Dysphoria

pov. Jungkook

"Und?", fragte ich neugierig, als Taehyung gegen 8 Uhr wieder ins Zimmer trat. Die Augen des Jungen strahlten, als er mich erblickte. Er liess die Tür sofort ins Schloss fallen, nur um mir dann mit ausgebreiteten Armen entgegenzuspringen. Ich hielt in aus Reflex an seinen Oberschenkeln fest, als er seine Beine um meinen Oberkörper schlang. Gott sei dank hatte ich einen guten Tag und konnte ihn halten ohne zu stolpern. Obwohl dieses Risiko bei seinem Gewicht wohl nicht gross gewesen wäre.

Er strahlte mich an. "Die meinten dass ich voll den guten Anfang hingelegt habe, kein Problemfall sei und ich gut auf die Therapie anspreche", sagte er euphorisch. 
Er gab mir einen kurzen Kuss auf den Mund, was ein Kribbeln in meinem Bauch auslöste. Jedoch wusste ich immer noch nicht, was wir waren, also schluckte ich die aufkommenden Gefühle herunter. "50.1 Kilo"; flüsterte er dann leise gegen meine Lippen, schaute mir tief in die Augen, "das sind  1 kg in einer Woche." Er hatte wohl gemerkt, welche Frage mir auf der Zunge gebrannt hatte. 

"Du kriegst das hin, da bin ich mir sicher", sagte ich und küsste ihn lächelnd auf die Stirn. "Fühlt sich gar nicht so schlimm an"; erzählte Taehyung weiter, "vielleicht pack ich das ja trotzdem! Dann kann ich wieder Sport treiben, nach draussen gehen, Eis essen." Seine verträumte Stimme machte es mir schwer ihn nicht verliebt anzuschauen. 

"Das wär so schön, wenn ich das wieder könnte", seufzte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Ich trug ihn zu seinem Bett und liess ihn dort runter, doch er fiel mir sofort wieder um den Hals und zog mich so in sein Bett. "Sag mal was machst du eigentlich für eine Sportart?", er schaute mich blinzelnd an. "Ich tanze, "sagte ich schmunzelnd, "tanzen ist einfach nur eine Befreiung für die Seele. Du bewegst dich im Takt der Musik, vergisst alles um dich herum, nur du, dein Körper und die Musik, die verschmelzen."
"Vielleicht kannst du mir das irgendwann mal beibringen."
"Natürlich"
"Dann hätte ich wieder einen schönen Körper so wie deiner, das wäre echt toll", schwärmte er. Ich wäre fast rot geworden bei seinen Worten, zwang mich dann aber gelassen zu bleiben und mich etwas zu wagen.  

"Sag mal Taehyung, darf ich dich was ernstes Fragen?"
"Hm, okey?"
"Du musst nicht antworten, aber wieso willst du nicht essen?" Ich fragte das nicht, weil ich nicht wusste was eine Essstörung war, so bekloppt war ich nicht. Ich wollte nur die genaue Ursache wissen, soweit sie ihm bekannt war. Denn vor dem Zunehmen selbst schien er sich in erster Linie nicht so extrem zu fürchten wie die meisten hier. 

"Hm"; er überlegte eine Weile, bevor er weitersprach, "ich denke der Auslöser war, dass ich mich wohler gefühlt habe nichts zu essen. Dann nahm ich immer mehr ab und wurde krank. Ich wollte nie essen, weil ich Angst hatte zuzunehmen. Jetzt denke ich ist diese Angst etwas weg, aber das Problem ist, dass ich eine extreme Abneigung gegen Essen entwickelt habe, grundästlich dieses Gefühl von Sättigung als ekelhaft empfinde. Ich hab' auch kaum ein Hungergefühl mehr. Aber ich will gesund werden. Das auf jeden Fall! Und ich denke ich kann es sogar schaffen!"

Als ich so über seine Worte nachdachte bewunderte ich seine Entschlossenheit, diesen Ehrgeiz, mit der Krankheit fertig zu werden, sie zu besiegen. Ich verspürte Stolz und sagte es ihm auch. 

"Du bist wirklich ein starker Mensch. Mit einem ganz starken Charakter und so viel Ehrgeiz, das ist einzigartig. Du bist einfach einzigartig"; sagte ich leise. 

Und ich wünschte ich hätte mindestens ein Stückchen seiner Euphorie. 
Denn in mir drin herrschte nicht ausser Chaos, Wut, Selbsthass. 

Die reine Dysphorie.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top