19. ϾФЛТΛϾТ
[Kana]
Seid diese Sache zwischen mir und Herr Ackerman passiert war, ging ich mit gemischten Gefühlen jeden weiteren Tag zur Arbeit. Mit einem tiefen Seufzer schob ich das Tablet mit meinem Essen von mir.
»Hey! Warum so trübselig?« Etwas erschrocken sah ich auf und blickte mich zunächst irritiert in der Mensa um, ehe ich Hanji neben mir bemerkte.
Mit einem strahlenden Lächeln setzte sie sich und stellte ihren Teller ab. »Wir haben uns ja schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen«, trällerte sie. »Wie geht es dir in Shortys Abteilung? Ist er sehr streng zu dir?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte ihr auch ein Lächeln entgegenzubringen. »E-Es geht. Manchmal brummt er mir mehr Arbeit auf. Aber ich glaube nur, um mich zu testen«, antwortete ich.
Hanji hob überrascht die Brauen und sah sich in der Mensa um. »Ich habe Shorty heute noch gar nicht gesehen«, merkte sie an und spießte eine Tomate aus ihrem Salat auf. »Weißt du, ob er heute einfach wieder die Arbeit schwänzt?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste wirklich nicht, wo Herr Ackerman war. Mir wurde nichts gesagt. Wahrscheinlich war es so wie Hanji sagte und ich es kennengelernt hatte. Mal war er da, mal wieder nicht.
»Es ist doch nichts Neues, dass er mal nicht da ist.«
Sofort blickten ich und Hanji auf, als sich Erwin zu uns setzte.
Mit einem herzlichen Lächeln nickte er mir begrüßend zu. »Doch mit Kana in seiner Abteilung kann er sich das erlauben. Schließlich ist sie eine fleißige und geschätzte Mitarbeiterin«, fuhr er fort.
Ich presste nervös die Lippen zusammen. Seit diesem Zwischenfall mit mir und Erwin hatte ich ihn nicht wieder gesehen. Es war komisch so, mit ihm an einem Tisch zu sitzen, obwohl das Thema eigentlich noch nicht ganz geklärt war.
Oder war es vielleicht auch besser so?
Schließlich benahm er sich mir gegenüber wie sonst, und dies erwärmte mein Innerstes irgendwie.
Ich lächelte verlegen auf seine Worte. »Jetzt übertreibst du aber«, nuschelte ich.
Hanji stupste mich von der Seite an. »Ach komm schon, Kana. Sei nicht so bescheiden! Auch wenn du nicht mehr in unserer Abteilung bist, so gehörst du nach wie vor zu unserem Team, auch wenn Eren nicht gut auf dich zusprechen ist«, murmelte die Brillenträgerin nachdenklich.
Erwin bedachte Hanji mit einem ernsten Blick. »Was hatte ich dir gesagt?!«, ermahnte er sie scharf.
Die Brünette lachte peinlich berührt auf. »Ups.«
»Wie … wie geht es Eren? Geht es ihm schon wieder besser?«, führte ich dennoch das Thema fort.
Erwin seufzte auf. »So weit geht es ihm gut, ja. Aber genug davon. Wie geht es dir, Kana? Konntest du dich schon gut in Levis Abteilung einarbeiten? Ich hatte ihm ausdrücklich gesagt, er soll seine Laune nicht an dir auslassen«, lenkte Erwin ab.
Ich blickte kurz nervös zur Seite.
Seine Laune?
Aha …
»M-Mir geht es gut. Und die Arbeit ist so gesehen ja keine andere«, lachte ich gespielt. Mein Magen zog sich unweigerlich zusammen, bei dem Gedanken daran, was zwischen mir und Herr Ackerman in der Küche …
Ich schluckte schwer.
Ich durfte nicht daran denken! Schon allein die Empfindungen, die in meinem Körper durch die Erinnerungen hochkamen, ließ mich undeutbar erschaudern.
»Dann bin ich ja beruhigt«, entgegnete Erwin leise und rührte seinen Kaffee um. Seine Miene verzog sich etwas melancholisch. Irgendwie konnte ich seinen Ausdruck nachempfinden, auch ich vermisste die Zeit etwas in seiner Abteilung.
Seit diesem Tag wusste ich nie, wie ich mich gegenüber Herr Ackerman benehmen sollte. Auch wenn er seit dem eher selten im Büro war, jedenfalls verließ er es nur noch selten, oder war gar nicht da.
Unweigerlich musste ich an den Abend denken, als das Unglück zwischen mir und Erwin passiert war.
Die Verletzung an Herrn Ackermans Arm. Ich hatte mich nie getraut weiter danach zu fragen und irgendwann hatte ich diese Tatsache vergessen. Doch woher kam sie überhaupt? Dazu kam auch noch unsere erste Begegnung. Was für ein Mann war Herr Ackerman wirklich? Sollte ich einfach Hanji oder Erwin fragen? Es kam vielleicht gar nicht so seltsam rüber, dass ich Fragen über ihn stellte. Schließlich war er jetzt mein Chef und ich seine Assistentin. Da musste ich mich doch auf ihn einstellen, oder?
»Was hat Herr Ackerman eigentlich vorher gemacht, bevor er hier angefangen hat?«, platzte es einfach aus mir heraus.
Erwin schob ernst die Brauen zusammen. Hanji schluckte hastig den Inhalt in ihrem Mund herunter.
»Was denkst du denn? Er sieht schon aus wie ein Mafiaboss, oder?! Das dachte ich auch als ich den kleinen Giftzwerg das erste Mal sah«, kicherte die Brünette und schien vollkommen euphorisch ihre Ansichten mit mir teilen zu wollen. »Doch das weiß ich auch nicht«, fuhr sie schmollend fort und blickte zu Erwin.
Dieser räusperte sich kurz und trank einen Schluck. »Sein Lebenslauf zeichnet genauso unterschiedliche Wege auf, wie bei jeden anderem«, murmelte er ernst.
Ich presste die Lippen zusammen und erinnerte mich daran, wie Herr Ackerman mir gegenüber mal erwähnt hatte, dass Erwin nicht wissen sollte, was er neben der Arbeit machte. Hatte er eine dunkle Vergangenheit, die er aber nur zum Schein abgelegt hatte?
Was dachte ich da?!
Das ging mich doch alles gar nichts an!
Herr Ackerman spielte nur seine Spielchen mit mir, um meine Aussage zu überprüfen!
Doch …
Doch warum zog sich meine Brust zusammen, bei dem Gedanken, dass er sein Handeln mir gegenüber nicht ernst meinte?
Für ihn war es wahrscheinlich nur ein Zeitvertreib, der ihn von irgendwelchen Dingen ablenkte.
Ich war auch selbst schuld. Warum hatte ich ihm das auch erzählt?!
Im Grunde ging die Ausgangssituation ja nur mich und Erwin was an. Aber ich hatte mich von ihm einschüchtern lassen, und ehe ich es merkte, saß ich nun hier, mit meinen alten Kollegen und machte mir Gedanken um ihn.
Ich antwortete nur mit einem leisen Brummen auf Erwins Aussage und ergriff mein Tablett.
»Was, willst du schon gehen?!«, fragte Hanji traurig nach, als ich mich erhob.
Ich brachte ihr ein gequältes Lächeln entgegen. »Ja, leider ist meine Pause schon vorbei.«
»Wir müssen mal wieder einen trinken gehen!«, schlug die Brillenträgerin grinsend vor.
Erwin massierte sich den Nasenrücken. »Bitte nicht das schon wieder.«
Mit einem Lachen wandte sie ihren Kopf zu ihm. »Ich sprech ja auch von mir und Kana. Du bist nicht eingeladen«, feixte sie frech.
Der Blonde rollte nur amüsiert mit den Augen.
Auch ich musste etwas schmunzeln. »Mal gucken, Hanji«, entgegnete ich und nickte Erwin zum Abschied zu, ehe ich mich zum Gehen umdrehte.
Mit einem Ruck wurde mir plötzlich das Tablet aus den Händen gerissen. Erschrocken zuckte ich zusammen und blinzelte ungläubig. Ich war mit voller Wucht gegen Eren gestoßen. Der Rest meines Mittagessens verteilte sich auf dem Boden.
Vollkommen überfordert, verbeugte ich mich. »Oh Gott! Es tut mir wirklich leid! Hast du etwas ab bekommen?«, fragte ich sofort nach.
Wie versteinert blickte mich Eren einfach nur an, dann sah er an sich herunter. Zum Glück war nichts auf seine Kleidung gekommen. Ohne ein Wort verengten sich seine Augen und er schob sich grob an mir vorbei.
Ich schluckte schwer. Eren ignorierte mich komplett und ging zu dem Tisch von Hanji und Erwin. Mir war schon klar, warum er dies tat. Er war so schon nicht gut auf mich zu sprechen, was Herr Ackerman anging und nun war ich in seiner Abteilung.
Der Gedanke daran, dass es wohl nie wieder so wie am Anfang zwischen uns sein würde, stimmte mich traurig. Schließlich war er der erste Junge gewesen, bei dem ich nähe, zu lassen konnte. Ich musste mir keine Gedanken über eine einfache Umarmung, oder Hände schütteln machen.
Betrübt wartete ich auf die Ankunft des Fahrstuhls, nachdem ich das Missgeschick beseitigt hatte. Ich musste das Gespräch mit Eren suchen und ihm klarmachen, dass ich nichts von Herrn Ackerman wollte. Dass ich nichts für ihn empfand, auch wenn mir mein Körper andere Signale sendete. Es war schon fast wie in diesen Klitschee-Filmen. Doch dies hier war die Realität!
Ich konnte mich mit keinem Mann einlassen! Die Frage, ob er wirklich an mir interessiert war, oder ob es die Auswirkung meiner Berührung war, würde immer in meinen Kopf sein. Mit so etwas konnte man doch keine Beziehung führen!
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