Es war Dienstag und ich war gerade auf dem Weg von der Arbeit nach Hause zu Leo, während ich mit meiner Cousine telefonierte. Nicht mehr weit und ich wäre da.
„Ich weiß es wirklich nicht, Mary. Ehrlich. Ich habe keine Ahnung, ob ich zusage oder nicht...“.
„Sag mal, spinnst du?! Natürlich fährst du da hin! Das ist die Gelegenheit für dich, Lisa. Worauf willst du denn noch warten?!“.
Frustriert seufzte ich in das Handy, welches zwischen meiner Schulter und meinem Kopf klemmte, während ich versuchte die Haustür aufzuschließen.
„Natürlich ist das eine tolle Möglichkeit, aber es würde auch bedeuten, dass ich...“.
Mary -ungehalten wie sie nunmal sein konnte- ließ mich gar nicht erst ausreden. „Jaaa, ich weiß. Aber auch da ist ein Ende abzusehen, oder nicht?“.
Zwar sprach sie noch weiter, doch ich schaltete auf Durchzug. Ich wollte diese Entscheidung für mich alleine treffen, auch dann, wenn ich es im Nachhinein vielleicht bereuen würde.
Mühsam schleppte ich mich die Treppen hoch, versuchte mein angestrengtes Keuchen zu unterdrücken.
Warum haben wir uns nochmal eine Wohnung im Dachgeschoss gemietet?!
„Du, Mary. Ich lege jetzt auf, okay? Bin gerade angekommen und naja...Ich würde erstmal gerne mit Leon alleine darüber sprechen. Sei nicht sauer auf mich, ja?“.
Knapp verabschiedeten wir uns voneinander, ich ließ mein Telefon in meine Hosentasche gleiten und schloss dann die Wohungstür auf. Sofort zeigte mir das Chaos im Flur, dass mein Freund bereits hier war.
„Hey, Prinzessin!“, hörte ich ihn aus seinem Zimmer rufen. Derweil betrat ich die Wohnung und zog mir Schuhe und Jacke aus. Anschließend schlich ich zu ihm.
Leon saß über ein Buch gebeugt an seinem Schreibtisch, stützte mit beiden Armen seinen Kopf. Als ich sein Zimmer betrat drehte er sich mit dem Schreibtischstuhl um und grinste mich an. Langsam ging ich auf ihn zu, setzte mich auf seinen Schoß.
„Was ist los mit dir, hm? Du bist doch sonst nicht so ruhig“, fragte er.
Auch wenn ich wusste, dass es eigentlich ein Scherz war, antwortete ich mit einem ehrlichen Schulterzucken. Dann vergrub ich mein Gesicht an seiner Halsbeuge.
„Ich muss mir dir reden...“, murmelte ich. Sanft fuhren Leo's Hände dabei meinen Rücken auf und ab.
„Mir wurde ein Weiterbildungsplatz angeboten. Die Praxis würde auch die Kosten tragen und...naja, ich würde irgendwann die Leitung übernehmen, wenn meine Chefin in Rente geht“.
„Das ist doch aber super. Warum freust du dich denn nicht, Elly? Also ich unterstütze dich da voll und ganz, das ist doch klar!“.
Hm, offenbar plante da schon jemand seinen nächsten Männerabend in unserer Wohnung.
„Du kennst ja auch noch nicht alle Details...“, meinte ich leise, was dazu führte, dass mein Freund wieder hellhörig wurde.
„Ich müsste für zwei-einhalb Monate nach Viborg. Das Angebot ist super und ich möchte so gerne annehmen, aber...ich...ich will nicht solange von hier weg sein. Nicht weg von dir!“.
Zwar hatte ich mir vorgenommen nicht zu jammern, doch in diesem Moment wurde es einfach zu viel.
Vorsicht hob Leon mein Kinn hoch, zwang mich ihm in die hübschen Augen zu schauen.
„Pssst, Elly. Alles ist gut, Prinzessin. Wir schaffen das schon. Wir sehen uns an den Wochenenden und telefonieren jeden Abend, wenn du das möchtest. Wir finden schon eine Lösung, hm?“.
Wenig überzeugt nickte ich.
„Hey, nicht so pessimistisch. Die 10 Wochen halten wir schon durch. Ich meine, das ist doch nichts zu denn 80 Jahren, die wir danach noch zusammen verbringen werden!“.
Und diese Aussicht ließ mich vorsichtig grinsen. Schien, als würde ich morgen mit meiner Chefin sprechen müssen.
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