𝐂𝐨𝐧𝐭𝐞𝐬𝐭 #𝟐 - 𝐀𝐧𝐢𝐦𝐞 𝐀𝐔 𝐎𝐧𝐞𝐒𝐡𝐨𝐭 (𝐈𝐈𝐈/𝐈𝐈𝐈)

𝕆𝕟𝕖𝕊𝕙𝕠𝕥𝕤 𝕧𝕠𝕟:
nightbooy
Kirimaru_Frost
CrispieFanfics

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nightbooy
Atsuhiro Sako x Kurogiri

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Es war schon seit Tagen so- Compress näherte sich den Barkeeper nicht mehr. Obwohl sie erst ein paar Tage durchgehend miteinander plauderten, spürte Kurogiri sich trotz der Befehle seines Meisters hingezogen zu diesen jungen Mann, der immer mal wieder auftauchte und ein Gläschen mit ihn trank, über das Wesentliche sprach.

Nur genau heute war es nicht so.

Mister Compress hatte sich dieses Mal nicht in die Bar geschlichen, geschaut, ob Tomura auch wirklich fort war, sich auf den Hocker gesetzt und einen Rocky mit Pfiff bestellt- nein, er tauchte den ganzen Tag über nicht auf.

Kurogiri hatte es bereits aufgegeben und polierte seine Gläser, stapelte sie und lauschte Shigarakis Problemen.

„Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Immer wieder und immer und immer wieder der selbe Fehler, das selbe Spiel. Ich hab's satt." ,nuschelte der Weißhaarige, spielte mit seinem Glas und warf seinem Gefährten prüfende Blicke zu.

„Hmhm." ,machte dieser, schaute trüb in die Suppe, die sich bereits dank des vielen Abwaschens gebildet hatte.

„Ich habe letztens eine tote Maus gegessen und sie auf deinen Tresen gelegt."

„Hmhm." ,kam es bloß von ihn.

„Du hörst mir nicht zu, Kurogiri." ,fauchte Shigaraki, donnerte das Glas zurück auf das Holz und stand wutentbrannt auf.

Kurogiri allerdings störte das nicht im Geringsten. Er dachte momentan nur an das Gesicht des Zauberers- von Compress, der es wirklich in Betracht zog nicht hier aufzukreuzen. Dabei hatte sich der Schurke so auf diesen nächtlichen Besuch gefreut.

Genau da.

In diesem Augenblick.

Da knallte die Tür auf, ein Mann mit Zylinder und formeller Kleidung betrat die Bar schnaufend, die Schuhe auf den Dielen ruhend. Schmunzelnd musterte Kurogiri seinen Freund, der sich die weiße Maske mit den Illustrationen vom Gesicht nahm, diese auf die frisch geputzte Bar legte und schamlos sich auf den Barhocker plumpsen ließ.

Mister Compress überkreuzte die Beine und stellte sie zum Haltfinden auf eines der Metallgestelle ab, die Arme stützte er ab und das breite Grinsen strahlte Kurogiri entgegen.

Oh ja- wie sehr er diesen Anblick vermisst hatte.

„Du weißt, was ich möchte Kuro." ,meinte der Zauberer trocken, rieb sich die Handgelenke.

„Ist etwas passiert?" ,bohrte der Barkeeper und stellte bereits das Getränk vor Compress' Nase, der dieses sofort hob, beinahe den Schnaps hineinschlang.

„Ach. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt gewesen. Dank Giran- der Vogel hat mir einfach seine Geschäfte in die Hand gedrückt."

Seufzend stellte der Zauberer das Glas ab, faltete die Hände und starrte auf den Nebelmann vor ihn. Unbewusst fuhr er mit den Blicken seine Kontouren entlang, betrachtete das Unbekannte. Unwissend schlug sein Herz höher, hämmerte gegen seine Brust. Auch, wenn es Kurogiri nicht mitbekam, so empfand er etwas für diesen. Oh ja- das war genau richtig. Er empfand etwas für Tomuras Sidekick, der von All For One kontrolliert wurde, der so geheimnisvoll die ganze Zeit über die Bar putzte, sich um dieses pubertierende Kind kümmerte.

Atsuhiro wusste nicht genau, wieso dies sein Herz tat, sein Kopf das dachte, aber mittlerweile interessierte ihn das nicht. Innerhalb dieser zwei letzten Tage, war er Kuro sehr dankbar.

Doch diesen Abend kam es anders, als es der Trickser gewohnt war-

Kurogiri schnappte sich ebenfalls ein Glas, stellte sich gegenüber des jungen Mannes und nuschelte etwas vor sich hin.

„Ich dachte schon, dass du nicht kommst."

Mittlerweile haben die Zwei das Pronomen ‚sie' abgelegt, da sie bereits mehr übereinander wussten, als man für nötig hielt.

„Hat dich das etwa enttäuscht?" ,säuselte Compress, ließ den Rest Alkohol in seinem Glas leicht schwanken, setzte wieder die Lippen an und nippte kurz.

„Um ehrlich zu sein, war ich etwas traurig sogar." ,murmelte Kurogiri, trank ebenfalls ein Schluck seines Getränks und machte sich wieder dran die Gläser zu säubern.

Mister Compress fand das öde.

Er wollte endlich diesem Unbekannten ein Stückchen näher kommen, das Gefühl in ihm erforschen- es kennenlernen. Genau das hatte er heute vor- Kurogiri dieses Gefühl zu zeigen.

Mit dieser Einstellung, exte er den Schnaps, stand auf und ging um die Bar herum. Lässig lehnte er sich gegen das Holz, hob das Getränk seines Freundes und stellte es ihm direkt in sein Sichtfeld.

Kurogiri drehte sich um, entdeckte den Zauberer und sagte nichts. Denn auch er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte.

„Kuro, sieh mal auf das Glas. Es gibt da etwas, was ich dir sagen möchte." ,sprach der Hintere und er gehorchte, sah auf die Flüssigkeit, sagte nichts. Seine Neugierde überspielt tat er nichts und wartete ab, was sein Partner als nächstes tun würde.

Atsuhiro kam noch einen Schritt näher, berührte nun mit seinen Oberkörper Kurogiris Rücken und senkte den Kopf zu seinem Ohr.

„Du bist einfach unwiderstehlich, Kurogiri." ,schmachtete Sako.

Kuros gelben Augen krümmten sich verlegen und seine Stimme wurde etwas höher.

„Und... was hast du vor, Mister Compress?" ,flüsterte er geheimnisvoll, schnappte sich das Glas und trank es in einem Zug leer. „Wie wär's, wenn wir beide... wenn wir beide diesen Gefühlen auf die Spur gehen?" ,säuselte der Angesprochene und berührte in der Umarmung Kurogiris Körper, knöpfte den ersten Knopf auf und surrte immer wieder in sein Ohr.

„So weich..."

Wie verführerisch doch dieser Mann war, den Kurogiri nicht einmal mehr als zwei Tage kannte, wie sehr er ihn doch auch wollte. Aber sein Meister verbat es ihm aufs strengste keine sexuellen Handlungen auszuführen.

Doch dies hier war anders- das war Atsuhiro Sako.

Kurogiri seufzte, wagte den Schritt über seinen Schatten und drehte sich um. Mister Compress zuckte zusammen, doch gerade als dieser wieder weitermachen wollte, drehte Kurogiri den Spieß rasant um.

„Was möchtest du denn für mich tun, wenn ich etwas für dich tu?" ,hauchte Kurogiri gegen die Lippen Mister Compress' ,der bloß stumm auf seine dunkle Masse schaute.

Wo sollte man dort küssen?

„Ich kann nichts für dich tun, wenn du so... vor mir stehst." ,schnurrte Atsuhiro, zog leicht an seiner Krawatte.

Das war Kurogiri natürlich bewusst- er wusste, was er tun musste um diese Grenze, dieses Problem, zu lösen- Der Nebel verzog sich ziehend, die Nase und der Mund eines richtigen Menschens wurden endlich freigelegt.

Erstaunt starrte Atsuhiro den Größeren an und legte die Hände um dieses Gesicht.

Himmelblaue Augen starrten direkt in seine Seele, das Pflaster auf der Nase bedeckte ein paar Sommersprossen auf der gebräunten Haut und das leichte Lächeln verzauberte diesen.

„Na los, küss mich." ,summte der Entertainer ruhig, strich über die Lippen und beugte sich vor. Kurogiri zögerte, sah ihn bloß weiterhin an.

Compress beugte sich vor, kam diesen Lippen immer näher bleib vor ihnen stehen und hauchte sanft: „Du weißt nicht, wie lange ich das tun wollte."

„Was... tun wollte?" ,flüsterte Kurogiri, hielt inne, aber irgendwie, wurde er wie ein Magnet zu diesen Lippen gezogen, ganz leicht, aber doch so dringend.

Der schwere Atem der beiden traf sich, beide sahen sich gegenseitig auf die Lippen, als wollen sie sagen, dass sie hier und jetzt versiegelt werden sollten.

Mister Compress wagte es, beugte sich vor und berührte sanft die Lippen, wollte das Unbekannte näher erforschen. Kurogiri erlaubte es ihn, zog ihn mit den Händen an der Hüfte näher und öffnete den Mund verlangend.

Atsuhiro legte die Hände an seinen Kiefer, drückte ihn gegen die Bar und strich über diese weiche Oberfläche der Haut.

Er öffnete ebenfalls die Lippen weiter, drückte seinen Kopf näher an ihn. Beinahe berührten sich beide Nasen, doch als die Hände des Größeren zu Mister Compress' Hintern wanderten, löste dieser sich von ihn.

„Kuro, nicht hier..." ,wisperte er, hauchte wieder seine Lippen an. Eine Gänsehaut durchfuhr dem Angesprochenen, der sofort verstand und seinen Partner durch die dunklen Gänge führte. Im Wohnbereich hatten sie Zeit für sich.

Da gab es kein Meister hier, kein Meister da.

Da gab es nur Atsuhiro Sako und Kurogiri.

Die Tür zu einem freien Zimmer wurde geöffnet, Kurogiris Hände wanderten an Mister Compress Hüfte hinauf, zogen das Hemd leicht hoch, welches sein Gegenüber schon aufknöpfte, loswerden wollte.

Das letzte Hindernis wurde überwunden, Kurogiri streifte ihn das Hemd ab, legte es einfach auf den Boden und fuhr wieder zu den Lippen, die er nicht einfach nur so ansehen konnte- nein- er musste sie spüren.

Langsam glitt seine Zunge in den Mundraum seines Partners, der ein unterdrücktes Keuchen von sich gab, aber sich beherrschte, bereits anfing den freien Körper zu erlösen von den Klamotten, die bloß alles verdeckten.

Kokett lächelte Atsuhiro, öffnete den Gürtel Kurogiris und überließ ihn bereits die Führung. Der Größere drückte ihn auf das Bett, zog seine Hose mitsamt Boxer bereits bis zu den Knien, legte sich über ihn.

Die bernsteinfarbenen Augen musterten den anderen Schurken strahlend, als ob er es kaum erwarten könnte, ihn zu spüren. Seinen Körper näher bei sich zu haben- die Liebe zu spüren, die er versuchte zu verstecken.

Ja- all das rollte wie eine gewaltige Welle über beide hinab- beide wussten, was dies bedeutete. Kurogiris Lippen saugten sich an den Hals Atsuhiros fest, hinterließen rote Flecken, die sich langsam ins dunklere färbten, durchforschten seine Haut.

Der Dieb legte die Hände um seinen Nacken, drückte ihn näher. Die feuchte Zunge glitt über seinen Kehlkopf, der gezwungen ein angenehmes Summen von sich gab. Die Stimmbänder vibrierten angenehm gegen Kurogiris Mund, der sofort anfing tiefer zu wandern- nicht zu tief.

Atsuhiro winkelte die Beine an, verlangend nach mehr, als hätte er bereits die Kontrolle über sein Handeln verloren. Sein Kopf verspürte nur noch die Hormone, die ihn dazu zwängten weiterzumachen- weiterzugehen.

Kurogiri löste sich von den Körper unter ihn, befeuchtete bereits seine Finger, sah dabei seinen Partner in die Augen. Wie sie ihn ansahen- Oh, wie sie ihn musterten- so langsam bekam er nicht genug von diesen Anblick, wollte das Gesicht erregter sehen denn je.

Mit den ersten Finger strich er über seine Mitte, nach dem Eingang suchend. Schneller als gedacht fand er diesen, Atsuhiro zuckte zusammen, legte die Hände auf Kurogiris Schultern ab, wartete geduldig und starrte ihn an. Er wollte, dass nur Kuro es tat.

Nur er.

Wie ein Liebesbeweis, der anders gezeigt wurde und sich anders anfühlte.

Kurogiri drückte den Finger bereits hinein, erbarmungslos und tiefer. Die Wärme umgab diesen, das Innere wurde langsam nässer und die Wände pochten.

Wie aufgeregt Atsuhiro war, wie sehr er es wollte seit er Kurogiri begegnete. Fast schon zitternd drückte er sich dagegen, wollend, dass es endlich geschah.

Kurogiri bemerkte, dass sein Partner ungeduldiger wurde, drückte bereits den zweiten Finger hinzu und bohrte sich tiefer. Automatisch verkrampfte Mister Compress leicht, spreizte die Beine und schlang sie um ihn. Das leise Summen seiner Kehle wurde umgewandelt in ein Stöhnen, durch den Punkt, den sein Gegenüber berührte, ausgelöst.

Für Kurogiri war das das Singen eines Vogels- eines wunderschönen.

Er entzog die Finger sofort, betrachtete weiterhin nur die Augen seines Unteren.

Mister Compress zögerte, doch entschied sich schließlich dazu seine Maske endlich zu entfernen, strich sie sich vom Kopf und wirbelte sie vom Bett. Sie störte nur bei seinem Vorhaben.

Kurogiri platzierte sich bereits an seinem Eingang, spreizte die Beine Atsuhiros, um tiefer einzudringen.

Jetzt, da er nun dort war, umgab Sako ein tiefer Schauer, der bis zu seinem Kopf reichte. An seinem Nacken bildeten sich kleine Hautebenen, die leicht vom Schweiß glänzten, wie ein Virus breitete sich das Zittern aus.

Aber das war bloß die Neugierde und Nervosität.

Nickend gab er dem Nebelmann die Bestätigung und damit drang das Glied auch schon ein. Wieder entließ dem Unteren ein schweres Atmen, welches für Kurogiri, der bloß leicht aufkeuchte, wieder Musik in seinem Ohren war.

Wie gerne er diese Stimme immer so hören wollte- ja wie gerne er sie annahm, und ihr lauschte. Das Pochen der Wände umschlang sein Glied, wirkte wie ein zusammenziehender Muskel, der im Takt des Herzens schlug.

Kurogiri begann sich zu bewegen, drang unbewusst bis zum Anschlag ein, berührte Atsuhiros Haut, wischte eine dunkle Strähne aus seinem Augen.

Mister Compress bemerkte die liebevollen Gesten bereits nicht mehr, schwebte im siebten Himmel und bewegte seine Hüfte im Rhythmus mit- nicht, dass er keinen Schmerz empfand. Das hat er- doch die kokette Ausstrahlung seines Gegenübers verschlang ihn bis auf die Knochen. Sein Herz zerschlug gegen seinen Hinterkopf, pochte so laut, dass es selbst Kurogiri hören konnte, der immer schneller wurde, die Beine weiter auseinanderschob.

Das tiefe Stöhnen von Atsuhiro erfüllte den Raum, so wie Kurogiri sich sicher war, dass er gegen seinen Punkt stieß, also knallte sein Becken etwas aggressiver gegen das seines Partners, der verzweifelt sich ins Laken griff.

Die Schweißperlen rollten seinem Gesicht herab, die Tränen bildeten sich in seinen Augen.

Oh ja- dieser Anblick war der Beste, den der Nebelmann je haben konnte- den nur er selbst sehen konnte.

Das Kribbeln, die Wände, die Haut- das Alles war bis zum Zerreißen gespannt. In Mister Compress herrschte das blühende Chaos, das Gefühl endlich alles freilassen zu können. Endlich konnte er dies mit Kurogiri erleben, es ihn zeigen.

Und Kurogiri erging es selbst nicht anders. Die Muskeln, die seine Länge massierten, hörten nicht auf, sie zogen sich wieder zusammen und wurden enger.

Beide stöhnten im Takt- beide hielten es nicht mehr aus. Bis sie sich gleichzeitig ergossen und bloß nur noch der Schall der Stimmen zu hören war.

Schweres Atmen, ein inniger Kuss und es war still.

Selbst als Kurogiri seine Lippen öffnete und sich ein Klang formte, hörte Atsuhiro nur das Piepen, welches in seinem Gehör schallte.

Doch eines konnte er heraushören- da war er sich sicher, denn dies könnte er nie vergessen:

„Darling."

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Kirimaru_Frost

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Unruhig drehte er sich und kuschelte sich tiefer in seine Bettdecke, die sich erstaunlich stachelig anfühlte. Verwirrt tastete er danach und knurrte, als ihm etwas die Haut seiner linken Hand aufriss und sie anfing zu brennen. Seit wann war sein verdammtes Bettzeug denn so widerspenstig? War er diesem gegenüber in irgendeiner Art und Weise ausfallend geworden? Moment. Kissen lebten nicht und waren zudem äußerst weich. Völlig konfus öffnete er die Augen und schnappte nach Luft. Das, was er fälschlicherweise für sein Bettzeug gehalten hatte, stellte sich als imposanter Weißdornbusch heraus. Diese Pflanzen hatten normalerweise Dornen, an einer solchen hatte er sich den Kratzer zugezogen, und sie wuchsen definitiv nicht in seinem Zimmer, in dem er ursprünglich gedacht hatte aufzuwachen. Jedoch lag er hier inmitten von staubigem trockenen Laub, das von den umliegenden Bäumen eines Waldes gefallen war. Anhand der bräunlichen Färbung und dem Fortschritt ihrer Zersetzung konnte er erkennen, dass es früher Herbst sein musste. Herbst?
Noch ein wenig wackelig stand er auf. Sein Körper fühlte sich steif an, als hätte er schon sehr lange dort gelegen, aber wie zum Teufel konnte das sein? Erst gestern hatte er doch mit seinen beiden Schwestern einen Spieleabend veranstaltet und war danach todmüde ins Bett gefallen. Das konnte alles nicht real sein, sicherlich war das ein Traum. Wäre ja nicht das erste Mal, dass er im Schlaf luzid wurde. Jedoch brannte seine Hand wie Feuer und auch die Konsistenz seines bereits gerinnenden Blutes sah täuschend echt aus. Nein, es sah nicht nur so aus, es war war tatsächlich echt. 'Verdammte Scheiße!' fluchte er lautlos. Das musste ein schlechter Scherz sein, eventuell hatte man ihm Schlafmittel ins Getränk gemischt. Aber welcher seiner durchgeknallten Freunde würde dergleichen tun? Auf so eine Idee würde keiner von ihnen kommen. Sie waren zwar kreativ, das musste er ihnen lassen, aber dümmer als drei Meter Feldweg.
Ein leises Knacken hinter ihm riss ihn aus seinem mentalen Dilemma und lies ihn heftig zusammenzucken. Kalte Schauer rieselten wie Schneeflocken über seine Wirbelsäule, als er sich vorsichtig in Richtung besagten Geräusches drehte. Ein wildes Tier? Oder gar ein Mensch? Oder doch nur ein Ast, der aufgrund des Windes abgebrochen war? Bei primärem und sekundärem wäre nur die Frage, was von beidem das geringere Übel wäre.
Ein zweites Krachen, dieses Mal lauter. Etwas Großes bahnte sich seinen Weg durchs Unterholz direkt auf ihn zu. Er sollte schleunigst von hier verschwinden, aber wohin? Er kannte die Umgebung nicht und würde am Ende noch in einer Sackgasse landen. Oder über eine versteckte Kante stolpern, stürzen, und sich den Hals brechen. Zumindest wäre das ein recht schmerzloser Tod. Suchend hielt er nach etwas Ausschau, dass ihm in dieser verzwickten Situation helfen könnte. Schließlich hob er einen robusten Ast auf und bezog Stellung. Einen Fuß nach hinten, Gewicht aufs Standbein verlagern, Waffe bereit zum Zuschlagen in die Luft. Was sich auch immer in wenigen Sekunden offenbaren würde, er war vorbereitet. Zumindest klammerte er sich an diesen kümmerlichen Funken Selbstbeherrschung. Das frontale Gebüsch bebte, er atmete bewusst aus, blinzelte, und schlug zu.

Holz traf auf Holz. Präzise wurde sein Schlag pariert und nach außen abgewendet, sodass ihm der Ast aus den Händen rutschte und unerreichbar entfernt im Moos landete. Nur einen Wimpernschlag später spürte er, wie sich ihm etwas spitzes leicht in die Kehle bohrte.
Er erstarrte und erwiderte den verdutzten Blick des anderen, der über seine Anwesenheit genauso verwundert schien. „Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn ich nicht im letzten Augenblick erkannt hätte, dass du nur ein lebensmüder Vollidiot bist, hätte ich dich jetzt erstochen!" Irritiert betrachtete er den anderen, der endlich seinen improvisierten Speer sinken lies und ihn erzürnt anfunkelte. Warum war derjenige jetzt wütend, der ihm kurzzeitig jeglichen Anreiz zum Luftholen genommen hatte? Was fiel dem Typen ein, dass er ihn so anmachte? „Wohl eher hast du nicht mehr alle Latten am Zaun! Wer schleicht denn hier durchs Gebüsch wie ein tollwütiges Wildschwein und das auf geradem Weg zu mir?" giftete er nun ebenfalls wütend zurück.
Der Fremde fing lauthals an zu lachen. „Wie ein Wildschwein? Ich? Ich glaub's nicht! Wer von uns beiden hat denn sämtliche Tiere in einem Umkreis von gefühlt mehreren Meilen aufgescheucht, indem er anscheinend ein Rendezvous mit den Büschen da drüben hatte?" Er zog eine dämliche Grimasse und deutete auf die Hand, die das Objekt seines Lachens verärgert zu sich zog.
'Woran hat der das denn erkannt?' „Woran wohl, ich erkenne Blut wenn ich es sehe und so einen tiefen Kratzer holt man sich definitiv nicht vom bloßen in der Gegend rumstehen." Er hatte gar nicht gemerkt, dass er seinen letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte, doch der Fremde lachte jetzt nicht mehr, sondern bedachte ihn mit einem ruhigen Blick und fuhr fort. „Eigentlich war ich auf der Jagd und das Rascheln der Büsche hat meinen Fokus auf dich gelenkt. Ich dachte ebenfalls, dass ich es mit einem Tier zu tun habe, aber du bist der letzte, mit dem ich hier draußen gerechnet hätte. Zu meinem Bedauern fällt ein richtiges Abendessen heute wohl aus." Müde schüttelte er den Kopf, wandte sich ab, und bedeute ihm, ihn zu begleiten. Als er ihm nicht direkt folgte, drehte er sich noch einmal um und betrachtete seinen misstrauischen Blick und seine abweisende Haltung. „Wir gehen zu mir, nicht in die Hölle. Dort kann ich deine Wunde versorgen und meine Vorräte reichen für zwei. Es ist nur ein Angebot, aber es wäre in deiner derzeitigen Lage töricht abzulehnen." Wahrscheinlich hatte der Fremde recht. Was hatte er schon zu verlieren. Schlimmer konnte es so und so nicht mehr kommen und er hatte ihm Nahrung und einen anscheinend sicheren Platz geboten. Wie zur Bestätigung meldete sich sein Magen und resignierend seufzend setzte er sich in Bewegung und folgte dem Fremden.

Der Unbekannte hatte ihn tatsächlich nicht in die Hölle geführt, sondern in eine kleine spärlich eingerichtete Höhle. Dort hatte er seine Wunde mit sauberem Wasser gereinigt, da er keinen Alkohol oder etwas anderes Desinfizierendes hatte, und sie danach mit einem langen Stofffetzen verbunden. Nun saßen sie auf einem Felsen vor ihrem Heim und aßen Kaninchen am Spieß. Dazu gab es Brombeeren und Feigen. Eine ziemlich ungewöhnliche Mischung, aber das war sowohl ihm, als auch seinem neuen Weggefährten herzlich egal.
Der Typ mit den Naturlocken hatte ihm erzählt, dass er selbst vor etwa zwei Wochen ebenfalls unwissend in einem höheren Gebiet etwas weiter nördlich aufgewacht sei und anfangs ziellos durch die Gegend streifte, bis er scheinbar zufällig auf die Höhle stieß. Von außen war sie erst auf den zweiten Blick erkennbar, denn Ranken und Büsche verdeckten den Eingang, sodass man drinnen sowohl vor potenziellen Feinden als auch vor schlechter Witterung geschützt war. Ihr Abendessen sei vor ihm in dieses Versteck geflüchtet und habe ihm damit Nahrung und ein trockenes Heim beschert. Danach habe er die Umgebung erkundet und sei auf eine verlassene winzige Siedlung gestoßen, die nur noch aus verwitterten Ruinen bestand. Dort lebe seit Jahrzehnten niemand mehr, die Natur hatte sich ihr Gebiet schon längst zurückerobert. Einzig ein paar Krüge und Töpfe seien noch intakt gewesen, außerdem fand er ein paar verrostete Werkzeuge, die er ebenfalls mitnahm. Man wisse ja nie, was man einmal brauchen würde.
Er hatte sie in einer Ecke der Höhle platziert und die Töpfe in der Nähe des Eingangs deponiert, denn gekocht wurde nur draußen am Lagerfeuer. Es schreckt wilde Tiere ab und es wäre lebensmüde es drinnen anzuzünden. Das Kohlenmonoxid würde sie innerhalb kürzester Zeit umbringen, da die Höhle ein in sich geschlossener Raum war. Außerdem war es eine ungeschriebene Regel, Lagerfeuer unter dem Deckmantel des endlosen Nachthimmels und im Antlitz der Sterne zu entzünden.

Sie saßen still nebeneinander und jeder hing seinen Gedanken nach, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und die Stille brach. „Glaubst du es sind noch andere Menschen hier draußen?" Neugierig schaute er dem anderen ins Gesicht, der aufgrund seiner unerwarteten, aber dennoch sinnvollen Frage die Stirn runzelte. Bei näherer Betrachtung sah er viel jünger aus, als er anfangs gedacht hatte. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ich bin bisher zumindest nur auf dich gestoßen und habe ansonsten keine menschlichen Spuren oder auch nur Anzeichen für Zivilisation gefunden. Wir scheinen hier mitten im Nirgendwo zu sein, ohne Erinnerung daran, wie wir hierhin kamen. Falls da draußen Gleichgesinnte sein mögen, müssten sie das Feuer noch in einigen Kilometern Entfernung sehen oder den Rauch riechen können. Jedenfalls würde ich vorschlagen, dass wir morgen mal den Berg da drüben besteigen und uns einen besseren Überblick über die Umgebung verschaffen." Er wies mit der Hand auf einen schemenhaften Hügel, der im Dunkeln kaum auszumachen war. Dann schaute er dem Fragenden fest in die Augen, als erwarte er Widerspruch, doch dieser nickte nur bedächtig. „Klingt vernünftig."

Am nächsten Morgen fiel es ihm sichtlich schwer aufzustehen, was seinen Kumpanen schmunzeln lies. Er hatte kaum geschlafen, die ungewohnte Geräuschkulisse hatte ihn wachgehalten und das Moos, aus dem sein improvisiertes Bett bestand, hatte ihn mehr als einmal ins Gesicht gestochen. Außerdem war er mitten in der Nacht aus einem Albtraum aufgewacht und hatte sowohl Orientierung als auch die Nerven verloren. Zornig schaute er den anderen an. „Hättest du nicht etwas einfühlsamer sein können?" Seine Stimme war rau und sein Hals noch ausgetrocknet vom Schreien in der Nacht. Der andere zog die Augenbrauen hoch und lachte kehlig. „Was sollte ich denn sonst machen. Dich höflich darum bitten, doch wieder ins Bett zu gehen und die Klappe zu halten? Du wärst am Ende noch abhanden gekommen, so wie du drauf warst. Außerdem hast du danach doch super geschlafen, oder etwa nicht?" Sein Tonfall wurde zum Ende hin immer tiefer und er schaute ihn warnend an. Der Angeklagte zuckte unmerklich zusammen und wandte den Blick ab. Er hatte recht. Wenn er sich weiter so aufgeregt hätte, hätte er die Aufmerksamkeit sämtlicher nachtaktiver Jäger auf sie gezogen und er hatte keine Ahnung, was da draußen alles umherstreifte. Ihn auszuschalten war wahrscheinlich die beste Alternative gewesen. Immerhin hätte er ihn auch töten können, selbst jetzt im bewussten Zustand hätte er keine Chance gegen ihn. Bevor er auch nur 'Maus' sagen, geschweige denn denken könnte, wäre er am Boden.
Aber es hatte viele Vorteile in dieser Situation einen Verbündeten an seiner Seite zu haben, vor allem wenn dieser so stark war. Er war zwar selbst nicht gerade schwach, aber im Wald hatte sein Beitrag definitiv zu wünschen übrig gelassen. Manchmal musste man eben akzeptieren, dass man der Unterlegene war, auch wenn er sich vehement dagegen sträubte.
„Schwamm drüber. Komm, wir müssen los." Der Lockenkopf grinste ihn an und griff nach seinem Speer. Und wie als hätte er die Gedanken des Verschlafenen erraten, fügte er noch gelassen ein „Keine Sorge, ich wende Gewalt nur im äußersten Notfall an." hinzu.
„Nimm noch'n paar Früchte mit, das wird eine Weile dauern und wir brauchen Proviant." Damit verließ er die Höhle und lies den anderen im Halbdunkeln einfach stehen.

Der Anstieg des Berges war kräftezehrend gewesen, vor allem, da sie sich ihren Weg selbst suchen mussten. Erschöpft setzte er sich auf einen großen Stein und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sein Begleiter hatte das Gesicht abgewandt. Der Wind verwirbelte seine weißblonden, ohnehin schon lockigen Haare, und riss an seiner Kleidung. Mit einem Mal nahm er ihn ganz anders wahr. Er stand da, wie ein Fels in der Brandung, den Blick immerzu nach vorn gerichtet, als könnte ihm nichts und niemand etwas anhaben. Wahrscheinlich gehörte er zu den Menschen, die sich von keinem anderen etwas sagen ließen und ihren eigenen Weg gingen. Menschen, die sich aus der Masse der Gleichen heraushoben. Individuen.
Ächzend stand er auf und lies den Blick über die unberührte Natur schweifen. Hier lebten keine Menschen, auch wenn es ausreichend Nahrung und Fläche gab. Stirnrunzelnd fuhr er sich durch die feuerroten Haare und trat neben den Sonderling, der tatsächlich ein klein wenig kleiner war als er.
Die Sonne blendete ihn und schränkte seine Sicht ein. Die Umgebung war ihm fremd und unzivilisiert. Er hatte nur lückenhafte Erinnerungen.
Nichts davon hatte mehr Bedeutung. Er fühlte sich frei, weg von all dem Stress. Und er war nicht allein. Was immer auch kommen sollte, dieses Mal war er mehr als überzeugt, dass er es überwinden würde.
Dass sie es überwinden würden.

Es war ein Bild für die Götter, wie die beiden einst Fremden nun Seite an Seite auf diesem Berg standen, die Gesichter stolz in den Wind erhoben. Sie waren kein Samurai im Kimono und auch kein Jahre jüngerer Schüler mehr. Niemand von beiden würde jemals mehr aufgrund seiner Haare schikaniert werden, sei es wegen ihrer ungewöhnlich stechenden Farbe, oder weil sie eine für andere unpassende Struktur hatten. So und so waren diese Gründe absolut belanglos.
Kein Mensch konnte mehr etwas gegen sie sagen oder sie erneut verletzen. Kein Mensch konnte mehr abfällige Blicke in ihre Richtung werfen. Kein Mensch konnte mehr hinter ihrem Rücken über sie reden.

Denn keiner dieser anderen Menschen existierte mehr.

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CrispieFanfics
Overhaul x Chronostasis

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Verfault. Verwesen. Verrottet.

So beschrieben die meisten Menschen die Existenz der Anti-Helden und stuften sie als ungewollte Minderheit im Regime ein. Für sie gab es keinen Platz in der Welt der Superhelden. Sie waren lediglich dazu berechtigt im Schatten der gepriesenen Pro-Heroes zu leben. Dort, wo sie ihr minderwertiges Dasein für den Rest ihres Lebens verbringen und dahinvegetieren sollten. Dabei verstanden die Primitivlinge nicht einmal im Geringsten, wie das System in dieser Welt tatsächlich funktionierte. Das die Bezeichnung „Gut" oder „Böse" in Wahrheit eine absolute Fehlinterpretation war. Alles nur eine rein subjektive Ansicht der Dinge darstellte.

Die Arme vor seiner Brust verschränkt, lehnte sich Chrono an der Wand direkt neben der Eingangstür an und beobachtete die Sitzung im Versammlungsraum. In diesem Moment sprachen sein Leader und Shigaraki die letzten Details ihres Plans durch. Jenen, welcher den Aufstieg der Yakuza und den gleichzeitigen Untergang der Helden beinhaltete. Doch auch, wenn es zuerst den Anschein erweckte, dass es sich bei der Leauge um ihre sogenannten „Verbündeten" handelte, ließ Chrono keinen der Anwesenden – angefangen von den anderen Mitgliedern bis hin zu Shigaraki selbst – aus den Augen. Er traute keinen von ihnen auch nur einen einzigen Meter.

Verrat und List waren in der Unterwelt schließlich Routine. Verbündete hin oder her. Für Overhaul, dem dieses Treffen seinem Ziel einen entscheidenden Schritt näher bringen würde, schwieg er jedoch und behielt sie alle im Blickfeld. Jeden Einzelnen von ihnen.
„Damit ist es also entschieden."
Beide Leader der jeweiligen Organisation waren zu einer Einigung gekommen und hatten damit eine neue Ära eingeleitet. Eine Revolution ins Leben gerufen, die sämtlichen Leuten – egal ob Bürger, Held oder Schurke – das Blut in den Adern gefrieren lassen würde.

Die Fusion zwischen der Schurkenliga und den Yakuza war sehr mächtig...aber auch brandgefährlich, dessen war sich Chrono bewusst.
„Wir gehen." Overhauls Stimme drang durch seine Ohren und er sah zu, wie dieser sich vom Ledersessel erhob und im Begriff war nach seiner grünen Jacke zu greifen.
„Ich hoffe für dich, dass du nicht bei dieser Mission versagen wirst", meinte Shigaraki im monotonen und zeitgleich amüsierenden Tonfall. Die indirekte Drohung war keinem von ihnen entgangen.

Äußerlich blieb Chrono ruhig, machte sich gedanklich allerdings auf eine mögliche Auseinandersetzung gefasst und bereitete sich auf einen Angriff vor, ohne seinen Blick von den Anwesenden abzuwenden. Man konnte die Anspannung in der Luft förmlich knistern spüren. Zu seiner Verwunderung hielt Overhaul zwar kurzzeitig in seiner Bewegung inne, wandte sich anders als erwartet jedoch von ihm ab und steuerte die Tür an. Angekommen, warf er einen letzten eiskalten Blick durch den Raum. „An deiner Stelle würde ich nicht mit dem Feuer spielen. Man kann darin umkommen."

Mit diesen Worten trat er hinaus in den Korridor, gefolgt von seiner Rechten Hand. Es herrschte eine Totenstille darin und ihre Schritte hallten über den gesamten Flügel entlang. Schweigend gingen sie hintereinander her – sein Leader im Voraus, er selbst nur wenige Meter hinter ihm. Mehrere Minuten blieb es zwischen ihnen still und Chrono starrte auf seinen Rücken.

Natürlich stellte er seine Entscheidung nicht in Frage. Dennoch blieb ihm seine ungewohnte Reaktion ein Rätsel und ...-
„Chrono." Seine Worte klangen ruhig wie immer und doch schnitten sie wie ein scharfes Schwert durch die Luft. Ein Zeichen dafür, dass ihn etwas gewaltig störte. Wie sich herausstellte, traf die Vermutung ins Schwarze. „Du weißt genau, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn du deine Gedanken ständigen rotieren lässt."

Aufgrund seiner jahrelangen Loyalität gegenüber Overhaul erwartete er zwar keine Bestrafung für das Vergehen, wenn man dies überhaupt als eines betrachten konnte, aber Vorsicht war dennoch geboten – eine falsche Aussage könnte dazu führen, dass die Situation eventuell zu unüberlegten Handlungen führen konnte – mit Konsequenzen für ihn selbst.
„Es ist nichts. Ich frage mich nur, warum wir die Unterstützung der Leauge in Anspruch nehmen. Wir würden auch so an unser Ziel herankommen."

Der Ausgang geriet immer mehr in Sicht und als sie ins Freie traten, neigte Overhaul seinen Kopf nach hinten. „Manchmal erfordert das Erreichen der Ziele drastischere Maßnahmen. Und wenn sich dabei der Feind deines Feindes als Freund entpuppt, muss man sich bestmöglich arrangieren – wenn auch nur vorübergehend. Unterwerfen werde ich mich mit Sicherheit niemanden."

Auch wenn Chrono sich ziemlich sicher war, dass die Metapher nicht im Geringsten unterstrich, dass die Leauge auch nur im Entferntesten als vertrauenswürdig galt, verstand er durchaus den Vorteil, welchen die Shie-Hassakai aus ihnen ziehen konnte. Also nickte er nur wissend. „Verstanden."

[☠]

Es war bereits kurz vor Mitternacht und Chrono stand vor dem Büro seines Leaders. Kurz zuvor hatte ihn Mimic aufgesucht und ihm mitgeteilt, dass Overhaul ihn zu sich zitiert hätte. Ist irgendetwas außergewöhnliches passiert? Um eine Versammlung der Eight Bullets inklusive seiner Wenigkeit konnte es sich nicht handeln, sonst wären auch die anderen Mitglieder bereits vor Ort gewesen. Also entschloss er einfach gegen die Tür zu klopfen und trat anschließend ein.
„Du wolltest mich sprechen?"

Während er hinter sich die Klinke ins Schloss drückte, stand Overhaul von seinem Bürostuhl auf und ging langsam zum Vitrinenschrank, aus welchem er einen sündhaft teuren Wein und zwei passende Gläser entnahm. Überrascht verfolgte er das Geschehen und sah ihm zu, wie er die Gegenstände auf den Schreibtisch platzierte. „Schenk uns ein und setz dich."

Seiner Aufforderung Folge leistend, schritt Chrono auf ihn zu und nahm die Flasche in die Hand. Mit einem gekonnten Griff öffnete er sie nur wenige Sekunden später und schenkte ihnen ein. Die blutrote Flüssigkeit entsandte einen aromatischen Geruch. Kaum nahm er auf seinem Stuhl Platz, wurde er von Overhauls stechenden Augen ins Visier genommen. Als würden sie versuchen ihn in Besitz zu nehmen. Ihr intensiver Blickkontakt währte eine Weile, zumindest solange bis dieser seine Maske abnahm und neben sich auf den Tisch stellte. Etwas, was nur im Ausschluss der Öffentlichkeit oder der anderen Gangmitglieder geschah. Nur, wenn sie zu zweit waren.

Außer ihm selbst und dem ehemaligen Anführer der Yakuza hatte niemand jemals das vollständig entblößte Gesicht Overhauls zu sehen bekommen.
Chrono folgte seinem Beispiel und entfernte seine eigene nun ebenfalls. Zum Vorschein traten azurblauen Augen, welche nun direkt die seine sahen. Kommentarlos nahm sein Leader das Weinglas zur Hand und schwenkte es ein wenig. Betrachtete die Farbe darin und schielte anschließend zu ihm. „Bald wird die Shie-Hassaikai aus dem Untergrund erwachen. Auf den baldigen Aufstieg."

Beim Anstoß erfüllte das leise Klirren ihrer Gläser den Raum. Chronos Lippen berührten sachte den Rand und als er einen Schluck nahm, und den intensiven Geschmack an seinem Gaumen wahrnahm, staunte er nicht schlecht.

Ein trockener Wein aus einem guten Jahrgang. Zwar war er kein Experte, wusste jedoch mit Sicherheit, dass Overhaul niemals sparsam war, was die Qualität betraf.
„Hari." Sofort durchfuhr ihm eine angenehme Gänsehaut und er stellte sein Glas auf die Seite. Selbst wenn sie unter sich waren, nannte ihn Overhaul nur selten beim Vornamen. Und wenn dann auch die Kombination mit seiner rauen Stimme hinzustieß, entflammte stets zwischen ihnen etwas. Auch wenn all das im Zusammenhang mit dem Begriff „Leidenschaft" nichts zu tun hatte, handelte es sich dennoch um einen intimen Moment.

Begierde. Lust. Eroberung.

Andere Emotionen wie Liebe hatten in ihrer Welt keinen Platz. Machten sie für Andere nur angreifbar und eine mögliche Zielscheibe. Der Stoff des weißen Handschuhs berührte ihn an seiner Haut. Trotz dessen konnte er die Kälte seiner Hände fühlen, die über seine Konturen fuhren.
„Seit wann lässt du dir so viel Zeit?", lächelte Chrono süffisant. „So kenne ich dich überhaupt nicht."

Anscheinend lösten seine Worte etwas in ihm aus, denn Overhaul griff nach dem Saum seines Mantels und zog ihn ruckartig zu sich.
„Treib es nicht zu weit." Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter entfernt, sodass er das Gold seiner Seelenspiegel aufflammen sah. Die Spannung zwischen ihnen funkte in der Luft. Sie spürten den warmen Atmen des jeweils Anderen auf ihrer Haut.
„Haben wir nicht bereits die Grenze überschritten, Kai?" Der Griff um ihn wurde lockerer, doch der Zustand hielt nicht lange an. Denn nur einen Augenblick später umrundete Overhaul den Tisch. Wie ein lauernder Falke, der seine Beute bereits kilometerweit erspäht hatte.

Er spürte den Druck seiner flachen Hand auf der Brust und landete gekonnt mit dem Rücken auf dem Schreibtisch. Chrono spürte, wie das Knie seines Leaders auf der Tischkante und somit zwischen seinen Beinen ruhte und er sich zu ihm hinabbeugte. Und je näher sich sie sich kamen, desto mehr verschmolzen ihre konträren Augenfarben miteinander. Wurden zu einer Einheit. Vielleicht war es von Schicksal vorherbestimmt gewesen, das Leben in der Yakuza zu führen, aus welchem es kein Entrinnen gab. Doch er würde gemeinsam mit Overhaul auch den finalen Pfad für die Erfüllung ihrer Ideale gehen. Bis zum bitteren Ende.

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