44 - Überraschung
⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 9 ⊱─ ⋯ ─⊰
[Freitag abends]
ʝιɱιɳ
Uff. Ich bin verdammt wackelig auf den Beinen. Aber Yoongi fragt gleich nach und hält mir seine Hand hin. Gemeinsam wanken wir auf die Bühne. Meine Kumpels haben zum Glück alle Requisiten mitgenommen. Nur meine persönlichen Sachen liegen fein säuberlich und vollständig direkt hinter dem Vorhang. Ich überlege einen Moment lang, ob ich einfach in dem roten Anzug bleiben oder mich doch umziehen soll. Aber erstens will ich jetzt hier vor Yoongi keinen Strip hinlegen, und zweitens kann ich ja einfach die schwarz-weiße Montur drüberziehen, dann friere ich auch nicht. Der Rest passt in meine Tasche.
Stumm, aber glücklich greife ich nach Yoongis Hand und lasse mich vertrauensvoll von ihm führen, während ich gegen den Pudding in meinen Knien und die Achterbahn in meinem Kopf ankämpfe. Gemeinsam gehen wir nach draußen. Da überlege ich wieder, aber radeln ist noch keine gute Idee. Also schiebe ich mein Rad, während Yoongi neben mir her geht und auf mich aufpasst. Nach einer Weile fühle ich mich auch nicht mehr so eierig. Dafür aber hundemüde. Und trotzdem tierisch neugierig.
"Was ist das denn für eine 'Belohnung'? Du wusstest doch heute Mittag noch gar nicht, ob ich nicht durchfalle. Jedenfalls kannst du mich einfach bis ins Bad schieben. Dann gehe ich nämlich schonmal duschen, während du 'was auch immer' machst. Nach 'was auch immer' bin ich nämlich bestimmt zu müde dazu."
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
"Also, ehrlich gesagt habe ich es nicht in Betracht gezogen, dass du durchfallen könntest", gestehe ich ein. "Das klingt gut, dann geh du eben ins Bad, und wenn du fertig bist, dann bin ich auch fertig."
Mir entgeht nicht, wie müde Jimin ist, aber das ist nur allzu verständlich. Ich denke, es ist das beste, wenn er sich gleich einfach ausruht. Verdient hat er sich das auf jeden Fall. Um den Rest kümmere ich mich.
Wir kommen an unserem Wohnheim an, Jimin stellt sein Fahrrad weg, ich lege meinen Arm um ihn und gehe mit ihm zusammen die Treppen hoch. Ich zücke den Schlüssel, aber bevor ich unsere Wohnung aufschließe, drehe ich mich nochmal zu Jimin.
"Ich freu mich auf uns. Das ... wird jetzt unser gemeinsames Zuhause. Ich find, das ist ne schöne Vorstellung, oder?"
Ich meine jedes Wort so, wie ich es sage. Ich glaube wirklich, dass sich da noch ganz viel für uns entwickeln wird. Dass diese WG ein Ort wird, der uns beiden gefällt, ein Ort, an dem wir ankommen und uns fallen lassen dürfen. Ich bin gespannt, was die Zukunft für uns noch bereithält, aber das hat Zeit. Erstmal werden wir heute den Abend noch ganz gemütlich ausklingen lassen und dann sehen wir weiter. Es hetzt uns ja keiner, und ich glaube, für Jimin ist diese ganze Situation genauso neu wie für mich.
ʝιɱιɳ
Je weiter wir die Treppe hochsteigen, desto mehr habe ich das Gefühl, ich müsste gleich auf allen Vieren kriechen. Meine Kraft ist endgültig verbraucht. Ich will nur noch glücklich Yoongi anschauen und dann in seinen sicheren Armen einschlafen. Aber da ist ja noch die Überraschung.
Erschöpft lehne ich mich an die Wand vom Hausflur, während Yoongi mit strahlenden Augen von unserem Zuhause spricht. Sofort fängt auch mein Herz an zu strahlen. Dann schließt Yoongi die Wohnungstür auf.
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
"Schließ die Augen, bitte", sage ich leise, stelle mich direkt vor Jimin und warte, ob er da mitzieht.
"Ich führe dich auch."
ʝιɱιɳ
Na, der machts ja spannend! Das weckt dann doch noch einmal meine Lebensgeister. Sofort schließe ich mit einem kleinen, zufriedenen Lächeln meine Augen. Yoongi legt seinen Arm um meine Schultern, was sich toll anfühlt, und dann führt er mich in unsere Wohnung. Unser Zuhause!
Er schließt die Tür hinter uns und bringt mich vorsichtig bis zur Garderobe, mit "Blick" zu unseren Zimmertüren. Liebevoll sanft zieht er mir die Jacke und das ganze Winterzeugs aus und hängt alles weg.
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Ich nehme Jimin seine Jacke ab, hänge sie auf und stelle fest, wie gut sich solch kleine Gesten schon anfühlen. Jimin ist aus seiner Wintermontur befreit, und auch ich hänge meinen Mantel an die Garderobe.
"Erst Zimmer oder gleich Bad?"
ʝιɱιɳ
Gute Frage.net ...
"Gleich ins Bad. Gut, dass die Dusche Wände hat, da kann ich mich anlehnen."
Ich muss schmerzhaft grinsen bei der Vorstellung, dass ich sonst wie ein gefällter Baum aus der Dusche kippen würde. Nene - einmal Umfallen am Tag reicht. Langsam dreht Yoongi mich wieder um und bringt mich ins Bad. Dort schiebt er mich auf den Badewannenrand und fordert mich auf, die Augen wieder zu öffnen. Sein liebevoll-besorgter Blick ruht auf mir, während er sich aufrichtet.
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Jimins Kommentar bezüglich der Dusche bereitet mir doch etwas Sorge.
"Wenn irgendwas ist, ruf bitte, ja? Ich möchte nicht, dass du nochmal umkippst!"
Meine Stimme quillt praktisch über vor Sorge. Ich drehe Jimin langsam wieder um, wobei mein Blick stetig auf ihm liegt. Ich mache mir wirklich Sorgen, und kurz überlege ich, ihn zu fragen, ob ich lieber hier bleiben soll. Aber das traue ich mich dann doch nicht. Jimin hat sicher keine Lust, dass ich ihn beim Duschen beobachte und ... Okay. Gedanken schnell in eine andere Richtung lenken, bitte.
"Lass die Tür ruhig angelehnt, dann höre ich, wenn was ist", füge ich noch hinzu, ehe ich Jimin alleine im Bad zurücklasse und in die Küche gehe. Mein Blick geht direkt zu dem gedeckten Tisch. Ich muss Ten unbedingt noch danken, dass er mir so geholfen hat. Und ihm von dieser erstaunlichen Wendung von Jimin und mir erzählen. Der wird Augen machen, wenn er das erfährt!
Ich fülle die Suppe in Schüsselchen und wärme diese auf, während ich den Reis nochmal kurz anbrate. Diesmal lasse ich ihn aber nicht verbrennen. Als alles fertig ist, schaue ich auf die Uhr und stelle fest, dass Jimin jetzt schon einige Minuten im Bad ist. Ich stelle alles auf niedrige Stufe, und tapse zur Badezimmertür.
"Jiminie? Alles okay bei dir? Wie lange brauchst du noch?", frage ich durch die angelehnte Tür. Und wieder werde ich etwas nervös. Ich hoffe echt, dass er das Essen nicht total doof findet.
ʝιɱιɳ
Kaum, dass Yoongi draußen ist, ziehe ich mir die verschwitzten Klamottenschichten aus und hangele mich an der Wand entlang zur Dusche. Dabei fällt mein Blick in den Spiegel. Ich sehe aus wie der Tod auf Latschen und verstehe sehr gut, warum Yoongi eben so besorgt gekuckt hat. Ich habe mich so mit Anlauf übernommen in dieser Woche, dass es an ein Wunder grenzt, dass ich überhaupt so weit gekommen bin. Das Adrenalin hat mich heute durch den Tag gepuscht. Aber in Zukunft muss ich da echt besser aufpassen.
Zufrieden aufseufzend krabbele ich in die Duschkabine und drehe das heiße Wasser auf. Himmel, tut DAS gut! Meine überbeanspruchten Muskeln und Gelenke dürfen sich entspannen, ich fühle mich frischer, sauberer und auch wieder ein bisschen wacher. Aber große Sprünge mache ich keine mehr heute ...
Grade, als ich aussteige, fragt Yoongi von der Tür her, wie's mir geht.
"Ich bin okay, keine Sorge."
Süß, wie er sich kümmert! Ich trockne mich ab, binde mir das Handtuch um die Hüften und mache mich auf den Weg in mein Zimmer.
"Yoongi, ich bin mit duschen fertig. Ich geh jetzt in mein Zimmer und zieh mir was an. Ich lass da auch die Tür offen, damit du mich hörst."
Ich bin tatsächlich etwas erholt, denn für die paar Meter brauche ich diesmal keine Wand zum Rutschen. Nett - ich kann ganz normal laufen ...
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Das ist der Startschuss für mich, um alles auf den Tisch zu stellen. Ein letztes Mal beäuge ich noch mein Ergebnis. Das ist wirklich eine seltsame Mischung geworden, aber ich finde, das Endergebnis kann sich sehen lassen.
Die Tütensuppe steht an unseren Plätzen, auf einem leeren extra Teller wie im feinen Restaurant, darauf können wir unsere restlichen Gerichte auffüllen. In der Mitte vom Tisch stehen kleine Bulgogiwraps auf einer Platte. In einer großen Schüssel steht der Gemüsereis. Und zum Nachtisch gibt es Joghurt mit kleingeschnittenem Obst obendrauf. Ich grinse breit vor mich hin und schwelge in Erinnerungen. Diese Woche war wirklich heftig. Aber ich bin froh, dass sie mir die Augen geöffnet hat. Ich hoffe nur, Jimin versteht, was ich ihm mit diesem seltsamen Menü sagen will.
ʝιɱιɳ
Während ich vor meinem Schrank stehe, fällt mir etwas auf, das ich die ganze Zeit ignoriert hatte. Yoongis Haare sahen gestylt aus, als ich ihm durch den Schopf gefahren bin. Und das schwarze Hemd ... die ordentliche Hose ... Boah - Yoongi hat sich sogar in Schale geschmissen für meinen Auftritt!
Ich mein'- mir ist ja klar, dass er da jetzt ein Essen für uns vorbereitet. Inzwischen riecht man es auch. Aber wenn er sich schon so schick macht, dann muss ich das jetzt auch!
Etwas zweifelnd begutachte ich meine Garderobe. Mein Bedürfnis ist es eigentlich, gleich in Schlafklamotten zu steigen. Na gut. Ich ziehe mir eine ordentliche dunkelblaue Jeans an und ein hellblaues Hemd, bleibe aber barfuß. Das muss reichen. Meine Haare habe ich eben im Bad schon zurechtgeföhnt. Ich hasse es, wenn die nass sind und dann nachts so zerfleddert werden. Zufrieden gehe ich zu meiner Zimmertür.
"Yoongi? Ich bin fertig mit umziehen. Kann ich kommen?"
Und dann laufe ich einfach los.
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Ich höre Schritte und eile direkt in den Flur, um Jimin abzufangen. Er soll wissen, warum ich mich für diese Kombination entschieden habe. Außerdem weiß er ja noch gar nicht, dass ich schon Essen gemacht habe, wobei man das mittlerweile riechen müsste. Mit fällt auf, dass er sich umgezogen hat, aber ich hätte gedacht, dass er sich jetzt einfach in bequeme Klamotten wirft. Stattdessen hat er sich auch für ein Hemd entschieden und wow.
Ich meine, er sieht eigentlich in allem gut aus, aber wow.
"Du ... du siehst toll aus", komplementiere ich Jimin und mustere ihn nochmal eingehend.
ʝιɱιɳ
Ich kanns nicht lassen. Ich fahre ihm lächelnd noch einmal mit der Hand durch die inzwischen nicht mehr ganz so gestylten Haare.
"Ich kann doch hier nicht im Schlabber-Schlafanzug auflaufen, wenn mein edler Ritter in seiner Paraderüstung vor mir steht! ... Du ... hast dich schön gemacht ... für mich. Du siehst so toll aus in diesen Klamotten. Wie hat Jeongkwon dich denn überhaupt erkannt so? Oder hat er dich gar nicht gefunden?"
Ich lege beide Arme um Yoongis Bauch und ziehe ihn ein bisschen an mich. Wie von selbst landet mein Kopf auf seiner Schulter.
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
"Jeongkwon? Achso, ja. Er hat mich gefunden", antworte ich, aber so richtig konzentrieren kann ich mich auf das Gespräch nicht, weil mich Jimins Nähe völlig aus der Fassung bringt. Ich schließe einen Moment einfach die Augen und genieße, dass wir so beieinander stehen. Bevor ich mich aber völlig in unserer Kuschelei verliere, rufe ich mir ins Gedächtnis, dass wir ja essen wollen. Und dass ich Jimin vorher noch was dazu sagen wollte.
"Bevor wir essen können. Lach gleich bitte nicht. Ich wollte dir eine Freude machen und ... ich wusste nicht so richtig, was ich zu Essen machen soll. Aber dann hab ich an diese verrückte Woche gedacht und was wir hier in der Küche alles erlebt haben. Es hat einfach immer Spaß gemacht, mit dir zu kochen und auch, wenn das vielleicht eine seltsame Kombination ist. Ich hoffe, du weißt, was ich sagen will, weil ... ich finde die richtigen Worte schon wieder nicht. Danke, Jiminie. Danke, dass du mir diese erstaunliche Woche ermöglicht hast. Und ... ähm."
ʝιɱιɳ
"Ach, Yoongi. Es hat ja nicht nur an dir gelegen. Zu so viel Durcheinander gehören immer zwei. Mein Zustand jetzt spricht Bände. Ich habe mich total übernommen, habe dir und mir null Spielraum nach oben gelassen. Das musste ja schief gehen. Ich bin soooo dankbar, dass du vorhin gleich zur Stelle warst.
Und mach dir keine Sorgen wegen des Essens. Was auch immer du vorbereitet hast, es wird spitze schmecken. Ich hoffe, du hast es auch ein klein wenig anbrennen lassen."
Ich löse mich wieder und zwinkere ihm zu. Yoongi macht mich einfach butterweich und fordert gleichzeitig den frechen kleinen Teufel in mir heraus.
Mein Magen knurrt pünktlich und so laut wie immer und vermeldet, dass wir nun genug geturtelt haben.
"Lass uns essen. Lange halte ich nicht mehr durch, und ich möchte jeden Augenblick mit dir genießen."
𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚
Jimins Worte beruhigen mich auf eine sehr angenehme Art und Weise. Sein Magen verkündet jedoch, dass es langsam Zeit zum Essen wird, und ich will ja auch nicht, dass das Essen kalt wird. Also lächle ich Jimin nochmal verliebt an, greife nach seiner Hand und gehe mit ihm zusammen in die Küche. Ich bleibe ein Stück hinter ihm stehen, als er sich umschaut und ziehe dann aber, wie es sich für einen Gentleman gehört, seinen Stuhl etwas nach hinten.
ʝιɱιɳ
Blöder Magen - doch nicht so gut, das Gen. Ich kann spüren, wie schwer es Yoongi fällt, wieder auf Abstand zu gehen und auf Essen umzuschalten. Und auch mir fehlt sofort diese angenehme Wärme und Geborgenheit, sobald wir uns zur Küche aufmachen.
Yoongi bleibt ein bisschen hinter mir, als ich um die Ecke biege, und ich weiß auch sofort warum. Mein Herz macht einen Hüpfer bei diesem zauberhaften Anblick. Der Tisch ist festlich gedeckt, Yoongi hat sogar zwei Kerzen aufgetrieben, das Deckenlicht ist aus und nur die kleine Lampe hinter der Verblendung der Küchenzeile spendet etwas zusätzliches Licht.
"Oh. ... Ach, Yoongi! Danke, das ist wunderbar. Wenn das nicht der perfekte Abschluss dieses Tages ist, dann weiß ichs auch nicht."
Yoongi zieht für mich den Stuhl vom Tisch und fordert mich mit einem Lächeln auf, mich zu setzen. Da ist es wieder, dieses unglaubliche Yoongi-Lächeln, das ich so selten sehe, und das ich so liebe. Langsam fühle ich mich wirklich wie im Märchen. Yoongi behandelt mich so aufmerksam und zuvorkommend wie seine Prinzessin. Sein Dornröschen eben.
Ich sinke völlig überwältigt auf meinen Stuhl und lasse meinen Blick über das liebevoll angerichtete Essen wandern.
Und kriege auf der Stelle den Lachflash des Jahrhunderts. Als ich Yoongis geknickte Miene sehe, höre ich jedoch schnell wieder auf, erhebe mich nochmal und ziehe ihn in eine Umarmung.
"Nicht böse sein, ich lach dich doch nicht aus. Ich freu mich! Die Idee ist einfach genial. Das hast du toll gemacht. Und morgen gibts dann Gemüsepfannkuchenröllchen und süße Hoteocks."
Mein Magen reicht lautstark eine Petition ein, und ich setze mich wieder. Ich kann nur noch strahlen und glücklich sein über den fürsorglichen Mann, der da neben mir steht.
"Das ist toll. DU bist toll! Lass uns anfangen."
........................................................
1.8.2021
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top