P.o.V.: Elisa
Erleichtert atmete ich aus. Wir hatten tatsächlich die gigantischen Krebse besiegt und Liam hatte bereits das Gift entnommen. Erst jetzt schoss mir wieder die verletzte Emilia in den Kopf. Die Arme wurde von einem Krebs erwischt. Ich drehte mich in ihre Richtung. Alex hatte sie im Arm und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Tina saß ebenfalls bei Emilia und versuchte ihre Wunde zu versorgen. Linus und Liam standen etwas entfernt und redeten gedämpft miteinander und warfen ab und zu besorgte Blicke zu Emilia herüber. Mason näherte sich mir und blieb schließlich neben mir stehen. „Sie wird es nicht schaffen," flüsterte er mir bedrückt zu. Seine Worte taten in meinem Herzen weh. Ich wollte nicht das sie stirbt. Emilia war mir doch schon nach so kurzer Zeit ans Herz gewachsen. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich senkte meinen Kopf. „Nein! Emilia, bleib bei mir. Schau mich an, schau mir in die Augen. Du schaffst das. Halte durch," hörte ich Alex verzweifelt weinen. Ich hob meinen Kopf etwas und sah zu Tina, die stumm da saß und weinte. Ich schwenkte meinen Blick ein Stück weiter zu Alexander, der den leblosen Körper in seinen Armen fest an sich drückte und schluchzte. Linus und Liam stand die Traurigkeit ins Gesicht geschrieben und Mason, er stand einfach da und starrte auf Emilias toten Körper. „Applaus, Applaus! Ihr wart großartig. Die anderen Gruppen haben viel länger gebraucht, um die Krebse auszuschalten. Ihr dürft jetzt auf eure Zimmer gehen. Lasst das tote Mädchen einfach liegen und reicht mir beim Verlassen des Raums das Gift," sagte unser Meister seelenruhig, während er klatschend den Raum betreten hatte. Alexander schaute auf und knurrte ihn düster an: „Wie konnten Sie das zulassen? Sie sind ein Monster! Emilia war doch noch so jung." Mason hatte sich wieder gefasst er flüsterte mir ein: „Komm wir gehen jetzt auf unser Zimmer," zu und nahm einfach meine Hand, um mich anschließend aus dem Raum zu ziehen.
Am nächsten Tag saßen wir alle beim Frühstück. Naja, alle außer Emilia. Doch keiner von uns hatte besonders Hunger. Es herrschte eine angespannte, stille Stimmung. Die nach einiger Zeit von unserem Gruppenleiter, der sich zu unserem Tisch gesellte, unterbrochen wurde: „So meine Lieben. Heute werdet ihr eine neue Aufgabe überstehen müssen. Wenn ihr fertig mit dem Essen seit, steht bitte auf und folgt mir." Keiner widersprach ihm und so standen wir alle brav auf und folgten ihm. Der Essensraum war viel leerer als am Tag zuvor. Es waren wohl einige draufgegangen, was mich wieder etwas trauriger machte. Was wollte Mr. Clark und seine Organisation von uns? Wir hielten nach kurzer Zeit vor einer schweren Metalltür an. Der Meister öffnete die Tür mit einem Schlüssel und wir traten einer nach dem anderen ein. Der Raum, welcher sich hinter der Tür befand, war viereckig und schneeweiß. Kein einziger Möbel zierte den kahlen Boden und an der leeren Decke befanden sich keine Lichter, was komische war, da der Raum trotz der fehlenden Lichtquelle erhellt war. Was den mittelgroßen Raum noch größer erschienen ließ. Was taten wir hier drinnen? Es gab hier nichts zu sehen. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, betrat Tina als letzte den Raum und die Metalltür viel hinter ihr ins Schloss. Augenblicklich begannen sich zwei gegenüberliegende Wände zu bewegen. Zuerst dachte ich, dass sie sich von uns wegbewegten, doch dann begriff ich, dass das Gegenteil der Fall war. Die beiden Wände bewegten sich auf uns zu! „Los, suchen wir nach einem Schalter oder Knopf oder einem Geheimausgang und versucht die Metalltür wieder zu öffnen," befahl Tina aufgebracht und stellte sich zu einer Wand, um sie anschließend abzutasten. Ich folgte ihrem Befehl und die anderen schienen auch keine bessere Idee zu haben. Also suchten wir alle panisch die Wände nach irgendetwas hilfreichem ab. Doch keiner wurde fündig, weshalb Linus vorschlug sich gegen die näher kommenden Wände zu stemmen. Auch das half nichts. Die Wände waren nicht zu stoppen und nur noch wenige Meter von uns entfernt. Ich sah wie Linus und Mason gegen die Wände schlugen. Tina saß am Boden zusammen geknäult und murmelte die ganze Zeit etwas von wir werden alle sterben. Liam lief im Kreis, auf der Suche nach einem Ausgang und ich versuchte die verschlossene Metalltür zu öffnen. Als mir plötzlich eine Idee kam. Vielleicht gab es einen Lüftungsschlitz oder so etwas ähnliches. Ich drehte mich in alle erdenklichen Himmelsrichtungen. Schaute genau auf Boden und Decke. Aber da war nichts. Wir saßen in der Falle. Ich ließ mich an einer fixen Wand auf den Boden gleiten und lehnte meinen Kopf an das kühle Beton hinter mir. Ich schloss die Augen und versuchte mir einzureden, dass alles gut werden würde. Ich beruhigte mich etwas und öffnete die Augen. Was wenn die Lösung gar nicht wäre, einen Ausgang zu finden, sondern sich mit seinem Schicksal abzufinden? Egal wie absurd das auch klang, einen Versuch war es Wert. Eine andere Möglichkeit gab es eh nicht. Also erhob ich meine Stimme: „Leute, beruhigt euch und setzt euch auf den Boden. Wir müssen uns mit unserem Schicksal abfinden. Vertraut mir." Alle starrten mich an. Einen kurzen Moment dachte ich, sie würden mich für total bescheuert halten, aber das Gegenteil traf ein. Linus flüsterte ein einfaches „Okay", ging zu mir und ließ sich dann an der Wand zu mir hinunter gleiten. „Ich hoffe du weißt, was du tust," flüsterte er mir zu. „Vertrau mir, dass muss einfach klappen. Ich hab einfach so ein Gefühl." Er nickte und schloss die Augen. Tina, Liam und Mason hatten sich ebenfalls hingesetzt und versuchten zur Ruhe zu kommen und sich mit ihrem sicheren Ende abzufinden. Alexander stand noch. Er sah unschlüssig aus. Die Wände hielten nur mehr einen ein Meter breiten Spalt frei. Linus und ich rückten mehr zusammen, damit wir nicht zerquetscht wurden. „Jetzt setz dich endlich hin, Alex," rief ihm Tina genervt zu. Nur mehr 90 cm. 80 cm, 70 cm, es wurde immer enger und Alexander weigerte sich immer noch sich zu setzen. Ich konnte mich gar nicht mehr rühren und das Atmen fiel mir schwerer. So eingequetscht war ich schon von der Wand links und von Linus rechts neben mir. Tina stand auf und zerrte Alex zu Boden. Dann redete sie leise auf ihn ein. 60 cm ich spürte deutlich den schnellen Herzschlag und den unregelmäßigen Atem von Linus direkt neben mir. „Alles wird gut," flüsterte ich ihm beruhigend zu und streichelte so gut es ging seine Hand, welche auf meinem Oberschenkel ruhte. Vor Nervosität bohrte er seine Finger in mein Fleisch. Es tat zwar etwas weh, aber es war noch erträglich, weshalb ich nichts dazu sagte. Als ich schon dachte mein Plan würde nicht aufgehen, blieben die Wände stehen. Eine Erleichterung breitete sich in mir aus und die anderen wirkten auch schon um einiges entspannter. Alexander hatte sich wohl zusammengerissen. „Versuch bitte aufzustehen, Linus. Ich glaube du hast besser Chancen als ich und gleichzeitig werden wir es auf gar keinen Fall schaffen," wandte ich mich wieder Linus zu. Er nickte und zwängte sich erfolgreich hinaus. Abermals erleichtert wieder Luft zu bekommen, atmete ich aus. Linus hielt mir die Hand hin, um mir auf zu helfen. Lächelnd ergriff ich sie und wurde von ihm nach oben gezogen. „Danke," murmelte ich noch etwas benommen und ließ seine Hand los. Er war stärker als ich dachte. „Alles okay mit dir? Hab ich dich eh nicht zerdrückt? Und Entschuldigung, dass ich meine Finger in deine Haut gebohrt habe," flüsterte er mit leicht geröteten Wangen. Dabei sah er richtig süß aus, weshalb ich mir kein kleines Lächeln verkneifen konnte. Ich rief mir seine gestellte Frage in Erinnerung und antwortete ihm: „Ja alles gut, du hast mich nicht zerdrückt und du brauchst dich dafür nicht zu entschuldigen. Und bei dir?" „Fürs nächste mal sollten wir uns aber merken, dass man sich bei näher kommenden Wänden nicht nebeneinander setzt," fügte ich noch schnell lachend hinzu. „Danke, auch bei mir alles bestens und ja, ich schreib es mir hinter die Ohren," grinste er nun auch. „Geht es euch allen gut?," kam es nun auch besorgt von Tina. Sie fügte dann noch: „Und Elisa, dass war eine geniale Idee. Ohne dich wären wir wahrscheinlich alle zerquetscht worden," hinzu. Als alle meinten es ginge ihnen gut, sprang die Metalltür, durch die wir zuvor auch hinein gelangt waren, auf und wir verließen nach einander den Raum. Draußen erwartete uns schon unser Gruppenleiter: „Gute Arbeit, ich dachte wirklich für einen kurzen Moment, ihr würdet alle draufgehen." Er lachte kurz auf. So ein Idiot. Was gab es da bitte zu lachen? „So, wir sehen uns dann morgen beim Frühstück wieder, geht jetzt schlafen." Anscheinend gab es kein Abendessen mehr. Obwohl uns am Anfang eines versprochen wurde, aber mir war es eh egal. Ich hatte immer noch keinen so großen Hunger und würde locker bis morgen Früh auskommen.
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