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❞ der halunke ❝
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BLACK AND WHITE KARAOKE BAR,
SEOUL, SÜDKOREA
— irgendwann im 21. jahrhundert
JUNGKOOK
War es nicht das wundervollste Gefühl auf Erden, wenn man wusste, dass die langersehnten Sommerferien endlich eingetroffen waren? Wenn man keinen Stress mehr mit unnötigen Matheformeln und Geschichtsdaten haben musste? Zwei ganze Monate warteten darauf, genutzt zu werden, um jede Art von dummer Scheiße zu unternehmen, bis 13 Uhr auszuschlafen und den Kopf freizubekommen von alltäglichen Problemen.
Meine besten Freunde Jin und Namjoon hatten bekanntlich immer die besten Ideen, wenn es darum ging, das Ende des Schuljahres auf eine ganze besondere Art zu feiern. Doch dieses Mal war ich zutiefst enttäuscht von ihrer Entscheidung.
Anstatt von einem Wochenendtrip ins Nirgendwo oder einem Besuch im AllYouCanEat-Restaurant mit abschließender Saufparty, worauf wir uns alle übergeben mussten, schleppten sie mich in eine Karaokebar, unter dem Vorwand, dass dort die heißesten Mädels abzustauben seien.
Dabei war Namjoon schon seit zwei Jahren vergeben und nicht daran interessiert, seine Freundin zu betrügen, und Jin ein hoffnungsloser Fall, wenn es darum ging, Mädchen zu beeindrucken.
Und ich? Ich war einfach nicht scharf darauf, wild irgendwelche Menschen abzuschlabern und mit halb Seoul Geschlechtsverkehr gehabt zu haben – wie Jin es wohl vorhatte.
„Ihr wisst schon, dass ich nicht singen und noch weniger irgendwelchen englischen Wörter aussprechen kann, oder?", sagte ich bestimmt schon zum zehnten Mal an diesem erdrückend warmen Abend zu den beiden, während Jin planlos mit Google Maps versuchte, den Weg zu der Bar zu finden.
„Musst ja nicht auf Englisch singen, das ist eh langweilig. Kannst ja auf ganz normal auf Koreanisch singen, Kookie. Außerdem muss man nicht zwingend bei Karaoke singen können."
„Vielleicht findest du ja auch deine Traumfrau beim Singen. Wie bei High School Musical", stimmte Namjoon ihm nachdenklich zu, woraufhin ich ihm nur lachend den Vogel zeigte.
„Das einzige, was mich finden wird, sind irgendwelche faulen Eier oder Tomaten. Mit denen ich dann beworfen werde..."
„Maaaan...", maulte Jin rum, und schüttelte sein Handy hin und her, als würde dies sein iPhone 5s aus der Steinzeit dazu bringen, nicht mehr herumzuspacken.
Dann wandte er sich an mich: „Jungkook, du bist scheiße. Du kannst gefühlt alle möglichen peinlichen Dinge machen, und die Mädels stehen auf dich. Ich muss nur den Mund aufmachen und sie lachen mich aus. Und wenn sie mich beachten, bekomme ich nur einen mitleidigen Klopfer auf die Schulter. Und.... – argh – dieses dumme Handy!"
„Wärst du nicht so ein Dummschwätzer und Idiot, würdest du sicherlich über mehr weibliche Bekannte und einen höheren Kontostand für ein neues iPhone verfügen, damit du uns nicht ständig die Ohren vollheulen musst", entgegnete Namjoon gähnend und erntete daraufhin einen bösen Blick von Jin.
Die beiden lagen sich fast durchgängig in den Haaren, wobei der von Grund auf ruhige Dunkelblonde Namjoon diesen Kampf galant und der durchgängig verzweifelte und schwatzende Jin nahezu tollwütig austrug.
Und ich befand mich irgendwo zwischen ihnen beiden. Manchmal entspannt, manchmal total aufgedreht. Meistens zwar locker, doch ängstlich wie ein kleines Kind vor der bösen Hexe von Schneewittchen, wenn es ums Singen ging. Ich hasste meine Stimme und klang immer wie ein jaulender Hund, wenn ich mal unter der Dusche sang. Meine Mutter bekam wahrscheinlich jedes Mal einen Kollaps.
„Kommt schon Leute, wir fragen einfach irgendjemanden nach dem Weg", schlug ich in den Sekunden der Stille vor.
„Ich mach das", meldete sich Jin wieder augenblicklich zu Wort, und so ging die Fragerei los.
Nach einer entrüsteten Oma, die von dem englischen, neumodischen Kram noch nie etwas gehört hatte, zwei betrunkenen Geschäftsmännern und einer hochnäsigen Dame im Pelz, die Jin – nach Namjoons Einschätzung – wohl für einen verwirrten Junkie gehalten haben musste, konnte uns ein gleichaltriger Typ weiterhelfen und zeigte uns den Weg dorthin.
(...)
In der Bude war ungemein viel los. Eine tanzende Meute tummelte sich auf der Fläche; die Tische drum herum waren beinahe bis auf den letzten Platz besetzt und irgendeine Tante mit einer angenehmen Stimme sang einen Popsong, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte.
Bemüht lässig zog uns Jin in irgendeine Ecke und bestellte sogleich irgendeinen fancy Cocktail, während Namjoon sich für eine Cola entschied.
„Du kümmerst dich darum, dass Jungkook irgendwie einen Platz bei der Karaoke bekommt. Ich tanze währenddessen ein paar Mädels an." Und schon war der Dunkelhaarige verschwunden.
Kopfschüttelnd sah Namjoon ihm nach. „Ob das wohl was wird?" Ich zuckte mit dem Schultern. „Auch wenn er es immer ziemlich eigenartig angeht, hoffe ich, dass es heute etwas für ihn wird. Er ist schon so lange alleine."
„Das einzige, was er möchte, ist eine Freundin für seine Beliebtheit und für Sex. Ich glaube nicht, dass er auf der Suche nach 'was Ernstem ist", teilte mir Namjoon seine Meinung über die Situation mit, ehe er sich ächzend erhob und sich an mich wandte: „Willst du jetzt Singen?"
„Gut, meld mich an. Wenn man das überhaupt muss", winkte ich gutgelaunt ab, als eines meiner Lieblingslieder gespielt wurde, und ich meine Angst kurzzeitig vergaß.
Auf der Suche nach Jin begab ich mich auf die miefige Tanzfläche der Bar. Ich fand ihn dabei, wie er sich mit einem Mädchen unterhielt, bevor diese sich umdrehte.
Der Blick meines Kumpels traf den meinen, als er mit seiner Hand auf ihr Hinterteil deutete.
Mir war nicht klar, ob er auf die Größe dessen hinweisen wollte, doch ich schüttelte bloß mit dem Kopf, und hätte mir am liebsten gegen die Stirn geschlagen, als er seine Hand auf den Arsch des Mädchens legte. Diese drehte sich empört um und verpasste Jin eine Ohrfeige, ehe sie in der Menge verschwand.
„Och man", meinte dieser beleidigt und hielt sich die Wange, als er bei mir angekommen war. „Wieso immer ich?"
Ich zuckte bloß mit den Schultern, ehe mir eine Idee kam.
„Weißt du was? Scheiß doch mal auf die Mädels. Wir können auch so Spaß haben, komm!"
Dann zog ich ihn mit auf die Tanzfläche, und tatsächlich verschwand Jins deprimierter Ausdruck mit der Zeit aus seinem Gesicht und wir beiden rockten wie von der Tarantel gestochen ab. Selbst Namjoon, der nur gelegentlich Lust hatte, sich zur Musik zu bewegen, konnte ich motivieren mitzumachen.
(...)
Nach einiger Zeit waren wir drei aus der Puste, in meinen Ohren dröhnte es und ich hatte schon einige Gläser vertilgt. Jedoch fühlte ich mich nach wie vor wohl in meiner Haut.
„Jetzt ist es aber Zeit für deinen Auftritt", grölte Jin und legte einen Arm um meine Schulter, woraufhin ich bloß mit dem Kopf schüttelte.
„Ne, ne. Keine zehn Pferde bekommen mich mehr da hoch", versuchte ich meine besten Freunde abzuwimmeln, doch sie hörten nicht auf mich und bugsierten mich unter den interessierten Blicken der anderen Gäste auf die Bühne.
„Hört mal her, Leute. Jungkook ist unser neuer Glückspilz, der vorsingen darf. Welches Song singst du denn heute für uns?", wollte irgendein Mitarbeiter des Clubs von mir wissen, woraufhin ich nur glucksend mit den Achseln zuckte: „Das wüsste ich auch gerne."
„Na, dann nehmen wir doch irgendwas aufregendes, dass dem Laden hier mal einheizt!", brüllte der Typ bloß als Antwort, dass ich bei seinen Worten beinahe gelacht hatte. Ich und Einheizen. Mit meiner Stimme.
Kurz war ich davor, lieber einen Rückzieher zu machen, als mir in den Sinn kam, welcher Tag heute war. Schließlich gab ich mir einen Ruck und umschloss mit den Händen das Mikro, ehe die Musik einsetzte.
Ich identifizierte die Melodie als einen Song von TheWeeknd, zu dem man meiner Meinung nach nicht so gut abgehen konnte, weshalb ich mich entschied – in den krummsten Tönen – eher ruhig den Song hinunter zu leiern.
Die Menge begann dies mit einigen Buh-Rufen zu kommentieren, bloß Jin und Namjoon, die ich in irgendeiner Ecke entdeckte, jubelten mir zu.
Jedoch ließ ich mich von den schlechten Reaktionen nicht beeinflussen und begann den Song richtig zu fühlen – auch wenn ich keine Ahnung davon hatte, was ich eigentlich hier sang und die englischen Begriffe in irgendeiner Art und Weise aussprach und betonte.
Bei dem Refrain wollte ich richtig loslegen, bis auf einmal viel zu hohe Töne kamen und selbst meine besten Freunde sich wohl die Ohren zuhalten mussten, als ich einen Voicecrack bekam, um daraufhin erstmal loszuprusten.
Der Menge schien das zu gefallen, denn jene begannen hier und da ebenso zu lachen. Als sich der Song dem Ende neigte, gab ich ihm den letzten Schliff durch eine gefühlvolle Beendigung des Stückes.
Nun waren die anderen Gäste daran zu applaudieren, während Jin und Namjoon mit einem Ausdruck des Schmerzes in ihren Gesichten in unserer Ecke saßen. Gutgelaunt ging ich auf die beiden zu und warf mich neben Joonie auf die Bank. „Und wie war ich?"
„Schrecklich, JK. Ich hatte wirklich Angst, dass gleich meine Trommelfelle platzen", entgegnete Namjoon ohne mit der Wimper zu zucken.
„Ihr seid gemein", entgegnete ich und verzog beleidigt den Mund. „Abgesehen davon, dass wir ja schon wussten, dass du aus deiner Stimme keine wundervollen Töne zaubern kannst, hast du gesungen wie eine Schlaftablette. Hat mich an den Pastor erinnert, zu dem meine Mutter uns immer an Sonntagen geschleppt hat", fügte Jin hinzu.
„Wie ein Pastor? Dann bin jetzt Pastor JK, hahahah", gackerte ich aufgrund des Alkohol-Intus, als hätte ich gerade den Witz des Jahrhunderts gehört. „Vielleicht fange ich ja mal irgendwann als Pastor an. Ich weiß zwar bis heute nicht, was man an Pfingsten feiert oder was ein Apostel ist, aber das passt."
Zufrieden nahm ich einen weiteren Schluck von meinem Vodka Lemon, ehe ich mich von beiden verabschiedete, um aufs Klo zu gehen.
Auf halben Weg dorthin blieb mein Blick an zwei Mädchen hingen, die in Nische nahe des Notausganges eng umschlungen miteinander knutschten.
Interessiert blieb ich etwas weiter weg von ihnen stehen und beobachtete, wie die beiden – zugeben wirklich heißen Mädchen – ihre Körper aneinander pressten. Ich war zu voll, als dass ich mir Sorgen machte, dass sie mich beim Spannern erwischen könnten; zudem waren die beiden auch viel zu sehr aufeinander konzentriert, um auf ihre Umgebung zu achten.
Stattdessen bekam ich jedoch auch nicht mit, wie eine andere Person bemerkte, dass ich ihr wie ein Idiot den beiden Mädels zusah.
Als ich schließlich begann, einen Schritt nach dem anderen zu setzen, da mir aufgefallen war, dass ich ja noch eine volle Blase hatte, knallte ich geradewegs mit dem Typen zusammen und geriet ins Straucheln. Mein Gegenüber konnte mich wohl gerade noch festhalten, den ich wurde an meinem Handgelenk zurückgezogen und kam schließlich zum Stehen.
„Kannst du nicht aufpassen?", herrschte der Typ mich an. „Wenn du unbedingt rummachende Lesben sehen willst, schau dir irgendwelche Pornos an, aber steh hier nicht im Weg rum!"
Ich blickte hoch in das Gesicht dieses Menschen und hob eine Augenbraue in die Höhe. „Dann weich mir doch einfach aus", entgegnete ich schnippisch und riss mich von seinem Griff los. „Danke, dass du mir geholfen hast, dass ich mir nicht den Schädel aufgeschlagen habe, aber hör auf, mich so anzumotzen! Sonst... sonst..."
Ich hob meine Fäuste vage in die Höhe und zielte in sein Gesicht. „Sonst box ich dich weg, du... du... Halunke!"
Seine Stirn zog sich kraus und er sah mich abfällig an, bevor ich mir den Weg an ihm vorbei bahnte und erhobenen Hauptes auf die Toilette verschwand. Zwar war diese die Damentoilette und ich wurde sogleich unter tosendem Geschrei von zurecht aufgebrachten Frauen hinausgeprügelt, doch ich wusste, dass ich es diesem Typen gezeigt hatte.
Zumindest glaubte ich das in meinem berauschten Zustand.
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Jo das wäre der Anfang der Geschichte.
— Menschis, die weiter lesen wollen? Irgendwer? xD
— Wie findet ihr die einzelnen Charakter bis jetzt? <3
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