𝟎𝟐 | 𝐫𝐨𝐨𝐦𝐦𝐚𝐭𝐞

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Erschöpft zog ich meinen Koffer zu dem Raum, in dem ich wahrscheinlich die nächsten Jahre Wohl oder Übel schlafen musste. Spätestens jetzt vermisste ich mein eigenes Zimmer, der Ort, an dem ich immer Ruhe gefunden hatte.

Doch trotzdessen hoffte ich wenigstens jetzt etwas Zeit für mich selbst zu haben, aber natürlich wurde mir nicht einmal das geschenkt. Was hatte ich schon erwartet? In einem Haus voller Schülerinnen, konnte ich wohl schlecht ein Einzelzimmer erwarten.

Ein junges Mädchen, etwa in meinem Alter, mit blond, beinahe schon weißen Haaren und einer zierlichen Statue, saß auf ihrem Bett und blätterte in einem Buch umher. Sie war so vertieft darin, dass sie mich erst bemerkt hatte, als sich die Tür hinter mir schloss. Freundliche lächelte sie, als sich unsere Blicke trafen.

,,Hey, du scheinst meine neue Mitbewohnerin zu sein! Ich bin Mallory", sprach sie, lag ihr Buch zur Seite und stand dabei auf um mich kurz zu umarmen.

Okay, auch wenn der Gedanke, mit einem fremden Mädchen in einem Zimmer zu schlafen mich nicht sonderlich erfreute, schien sie wenigstens ganz nett zu sein.

,,Ich bin Luna", antwortete ich knapp, versuchte dabei ebenfalls freundlich zu wirken.

Es fiel mir schwer, nicht jede Sekunde die ich länger hier war, in Tränen auszubrechen. Ich wollte doch einfach wieder zurück. Zurück zu meinem eigenen Zimmer. Der einzige Ort, an dem ich mich immer so sicher gefühlt habe. Wie sollte ich das hier überhaupt können? In einer fremden Stadt, in einem fremden Haus mit fremden Personen?

Nachdem wir noch kurz miteinander geredet hatten, half sie mir dabei meine Klamotten in den Kleiderschrank zu sortieren, versuchte dabei ein weiteres Gespräch mit mir aufzubauen.

,,Und, was sind eigentlich deine Kräfte?", fragte Mallory, als sie gerade ein paar meiner Pullover in ein Fach legte. Gott, ich wusste, sie konnte es nicht wissen, aber ich hasste diese Frage so sehr.

Ich hatte das Gefühl, als wäre es das Einzige, was mich noch ausmachte. Es interessierte jeden nur welche Hexenkräfte ich hatte. Meine Eltern, diese komische Frau mit den roten Haaren, Cordelia und jetzt auch noch Mallory.

Niemanden interessierte es jedoch, wie es mir damit ging. Welche Ängste ich durch diese Macht hatte. Wie sehr ich mich dafür hasste, wie sehr ich jeden Tag damit kämpfte. Ich wollte niemanden dadurch verletzen.. nicht schon wieder.

Erwartungsvoll sah mich Mallory an, denn ich hatte ganz vergessen ihr zu antworten. Kurz seufzte ich auf, nahm einen weiteren Stapel T-Shirts aus dem Koffer und sortierte diese ein, bevor ich wieder zu Mallory sah.

,,I-ich ehm kann Telekinese.. und bei Vollmond habe ich noch Andere.. sehr viel stärkere Fähigkeiten", antwortete ich knapp, fühlte mich dabei unwohl, es ihr zu erzählen. Doch die Augen meiner neuen Mitbewohnerin weiteten sich.

,,Oh mein Gott, du bist eine dieser Hexen, deren Kräfte durch bestimmte Gegebenheiten beeinflusst werden?! Das ist so verdammt cool und so selten! Ich kenne niemanden der diese Gabe hat", kreischte sie beinahe schon.

Ich hingegen lächelte etwas peinlich berührt. Wenn sie doch nur wüsste, wie es war mit solchen Fähigkeiten zu leben, dann würde sie wohl anders darüber denken. Aber konnte ich ihr denn Vorwürfe machen? Wenn ich diese "Gabe" nicht selbst hätte, wäre ich davon wahrscheinlich genauso beeindruckt.

,,J-ja ich weiß, d-das ist auch echt cool", log ich. Ich konnte ihr meine Sorgen doch nicht einfach erzählen, immerhin kannten wir uns erst seit wenigen Minuten.

Was, wenn sie es Cordelia erzählen würde? Ich hatte wirklich keine Lust auf Stress. Wenigstens noch nicht heute. Auch wenn Mallory eigentlich ganz nett wirkte, war es mir im Moment einfach viel wichtiger, nicht unnötig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Die hatte ich durch meine seltenen Kräfte sowieso schon.

Als wir gerade damit fertig waren, die letzten Klamotten aus meinen Koffer zu verstauen, klopfte es plötzlich an der Tür. Es war Zoe, die durch den schmalen Spalt sah.

,,Hey Mädels, es gibt jetzt Essen", rief sie freundlich in den Raum, zog danach wieder ihren Kopf zurück und ging zu den restlichen Mädchen um ihnen Bescheid zu sagen.

Ich schluckte schwer, immerhin würde ich jetzt auch den Rest des Zirkels kennenlernen. Ohne weiter Zeit verstreichen zu lassen, ging Mallory auf die Zimmertür zu, woraufhin ich ihr folgte.

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Angespannt saß ich an der großen Tafel, zusammen mit den anderen Schülerinnen. Ich fühlte mich beobachtet. Scheinbar hatte sich meine "Gabe" schon herumgesprochen. Ich sah doch, wie sie über mich redeten, mir verachtende Blicke zuwarfen.

Wenn ich ihnen doch einfach sagen könnte, dass ich gar nicht hier sein wollte. Dass sie keine Gefahr in mir sehen mussten. Das Letzte was ich wollte, war es die neue Oberste zu werden. Aber das würde ich sowieso nie, immerhin besaß ich nicht jedes der sieben Wunder, weder konnte ich überhaupt eines dieser fehlerfrei ausführen. Nicht einmal, durch die Hilfe des Mondes.

Ich schaufelte mir noch die letzten Reste der Lasagne in den Mund, obwohl ich durch die Nervosität kaum etwas von dem Essen herunterbekommen hatte, als sich plötzlich Cordelia und die rothaarige Frau, die anscheinend Myrtle Snow hieß, an das Ende der Tafel stellten.

Ich hatte schon direkt ein ungutes Gefühl, als sie zu mir sahen. Und dieses sollte sich auch bewahrheiten.

,,Also Liebe Schülerinnen, wie ihr seht, haben wir eine neue Hexe in unserem Zirkel zu begrüßen. Ihr Name ist Luna Clarke und sie kommt den weiten Weg hier her aus Dallas. Also meine Liebe, für jede neue Hexe gibt es ein kleines Willkommens Ritual. Komm deshalb doch bitte nach Vorn und zeige uns deine Kräfte", sprach Cordelia zu mir, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Ich hatte das Gefühl, mich kurz an dem noch verbleibenden Essen in meinem Mund zu verschlucken. Panisch sah ich mich an der Tafel um, doch sah dabei in die gleichgültigen Gesichter der anderen Schülerinnen. Nur Mallory lächelte mir zu, schien mich ermutigen zu wollen.

War das gerade wirklich ihr Ernst? Meine Kräfte zeigen? Und das vor allen?! Ich konnte doch nicht einmal kontrolliert allein für mich hexen, wie sollte ich denn das schaffen?

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen! Über Feedback würde ich mich sehr freuen. :)

lea <3

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