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Ich stolpere durch die vielen Straßen, nehme Abkürzungen, dunkle, verdeckte Gassen, gucke hinter Mülleimer. Ich suche alles naheliegende ab, bis ich dann an der ersten Brücke ankomme, doch wie vermutet: Nichts.
Taehyung ist hier nicht, also fackel ich nicht länger und mache mich zu der nächsten Brücke. Ich bin ziemlich froh, dass Seoul nicht viele Brücken hat, besonders hier im nahen Umkreis fallen mir nur drei ein. Eine davon kann ich nun ausschließen, also ab zur nächsten.
Durch Seoul fließt der breite Han River, über dem sehr große Brücken führen, unter diesen kann man nur schwer sitzen, also sind die abgelegenen Orte eher ein Zufluchtsort der Drogenabhängigen - würde ich behaupten, so ist es zumindest in Filmen immer.
Doch leider kann ich auch die anderen beiden vermuteten Bereiche streichen.
Denk nach Jungkook, wo würdest du deine Drogen einschmeißen?
Zuhause?
Ich denke ich würde tatsächlich Zuhause wählen, aber diese Leute besitzen oft kein Zuhause. Doch Tae schon...
Also zücke ich mein Handy und frage Namjoon, der nur ahnungslos ein "Hier ist er nicht" antwortet.
Verzweifelt raufe ich mir die Haare, bekomme Kopfschmerzen und mir wird langsam schwindelig durch den mehrfachen Bruch.
So viel zu Entspannung.
Aber daran kann ich nun wirklich nicht denken. Ich muss meinen Tae wieder finden, ehe etwas schlimmeres passiert. Ich streichel sanft meinen Bauch, um mein Kind ein behutsames Gefühl zu geben. Es merkt bestimmt, dass ihr oder sein Vater nicht in der Nähe ist...
"Alles wird gut, mein Engel. Wir finden deinen Appa ganz schnell und wohlauf, dann können wir ganz viel mit ihm kuscheln, hm?", dass ich mehr oder weniger gerade mit mir selbst gesprochen habe, ignoriere ich.
Zum Glück bin ich noch nicht soweit, dass es tretet, dann würde ich diese Suche sicher nicht schaffen.
Denk nach Jungkook, wo?!
Bahnhof!
Schießt es mir in den Kopf, jedoch zerbricht diese Hoffnung in derselben Sekunde. Seoul hat unzählige Bahnhöfe...
U-Bahnen!
Das ist ja noch schwieriger als eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden...
Die Lage scheint aussichtslos. Wie soll ich Tae in dieser riesigen Stadt finden? Er könnte sonst wo sein. An sein Handy geht er ja nicht. Selbst nach unzähligen Nachrichten und hunderten Anrufe. Nichts. Es ist nicht aus, er drückt mich nicht weg, nein. Er geht einfach nicht hin und das ist für mich noch schlimmer.
Wo bist du nur, Tae...?
Wieso bist du nur abgehauen, dann wärst du jetzt hier bei mir, ich in deinen Armen und würden uns über unser gesundes Baby freuen...
"Hey, Kleiner! Was machst du hier? Willst du was? Brauchst du was?" Eine etwas tiefere Stimme lässt mich stark zusammenzucken. Sie ist nicht so dunkel, wie die von meinem Tae, aber es geht in die Richtung. "E...ehm... also... Ja eigentlich schon...?" Unsicher beiße ich auf meine Unterlippe.
Nun wechselt sein Ausdruck zu einem verwunderten. "Wirklich? Du siehst gar nicht so aus, als wenn du dieses Zeug nehmen würdest." Zeug? Und genau da fällt es wie Schuppen von meinen Augen. Meine Wangen färben sich peinlich berührt in ein zartes Rosa.
Wie peinlich, dass ich ihn nicht verstanden habe. "A...also eigentlich meinte ich was anderes..."
"Es hätte mich auch gewundert, du siehst viel zu unschuldig aus.", lacht er und in gewissermaßen fühle ich mich beleidigt. Ich bin doch nicht unschuldig! So ein Blödmann. "Was brauchst du denn dann?"
Sollte ich ihm wirklich vertrauen? Vielleicht kann er mich zu Tae führen? Ich meine, die Drogendealer und -abhängigen kennen sich doch alle irgendwie untereinander? Ein Versuch ist es wert. "Ehrlich gesagt, suche ich jemanden.", antworte ich deutlich fester.
"Kennst du vielleicht einen Kim Taehyung? Er ist leider auf das falsche Gleis gekommen..."
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