Freitag - 38.3 - Test, Test, Test
Don't forget - it's fiction!
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Das Konzert kann beginnen. Erst wärmen sie ihre Muskulatur an. Dann stellen sie sich im Kreis auf, und Jimin nimmt sich einige Minuten Zeit, um sich und die anderen sorgfältig einzusingen. Es ist witzig, denn während sich die Jungs voll konzentrieren und nach und nach zu einem guten Gesamtklang finden, stehen die Leute vom Staff mit großen Augen drumrum und staunen. Das gab es ja noch nie, was ist denn mit denen passiert? Aber es klingt toll! Namjoon sagt noch ein paar Worte, wie immer.
„Jungs, das wird ein tolles Konzert – einfach, weil wir heilfroh sind, dass es uns allen inzwischen besser geht, dass wir soviel dazu gelernt haben, dass wir so ein unschlagbar gutes Team sind. Vergesst das Mikro-Spielchen nicht. Passt gut auf euch auf! Und dann lasst uns denen da draußen zeigen, was es heißt, BTS zu sein! Bangtan! Bangtan!"
„Bang Bangtan!!!"
Die anderen ergänzen automatisch den Spruch, und schon flitzen sie für „Fake Love" auf die dunkle Bühne. Licht an - und los!
Schon dieser erste Song ist eigentlich eine Herausforderung für Jeongguk. Also hat er sich entschlossen, sein Bestes zu geben, aber nicht zu viel Gefühl zuzulassen. Er muss das nicht innerhalb von zwei Tagen gebacken kriegen! Er darf sich jetzt schützen. Das haben ihm die anderen auch im Laufe des Vormittags bestätigt. Er trägt sein Bild von seinem schützenden Turm in sich und konzentriert sich darauf, dass seine Stimme seine stärkste Waffe gegen die Angst ist. Und so läuft alles glatt.
Kaum stellen sie sich zur Begrüßung auf, tobt die Halle, weil alle Jimin begrüßen und unterstützen wollen. Also lassen die anderen ihn anfangen. Jimin bändigt völlig problemlos die Massen mit dem angehobenen Mikro und bedankt sich für die überwältigende Begrüßung und für die weltweite Unterstützung in den letzten Wochen.
„Ihr glaubt nicht, was für ein seltsames und glückliches Gefühl es ist zu wissen, dass SO viele Menschen auf der ganzen Welt an mich denken!"
Kurz erzählt er, dass in Seoul ein ganzer Raum voller Briefe auf ihn wartet.
„Wenn ich also nach dieser Tournee für ein halbes Jahr verschwinde und die anderen ohne mich auftreten müssen, dann liegt das daran, dass ich bei BigHit mit säckeweise Briefen eingesperrt bin und die alle noch lesen muss."
Es ist so befreiend, gemeinsam mit dem Publikum darüber zu lachen. Dann hat er einen spontanen Gedanken, der sich sofort richtig anfühlt. Er kann doch noch was für dieses Mädel tun!
„Ich kann nur allen Menschen mit seelischen Problemen ganz fest wünschen, dass sie mit ihren Sorgen und Nöten nicht alleine sind, nicht alleine bleiben. Jeder Mensch hat IRGEND jemand, mit dem er oder sie reden kann. Bleib nicht alleine. Du bist nicht alleine! In jedem Land auf der Welt gibt es Hilfsstellen, die sich gut mit Essstörungen auskennen und nur darauf warten, DIR helfen zu dürfen. Erst vorhin beim Fansign kam eine Frau zu mir, die bei einer solchen Stelle hier in Stockholm angestellt ist, und hat von ihrer Arbeit erzählt. Nimm diese Hilfe an! Es lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe auch Hilfe gebraucht und brauche sie noch. Das dauert. Über die Gründe, die einen in die Magersucht getrieben haben, ist man nicht in drei, vier Wochen weg. Und der Körper muss sich ja auch erst wieder umstellen. Aber mit dem sicheren Wissen, dass ich damit nicht alleine bin, will ich jetzt, heute und an jedem weiteren Tag mein Bestes für euch geben und euch Hoffnung machen. Lasst uns ein Licht der Hoffnung anzünden und gemeinsam feiern, dass es uns gibt!!!"
Die anderen wissen kaum, was sie danach zur Begrüßung noch sagen sollen, denn die Halle tobt dermaßen, dass kaum Ruhe rein zu kriegen ist. Erst, als wiederum Jimin das Mikro hebt, in die entstehende Stille hinein fragt: "Wollt ihr, dass wir weiter machen?", und dazu unverschämt charmant grinst, haben die anderen auch eine Chance. Sie halten die Begrüßung gewohnt kurz, stellen sich nur vor und heizen ein bisschen ein. Dann starten sie mit dem Konzert richtig durch.
In der ersten Umziehpause memorieren sie wie gewohnt, welche Songs im nächsten Block folgen. „Magic Shop" ist dabei, der Song, an dem Jeongguk mitgearbeitet hat – und der ihm heute Morgen etwas Mühe gemacht hat.
„Wie hättest du es gleich gerne?"
Yoongi sieht ihn an und fragt ganz pragmatisch nach. Guk überlegt.
„Wie gesagt – ich habe keine Ahnung, was passieren kann. Ich würde sagen: macht nix besonderes mit mir, lasst uns vielleicht ein bisschen näher beieinander bleiben, das könnte vielleicht helfen."
Und aus einem Impuls heraus fischt er noch den kleinen Schlüssel aus der Tasche seiner „privaten" Hose und steckt ihn ein. Der Block läuft gut, die Stimmung in der Halle ist gigantisch. Als „Magic Shop" anfängt, greift Guk in seine Tasche, umfasst den kleinen Schlüssel, denkt einen Moment lang an seinen schützenden Turm. Ab und zu legt ihm einer im Vorbeigehen eine Hand auf den Rücken – und so kommt er auch durch diesen Song ziemlich gut durch.
Jimin hat derweil einen unglaublichen Spaß, wieder auf der Bühne zu stehen und seine alte Kraft zu erahnen. Im Gegensatz zu den anderen hat er so viel mit Heike gearbeitet, dass er sich schon mehr zutraut und tatsächlich auch über weite Strecken einfach nur glücklich ist über seine Stimme. Er kontrolliert seinen Kraftverbrauch besser, wie im zweiten Konzert in Rom. Und so läuft er die meiste Zeit so strahlend rum wie ein überladener Christbaum voller 1000-Watt-Birnen. Er fühlt sich so lebendig und glücklich wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr, und jeder in der Halle kann das spüren. Und gleichzeitig kann er seine Grenzen akzeptieren. Bei dem Medley aus fünf alten Powersongs lässt er mit einem breiten Grinsen Sung-Deuk ran und setzt sich derweil einfach zum Singen an den Rand der Bühne.
Dann kommt die dritte Nagelprobe für Jeongguk. Schon in Rom war „the truth untold" für die Singer-Line eine Herausforderung, weil Jimin in ihnen allen Gefühle ohne Ende geweckt hatte. Aber im Endeffekt war es ein sehr, sehr hoffnungsvoller, positiver Moment gewesen. Wie Guk das diesmal wegsteckt, kann keiner voraussagen. Darum haben sie entschieden, vier Standmikros ganz nah beieinander aufzustellen. So können sie Guk am besten einbetten in ein tragendes Gruppenfeeling, haben im Zweifelsfalle die Hände frei und können ihn berühren, um ihn zu erden. Die Hand fest um den Schlüssel geschlossen, der Körper starr, die Konzentration voll bei den Noten, die er zu singen hat, steht er da. Doch wie erwartet schafft er es nicht ganz, das Bild von der Maske und all dem Leid dahinter von sich weg zu halten. Ganz am Anfang, als er noch gefasst ist, wird er einmal groß auf dem Screen gezeigt, danach sind nur noch die anderen zu sehen. Das ist vorher so verabredet worden. Keine Kamera richtet sich auf seine brennenden Augen, niemand stellt ihn bloß auf der großen Leinwand. Stumm laufen ihm die Tränen übers Gesicht. Es kostet ihn alle Kraft, trotzdem stabil zu singen. Es sind seine Tränen, es ist sein Leid, das er still für sich trägt, es sind seine Ängste, denen er sich stellt, ohne dass die Welt ihm dabei zusehen soll. Sie rücken zusammen, fassen sich an den Händen, senden all ihre Zuneigung und Kraft zu ihm und tragen ihn so durch den Song.
Die Rapper haben beschlossen, sich dem nicht auszusetzen, damit sie selbst hinterher in der Lage sind zu performen. Sie bleiben weg von der Bühne und kommen erst im letzten Moment. Aus einem Impuls heraus lotsen die Sänger dann Jeongguk so vorbei, dass Hobi ihm nicht ins Gesicht sehen kann. Er hat es gehört und er weiß, dass es Guk nicht gut geht. Aber nun muss er selbst ran, und sein Bild im Kopf soll sein, dass die anderen sich gut kümmern, damit er frei loslegen kann. Während die Rapper-Line „Tear" performt, bekommt Jeongguk hinter der Bühne eine ausführliche Packung Bangtan-Knäuel und kann sich so nach und nach wieder fangen. Das war die schlimmste Hürde, und die hat er nun gemeistert.
Später kommt wieder riesige Stimmung auf, Anpanman und Airplane pt.2 fegen die Kids von den Stühlen, und die Jungs toben befreit über die Bühne. Die verspielte Leichtigkeit von Airplane pt.2 ist hinreißend. Hobis Füße fliegen im Rhythmus und begeistern die Massen.
Bei Anpanman kommt dann Taes Stunde. Er hat einen solchen diebischen Spaß an dem Song, dass er immer aus dem Dauergrinsen gar nicht rauskommt.
Und die Fans feiern das extrem. Er schmeißt mit Charme nur so um sich, und die Mädels vorne am Bühnenrand kriegen sich gar nicht mehr ein, was ihn nur noch mehr zum Grinsen bringt.
Jimin hält tatsächlich gut bis zum Ende durch. Er selbst spürt: er ist übern Berg. Auch Guk kann den Rest des Konzerts wieder genießen. Und so, wie sie in Paris und Madrid gemeinsam Jimins Schwäche überspielen konnten, powern sie heute, um von Guks gedämpfter Kraft und Ausstrahlung abzulenken. Dennoch müssen sie bei der Verabschiedung alle weinen. In bewegenden Worten danken sie sich gegenseitig für all das, was sie einander seit Paris geschenkt und miteinander getragen haben. Sogar beim sonst vor Kameras so gefassten Namjoon kullern ein paar Tränen, während sie sich alle bei der ARMY für die fantastische Unterstützung in den letzten, so aufregenden und aufwühlenden Wochen bedanken. Da passt der Schlusssong „I'm a born singer" richtig gut. Sie haben es geschafft!
Dieses erste Konzert nach Jimins Pause war die Nagelprobe, und trotz Jeongguks Wackelsongs haben sie ein tolles Konzert geliefert und nun 17.000 Fans um sich sitzen, die begeistert das Lied mitsingen und die Ränge zum Schwanken bringen, während die Jungs als Letztes nochmal winkend über alle Stege flitzen, um dann schließlich auf der Hauptbühne im Untergrund zu verschwinden.
Die Euphorie trägt sie bis ins Hotel, wo sie umschichtig duschen und nochmal richtig was essen. Hoseok und Jimin bekämpfen ihre Müdigkeit, um Jeongguk in einem kuscheligen Gespräch auf dem Sofa beim Sortieren zu helfen, damit er all die Gefühle nicht mit in die Nacht nehmen muss. Namjoon chattet kurz mit Yuiko und überfliegt nochmal all die Notizen zu Jimins Song. Aber schließlich liegen alle in ihren Betten und schlafen vor Erschöpfung schnell ein.
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Wir in Deutschland haben natürlich wieder auf der Sofakante mitgefiebert. Die Nachrichten in den letzten Tagen waren ja sehr gemischt – die Begeisterung über Stockholm und der massive Einbruch von Jeongguk streiten sich um die Aufmerksamkeit in meinem Herzen. Aber ich habe das Gefühl, dass nun nach dem kurzen zweiten Aufenthalt der Jungs bei uns tatsächlich vieles besser läuft und sich einspielt. Wir freuen uns, dass Jimin es geschafft hat, und fiebern mit für Guk.
Hoffentlich hat er nun eine ruhige Nacht, um Kraft zu schöpfen für das zweite Konzert!
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2.3.2019 - 8.6.2019 - 2.11.2019
13.4.2020
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