meiner Arme gerade fester denn je an mich drückte. Ich spürte, wie sein Kopf automatisch an meiner Schulter lehnte und ich mein Gesicht somit ganz gut in seinen pechschwarzen Haaren vergraben konnte. Langsam schloss ich meine Augen und atmete seinen Duft einmal tief ein, während ich ihn dabei ganz feste drückte und mich leicht in den weichen Stoff seiner Sportjacke hinein krallte.

Er war vollkommen still und gab kein Ton von sich, keine Reaktion. Etwas, was ich schnell merkte und bereits von ihm kannte. Dementsprechend akzeptierte ich dies auch, während ich die Nähe zu ihm gerade einfach genoss und darüber nachdachte, wie ich ihm bloß helfen konnte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich ein leises Schluchzen, wodurch sich meine Augen weiteten und ich vorsichtig zu ihm runter schaute. Schließlich wollte ich ihn nicht abschrecken.

Aber tatsächlich, es war Wooyoung, der mit jeder vergehenden Sekunde immer stärker am Weinen war, sodass ich ab einem Punkt das Gefühl hatte, er würde mir zur Seite knicken. Umso fester umschloss ich ihn in meinen Griffen und fing an, ihm ganz zaghaft über seinen Rücken zu streichen. Ich ließ ihn sich an meiner Schulter vollkommen ausweinen, legte meine Hand auf seinen Hinterkopf und strich ihm ebenso durch das weiche Haar.

So ruckartig, wie sein Körper bebte und wie schwer er dabei atmete, merkte ich, dass es wohl ewig her sein musste, dass er sich bei jemanden ausgeweint hatte. Dadurch zog sich mein Herz schmerzvoll zusammen, weshalb ich ihm einen tröstenden Kuss auf den Haarschopf aufdrückte und ihm somit weiter Zeit gab, sich bei mir komplett zu entlasten.

Nicht ein einziges Mal schaute er zu mir hoch, hatte sein Gesicht fest in meiner Schulter vergraben und hielt sich nach einer Weile an meinem Shirt an der Brust fest. Als er sich aber irgendwann wieder beruhigte und still an mir lehnte, löste ich meinen Griff um ihn, um meine Hände auf seine Wangen abzulegen und seinen Kopf hoch zu drücken. Schließlich wollte ich den Kontakt zu ihm jetzt nicht verlieren.

Ich sah auf sein stark verweintes Gesicht. Die roten Wangen, die geschwollenen Augen, das nasse Gesicht sowie die schniefende Nase; und dennoch war er gerade für mich der schönste Mensch der Welt. Demzufolge lächelte ich etwas, sobald ich ihm endlich auf sein Gesicht schauen konnte und mir einzelne Merkmale wieder gab. Er hingegen blickte mich hilflos an, versuchte anscheinend meine Mimik einzuordnen und atmete tief durch.

,,Egal, was dich gerade so belastet und so mitnimmt, wir gehen da gemeinsam durch, ja? Jetzt bin ich da, an deiner Seite und möchte so gerne mit dir gemeinsam dadurch gehen.",fing ich leise an, ihm entgegen zu sprechen, während ich seinen Kopf immernoch festhielt und ihm achtsam über seine feuchten Wangen strich.

,,I-Ich ziehe dich mit mir in den Abgrund, wenn du dich mir weiter annäherst. Tue dir das bitte nicht an.",wisperte er mir leise entgegen, wobei ich den letzten Satz schon aus einer vorherigen Konversation zwischen uns kannte und mir seine Angst damit bereits schon bekannt war. Seine Stimme war zittrig, nur ein leichter Hauch.

,,Und was wäre, wenn ich dich aus deinen Abgrund herausziehe, anstatt du uns beide hinein? Wooyoung, ich würde selbst gerne mit dir in dem, was du ,Abgrund' nennst, verweilen und in deiner Dunkelheit sitzen wollen. Die Schattenseiten und das Leid von dir gezeigt bekommen und kennenlernen wollen.",erklärte ich ihm meinen Standpunkt, während er mir wirklich aufmerksam zuhörte und sich auf die Unterlippe biss.

,,Es ist doch nicht schlimm, zu leiden. Schlimm ist es, dass du bisher alleine leiden musstest. Aber das musst du doch nicht mehr. Ich bin jetzt bei dir, lass mich bitte an dich ran. Nur so können wir gemeinsam daraus finden und dir helfen. Du musst mich nur an dich ran lassen.",sprach ich eindringlich, dennoch in einem geduldigen Ton auf ihn ein, bevor es für einen Moment still zwischen uns wurde und ich einen traurigen Schimmer in seiner Mimik erkannte.

Mein Herz fühlte sich ganz schwer bei seinem Anblick an. Gerade wirkte er so schutzlos und vorallem so müde, müde vom Leben und Alltag. Als hätte er sich selbst bereits schon aufgegeben. Aber ich wollte ihn vom Gegenteil überzeugen, und ich wusste, dass ich dies hinkriegen könnte, weil ich ihn nicht loslassen würde. Jetzt hielt ich ihn feste und würde ihn nicht mehr gehen lassen.

Nach einer ganzen Weile, wo er zu reflektieren schien, nahm ich meine Hände langsam wieder zu mir und beobachtete, wie er zu Boden schaute. Langsam hob er seinen Kopf aber wieder, um mir in die Augen schauen zu können, weshalb ich ihm ein leichtes Lächeln schenkte und ihm direkt eine Haarsträhne hinter das Ohr strich. Er beobachtete mich dabei ganz genau, bis er den Abstand zwischen uns wieder schloss, indem er nun derjenige war, der seine Arme um meinen Hals schlang und mich somit an sich drückte.

Schnell legte ich meine Arme um seine Taille, um ihn an mich halten zu können und lauschte, wie er wieder leise am Wimmern und kurz vor dem Weinen sagte:,,B-Bitte hilf mir. Ich will nicht mehr. I-Ich kann einfach nicht mehr."
Bei seinen Worten kamen selbst mir die Tränen, vorallem in der verzweifelten Tonlage, wie er sie mir ans Ohr gerade flüsterte, sodass ich meine Augen schloss und ihn feste drückte.

,,Wir kriegen das gemeinsam hin. Du und Ich, ja? Ich bin bei dir, wir schaffen das. Das verspreche ich dir.",erwiderte ich seine Worte hastig am Nicken, während mir paar Tränen runter kullerten und ich nun mit ihm hier in meinen Armen stand. Und wir standen hier tatsächlich eine ganze Weile, ohne auf die Zeit zu achten, wobei ich ihm den Raum gab, sich zu entlasten und zu beruhigen und gleichzeitig selbst Erleichterung zu spüren.

Denn jetzt hatte ich etwas Festes in meiner Hand. Ein Ziel, welches wir beide uns vornahmen und wodurch wir umso mehr zueinander finden könnten. Ich war gerade einfach nur so unfassbar dankbar, dass er mir diese Chance gab, auch wenn ihm dies massiv an Überwindung gekostet haben musste.

Zwar wusste er es noch nicht, aber ich wusste schon, dass ich ihn von nun an beharrlich in meinem Leben halten würde, ihn unterstützen und nicht aufgeben würde. Egal, wie hart es werden könnte, ich ihn nicht loslassen würde und ich ihn unendlich liebte. Und meine Taten würden es ihm Stück für Stück zeigen.

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That's what we call unconditional love <3

Ich habe so fette Unterleibsschmerzen nh, aber egal ich habe noch diese Woche Urlaub... :D

Wie geht es dir?

- Eure Eleja ♡

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