Chapter 74
(Bild: Tür zum Raum der Wünsche)
Selena Black P.o.V.:
Am nächsten Morgen werde ich von federleichten Küssen auf meiner Schulter geweckt. Die feinen Härchen im Nacken stellen sich auf und ich grummle erfreut, als Alec sich bis zu meinen Lippen arbeitet, um mich richtig wachzuküssen. Er zieht erst spielerisch an meiner Unterlippe, bevor er mich in einen Kuss zieht, in den ich eintauchen und aus dem ich nie wieder auftauchen will. Wärme füllt meinen gesamten Körper aus und am liebsten würde ich Alec richtig zu mir ziehen und ihn nie wieder loslassen.
Aus Angst, meine Selbstkontrolle zu verlieren, lenke ich den Kuss in eine langsamere, süßere Richtung. Alec scheint meine Zurückhaltung zu bemerken, denn er bedenkt mich mit einem trägen Halblächeln, als wir uns atemlos voneinander lösen. "Wie hast du geschlafen?", fragt er mich taktvoll und so süß, dass mein Herz einen Hüpfer macht.
"Ganz gut.", erwidere ich leicht grinsend, was ihn die Augenbrauen heben lässt. "Nur ganz gut?", sagt er mit ungläubiger Stimme. Ich zucke mit den Schultern. "So eng nebeneinander zu schlafen ist ziemlich warm und dann habe ich mich abgedeckt, was dann aber zu kalt war. So ging das die ganze Zeit. Aber ich bin im siebten Himmel eingeschlafen, keine Sorge, dafür hast du gesorgt." Ein stolzes Lächeln legt sich auf Alecs Gesicht, ehe er den Kopf in meiner Halsbeuge vergräbt. Kichernd schiebe ich ihn weg. "Das kitzelt!"
Er seufzt laut, während er sich aufrichtet. "Ich seh schon, du brauchst ein Frühstück, bevor du nicht mehr so herumkrittelst." "Hey!", ich verpasse ihm einen sachten Schlag gegen die Schulter. Er grinst als hätte genau das seine Theorie bestätigt. "Sag ich doch."
Alec küsst meinen Schmollmund, was mich zum Lachen bringt. "Wer von uns geht?" Er sieht mich auf meine Frage hin überrascht an. Dann steht er ohne meine Proteste zuzulassen auf und zieht sich mit ein paar raschen Bewegungen an. Sofort vermisse ich seine Wärme und das Herzfrequenz beschleunigende Kribbeln, wenn er mich berührt.
Sich das T-Shirt, das er unter seinem Pullover trug, über den Kopf streifend, beugt er sich noch einmal zu mir hinunter. "Bis in zehn Minuten, Honey.", murmelt er dicht an meinen Lippen. Doch bevor es zu einem Kuss kommen kann, zieht er sich mit einem teuflischen Grinsen zurück und geht zur Tür. "Arsch!", rufe ich ihm ungehalten hinterher. Dann fällt mir etwas ein.
Ich richte mich auf und greife nach dem Tarnumhang, der auf der gepolsterten Bank am Fußende des Bettes liegt. "Warte! Nimm den mit." Alec dreht sich um und ich werfe den seidenglatten Umhang. Wie ein Quidditchspieler fängt er das Stoffknäul mit äußerst attraktiver Eleganz und Lässigkeit.
"Oh, du verletzt mich! Seh ich so schlimm aus?", sagt er in dramatischem Tonfall. Sicher, dass er nicht zu viel Zeit mit Sirius verbracht hat? "Du siehst nach Sex aus, deswegen. Ich liebe deinen danach-Look, aber ich denke, er würde Fragen aufwerfen." Alecs Gesicht wird mit einem Mal nachdenklich. Er kommt wieder auf mich zu.
"Bitte schlag mich, wenn ich unmännlich und verweichlicht klinge, aber ich finde, dass bei uns Liebe machen besser passt. Sex klingt so ... kalt." Unsicherheit steht in seinem blauen Augen, was ihn für mich nur noch liebenswürdiger macht. "Komm her, mein Softie.", sage ich mit einem warmen Gefühl in der Brust. Zugleich hebe ich beide Hände, um sie an Alecs Wangen zu legen. "Du hast absolut recht, wir haben mehr als bloß Sex. Wir machen Liebe. Das klingt gut, wenn ich es sage, oder?"
Alec lächelt breit. "Perfekt. Ich liebe dich.", damit drückt er mir einen viel zu kurzen Kuss auf die Lippen, bevor er mit beschwingten Schritten den Raum der Wünsche verlässt. Mein "Ich dich auch.", lässt ihn sich aber noch einmal umdrehen und mir einen dicken Luftkuss zuzuwerfen.
Lächelnd lasse ich mich in die Kissen zurückfallen. Wie kann ein Mensch so glücklich sein?, frage ich mich selbst. Wie ist das möglich?
Jetzt, wo Alec weg ist, fällt mir der kühle Luftzug auf, der durchs Zimmer streift, und suchend schaue ich mich nach der Quelle um. Eines der Fenster ist gekippt. Na toll. Während ich mich mental schon darauf einstelle, gleich aufzustehen, fällt mein Blick auf Alecs grünen Slytherin-Pullover, auf dem vorne sein Vertrauensschülerabzeichen glänzt. Nein, das kann ich nicht machen. Ich bin eine Gryffindor. Aber es ist Alec's. Und er ist bestimmt herrlich warm und riecht nach Minze und seinem typisch herben Duft.
Alle Bedenken in den Wind schlagend strecke ich mich nach dem Pullover, der ebenfalls auf der gepolsterten Bank liegt. Alecs Duft hüllt mich ein und ich fühle mich augenblicklich sicher und beschützt. Und mir wird endlich wieder warm.
Alecs Reaktion fällt anders aus, als ich gedacht habe. Zugegeben, ich weiß selbst nicht, was ich erwartet habe, aber mit einem lauter Pfiff und "Sexy, Honey!" habe ich nicht gerechnet. Also hebe ich eine Augenbraue. Alec stellt derweil eine Glasschüssel mit Joghurt und klein geschnittenem Obst und eine zweite mit Müsli vor mich. Mein Bauch knurrt erfreut. Es ist ein schönes Gefühl, dass Alec mich so gut kennt.
Als nächstes wird mir eine große Tasse mit heißer Schokolade in die Hand gedrückt, ehe sich Alec, einen Teller mit Haferbrei in der Hand, hinter mich setzt, sodass ich mich gegen seine Brust lehnen kann. "Ich versteh immer noch nicht, wie du heiße Schokolade mit Joghurt kombinieren kannst."
Fast schon beleidigt sehe ich auf. "Schokolade kann man mit allem kombinieren. Du solltest mal ein Brötchen mit Schokostücken belegen. Es gibt nichts Besseres!" Alec schüttelt mit verzogenen Lippen den Kopf. "Du bist seltsam!" Ich grinse. "Seltsam und verrückt bitteschön." Alec seufzt tief. Gleichzeitig richtet er sich auf, um mir einen Kuss auf die Schläfe zu drücken. "Womit hab ich dich verdient?"
Nach unserem sehr gemütlichen Frühstück bleiben wir noch eine Weile so liegen. Ich mit geschlossenen Augen, Alec an dem Bund des Pullovers spielend. Ich drehe leicht den Kopf, als Alec die angenehme Stille unterbricht:"Ein Slytherin ist nicht automatisch böse. Nur weil die meisten Todesser und Rassisten aus Slytherin kommen, bedeutet das nicht, dass auch alle Slyhterins Todesser und Rassisten sind oder werden.“ Ich lehne mich näher an ihn, um ihn zu bedeuten, dass ich ihm zuhöre. Es scheint ihm wichtig zu sein, das zu erklären. “Die meisten sind anständige Leute. Manche wissen einfach nicht, wann es genug ist, wann es Zeit ist, den Selbstschutz herunterzuschrauben und den eigenen Kopf einzuschalten. Der Großteil ist intelligent, nach Macht strebend und ehrgeizig, aber wir sind auch treu, richtig brüderlich. Wenn ein Slytherin in deiner Schuld steht, dann kannst du darauf wetten, dass er das nicht vergisst. Wir sind auf einen andere Art fair. Solange du deine Freunde nicht verrätst, kannst du davon ausgehen, niemals alleine zu sein. Ehrlich gesagt sind wir selten alleine in unseren Schlafsälen, wir mögen die Gesellschaft anderer. Im Gemeinschaftsraum finden manchmal Spieleabende statt, bei denen ganz Slytherin mitmacht. An jedem Tisch ein anderes Spiel und du spielst dich durch, an jedem Tisch jemand anderes treffend."
Schweigend lausche ich Alecs Worten. Ich glaube, er hat mich schon mit den ersten Sätzen von ein paar guten Seelen überzeugt. Und überhaupt: Der lebende Beweis hält mich gerade im Arm!
"Wenn jemand bei den Hausaufgaben Hilfe braucht, dann finden wir eine Lösung. Wenn wir manchmal selbstsüchtig sind und übers Ziel hinausschießen, dann ist das oft unser ausgeprägter Ehrgeiz und unsere Entschlossenheit, nicht zu scheitern und zu erreichen, was zu erreichen ist.", fährt er fort. Mit seinen Fingern spielt er mit einer meiner Haarsträhnen. Er dreht sie immer wieder auf und lässt sie dann wieder fallen. "Wir sind nicht böse, der Großteil zumindest, und wir handeln nicht aus reinem Hass. Wenn ein Slytherin etwas macht, dann steckt dahinter meistens noch ein Grund, den er dir nicht verrät."
"Bei dir auch?", frage ich flüsternd. Blinzelnd sieht Alec mich an. "Ich meine, dass wir zusammen sind. Steckt da noch etwas anderes dahinter?", erkläre ich, nicht sicher, ob ich die Antwort wissen will. Alec sieht ein paar Sekunden lang gegen die Decke, ehrlich über meine Frage nachdenkend.
"Nein, ich bin mit dir zusammen, weil ich keinen Tag ohne dich sein will. Weil ich dich liebe. Dass du mir den Mut gibst, mich meiner eigenen Meinung über Blutreinheit und Voldemort zu stellen, ist eher etwas, was mir Angst macht, als dass es ein Grund für eine Beziehung ist.", sagt er schließlich.
"Moment, dass ich dich ermutige, ist ein Minuspunkt?" Ich richte mich auf und lasse nicht zu, dass Alec mich wieder an sich zieht. Er legt den Kopf schief. "Das hab ich nicht gesagt.", sagt er bedächtig, "Es macht mir Angst, mich gegen meine Familie zu stellen und aus sämtlichen Traditionen und Normen auszubrechen, also wäre ich allein wegen deiner Gabe, alles zu hinterfragen, was dir erzählt wird, nicht mit dir zusammen. Es gehört mehr dazu."
"Ich hab keine Ahnung, ob ich das gut finden soll. Lass mich ein paar Stunden drüber nachdenken.", meine ich mit wild herumwirbelnden Gedanken. Alec lächelt und legt die Hände an meine Hüfte. "Tu das, aber tu das hier.", damit zieht er mich wieder an seine Brust und ich kuschle mich vorerst äußerst willig an ihn.
"Du hast letztens was von einem Date gesagt.", beginnt Alec nach mehreren Minuten. Ich nicke und drehe den Kopf. "Eine Idee?" Alec antwortet mit einem aufrichtigem Grinsen. "Ich dache an ein schönes Café in einem kleinem Ort am Rande von London nachdem wir unsere Apperierprüfungen abgelegt haben."
Ich hebe amüsiert die Brauen. "Du willst die Schulregeln brechen und nicht nur das Schulgelände verlassen, sondern auch noch nach London?" Ein gigantisches Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. "Ich mag deine Art zu denken. Wenn schon, denn schon, oder?" Doch das Grinsen verschwindet so schnell wieder von meinen Lippen wie es gekommen ist. "Aber das geht nicht, Alec. Es braucht nur einen einzigen Zauberer, der die Blacks oder die Malfoys kennt, und wir sind aufgeflogen, denn jeder würde sich fragen, was wir außerhalb Hogwarts zu suchen haben."
Alec brummt und fragt nur:"Zu riskant?" Ich nicke mit schwerem Herzen. Wie gerne ich mit ihm die Schulregeln brechen, Händchenhaltend durch enge Gassen schlendern und in einem Café in einer hinteren Nische ein Kuchenstück teilen würde. Es tut mir fast körperlich weh, dass wir solche Dates nicht riskieren können, und der Gedanke an das, was ich verpasse, ist unerträglich.
"Hey, sieh mich an.", murmelt Alec. Er legt einen Finger unter mein Kinn und dreht meinen Kopf zu sich. "Ich lasse mir was anderes einfallen und das Date in einem kleinem Café steht auf einer Liste mit Dingen, die wir nachholen werden, sobald wir aus Hogwarts raus sind.", verspricht er mir mit einem aufmunternden Lächeln. "Aber dann brechen wir keine Schulregeln, das ist nicht das Gleiche."
Alec lässt die Stirn gegen meine Schulter fallen. "Du machst es mir echt schwer, Honey." "Und du verstehst keinen Spaß." Alec sieht überrascht auf. "Mir egal, ob wir uns rausschleichen, ich will in nicht allzu fernen Zukunft mit dir durch enge Gassen schlendern und in einem Café einen Schokokuchen mit dir teilen."
Alec zieht die Augenbrauen zusammen, jetzt wieder ein Lächeln auf den Lippen. "Muss es Schokokuchen sein? Ich bin mehr so der Erdbeerkuchen-Fan. Oder Zitronenkuchen, den mag ich auch." Wir liefern uns ein bitterernstes Blickduell, das ich nur deswegen aufgebe, weil Alec sich dabei auf die Unterlippe beißt, was nun wirklich nicht fair ist. Wie, um alles in der Welt, sollte mich das nicht ablenken?
"In Ordnung, Erdbeerkuchen!" Ich verschränke die Arme und versuche mit aller Kraft finster zu schauen. Aber Alec zieht mich lachend näher an sich und legt seine Arme über meine. "Auch wenn du gerade verdammt süß aussiehst, der Erdbeerkuchen steht!" Ich setze meinen besten Hundeblick auf. "Nein, keine Chance, Honey! Und werd nicht fies, ich hab dir Frühstück gebracht." "Hm" Ich höre auf mit dem Hundeblick und kuschle mich wieder richtig in Alecs Arme. "Touché"
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(Bildquelle: https://i.pinimg.com/originals/18/8a/56/188a56ece3108fc40309e0bf83ef0cb1.jpg)
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