Chapter 117
(Bild: Selena)
Sirius Black P.o.V.:
Als die beiden Mädchen wieder in die Küche kommen, sieht nicht nur Lily aus, als hätte sie geweint. Sel hat diesen traurigen Hundeblick, bei dem ich einfach nicht anders kann, als aufzustehen und sie in den Arm zu nehmen. Ich hatte zwar nicht vor, auch Lily zu umarmen, doch Sel zieht sie einfach mit und so halte ich plötzlich beide im Arm. James, der es sich auf der Küchentheke gemütlich gemacht hat, senkt den Blick. Auch wenn er es nicht zeigt, der Tod von Lilys Eltern ist schwer für ihn. Nicht nur, weil Lily traurig ist und eine bedrückende Stimmung im Raum herrscht, sondern weil seine eigenen Eltern ständig ungesagt im Raum schweben.
Wir haben kein Wort über die neue Aurorenmission gesprochen, doch es fühlt sich dieser Zeiten und jetzt, wo wir so direkt dabei zusehen mussten, wie sie abreisten, viel gefährlicher an.
Ich hebe die Hand, um James dazuzuziehen, doch er schüttelt den Kopf, wieder ein Grinsen im Gesicht.
"Wollen wir jetzt endlich essen oder was?", wirft er scheinbar bestens gelaunt in den Raum. Er springt von der Theke und stellt den Kessel auf den Tisch, in dem Nudeln und Sauce bereits vermischt sind.
Lily nutzt die Chance, um rasch aus der Umarmung zu schlüpfen und auch Sel legt mir die Hände auf die Brust, um mich wegzuschieben.
James wirft mir einen fassungslosen Blick zu, als ich mir ebenfalls den Teller vollmache.
Ich zucke die Schultern und er zuckt die Schultern. Dann ist alles gesagt.
Na und, dann habe ich eben erst vor einer Stunde gefrühstückt. Was macht das schon? Ich könnte den ganzen Tag essen.
Ich sehe gerade Lily dabei zu, wie sie äußerst unelegant Selenas Shirt bekleckert, als es nachdrücklich an der Haustür klopft.
Was ist nur zur Zeit los, dass immer Gäste kommen, wenn wir gerade essen?, denke ich, während ich den Zauberstab ziehe. James und Sel stehen zeitgleich mit mir auf und zusammen stellen wir uns vor den Türbogen, durch den jeden Moment jemand schreiten wird. Lily sieht uns erst mit großen Augen an, dann tut sie es uns gleich.
Ob es Euphemia und Fleamont sind? Oder Todesser? Wobei, keiner von denen würde klopfen!
Es ist Mad-Eye. Sein Holzbein verrät ihn schon bevor wir ihn sehen. Ich sehe wie James' Schultern gleichermaßen enttäuscht und erleichtert herabsinken, doch wir bleiben alle vier in Position.
"Ich bin's.", brummt Moody. "Verpasst mir ja keinen Schockzauber, Kinder!", droht er in seiner üblichen tiefen Tonlage.
Er erscheint im Türbogen, den Zauberstab erhoben. Sein normales Auge behält James, Selena und mich im Blick, sein magisches Lily.
"Sie ist eine Freundin aus Hogwarts.", sagt James sofort.
"Und ihr habt sie reingelassen ohne ihr eine Frage zu stellen, wie ich vermute.", brummt Moody. Er taxiert James, dann Lily. Nur er schafft es, Lily dabei keine Sekunde unbeobachtet zu lassen.
James tritt vor Lily. Sel folgt ihm sofort. Wenn ich auch vortreten würde, würde ich nur im Weg stehen, also bleibe ich neben James.
"Sag uns deinen Lieblingsalkohol.", verlange ich.
Moodys Auge zuckt zu mir.
"Whiskey.", sein Auge ruht wieder auf Lily, die verwirrt zwischen uns allen hin und her sieht. "Aber zu einem bayrischen Bier sag ich auch nicht nein. Und jetzt fragt die Rothaarige was, was nur sie wissen kann." Er blickt James auffordernd an. Vielleicht denkt er, James wär Lilys Freund, weil er sich so beschützerisch vor sie gestellt hat.
"Welches Obst hast du mir weggegessen als du mich vor Filch versteckt hast?", fragt James nach einigen Sekunden Blickduell mit Moody. Leider gewinnt niemand gegen ihn.
Sie hat ihn versteckt? Vor Filch? Vielleicht hat sie doch Rumtreiber-Potenzial.
"Apfel", antwortet Lily ohne den Blick von Moody zu nehmen.
James nickt und sieht zu Moody. "Hast du noch eine Frage oder können wir jetzt endlich weiteressen?"
"Der Zweitname von Euphemia. Und der Drittname von Fleamont.", verlangt Mad-Eye.
"Rose und Bhaltair.", sagt James unbeeindruckt.
Moody senkt den Zauberstab und sieht sich um, als wäre nichts gewesen. "Ich hab's mir unordentlicher vorgestellt!", stellt er fest.
"Bhaltair?", frage ich prustend. "Ernsthaft? Und ich dachte, dein Drittname wäre-" James wirft mir einen genervten Blick zu, "eigen", schließe ich.
"So", seufzt Moody während er sich auf den freien Stuhl sinken lässt. "Oh, das riecht gut." Er späht in den Kessel.
Wir setzten uns alles wieder, lassen aber Moody nicht aus den Augen. Was will er eigentlich hier. Mir fällt auf, dass James sein Essen nicht anrührt.
"Gibt es Neuigkeiten?", fragt er ohne lange zu fackeln.
Moody hebt den Kopf und mustert ihn scharf. Dann schüttelt er den Kopf. "Nichts. Tut mir leid, Junge."
James nickt mit zusammengepressten Kiefer. Dann sieht er urplötzlich von seinem Teller zu Lily.
Ich runzle die Stirn. Ihr Oberarm ist so schräg, dass sie unterm Tisch seine Hand genommen haben könnte. James dreht seinen Arm ein wenig und jetzt bin ich mir sicher, dass zwischen den beiden was läuft.
Moody, der durch die Tischplatte sehen kann, schnaubt. "Süß. Aber ich bin hier, weil ich versprochen habe, nach dem Rechten zu sehen. Also", er sieht in die Runde, die unter anderem aus zwei rot angelaufenen Gesichtern besteht, "was macht ihr den ganzen Tag?"
"Marihuana in Kekse verbacken und Todesser daten. Du?", fragt Sel ironisch. Ich werfe einen Seitenblick zu den Muffins, die heute morgen verführerisch auf dem Tisch standen. Wenn ich so drüber nachdenke, habe ich mich danach schon etwas aufgedreht gefühlt...
Moody sieht Sel sogar mit beiden Augen warnend an. "Kleine Black. Darüber macht man keine Witze."
Sel seufzt. "Ich sitz den ganzen Tag im Ministerium, was soll da schon passieren? Die Jungs sitzen am See rum oder spielen Quidditch."
Moody sieht forschend in die Runde. "Keine Partys? Keine Drogen?", er sieht zu Sel, "Keine Todesser?"
Sie grinst und schüttelt den Kopf.
"Aber Party ist ne gute Idee.", sage ich langsam, um zu provozieren.
Moody schlägt auf den Tisch und kommt zum Stehen. Dabei schüttelt er den Kopf. "Ich war hier, das ist alles, was ich wissen muss. Fleamont kann sich nicht beschweren." Er geht zur Terrassentür, dreht sich aber nochmal um. "Ein Patronus und ich bin da. Aber ich warne euch", er hebt einen Finger, "damit macht man keine Scherze, denn ich werd ne ganze Armee aus Auroren mitnehmen." Sein Blick ist so ernst, dass sogar James und ich kein Grinsen zustande bringen. Wir nicken alle brav und er geht den Gartenweg entlang vom Grundstück.
"Party wäre echt eine gute Idee.", sage ich und alle Köpfe drehen sich in meine Richtung. Sel hat eine Augenbraue hochgezogen, James grinst nun doch. Und Lily sieht zweifelnd von mir zu Sel und wieder zu mir. Zwei von Vier. Ich würde sagen, da ist Überredungskunst gefragt.
Nach dem Essen machen es sich Sel und Lily auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem. James und ich werden frech rausgeschickt, was wir als Aufforderung aufnehmen, Quidditch zu spielen. James verbessert schon den ganzen letzten Monat seine Kapitänsqualitäten. Er probt mit mir Trainingsstrategien und Spielzüge, was vielleicht am Anfang ganz cool was, jetzt aber langsam nervig wird.
"Können wir heute normal spielen?", frage ich deswegen noch bevor wir unsere Besen in den Händen halten.
James sieht zweifelnd zu mir.
"Hey, Mann! Du bist ein guter Kapitän. Gonnie wird dich bestimmt auch dieses Jahr wieder ernennen, mach dir keine Sorgen."
James nickt in Schneckengeschwindigkeit. "Okay, ein normales Spiel."
Als wir am Abend, total verschwitzt und erledigt wieder ins Wohnzimmer kommen, sitzten die Mädchen noch immer auf der selben Stelle. Nur haben sie jetzt glänzende Haut von irgendeiner Gesichtscreme und lackierte Fingernägel. Sel trägt sogar einen pinken Glitzerhaarreif kurz hinterm Haaransatz. Anscheinend ist das ihre Art, mit Sorgen und Problemen umzugehen. Sie sehen nämlich beide nicht aus, als würde es ihnen besonders gut gehen.
Als wir eintreten, verstummen sie sofort, was die Chancen gut dastehen lässt, dass sie über uns geredet haben. Oder zumindest über einen von uns, denn beide sehen zu James, der das aber gar nicht mitzubekommen scheint. Er fährt sich durch die unordentlichen und im Nacken klebenden Haare und geht ohne Umschweife in die Küche. Ich weiß, dass er sich jetzt eines seiner reichlich belegten Sandwiches macht. Wenn ich schnell bin, kann ich es ihm wegschnappen.
Ich richte meinen Blick wieder zum Sofa und entdecke Lily, die James hinterherschaut. Und Sel, die Lily mit zusammengekniffenen Augen ansieht.
Sel begegnet meinem Blick und sieht, dass ich über die beiden offensichtlich Verknallten grinse. Sie stimmt nach kurzem Zögern mit ein.
Ich folge James. Die Mädchen quatschen und lachen und tun was auch immer noch bis weit nach Mitternacht. Trotz Sels sogenannten Praktikum am nächsten Tag.
Sie müssen sogar im Wohnzimmer geschlafen haben, denn als ich am nächsten Morgen in die Küche taumle, liegt Lily noch immer auf dem Sofa. Sel muss bereits im Ministerium sein. Na das würde ich Chance nennen!
Ich hole mir eine Sahnepackung und schlage sie in einem Becher mit einer schwungvollen Zauberstabbewegung auf. Dann gebe ich eine löffelgroße Portion in Lilys rechte Hand, die seitlich neben ihr liegt.
"Warte!"
Ich zucke zusammen und sehe zur Tür. James, in Pyjama und mit verschlafenen Haaren, dreht sich gerade auf der Ferse um und rennt ins Arbeitszimmer seines Vaters. Keine zehn Sekunden später ist er mit der Zaubererkamera seiner Eltern zurück. Die, mit der auch das sich bewegende Bild vor dem Christbaum letztes Jahr gemacht wurde.
James posizioniert die Kamera genau so, dass Lily im Mittelpunkt ist und gibt mir dann das Zeichen. Ich kitzle sie mit einem Schnipsen meines Zauberstabes wie mit einer Feder an der Nase.
Und Lily hebt wie gehofft die rechte Hand mit der Sahne und klatscht sie sich ins Gesicht.
James und ich brüllen vor Lachen. Das hat einfach zu perfekt geklappt.
Lily ist hochgeschreckt. Mit düsterem Blick wischt sie sich die Sahne von den Wangen.
"Ihr Idioten! Wirklich! Wie kann man nur so...so...argh!", sie knurrt und macht ihre Finger zu Krallen.
James, dem Lachtränen übers Gesicht laufen, stützt sich an meiner Schulter ab und schnappt nach Luft. Mir geht es nicht besser.
Leider ist Lily niemand, der das nicht auszunutzen weiß. Sie greift nach dem Becher voller Sahne und greift mit ihrer sowieso schon sahnigen Hand hinein.
Mich trifft ein Sahneball mitten auf den Mund, James ins Haar. Wir sind beide verstummt und starren Lily überrascht an. Diese steht so würdevoll wie es mit Sahne im Gesicht eben geht auf und stolziert aus dem Raum.
James und ich sehen uns an.
"Sie ist tough.", meine ich. "Gefällt mir."
James nickt. "Mir auch."
Grinsend schlecke ich mir über die Lippen, um die Sahne loszuwerden.
Als wäre das noch niemanden aufgefallen!
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(Bildquelle: https://www.ariaisa.com/uploads/1/4/3/0/14308696/1156704.png; Schauspielerin: Lucy Hale)
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