13. ϾФЛТΛϾТ

[Kana]

Hastig schluckte ich das Wasser aus dem Pappbecher des Spenders herunter. Langsam hatte ich mich wieder beruhigt. Aber vielleicht lag es daran, dass ich schon daran gewöhnt war. Meine Anspannung war nun auch gewichen, nachdem ich Erwin beteuert hatte, dass ich nicht verletzt war und es mir gut ging. Man sah ihm deutlich an, dass er nur widerwillig und mit gemischten Gefühlen das Gebäude verließ. Doch ich hatte absolut keinen Nerv ihm irgendetwas zu erklären. Im Moment genoss ich einfach nur die Stille.

Bis es mir schlagartig wieder einfiel, als ich meine Hand betrachtete. Herr Ackerman! Stimmte. Er war ja verletzt gewesen und er hatte mir geholfen. Ich sollte wohl auch mit ihm Morgen das Gespräch suchen.

Ein Seufzer entfloh mir und ich beschloss mir erstmal die Hände zu waschen, bevor ich nach Hause fuhr. Alles wirkte komplett verlassen, während ich durch den Flur auf den Weg zu den Sanitätsräumen war. Irgendwie war die Atmosphäre unheimlich und ich wollte schnell nach Hause. Augenblicklich fielen mir dunkle, einzeln verteilte Flecken auf dem Boden auf.

Meine Augen weiteten sich. Blut! Es musste von Herrn Ackerman sein. Meine Kehle schnürte sich zu. Auch wenn er mir als Mensch nicht gerade sympathisch war, so konnte ich doch nicht leugnen, dass ich etwas besorgt war.

Meine Beine wurden immer schneller, als ich den Flecken folgte. Vielleicht war die Verletzung doch ernst. Der befleckte Weg führte mich zu einem Büro. Für ein paar Sekunden schaute ich mich um. Soweit ich wusste war dies Herr Ackermans Abteilung. Ich hob meinen Blick und streckte die Hand nach der leicht geöffneten Tür aus.

Ich zuckte erschrocken zurück, als diese plötzlich aufgerissen wurde und ich in die grauen Augen von Herrn Ackerman blickte. Er war also doch noch hier.

Eine Weile starrte ich ihn einfach nur an und mein Blick wanderte weiter an ihm herab. Vollkommen ausdruckslos stand Herr Ackerman Oberkörper frei da und musterte mich. Ich wiederum versuchte meinen Blick krampfhaft von seinem Sixpack los zu reißen, doch meine Augen wanderten fast automatisch seinen durchtrainierten Körper entlang. Erst als ich frische Fäden an seinem Bizeps erkannte, löste sich meine Starre und ich fand meine Fassung wieder.

»Was wollen Sie hier?«, herrschte der Schwarzhaarige mich an und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich ... ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Ich habe das Blut hier im Flur gesehen«, stammelte ich etwas überfordert. Hatte er sich selbst die Wunde vernäht?

»Und weiter? Wollen Sie mir jetzt eine Predigt wegen Erwin halten, oder soll ich Ihre Anwesenheit so verstehen, dass Sie sich Sorgen gemacht haben?!«, zischte Herr Ackerman weiter.

[Levi]

Fast wie ein verlegendes Mädchen stand Fujioka vor mir und versuchte sichtlich um Worte zu ringen, während sie immer wieder versuchte nicht auf meinen Oberkörper zu starren.

Mein Blick schweifte unauffällig an ihr vorbei auf den Boden. Tatsächlich. Verteilt sah ich einzelne Blutstropfen.

Tcch! Toll, das konnte ich dann auch noch wegmachen! Meine Laune konnte nicht noch tiefer sinken.

»Wie Sie sehen, ich lebe noch. Sollten Sie nicht nach Hause?! Wegen Erwin frage ich gar nicht erst weiter.« Das Letztere murmelte ich mehr zu mir selbst.

»Sie haben sich doch nicht allen erstens selbst die Verletzung behandelt, oder?!«

Und da war er wieder. Dieser ernste, gefasste, wenn auch sehr seltene Unterton in Fujiokas Stimme.

Ich brummte nur zur Antwort und wandte mich in den Raum. Ohne weiter auf Fujioka zu achten, nahm ich mein zurecht gelegtes Ersatzhemd vom Stuhl und streifte es mir über.

»Sie sollten wirklich zum Arzt geh -«

»Frau Fujioka, das ist immer noch meine Angelegenheit. Wollten Sie noch etwas Bestimmtes, oder?!«, unterbrach ich sie gereizt und knöpfte mein Hemd zu.

Tcch! Der Abend war wirklich für mich gelaufen und ich wusste nicht, wie lange ich meine schlechte Laune noch zügeln konnte!

»Ich ...«, begann sie vorsichtig und senkte den Blick gen Boden. »... trotz allem .... ich wollte mich bei Ihnen bedanken« Wurde sie leiser.

Ich krempelte meine Ärmel hoch und wandte mich in Fujiokas Richtung.

War das gerade ihr Scheiß ernst?!

Hörbar zog ich die Luft ein und sah sie eine Weile an.

»Hey!«

Augenblicklich fuhren wir beide auf und unsere Köpfe wandten sich zeitgleich zum Flur. Ein paar Schritte von meinem Büroeingang entfernt stand die Reinigungskraft, die immer zusammen mit einer weiteren Kollegin das Gebäude Abends reinigte und sah nicht gerade erfreut aus.

»Was ist das hier für eine Sauerei auf dem Flur?! Was macht ihr hier nur den ganzen Tag? Jetzt sind die Bürotussis sogar schon zu blöd, rechtzeitig ihre Tampons zu wechseln!«, zeterte sie und schwang den Wischmopp.

Bei ihrer Wischbewegung verbesserte sich meine Laune nicht gerade! Ich wusste schon, warum ich mein Büro selbst reinigte. Wobei mir ihre Dummheit auch zugutekam, so musste ich mich nicht weiter darum kümmern.

Ohne ein weiteres Wort schulterte ich meine Tasche und verließ mein Büro. »Hier!«, murmelte ich tonlos und reichte Fujioka ein Frischetuch, während ich abschloss. »Für Ihre Hand«, erklärte ich auf ihren verwirrten Gesichtsausdruck.

Nach einigen Sekunden des Zögerns nahm sie es an und ich ging einfach Richtung Fahrstuhl, ehe sie dann auch zu mir aufschloss. Wortlos standen wir da und warteten, dass sich die Türen öffneten. Im Augenwinkel erkannte ich wie sie ihre Hand weiter säuberte.

»Und? Wollen Sie mir nicht irgendetwas erklären?!«, brach ich das Thema an, was immer noch im Raum stand.

Sofort zuckte Fujioka zusammen und sah zögerlich zu mir herüber. »Was ... was gibt es da zu erklären ...«, nuschelte sie.

Ich schob meine Brauen zusammen und die Türen öffneten sich.


[Kana]

Ich überlegte zuerst, ob ich wirklich mit in den Fahrstuhl steigen sollte, oder doch die Treppen nehmen sollte. Doch ich fühlte mich einfach zu abgespannt. Wenn ich vielleicht nicht weiter drauf einging, würde Herr Ackerman eventuell von dem Thema ablassen ...

Vorsichtig folgte ich ihm in den Fahrstuhl und die Türen schlossen sich. Monoton blickte er auf die Stockwerkanzeige und lehnte sich an die Spiegelwand.

Ich sah einfach auf den Boden. Gott, war das unangenehm! Wieso musste ich auch der Blutspur folgen. Wieso hatte ich mir überhaupt Gedanken um ihn gemacht?! Irgendwie bereute ich das alles.

»Es ist schon lustig«, halte Ackermans tiefe Stimme durch den Fahrstuhl. Im Augenwinkel erkannte ich wie er seine Hand zu dem Bedienungsfeld streckte. »Die ganze Zeit über sind Sie gegenüber Männern äußerst zurückhaltend. Und nun sehe ich heute das«, fuhr er fort, schlug gegen einen Knopf an dem Bedienfeld und der Fahrstuhl hielt plötzlich an. Völlig irritiert blickte ich Herr Ackerman an. »Erklären Sie mir das, Frau Fujioka!«

Ich schluckte aufgeregt. »W-Was soll das?«, presste ich brüchig hervor und merkte wie sich langsam Panik in mir ausbreitete.

Herr Ackerman kam mir bedrohlich näher. Seine grauen Augen fixierten mich und ich wich automatisch immer weiter zurück, bis ich unweigerlich mit dem Rücken gegen die Spiegelwand stieß.

»Ich kenne Erwin schon jahrelang«, brummte er rau und kam vor mir zum Stillstand. »Auch wenn ihn der Verlust seiner Tochter zusetzt«, fuhr er fort und streckten einen Arm an der Seite meines Kopfes hinweg, »niemals würde ihm im Traum einfallen, so etwas zu tun. Dennoch habe ich Sie so mit ihm vorgefunden. Da stimmt doch etwas nicht. Was für ein Spiel spielen Sie, Frau Fujioka?!«, zischte Herr Ackerman und seine Augen verengten sich.

Ich drängte mich immer weiter an die Wand und traute mich kaum zu atmen. Hatte er den Fahrstuhl, zum stillstand gebracht?! Was war mit diesen Mann los?!

»Was soll das? W-Wieso fahren wir nicht weiter?!«, hauchte ich zittrig und zuckte sofort zusammen, als Herr Ackerman kurz gegen die Wand neben meinen Kopf schlug.

»Ich will Antworten! Und zwar jetzt!« Seine kalten Augen durchbohrten mich förmlich und mein Herz raste.

»E-Erwin trifft keine Schuld. Ich ... ich ...«, begann ich stotternd. Was sollte ich denn jetzt sagen?! Die Wahrheit wird er mir niemals glauben. Würde dieser Mann sich überhaupt mit irgendeiner Erklärung zufriedengeben? Angesichts dessen, dass ich gesehen hatte, wozu er fähig war, überkam mich die Angst.

»Sie ... Sie würden mir niemals glauben. Es ... aber Erwin trifft keine Schuld.«

»Ich suche nicht nach der Schuld, sondern ich will eine Erklärung, Frau Fujioka!«, gab Herr Ackerman eindringlich an. »Was ich glaube und was nicht liegt in meiner Entscheidung! Also, ich höre!«

Erneut schluckte ich schwer. »Ich ... ich habe mir das doch auch nicht ausgesucht ...«, presste ich verzweifelt hervor und unterdrückte die Tränen, die aufsteigen wollten. Ich war absolut überfordert. Ich wurde in die Ecke gedrängt. Und dann auch noch von diesen Typen der dazu bereit war Gewalt aus zu üben.

»Ich habe immer stets versucht es nicht so weit kommen zu lassen! Sie sagten doch selbst, dass Sie meine Zurückhaltung gegenüber Männern bemerkt haben«, sprach ich weiter und kniff die Augen zusammen. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten. Meine Beine begannen zu zittern. Herr Ackerman erwiderte weiterhin nichts. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass ich weiter sprach.

»S-Seit ... seit meiner Pubertät versuche ich den Kontakt zum männlichen Geschlecht zu meiden ...«, schluchzte ich und hatte die Augen weiterhin geschlossen. Mein gesamter Körper war angespannt. Und ich wollte einfach nur, dass dies alles schnell vorbei sein würde. »Ich habe keine Erklärung dafür und Sie sagten ja, Sie entscheiden selbst, ob Sie mir glauben oder nicht, doch sobald mich ein Mann berührt, scheint irgendetwas in ihrem Verstand auszusetzen und sie folgen nur noch ihren Begierden.«

Atemlos stand ich da. Es war raus. Ob er mir glaubte oder nicht. Es war raus! Dennoch traute ich mich nicht die Augen zu öffnen.

[Levi]

Ich blinzelte ungläubig. Und starrte Fujioka an. Ihre ganze Haltung war verkrampft und ihr Atem ging hektisch. War das gerade ihr Ernst? Ihre Angst war offensichtlich. Ihr Zittern in der Stimme verriet, wie aufgewühlt sie war. In der jetzigen Situation wäre es äußerst unklug mich anzulügen und das wusste sie. Ihre Körpersprache verriet es mir eindeutig.

»Begierden, hmm«, brummte ich rau und ließ meine Hand von der Wand ab. Meine Finger näherten sich langsam ihrer Wange. Nur wenige Zentimeter vor Fujiokas Haut stoppte ich. Dennoch nahm ich ihre Körperwärme wahr. »Sobald man Sie berührt?«, flüsterte ich leise und erinnerte mich an dieses Kribbeln, das ich jedes Mal verspürt hatte.

Nach wie vor hatte Fujioka die Augen geschlossen.
Sie log nicht. Aber dennoch ergab das alles keinen Sinn für mich. Begierde? Was bedeutete das schon? Wie fühlte sich so etwas an? Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Erwin so einen gravierenden Schritt tun würde, wenn er auch nur dieses Kribbeln wie ich verspürte. Wenn man ihren Worten Glauben schenken konnte. Dies war doch kein Grund über eine Frau herzufallen. Doch ich konnte das Gefühl wie Begierde oder Lust nicht definieren. Ich fühlte so etwas nicht. Aber es lag schon auf der Hand, dass ich dieses undeutbare Gefühl nur bei Fujioka verspürte. Weder bei einer anderen Frau noch bei der Nervensäge Petra.

Also stimmte es wirklich was sie sagte? Zum ersten Mal in meinen Leben wusste ich keine Antwort. Ein finsteres Lachen entfloh mir und Fujioka schlug vollkommen irritiert die Augen auf. Immer noch lachend nahm ich Abstand zu ihr und fuhr mir durchs Haar.

»Nun gut, Frau Fujioka«, brummte ich kühl und hielt weiterhin Blickkontakt, während ich gegen den Knopf schlug, der den Fahrstuhl wieder in Gang setzte. »Sie sind sich doch sicher im Klaren darüber, dass ich Ihre Erklärung so oder so überprüfen werde.« Meine Hand entfernte sich von dem Bedienfeld und ich streckte sie in Fujiokas Richtung. »Ihre Geschichte interessiert mich. Außerdem«, ich schaute kurz auf meine Hand als ich sie wieder senkte, ehe ich wieder zu ihr blickte und finster grinste, »gibt es da auch etwas, was ich persönlich überprüfen möchte.«

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