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TAEHYUNG
Ich konnte das Zittern meiner Gliedmaßen nicht unterdrücken, als ich an der Fassade des Hauses emporblickte. Der Vorgarten war wie der Rest des Grundstückes gepflegt, der Name des Besitzers feinsäuberlich neben dem Briefkasten angebracht worden und der dunkle Mercedes stand wie eh und je in der Garage.
Nichts schien sich seit meiner Abwesenheit vor etwa einem Jahr verändert zu haben. Die Straße und das mittelgroße Anwesen im Westen der Hauptstadt sah aus wie ich es in Erinnerung hatte.
Unwissend, wie ich aufgrund dieser Tatsache empfinden sollte, blickte ich ein weiteres Mal hinter mich zu Jungkook und seiner Mutter, die mich erwartungsvoll ansahen.
Da ich jedoch nach wie vor etwas unsicher war, nahm der Schwarzhaarige die wenigen Treppenstufen zu der Haustür, die geradewegs in mein eigentliches Zuhause, in den Ort, wo ich mein ganzes Leben verbracht hatte, führte.
„S-Soll ich klingeln?", wollte er schließlich mit sanfter Stimme wissen. Langsam begann ich zu nicken.
„J-Ja... könntest du vielleicht auch das Reden übernehmen? Hab' keine Angst, meine Mutter ist kein unhöflicher oder ungeduldiger Mensch. Sie ist zu allen Leuten freundlich – selbst die Zeugen Jehovas würde sie nicht fortschicken."
„Das ist gut...", entgegnete er und drückte ein letztes Mal meine Hand. „Ich gebe mein bestes."
Anschließend stellte ich mich hinter ihn und wartete darauf, dass Jungkook klingelte. Nachdem er dies getan hatte, kam Yeon mir etwas näher und lächelte mir ermutigend zu, ehe wir gemeinsam zurück zur Haustür blickten.
Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Egal, wie sehr ich all die Zeit lang versucht hatte, meine Mutter nicht meine Gefühle bestimmen zu lassen, stand ich nun hier und konnte es nicht erwarten, sie zu sehen. Zugleich brannte sich die Angst in meine Seele und ließ meinen Körper mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, weiter schlottern.
Als sich dann die Tür öffnete, hielt ich die Luft an und glaubte daraufhin, meinen Augen nicht zu trauen. Ein freundliches, melodisches „Oh, guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?" erreichte mein Ohr, und mir rutschte das Herz in die Hose.
Sie sah wundervoll aus. Obwohl sie allein zuhause sein musste, trug sie ein hochwertig aussehendes Spitzenkleid, war dazu natürlich geschminkt und trug ihre dunklen Haare offen und gepflegt. Ich stellte fest, dass sie etwas abgenommen hatte – was sie aber keineswegs krank aussehen ließ.
Alles in allem wirkte sie gesund und munter, was mich kleine Stiche in meinem Herzen spüren ließ. Sie musste sich in meiner Abwesenheit prächtig erholt haben.
Ihr Blick war auf Jungkook gerichtet, sie hatte mich wohl noch nicht entdeckt. Andernfalls würde sie wohl nicht so zufrieden dreinschauen.
„Verzeihen Sie die Störung", sprach der Jüngere sie galant an und verbeugte sich kurz. „Ich heiße Jeon Jungkook... ich... beziehungsweise wir würden gerne mit Ihnen sprechen."
„Was heißt denn wir?", wollte sie amüsiert wissen und mir wurde warm ums Herz, als ich ihr altbekanntes Lachen vernahm, ehe es für einen kurzen Moment zu schlagen aufhörte, als ihren Augen die meinen trafen.
Augenblicklich verstummte sie, ihr Lächeln verblasste. „Taehyung", stellte sie tonlos fest und für einen kurzen Moment fühlte es sich an, als wäre selbst Jungkook nicht mehr existent, als die Frau auf der Türschwelle ihren Sohn anstarrte.
„Taehyung", sagte sie erneut, doch dieses Mal um einiges brüchiger. Etwas schier Unmögliches, beinahe schon Fremdes schwang in ihrer Stimme mit. „A-Aber... wie... wieso bist du hier? Hat er dir endlich meine Briefe gegeben? Das kann doch nicht sein... ich muss schon verrückt sein... ich habe doch alles versucht... aber selbst wenn, wie könntest du–?"
„Was für Briefe?", unterbrach ich sie mit weit aufgerissenen Augen, während Tränen begannen, in diesen zu schwimmen.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Jungkook etwas zur Seite trat, sodass Eomma die Stufen zum Eingang hinunter auf den Weg, auf welchem Yeon und ich mich befanden, treten konnte.
Meine Kehle schnürte sich zu, während sie auf mich zukam. Tausend Fragen jagten durch meinen Kopf. Nichts als Verwirrung gepaart mit Angst vor Enttäuschung und Schmerz umgab mich.
„Ich habe versucht, dir zu schreiben... all die Zeit lang nach der Scheidung... ich habe versucht, dich anzurufen, aber e-er hat es stets verhindert...", begann sie zu erklären und presste sich keuchend die Hand vor den Mund. „Nach eurem Umzug wusste ich schließlich nicht mehr, wo du dich aufhieltest... ich hatte deine Nummer nicht mehr... ich hatte keine Ahnung, wo ich in dieser großen Stadt nach dir zu suchen hätte..."
„Aber wieso denn suchen?", krächzte ich wimmernd hervor. „Wieso wolltest du mir schreiben? Wieso wolltest du mich treffen? I-Ich verstehe das nicht..."
„Ach, Tigerchen", säuselte sie und weiterhin verließen erstickte Laute ihren Mund, als sie schließlich vor mir stand und zitternd ihre Finger nach meinem Gesicht ausstreckte. „Du bist mein Sohn..."
Mein Oberkörper hob und senkte sich ruckartig, ehe ein Schluchzer meine Lippen verließ.
„Aber du hast doch gesagt, d-dass ich falsch bin... dass du nicht weißt, wie du damit umzugehen hättest... dass du mich nicht mehr willst..."
„Ich war naiv, stur und dumm, Taehyung... ich habe all die Monate lang nichts anderes gewollt, als dich zu sehen und dich um Verzeihung zu bitten..."
Nachdem sie dies gesagt hatte, konnte ich nicht mehr. Meine Beine gaben nach und ich fiel von ihr auf die Knie, während die Tränen geradezu über meine Wangen strömten und all diese Gefühle auf mich einprasselten.
„Tae!", ertönte Jungkooks Stimme und zerriss damit die Blase, in der sich meine Mutter und ich uns befunden hatten. Doch keineswegs darüber wütend, bildete sich ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen und ich blickte in das Gesicht meiner Mutter, welches so wunderschön vertraut war und welches ich endlich nicht mehr mit Enttäuschung verbinden musste, ehe Eomma mich in eine warme und enge Umarmung zog.
Unmittelbar atmete ich aus und drückte ihren zierlichen Körper an mich, während ich ihr beruhigend über den Rücken fuhr. Sie zitterte aufgrund ihrer Weinkrämpfe und der Freude, die sie wie ich verspürte.
Ich hätte niemals geglaubt, dass ich trotz meines Alters noch jemals so viel Ruhe und Glück verspüren konnte, wenn ich mich in den Armen meiner Eomma befand.
Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen, als ich zu Jungkook blickte, der einige Meter vor uns stehen geblieben war und sich nun neben Yeon stellte, die diese Szene ebenfalls nicht kalt gelassen hatten und dessen Wangen feucht in der Wintersonne glänzten.
Unser Augenkontakt genügte, sodass der Schwarzhaarige verstand, dass ich ihm danken wollte. Für all das hier.
„Hör auf zu weinen, ich bin ja da", murmelte ich meiner Mutter sanft zu und drückte sie behutsam von meiner Brust hinfort. Ihre Unterlippe bebte nach wie vor, während sie schluckend mit ihren Finger über meine Wange strich. „Ich weiß nur nicht, wie ich das alles wieder–", begann sie, doch ich unterbrach sie, indem ich ihr einen Finger auf die Lippen legte.
„Du musst dich nicht entschuldigen... ich verstehe dich nun... Appa trifft die einzige Schuld – er hat grausam gehandelt... doch jetzt kann er uns nicht mehr trennen... er kann mich von niemanden mehr trennen."
Ein weiteres Mal verbanden sich meine und Jungkooks Augen und ein trauriges Lächeln fand sich auf meine Lippen, ehe ich Eomma meine rechte Hand reichte, sodass sie sich erheben konnte.
Zwar war sie nach wie vor wackelig auf den Beinen, aufgrund der Welle an Empfindungen, die wir in den letzten Minuten durchlebt hatten, doch sie drehte sich trotz alledem neugierig zu ihren anderen Gästen um.
„Jungkook ist mein Freund... und das ist seine Mutter, Do-yeon", stellte ich die beiden vor, woraufhin die beiden Angesprochenen sich ein weiteres Mal verbeugten.
„Do-yeon? Die neue Frau deines Vaters?", entgegnete Eomma perplex und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie sah die andere Frau keineswegs abwertend oder gar hasserfüllt an. Ihr Blick zeugte von Neugier, wenn nicht sogar einer Spur von Mitleid.
„Ja, ich bin noch eine, die auf das gute Aussehen und die angeblich romantischen Gesten dieses Arschlochs reingefallen ist", bemerkte Jungkooks Mutter beiläufig und lockerte damit die Situation auf, indem sie uns zum Lachen brachte und Eomma schockiert die Hand gegen den Mund schlagen ließ.
„Oh", meinte diese dann, ehe sie entschuldigend lächelte. „Das habe ich nicht erwartet... bevor ich aber frage, wie diese Einstellung entstanden ist und was euch somit ebenfalls hierher führen muss... muss ich wissen, ob ich etwas falsch verstanden habe. Wenn Sie Jeon Do-yeon sind..."
Sie deutete auf Jungkooks Mutter und blinzelte einige Male, als diese nickte, ehe sie sich an dessen Sohn wandte. „Und du Jeon Jungkook und Taehyungs fester Freund bist–"
„Ich weiß, dass wir eigentlich Stiefgeschwister werden sollten, aber geben Sie bitte Taehyung nicht die Schuld dafür!", unterbrach Jungkook sie mit großen Augen und ich schmunzelte, als der Jüngere wieder seine Beschützerseite zeigte.
„Du klingst ja schon wie mein Ex... warum sollte ich einem Schuldigen suchen?", erwiderte Eomma, und ich sah sie das erste Mal nach langer Zeit herzlich lachen. „Das ist doch wirklich süß, dass ihr beide euch auf diese Art und Weise kennengelernt habt..."
„Hat aber auch lange gedauert", mischte sich nun Yeon wieder ein und verschränkte die Arme vor der Brust. „Zu Beginn ging's bei uns ziemlich drunter und drüber. Beinahe wie ein altes Ehepaar haben die beiden sich nur gestritten! Und dann haben sie irgendwann angefangen, sich zu mögen, als die zwei glücklicherweise einen Plan ausheckten, um Dong-wook und mich auseinander zu bringen. Danach haben sie uns weiterhin vorgemacht, sie würden sich hassen!"
„Glücklicherweise?", wiederholte Jungkook glucksend. „Stimmt schon, dass ich Hohlbirne ohne diese Pläne Taehyungies wahren Charakter niemals entdeckt hätte, aber wegen uns sitzen wir trotzdem jetzt in der Klemme und–"
„Ich glaube, wir sollten das drinnen besprechen", schlug ich vor, da ich schon merkte, dass diese Erzählungen etwas ausarteten. „Dann können wir Eomma – also Jihe – auch erklären, wie sie uns helfen kann."
„Unbedingt", stimmte mir Eomma, die nach wie vor einen Arm um mich geschlungen hatte, euphorisch zu. „Ihr müsst mir alles erzählen... Ich mache gerade sogar zufällig Bingsu... beziehungsweise ist es fast fertig!"
„Dann helfe ich mit!", bot Yeon an und strahlte beinahe wie ein Honigkuchenpferd. „Vielleicht kann Taehyung Jungkook solange etwas das Haus zeigen?"
„Das klingt doch gut." Auch meine Mutter schien von der Idee angetan zu sein, und als ich meinen Freund anschaute, dachten wir wohl beide an dasselbe, denn wir verdrehten schmunzelnd die Augen. Die beiden verstehen sich ja schonmal ziemlich gut.
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das ist so lang geworden ssksksks i'm sorry >_<
— hätte das irgendwer von euch erwartet? uwu ich bin so happy für Tae gerade
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