Chapter 24

(Bild: Remus Lupin & Sirius Black)


Selena Black P.o.V.:

Ich versuche auf meinen hohen Schuhen mit Remus Schritt zu halten. "Warte, Remus. Ich kann das alles erklären." Er bleibt ruckartig stehen und wirbelt zu mir herum. "Du kannst erklären, wieso du mit Alexander Malfoy rumknutschst? Dem Kerl, von dem du seit Jahren sagst, dass du ihn hasst? Der Kerl, der in spätestens zwei Jahren einer von diesen Todessern sein wird? Dass kannst du erklären?"

Ich hole schon Luft, um mit einem kräftigen "Ja" zu antworten, aber dann halte ich inne. Ich kann das gar nicht erklären, zumindest nicht so, als dass das irgendein Mensch, der bei Sinnen ist, versteht. "Ich...ich..." Ich lasse alle Luft entweichen und schaue mit hängenden Schultern zu Remus auf. Der schaut mich abwartend an. "Ich mag ihn, in Ordnung? Ich mag ihn wirklich. Er ist nicht so, wie ich immer gedacht habe. Er ist süß und charmant und leidenschaftlich und...ich glaube, dass ich mich in ihn verliebt habe. So richtig verliebt, meine ich. Bedingungslos, verstehst du?"

Remus' Augen sind während meiner kleinen Rede immer größer geworden. "Du meinst das ernst mir ihm? Das war keine kleine er-ist-der-Feind-und-das-macht-ihn-heiß-Knutscherei?" Ein schwaches Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. "Ich meine es wirklich ernst mit ihm. Und er mit mir." Mein Gegenüber scheint davon allerdings nicht überzeugt zu sein. "Bist du dir da sicher? Das wäre doch der perfekte Plan. Erst macht er dich in sich verliebt und dann verletzt er dich, indem er dir sagt, dass das alles nicht echt war." Remus fasst mich an den Schultern. "Du musst mit diesem Kerl vorsichtig sein, Sel. Er mag vielleicht nett und alles scheinen, aber er kann auch einen ganz anderen Plan verfolgen." Ich muss daran denken, wie er mich vorher angeschaut hat, als er gesagt hat, dass ich wunderschön aussehe. Das war nicht gespielt. Das war echt. "Ich bin mir absolut sicher, dass er es ernst meint."

Remus seufzt und reibt sich über die Stirn. "Wer weiß alles davon? Lily?" Ich zucke mit den Schultern und wende den Blick ab, weil ich mich dafür schäme, dass ich zu all meinen Freunden schon so lange ein Geheimnis habe. "Sie weiß, dass es da jemanden gibt, aber sie weiß nicht, dass es Alec ist. Sonst weiß keiner was. Und das sollte am besten auch so bleiben.", den letzten Satz sage ich leiser. Bittend sehe ich meinem Freund in die Augen. "Bitte, Remus. Das muss unter uns bleiben. Ich muss erst noch herausfinden, was das zwischen uns genau ist, bevor ich Sirius alles erzählen kann, verstehst du?" Remus schaut überall hin, nur nicht zu mir. Erst nach einigen Minuten, in denen ich auf glühenden Kohlen stehe, sieht er mich wieder direkt an. Er nickt mir einmal kurz zu, dann geht er weiter in Richtung Gemeinschaftsraum.

"Also wirst du nichts sagen?", hake ich sicherheitshalber noch einmal nach. Wieder stöckle ich neben ihm her, allerdings geht er jetzt langsamer, sodass es für mich um einiges leichter ist. Er fährt sich resigniert durch die Haare. "Natürlich, Sel. Du behältst mein Geheimnis schon seit Jahren für dich. Wie könnte ich dich da jetzt im Stich lassen?" Ich quieke leise auf und falle Remus um den Hals. "Danke, Moony. Du bist der Beste." Remus schnaubt, umarmt mich aber ebenfalls. "Das ist Ansichtssache!"


Remus hält sich an sein Versprechen. Manchmal starrt er Alec beim Essen in der großen Halle so intensiv und nachdenklich auf den Rücken, dass er gar nicht mitbekommt, dass wir mit ihm reden. Aber außer gelegentlichen Blicken, die er mir oder Alec zuwirft, lässt nichts darauf schließen, dass er von uns zwei weiß. 

Er hat aber im Moment auch wirklich andere Probleme. Der nächste Vollmond wurde schlimmer als alle, die wir bis jetzt zu fünft verbracht haben. Trotz unserer Anwesenheit und unseren Versuchen ihn davon abzuhalten, verletzt Remus sich selbst so schlimm, dass er nicht nur einen, sondern zwei Tage im Krankenflügel bleiben muss. Das lässt er aber nur über sich ergehen, weil Wochenende und keine Schule ist. Er schläft fast durchgehend und wenn er mal wach ist, dann bekommt er von Madam Pomfrey Tränke, die ihn die Schmerzen, die die tiefen Kratzer auf seinem Oberkörper mit sich bringen, vergessen lassen. Wir sind meistens abwechselnd bei ihm. 

Peter hat sich freiwillig gemeldet bei ihm zu bleiben, während wir anderen in Hogsmeade sind und neue Süßigkeiten und Scherzartikel besorgen. Dafür mussten wir ihm allerdings versprechen, dass der nächste Streich nicht lange auf sich warten lässt. Und wirklich, als wir den langen Spazierweg in das kleine Zaubererdorf entlanggehen, überlegen wir uns, was wir als nächstes anstellen können. "Wir könnten Farbbomben werfen.", meint James und grinst uns an. "Stellt euch mal vor: Die McGonagall mit giftgrünem Haar und Umhang." 

"Ich würde die dann aber eher im Schloss platzieren. Vielleicht so, dass eine von der Decke fällt, wenn du auf eine bestimmte Stelle trittst. Damit wären wir aus dem Schneider und handeln uns kein Nachsitzen ein.", wirft Sirius nachdenklich ein. "Wir könnten die Bomben auch so verzaubern, dass sie Schüler und Lehrer verfolgen und erst nach ein paar Schritten oder Minuten platzen. Stell dir mal vor, wie die dann alle durch das Schloss rennen, in der Hoffnung dem Farbbad entkommen zu können." Ein fieses Grinsen hat sich in Sirius' Gesicht gebildet und ich erwische mich selbst dabei, wie es auch auf meine Lippen tritt. 

"Das wäre echt ziemlich genial. Dafür brauchen wir aber erst einmal jede Menge Luftballons und Farbe. Bekommen wir das bei Zonkos?" James legt uns jeweils einen Arm um die Schultern. "Wir bekommen alles bei Grant. Wenn nötig, dann besorgt er es uns eben in London und wir holen es in den nächsten Tagen bei ihm ab. Er liebt die Geschichten unserer Streiche. Für eine weitere würde er uns das ganze Zeug sogar schenken.", meint er überzeugt. 

Also machen wir uns als ersten auf den Weg zu Grant, den Besitzer des Scherzartikelladens. Während wir ihm von der Sache mit den vertauschten Ravenclaws erzählen, sucht er uns alles zusammen, was wir so brauchen können. Er hat auch den Vorschlag, dass wir in manche Farbbomben auch noch kleine Sternchen oder Glitzer mit dazu mischen. Begeistert von unserer Idee und unserem Einkauf und mit dem Versprechen, dass wir ihm alles berichten werden, verabschieden wir uns schließlich mit zahlreichen vollen Taschen von Grant und gehen weiter zum Honigtopf

Wir besorgen eine Riesenladung Schokolade für Remus und packen uns und auch Peter noch Tüten, in die die verschiedensten Süßigkeiten gestopft werden. Die Frau hinter der Theke kennt uns schon und ist nicht überrascht, als wir so viel Zuckerzeug auf die Ladentheke laden. Sie wünscht uns zufrieden, weil sie so viel mit uns verdient, noch einen schönen Tag, ehe sie sich den Hufflepuffs, die hinter uns anstehen, zuwendet. 

Wir beschließen, dass wir lieber zurück zu Remus und Peter gehen, anstatt uns in das Drei Besen zu setzen. Die beiden nehmen eine halbe Stunde später mit leuchtenden Augen ihre Tüten voller Leckereien entgegen und lauschen gespannt unserem Plan, die Bewohner des Schlosses mit bunten Farben zu überraschen. 

Sie sind gebührend begeistert davon und sofort Feuer und Flamme. Remus verspricht sofort, wenn er den Krankenflügel verlässt, in der Bibliothek nach passenden Zaubern zu suchen und Peter erklärt sich bereit gleich heute Abend damit zu beginnen, die Ballons mit Farbe zu füllen. 


Am Montag nach der schlimmen Vollmondnacht ist er zwar immer noch wackelig auf den Beinen, aber er hält sich wacker. In der Mittagspause, nachdem er einen kleinen Happen gegessen hat, sucht er nach den Zaubern für unseren Streich und so sehen wir ihn  erst wieder vor dem Verwandlungsklassenzimmer wieder, als er zufrieden Lächelnd auf uns zu kommt. Er hält ein kleines Stück Pergament in der Hand und winkt uns damit zu. Wie es aussieht war er erfolgreich. Aber das wundert mich nicht. Remus findet immer etwas in der Bibliothek. 

Er gibt mir den Zettel, auf dem nur vier Wörter stehen. Munimentum, Solvere, Persequi und Dissiliere. Er erklärt uns leise flüsternd, dass die erste Zauberformel dafür ist, die Bomben an der Decke zu befestigen, die zweite dafür, dass sie sich im richtigen Moment löst, die dritte ist für die, die jemanden verfolgen sollen und die letzte ist, damit sie gleich platzen, sobald sie jemanden oder etwas berühren. Ich kann mir schon bildlich vorstellen, wie die Schüler und Lehrer mit vorsichtigen Schritten durch die Gänge tappen, immer auf der Hut vor einer Farbdusche. Das wird ein Spaß. 

Professor McGonagall schließt gerade die Tür auf, als wir diskutieren, wann wir unseren Masterplan am besten ausführen. Einen Tag brauchen wir bestimmt noch, um die restlichen Ballons zu füllen. Und am besten sollten wir auch noch alle die Zaubersprüche üben, wenigstens einmal. Im hineingehen, beschließen wir, die Sache morgen Nacht durchzuziehen, doch dann ermahnt uns die Professorin zur Ruhe, und wir lassen uns schweigend auf unsere Plätze fallen. 

"Nehmen Sie bitte alle Ihre Aufsätze über die Auswirkung von Verwandlungen auf den menschlichen Körper heraus. Ich werde Ihnen ihre Noten in der nächsten Stunde mitteilen. Miss Finnigan, wenn Sie bitte die Pergamentrollen einsammeln würden." Stirnrunzelnd sehe ich zu Moony eine Reihe vor mir, welcher auf einmal stocksteif dasitzt und gerade nach Luft geschnappt hat. Auch Prongs, der neben ihm sitze, schaut ihn fragend an. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf Remus' geflüsterte Worte. Seit meiner Animagusverwandlung habe ich auch im menschlichen Zustand verbesserte Sinne. So kann ich zum Beispiel verstehen, was meine Freunde vor mir bereden. 

"Ich habe meine Hausaufgaben vergessen! Was soll ich denn jetzt tun? Ich habe noch nie einen Aufsatz vergessen. McGonagall wird mich umbringen!" James legt Remus eine Hand auf den Arm. "Keine Sorge, Moony. Sie weiß doch, dass du die letzten Tage im Krankenflügel warst. Sie wird dir schon kein Nachsitzen geben." "Aber ich will das nicht als Ausrede benutzen, Prongs."

Mia ist an dem Tisch hinter mir angekommen und kurzentschlossen rolle ich die Rolle Pergament vor mir aus. Mir sicher, was das für Konsequenzen haben wird, streiche ich meinen Namen durch und schreibe stattdessen Remus Lupin in die oberste Zeile. Ich warte, bis die Tinte getrocknet ist, dann drücke ich Mia meinen Aufsatz in die Hand und schaue grinsend dabei zu, wie Remus Mia stotternd erklärt, dass er nichts abzugeben hat. Der wird sich noch wundern. 

Mia legt die Hausaufgaben auf das Pult von Professor McGonagall, die in der Zeit, in unserem Verwandlungsbuch geblättert hat. Nur wenige Augenblicke später, in denen ich verstohlen einen Blick auf Alec werfe, der sich leise mit seinem Kumpel Pitres unterhält, schaut sie auf. "Lesen Sie bitte alle die Seite 118. Und dabei bitte Ruhe.", dass sie das sagt, ist vollkommen unnötig, weil es in ihrem Unterricht immer mucksmäuschenstill ist. Sie hat nun einmal die Gabe, dass ihre Anwesenheit reicht, um jemanden zum Schweigen zu bringen.

Die Professorin setzt sich und fängt an die Hausaufgaben durchzusehen, um zu schauen, ob jeder etwas abgegeben hat. Ich wende mich noch immer grinsend meinem Verwandlungsbuch zu. Es wird nicht mehr lange dauern, bis mein Name gesagt wird und die Uhrzeit, zu der ich zum Nachsitzen antreten muss. Tatsächlich dauert es nur knapp eine Minute. "Miss Black. Darf ich fragen, wieso Sie keinen Aufsatz abgegeben haben?" 

Scheinbar schuldbewusst schaue ich auf. Ich spüre die Blicke der Klasse auf mir. Doch ich weiche den Blicken von meinen Freunden aus, weil ich bei ihren verdutzten Gesichtern bestimmt angefangen hätte zu lachen. Prongs, Padfoot und Wormtail wissen ganz genau, dass ich den Aufsatz vorgestern mit ihnen zusammen fertiggestellt habe und Moony wird sich gerade zusammenreimen, wieso nicht sein Name aufgerufen worden ist. "Ich habe ihn vergessen zu schreiben, Professor." Die strengen Augen meiner Lehrerin mustern mich forschend, dann wendet sich mit einem Nicken ab. "In Ordnung. Fünf Punkte Abzug für Griffindor. Ich erwarte Sie dann um 19 Uhr in meinem Büro, wo Sie dann alles über die Auswirkungen von Verwandlungen auf den menschlichen Körper lernen werden, was Ihre Mitschüler bereits wissen. Und noch ein bisschen mehr."

Ich nicke und wage es nun, wo McGonagall sich abgewendet hat, zu Remus und James zu schauen. Doch Lils stößt mir ihren Ellenbogen in die Seite, bevor ich ihre Gesichtsausdrücke genauer bestimmen kann. Aber überrascht sehen sie alle aus. "Ich dachte, du hast am Samstag daran gearbeitet. Sag nicht, dass du dich von deinen kindischen Freunden hast ablenken lassen." Ich zucke nur mit den Schultern und grinse sie an. 

Ich kann ihr ja schlecht sagen, was ich getan habe. Und wieso. Weil ich es nicht fair finde, dass sich Remus, nach einer fürchterlich schmerzhaften Nacht, auch noch um so etwas Lächerliches wie Hausaufgaben kümmern muss. Er hat schon mit genug Sachen zu kämpfen, da muss er nicht auch noch ein Nachsitzen mit McGonagall über sich ergehen lassen. 

Am Ende der Stunde erhebt Professor McGonagall noch einmal das Wort:"Miss Black, wenn Sie kurz zu mir kommen würden." Meine Freunde werfen mir einen mitleidigen Blick zu, nur Remus sieht beschämt aus. Wahrscheinlich macht er sich schon die ganze Stunde lang Vorwürfe. Ich nehme mir vor, ihm die in ein paar Minuten auszureden. 

Sobald alle meine Mitschüler den Klassenraum verlassen haben, fängt Professor McGonagall an zu reden:"Miss Black. Darf ich fragen, wieso sie Ihren Namen durchgestrichen und stattdessen den von Mr Lupin auf Ihren sehr wohl gemachten Aufsatz geschrieben haben?" Mit geweiteten Augen sehe ich sie an. Sie weiß es? Sie weiß es! Verdammt. 

Als ich nicht antworte fährt die fort:"Ich erkenne Ihre Handschrift, wenn ich sie sehe. Ich bin nicht blind." Ich räuspere mich und sehe der Professorin in die durchdringenden Augen. "Remus hatte ein sehr anstrengendes Wochenende, Professor. Ich wollte ihm nur ein Nachsitzen ersparen." McGonagall starrt mich einen Moment lang an, dann wendet sie sich ab und sieht aus dem Fenster über die Ländereien. 

"Ich nehme an, Sie wissen, wieso es ein so anstrengendes Wochenende für ihn war?" Ich bemerke ihren strengen Blick, den sie mir durch das Spiegelbild im Fensterglas zuwirft. "Ja, Professor." Jetzt mustert sie wieder die Ländereien, den verbotenen Wald und Hagrids Hütte. "Nun, dann werde ich Griffindor 20 Punkte zusprechen, weil Sie ihrem Freund gegenüber in schwierigen Zeiten so loyal und hilfsbereit sind. Heute Abend müssen Sie natürlich nicht erscheinen." 

Sie wendet sich von dem fantastischen Ausblick ab und setzt sich an ihr Pult. Sie sieht nicht mehr auf, und so bemerkt sie nicht, wie ich sie blinzelnd anstarre. Als ich mich allerdings nicht von der Stelle rühre, hebt die Verwandlungslehrerin mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf. "Gibt es noch ein Problem, Miss Black?" "Nein, Professor. Vielen Dank, Professor." Ich lächle kurz, dann mache ich mich daran, endlich aus diesem Raum zu verschwinden, bevor sie es sich anders überlegt. 

Ich schnappe mir meine Tasche und habe die Hand schon auf der Türklinke, als Professor McGonagalls Stimme mich innehalten lässt. "Vielleicht sollten Sie mit Mr Lupin das Thema des Aufsatzes noch einmal durchgehen, es kommt gerne in den ZAG-Prüfungen dran."


***************************************


(Bildquelle: https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/ed/f0/b7/edf0b72f5d50bcc79034d9de078dd65b.jpg)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top