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Mit offenem Mund starrte ich auf die Stelle, hinter der er gerade verschwunden war.
Dieser Typ spinnte doch!
Aber ehrlich gesagt war es mir nur recht. Endlich war dieser Perverse aus der Wohnung draußen, also schloss ich schnell wieder das Fenster und zog den Vorhang davor. Mein Herz raste in meinen Ohren, als ich mich langsam umdrehte und zum Schrank ging. Meine Hände zitterten, als ich nach trockener Kleidung griff – frische Unterwäsche, eine bequeme Jogginghose und einen Oversized-Kapuzenpullover und schlich leise ins Badezimmer.
Dort zog ich mich langsam aus und stellte mich anschließend unter die Dusche. Das Wasser lief über meinen Körper und ich versuchte, mich von der Kälte und dem Schmerz zu befreien, der mich durchzog. Meine Haut war übersät mit blauen Flecken und Schürfwunden, die einen brennenden Schmerz verursachten, wenn das Wasser darüber lief.
Ich traute mich nicht, meinen Blick über meinen Körper schweifen zu lassen. Stattdessen starrte ich auf die Fliesenwand vor mir und wusch mich blind. Meine Tränen vermischten sich mit dem Wasser, das über mein Gesicht lief. Ich konnte einfach nicht aufhören zu heulen. Ich fühlte mich hilflos und allein, aber gleichzeitig auch wütend und verzweifelt.
Unter der warmen Dusche ließ ich meine Tränen mit dem Wasser vermischen, während ich leise vor mich hin schluchzte. Die Wärme des Wassers ließ meine Haut erröten und meine Gedanken beruhigen. Als das Wasser kalt wurde, stieg ich aus der Dusche und griff nach dem weichen Handtuch, um mich langsam abzutrocknen. Meine Bewegungen waren träge und schwer, denn jeder Muskel in meinem Körper schmerzte.
Ich zog mir meine bequemen Klamotten an und stand vor dem Waschbecken und starrte in den Spiegel darüber. Meine ganze linke Gesichtshälfte war angeschwollen und verfärbt. Ich versuchte, die Schwellung vorsichtig zu berühren, doch der Schmerz ließ mich zusammenzucken. Mit dem Schmerz konnte ich es unmöglich mit Make-up überdecken. Außerdem würde die Schwellung sowieso auffallen, auch wenn ich es schaffen würde, die Flecken zu überschminken, denn diese konnte ich nicht verstecken.
Die einzige Möglichkeit, die ich sah, war es, meiner Mutter aus dem Weg zu gehen, zumindest so lange, bis die Schwellung abgeklungen war und ich die Flecken überdecken konnte. Ich wusste, dass sie mir niemals glauben würde, wenn ich ihr sagte, ich wäre hingefallen, nicht mit diesem Aussehen.
Aber was sollte ich ihr erzählen, damit sie es akzeptierte, dass ich ihr aus dem Weg ging? Wenn ich mich in den Ferien tagelang in mein Zimmer eingeschlossen hatte, um online zu zocken, hatte sie mich immer gezwungen, zumindest zum Essen herauszukommen und dasselbe würde sie wieder tun, egal welche Ausrede ich mir einfallen lassen würde.
Was wäre, wenn ich ihr erzählte, dass ich lernen musste? Könnte klappen, vielleicht.
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als ich darüber nachdachte, meiner Mutter direkt ins Gesicht zu lügen. Ich fühlte mich unwohl und schuldig, doch ich hatte keine andere Wahl. Irgendwas musste ich ja tun und die Wahrheit war definitiv keine Alternative!
Mit einem schweren Seufzer, der meine ganze Verzweiflung widerspiegelte, entschied ich mich, meiner Mutter diese Lüge aufzutischen und zu hoffen, dass sie mir glaubte.
Ich zog mir die übergroße Kapuze meines Pullovers über den Kopf und verließ das Bad. Ich schlich leise die Flurwand entlang, meine weichen Socken glitten fast lautlos über das Parkett, während ich mich der Küche näherte. Dort stand sie noch, summte eine Melodie und rührte in einem Topf, der auf dem Herd köchelte und nach ihrer berühmten Hühnersuppe roch.
"Mama?", fragte ich leise und tat so, als würde ich mir das passende Obst aus der Schale suchen, die glücklicherweise so stand, dass ich mich mit dem Rücken zu ihr drehen konnte. Ihre Augen waren bestimmt voller Fürsorge und Liebe, wie immer, wenn sie mich ansah. "Was gibt's mein Schatz?", fragte sie mich sogleich.
Wieder schluckte ich schwer und ein Kloß bildete sich in meinem Hals, da ich es wirklich hasste zu lügen, besonders ihr gegenüber. Die Tatsache, dass ich ihr nichts von dem Mobbing erzählte, das mich jeden Tag in der Schule quälte, nagte bereits schwer an meinem Gewissen und jetzt kam noch eine weitere Lüge hinzu. Mein Blick fiel auf die Magnete am Kühlschrank, die Familienfotos hielten – glückliche Erinnerungen, die mein aktuelles Leid noch schmerzhafter machten.
"I-ich", begann ich und stockte. Mein Herz schlug unglaublich schnell in meiner Brust, als ob es ausbrechen wollte und beinahe brach ich wieder in Tränen aus, so schlecht fühlte ich mich. "I-ist es in O-Ordnung, wenn i-ich die n-nächsten paar Tage i-in meinem Zimmer e-esse?", fragte ich leise und völlig verunsichert.
Noch mehr als zu lügen hasste ich es, dass ich begann zu stottern, wenn ich verunsichert, ängstlich, aufgeregt oder verzweifelt war, denn das offenbarte meine Lügen oft sofort. Und gerade traf alles auf mich zu. "Oh, warum das denn?", fragte sie mich und obwohl ich immer noch mit dem Rücken zu ihr stand, spürte ich ihren besorgten Blick förmlich auf mir liegen.
Ich griff nach einem roten Apfel aus der Schale und drehte ihn in meinen Händen. "W-Wir haben bald eine w-w-wichtige K-Klausur und ich w-wollte u-ungestört lernen", stammelte ich und biss meine Zähne zusammen, damit mir kein Schluchzen entkam. Das schlechte Gewissen, weil ich log, machte mich verrückt.
Wieso nur musste ich ausgerechnet den einzigen Menschen anlügen, der mir nie etwas Böses wollte? Ich spürte, wie meine Kehle immer trockener wurde und meine Augen brannten.
"Ich verstehe", sagte sie schließlich und ich konnte mir gut vorstellen, wie sie dabei nickte, so wie sie es oft tat, wenn sie meine Sorgen ernst nahm. "Gut, dann weiß ich Bescheid. Ich werde dir dann dein Essen vor die Tür stellen, damit du ungestört lernen kannst. Und falls Minho dich stören sollte, ruf mich, ich kümmere mich dann um ihn", fügte sie hinzu und ich hörte förmlich ihr beruhigendes Lächeln, das mich ein wenig tröstete.
Ich nickte langsam und presste die Lippen zusammen, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. "D-Danke", murmelte ich, "ich werde heute schon anfangen, ja?", sagte ich, wobei es mehr nach einer Frage und nach Erlaubnis klang.
"Ist gut, mein Schatz, ich klopfe dann kurz an, damit du weißt, das dass Essen vor der Tür steht", sagte sie noch und ich verließ anschließend die Küche, darauf achtend, mich nicht einmal in ihre Richtung umzudrehen.
Ich ging zurück in mein Zimmer, wo ich die Tür hinter mir schloss und mich in mein Bett fallen ließ. Als ich im Bett lag, brachen die Tränen erneut heraus, die ich die ganze Zeit verzweifelt versucht hatte zurückzuhalten. Mein Herz schmerzte, als ich mir leise zuflüsterte: "Ich bin so ein schlechter Sohn." Ich zog meine Beine an meinen Körper und legte meinen Kopf auf meine Knie, während ich mich von meinem schrecklichen Gewissen quälen ließ.
Ich wollte meiner Mutter nicht noch mehr Sorgen bereiten, indem ich ihr von den Problemen erzählte, mit denen ich in der Schule zu tun hatte. Wir hatten es nach dem Tod meines Vaters ohnehin schon schwer genug und ich wollte ihr keine zusätzliche Last aufbürden.
Ich vergrub mein Gesicht tiefer in meinen Knien und weinte eine Weile leise vor mich hin. Die Tränen tropften auf meine Knie, als ich plötzlich ein leises, dumpfes Klopfen hörte. Ich hob den Kopf und blickte zur Tür, doch das Geräusch kam nicht von dort. Verwirrt sah ich mich im Raum um, der nur von dem schwachen Licht von draußen erhellt wurde. Das Klopfen ertönte erneut, diesmal gefolgt von einem gedämpften Miauen.
Ich stand auf und ging zum Fenster, schob den Vorhang zur Seite und sah ihn dort sitzen. Dieser Kerl war tatsächlich wiedergekommen und war vom Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselte, völlig durchnässt. Als er mich sah, kratzte er erneut an dem Fenster und miaute – vermutlich wollte er mir damit sagen, dass er reinwollte.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, während ich schwer schluckte. "I-Ich sollte dich d-draußen lassen", sagte ich und wusste genau, dass er mich hören und jedes Wort deutlich verstehen konnte. "D-Dann müsste ich m-mich nicht mehr mit d-dir p-perversen herumschlagen", fügte ich hinzu und sah ihn an, während mein Herz schmerzte.
Er tat mir wirklich leid und es fühlte sich unglaublich falsch an, ihn einfach so im Regen sitzen zu lassen, während die kalten Tropfen auf sein Fell prasselten.
Ein weiteres Miauen von ihm holte mich aus meinen Gedanken und ließ mich meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richten. Völlig durchnässt, mit hängenden Ohren und einem erschöpften Ausdruck in seinen großen, flehenden Augen sah er mich an. Es war, als würde er um sein Leben betteln.
Es wäre ein Fehler, ihn wieder hereinzulassen, oder?
Aber konnte ich ihn wirklich draußen lassen, wo er krank werden könnte?
Der September hatte begonnen und der Herbst kündigte sich mit seinem nassen, kalten Wetter an. Die Blätter an den Bäumen begannen sich zu verfärben und der Wind war kühl. Es würde also die nächsten Monate wahrscheinlich auch so weitergehen und so schnell nicht mit dem Regnen aufhören. Mein Herz zerriss beinahe vor lauter Sorge und Mitleid, wenn ich daran dachte das er dann draußen war.
Nachdenklich biss ich den Kiefer zusammen und überlegte, was ich tun sollte. Ich wollte nicht, dass er mir wieder zu nahekam, doch ich wusste, dass es unausweichlich war, wenn ich ihn erneut hereinließe.
"Okay", hauchte ich schließlich, als ich mich innerlich dazu durchrang, meine Hand zögerlich nach dem eiskalten Fenstergriff auszustrecken. Meine Stimme zitterte leicht, als ich hinzufügte: "A-Aber du musst mir S-Sachen v-versprechen", und mein Blick traf seinen, ernst und fast flehend.
Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite, seine Augen musterten mich aufmerksam. Ich holte tief Luft, um meine Nervosität zu beruhigen und begann zu sprechen. "D-Du versprichst m-mir nicht zu nahezukommen", sagte ich zittrig. "D-Du bleibst m-mindestens e-eine Armlänge auf Abstand", fügte ich hinzu und hoffte inständig, dass er sich daranhalten würde. "Wenn du es versprichst, miau einmal, wenn du dagegen bist, dann zweimal", sagte ich, da er sich anders ja nicht unterhalten konnte, sofern er sich nicht zurückverwandelte.
Wie erwartet, ertönte sein Miauen zweimal, was hatte ich auch sonst erwartet? Ein Gefühl der Verzweiflung breitete sich in mir aus, während ich grummelnd den Kopf schüttelte. "D-Du hast keine andere W-Wahl. Ich lasse dich sonst nicht hinein", sagte ich. Jedes Wort war wie ein Stich ins Herz, denn ich wusste, dass ich ihn wortwörtlich im Regen stehen ließ und sah, wie er zitterte und fror. Dieses Verhalten war so gar nicht meine Art, allein deshalb fühlte ich mich schon schlecht, aber ich wollte das alles wirklich nicht.
Mit zusammengebissenen Zähnen fuhr ich fort: "Ich will n-nicht, dass du mich anfasst ohne meine Erlaubnis. Und besonders will ich n-nicht, dass du mich wieder einfach so k-k-küsst. Niemals!", sprach ich einfach weiter, während ich ihn die ganze Zeit über mit ernstem, fast schon flehentlichem Blick ansah. "Und am wichtigsten: Du darfst meiner Mutter nichts erzählen", fügte ich noch leise hinterher, die Angst vor ihren Reaktionen ließ meine Stimme beben.
"Das... war es eigentlich auch schon", murmelte ich und seufzte. "Versprich mir das und ich lasse dich rein." Mehr wollte ich tatsächlich nicht, ich wollte nicht einfach angefasst werden, geschweige denn einfach geküsst werden von diesem Perversen, der mein Herz in Aufruhr versetzte und meine Gedanken durcheinanderbrachte.
Er stand auf und lief auf meiner Fensterbank hin und her, beinahe so, als würde er tatsächlich darüber nachdenken. Überlegte er nun allen Ernstes, ob er dem zustimmte oder lieber draußen im kalten Regen blieb?
Dieser Kerl war wirklich unglaublich.
Seine Augen glänzten im Licht der Straßenlaterne, als er plötzlich innehielt und mich direkt anblickte. Ein einziges, leises Miauen entkam seiner Kehle, dass mein Herz höherschlagen ließ.
"D-Du s-stimmst zu?", fragte ich verwundert nach, denn eigentlich hatte ich mich auf eine sehr miaulastische Diskussion eingestellt. Doch er miaute noch einmal, diesmal etwas lauter und nickte zusätzlich mit dem Kopf, um zuzustimmen.
Mein Griff um den metallenen Hebel am Fenster wurde fester, während ich immer noch zögerte. Er hatte es versprochen, also konnte ich ihm glauben, oder? Er würde ja wohl kaum gelogen haben, hoffte ich zumindest.
"Gut, ich vertraue dir. Lass es mich bitte nicht bereuen", sagte ich und schluckte schwer, bevor ich das Fenster langsam öffnete, er hereintrat und auf den Boden sprang.
"Bleib noch kurz hier sitzen, ich hole schnell ein Handtuch, bevor du alles nass machst und verwandle dich nicht zurück!", sagte ich und schloss wieder das Fenster, bevor der Regen hereinwehen konnte. Dann ging ich ins Badezimmer, um ein Handtuch zu holen.
Ich konnte ihm vertrauen, oder?
Nachdem ich zurück im Zimmer war, war ich überrascht, ihn immer noch an derselben Stelle vorzufinden. Er saß da auf dem Boden und leckte sich seine Pfote ab. Es war wirklich faszinierend, dass er so ein katzenähnliches Verhalten besaß, aber als Mensch überhaupt kein Menschliches.
Mit einem leisen Seufzen trat ich näher, legte das Handtuch vor ihm auf den Boden ab und drehte mich anschließend um. "Jetzt kannst du dich verwandeln und dich abtrocknen und zieh dir danach etwas an", flüsterte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch, während ich meinen Blick auf den Boden richtete.
Mein Herz klopfte wild in meiner Brust, als ich daran dachte, dass er hinter mir stand und völlig nackt war.
Ich hörte ein leises Rascheln, das mich wissen ließ, dass er sich zurückverwandelt hatte und sich gerade trockenrieb. "W-Wo warst d-du eigentlich?", fragte ich und meine Stimme zitterte leicht, während ich meinen Blick weiterhin auf den Boden gerichtet hielt. Ich spürte, wie meine Wangen erröteten und meine Hände verkrampften sich nervös in den Stoff meiner Hose.
"Ich wollte zu den Typen, die dir das angetan haben", antwortete er, seine Stimme klang rau und voller unterdrückter Wut. "Aber der Regen hat die ohnehin schon schwache Spur völlig weggespült. Ich konnte sie nicht länger verfolgen." Er machte eine kurze Pause, in der ich das leise Knirschen seiner zusammengedrückten Fäuste hören konnte. "Ich wollte diesen Bastarden wehtun", fügte er hinzu, seine Stimme war nun nicht mehr als ein gefährliches Flüstern. Seine Worte überraschten mich und ich konnte nicht anders, als meine Augen zu weiten.
Ich hörte, wie er zum Kleiderschrank ging und ihn öffnete, um sich etwas herauszunehmen. Doch meine Gedanken waren gefangen in der Endlosschleife seiner Worte, die wie ein Echo in meinem Kopf widerhallten.
Wollte er sich wirklich für mich rächen?
War er bereit, sich für mich in Gefahr zu begeben?
"Master", sagte er und stellte sich vor mich. Ich sah nur seine Beine und sah, dass er angezogen war, weshalb ich langsam meinen Kopf anhob und ihn direkt ansehen konnte.
Obwohl er so nah war, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, empfand ich in diesem Moment keine Angst, sondern eher eine seltsame Geborgenheit, obwohl mein Herz unglaublich schnell schlug.
Unsere Blicke trafen sich und ich konnte nicht anders, als mich in seinen tiefen, dunklen Augen zu verlieren. Mein Herzschlag beschleunigte sich noch mehr und ich spürte, wie meine Wangen vor Hitze brannten. Seine Haare waren immer noch nass und einzelne Wassertropfen perlten auf seiner Stirn und rannen über seine Wangen. Sie tropften auf das viel zu kleine, schwarze Shirt, das er trug und ließen dunkle Flecken darauf zurück.
"Master", begann er erneut und seine Stimme klang so verletzlich, dass es mir das Herz zerriss, "bitte lass mich dich markieren, damit wird es besser." Ich weitete meine Augen vor Schreck, wandte den Blick ab und drehte mich weg. "N-Nein", sagte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Ich setzte mich auf mein Bett und zog meine Beine an mich heran, mein Herz raste immer noch in meiner Brust wie ein wildgewordenes Tier.
Leider gab er nicht auf und sank vor dem Bett auf die Knie, beugte sich mit seinem Oberkörper über die Matratze und neigte sich in meine Richtung. "Master bitte", flehte er mit einer Stimme, die vor Verzweiflung bebte. "Es wird nicht aufhören. Entweder du erlaubst mir, dich zu markieren, oder ich werde diese Bastarde wirklich jagen und töten. Ich werde sie finden, selbst wenn es Tage dauert", erklärte er, seine Stimme klang rau und unnachgiebig. Sein Blick war so intensiv und durchdringend, dass es mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte und mein Herz einen Moment lang zu stocken schien.
Seine Pheromone, die er in seinem Zorn ausströmte, waren überwältigend und ließen mich erschaudern, so dass sich sofort neue Tränen in meinen Augen sammelten und ich mich klein und hilflos fühlte. Seine Wut war fast greifbar in der Luft und drückte auf meine Brust, als würde sie mich erdrücken wollen.
Zwar hatten die Pheromone anderer Alphas schon immer eine Wirkung auf mich, aber warum hatten seine eine so viel stärkere Auswirkung auf mich?
War es wegen dieser seltsamen Verbindung, von der er einmal gesprochen hatte?
Wenn ja, will ich sie nicht mehr!
Sofort richtete er sich auf und setzte sich vor mir auf das Bett. Er war angespannt, aber ließ trotzdem beruhigende Pheromone frei, die mich wieder ein wenig entspannen ließen. "Es tut mir leid, Master, ich wollte dir keine Angst machen", entschuldigte er sich mit sanfter Stimme und streckte vorsichtig seine Hand aus, zog sie jedoch sofort wieder zurück, als hätte er Angst, mich zu berühren.
Seine Finger zitterten leicht und ich konnte sehen, wie sehr er sich zusammennehmen musste, um sich nicht auf mich zu stürzen. Seine Augen waren immer noch unnachgiebig, aber ich konnte auch eine Spur von Traurigkeit und Verletzlichkeit in ihnen erkennen.
"Bitte Master", wiederholte er stattdessen nur, während ich den Blick abwendete, unfähig, seinem eindringlichen Blick standzuhalten. Ich wollte nicht, dass jemand stirbt, noch wollte ich, dass er mich markiert, weshalb ich schwieg und stattdessen nach einer Ablenkung suchte.
"W-willst d-du einen F-Film schauen?", fragte ich zögernd und sah auf meinen Laptop, der am Fußende meines Bettes lag und meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Eigentlich hatte ich keine Lust auf einen Film, aber ich musste etwas tun, um dieses Thema zu vermeiden und bei einem Film sprach man in der Regel nicht sehr viel.
Von ihm hörte ich ein lautes Seufzen und anschließend ein leises Murmeln: "Okay."
Ich beugte mich zu meinen Bettende hinüber, um nach meinem Laptop zu greifen. Mit einem leisen Klappen öffnete ich ihn und die Beleuchtung des Bildschirms erhellte das ansonsten dunkle Zimmer. Ich öffnete Netflix und ließ meinen Blick über die Startseite und die vorgeschlagenen Filme gleiten. Wie immer waren die meisten davon Romantikfilme, da ich eine kleine Schwäche dafür hatte. Ich liebte es einfach, auch wenn ich am Ende meistens in Tränen aufgelöst war, weil es entweder zu schön oder zu traurig war.
Ich schielte zu Minho hinüber, der sich wieder vor das Bett gekniet hatte und sein Gesicht in die Decke presste. Seine Schultern wirkten angespannt, seine Bewegungen langsamer als sonst. Irgendwie schien er plötzlich so anders, so distanziert.
Hatte es ihn verletzt, dass ich nicht von ihm markiert werden wollte?
Hatte ich ihn enttäuscht?
Ich schüttelte den Kopf, um diese bedrückenden Gedanken zu vertreiben. Ich wollte nicht darüber nachdenken, nicht jetzt. "W-Was willst d-du schauen?", fragte ich vorsichtig und er hob seinen Kopf an. Seine Augen schienen für einen Moment zu zögern, bevor er aufstand und sich anschließend ans Fußende des Bettes setzte.
Verwirrt darüber, was er tat, sah ich ihn fragend an. War er wirklich wütend, oder hielt er sich nur an die eine Armlänge Abstand, die zwischen uns liegen sollte? Wobei das mehr als nur eine Armlänge war.
Ich umklammerte fest den Laptop, meine Finger gruben sich in das kühle Metall, während mein Herz wieder einmal zu rasen begann. Vorsichtig und ganz langsam rutschte ich ein wenig auf ihn zu, meine Bettdecke knisterte leise unter meinen Bewegungen.
Als er mich plötzlich ansah, hielt ich inne und mein Atem stockte. Ich stellte den Laptop zwischen uns ab, während meine Hände leicht zitterten. "D-d-du siehst d-doch nichts", stammelte ich und klickte aus Panik, da ich mich erschrocken hatte, dass er mich einfach so angeschaut hatte, auf irgendeinen Film, der begann abzuspielen.
Ich griff nach meinem weichen, federgefüllten Kissen und presste es zwischen meinen Oberkörper und meine angewinkelten Beine. Ich umklammerte es fest, während ich auf den flackernden Bildschirm schaute. Zum Glück war es kein Romantikfilm, der mein Herz zum Klopfen gebracht hätte, sondern ein düsterer Thriller. Ansonsten hätte er sich sicherlich über mich lustig gemacht, da ich ja 'Mädchenfilme' schaute.
Der Film lief schon eine Weile und ich versank immer mehr in der Geschichte, die mich mit jedem Herzschlag mehr gefangen nahm.
Die Spannung stieg, als Minho neben mir plötzlich anfing zu sprechen und mich somit erschrocken zusammenzucken ließ. Es wunderte mich sowieso schon, warum er so still gewesen war, so anders als sonst. "Master, darf ich deine Hand halten?", fragte er mich mit einer zarten, fast schon unsicheren Stimme.
Überrascht fuhr ich herum und traf seinen durchdringenden Blick, doch schnell senkte ich meine Augen wieder und fixierte den flimmernden Bildschirm. Meine Finger krallten sich noch fester in das weiche Kissen, das ich mir schützend vor den Körper hielt. Mit meiner anderen Hand versuchte ich verzweifelt, die Kapuze meines Pullovers noch weiter ins Gesicht zu ziehen, um meine aufsteigende Röte zu verstecken, die wie ein Verräter meine Verlegenheit preisgab. "Wenn die ganze Hand zu viel ist, dann einen Finger? Bitte Master", hörte ich seine Stimme erneut, und diesmal klang sie noch flehentlicher.
Mein ganzer Körper spannte sich an und ich biss meinen Kiefer zusammen, um nicht an meiner Lippe herumzukauen, wie ich es normalerweise getan hätte. Doch die Wunde auf meiner Lippe verhinderte es und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
"Master", begann er wieder, da ich noch immer nicht geantwortet hatte. Doch dann, bevor mein Kopf überhaupt richtig denken konnte, bevor ich meine Gedanken und Gefühle sortieren konnte, zog ich meine linke Hand zwischen meinen Beinen und dem Kissen hervor und hielt sie ihm hin.
Ich wusste selbst nicht, warum ich das tat, obwohl ich ihm ja erst eben gesagt hatte, dass ich keine Berührungen wollte. Aber irgendwie fühlte es sich in diesem Moment richtig an, als ob ich es brauchte.
Sofort nahm er meine Hand in seine und ich spürte, wie seine warme Hand meine Berührte. Seine Finger schlossen sich sanft um meine, als ob er Angst hätte, mich zu verlieren.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er glücklich lächelte und ich fühlte mich für einen Moment geborgen. Langsam legte er sich auf die Seite, seinen Kopf in meine Richtung gewandt und rollte sich leicht zusammen, ähnlich einer Katze, die er eigentlich war. Meine Hand ließ er nicht los und schmiegte sich mit seiner Wange an diese, während er weiter auf den Bildschirm blickte.
Diese kleine Berührung ließ mein Herz so laut klopfen, dass es beinahe die Töne aus dem Laptop übertönte. Ein plötzlicher Schwall von Hitze erfasste mich, sodass nicht nur mein Gesicht, sondern mein ganzer Körper zu glühen und zu zittern begann. Ich zog mir meine Kapuze mit der anderen Hand noch tiefer ins Gesicht und schielte zu ihm hinunter.
Er musste die Hitze und auch das leichte Zittern bemerken, aber offensichtlich schien es ihn nicht zu stören. Im Gegenteil: Er lächelte glücklich und schaute seelenruhig weiter den Film.
Vielleicht war er ja doch nicht so schlimm, wie ich dachte und vielleicht, nur vielleicht, konnte ich mich ein bisschen auf ihn einlassen und ihm vertrauen.
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