Einmalige Chance (3/3)
𝐸𝑙𝑒𝑎
Ich starrte Artemia fassungslos an. Ganz sicher hatte ich mich verhört. Oder sie machte Witze. Artemia schien mir der Typ Mensch zu sein, der gerne Witze machte. Das musste es sein. Ja, es gab keine andere Möglichkeit. Immerhin gab es keinen Grund, warum diese unbeschreibliche Piratenkapitänin ausgerechnet mich, ein jämmerliches Nervenbündel, mitnehmen sollte. Ich suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen, dass sie mich hineinlegte. Doch da war nichts außer etwas, dass doch tatsächlich wie Vorfreude aussah. Artemia freute sich darauf, dass ich sie begleiten würde? Vielleicht träumte ich gerade. Ja, das musste es sein. Wahrscheinlich wachte ich gleich in meinem Bett auf.
Doch nichts dergleichen geschah. Artemia betrachtete mich zusehends besorgt. „Geht es dir gut?" „Jaja, alles bestens! Ich muss nur, äh. Ich muss...", stammelte ich, unfähig einen sinnvollen Satz zu bilden. Es war real. Noch heute Abend würde ich Koula verlassen. „Ich muss noch ein paar Dinge erledigen!", beendete ich schließlich den vorhin begonnen Satz. „Natürlich. Ich erwarte dich heute punktgenau nach Sonnenuntergang.", erinnerte mich Artemia. „Aye aye!", rief ich. Dann drehte ich mich um und ging davon. Meine Schritte fühlten sich leicht an, es war, als würde ich schweben vor Glück. „Das war ein Witz!", schrie mir Artemia hinterher.
Ich stockte und für eine Sekunde sah ich mein Leben an meinem inneren Auge vorüberziehen. Es war wohl doch zu schön, um wahr zu sein. Als Artemia begriff, was sie gesagt hatte, setzte sie eilig hinterher: „Ich meine das mit punktgenau nach Sonnenuntergang. Komm einfach irgendwann am Abend, wir sind doch keine verklemmten Aristokraten. Ohne dich fahren wir nicht los!"
Meine Anspannung löste sich so plötzlich, dass ich kurz befürchtete, zu einer Pfütze am Boden zu schmelzen. Artemia schien nicht die Beste in der Hinsicht zwischenmenschlicher Kommunikation zu sein. Sie war zwar sehr charmant, aber sie hatte ungefähr so viel Taktgefühl wie ich. Nämlich gar keins. Das machte sie mir nur noch sympathischer, falls das überhaupt noch möglich war. Eins war klar: Mein Leben würde ab heute um einiges interessanter werden.
Ich wollte mich schon auf den Heimweg machen, wie ich es Artemia gesagt hatte, als mir einfiel, dass ich ja ursprünglich meinem Vater und Kei helfen sollte. „Verdammt!", fluchte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Warum konnte nicht ein einziges Mal Ruakin seinen faulen Rumtreiber-Arsch hochbequemen, um zu helfen? Warum musste ich ständig hinhalten, nur weil er jeden Tag mit einem anderen Mädchen rummachte? Es wäre schön, wenn ich ausnahmsweise mal jeden Tag mit einem anderen Mädchen rummachen könnte und er sich mit den Unmengen an Fisch beschäftigen könnte. Warte, was?
Nein. Ich schüttelte den Kopf, als würde ich dadurch die Bilder vertreiben können, die meine Fantasie mir ungebeten zeigte. Keine Ahnung, woher dieser Gedanke plötzlich gekommen war. Wahrscheinlich war es das, was Artemia gesagt hatte. Ich war einfach nur verwirrt. Ihre Lehrstunde galt für andere, nicht für mich. Ich beschleunigte meine Schritte, um möglichst rasch zum Steg zu gelangen. Sobald ich beschäftigt war, würden mich hoffentlich diese unsinnigen Gedanken in Ruhe lassen.
Schon kurze Zeit später erspähte ich den Fischkutter meines Vaters. Er und Kei waren bereits dabei, den Fang des Tages vom Boot zu holen. Hastig rannte ich zu ihnen. Als mich Kei erspähte, verdrehte er die Augen und bedachte mich mit einem missbilligenden Blick, der sonst für Ru reserviert war.
„Wo warst du denn, junge Dame?", fragte mich mein Vater, der nun auch meine Ankunft bemerkt hatte. Ich verzog das Gesicht bei den Worten „junge Dame". Ich mochte den Ausdruck nicht. Warum konnte ich mir selbst nicht erklären. Es fiel mir einfach schwer, mich als Dame zu sehen. Ich war einfach ich.
Das alles sagte ich natürlich nicht. Es klang ja schon in meinem Kopf unsinnig. „Ich... Äh, ich wurde... aufgehalten.", stammelte ich stattdessen. Warum hatte ich heute so verdammt viele Schwierigkeiten, mich klar auszudrücken? Hatte Artemia etwas mit mir gemacht? Ich kam jedoch zu dem Schluss, dass ich schon immer sozial inkompetent gewesen war. Heute war ich eben besonders inkompetent.
Mein Vater zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Und?" Ich erhob abwehrend die Hände. „Nichts. Ich bin in jemanden hineingerannt und derjenige hat ein wenig Drama veranstaltet.", erklärte ich. Das war zumindest die halbe Wahrheit. Kurz war ich versucht, ihm alles zu erzählen. Aber er, meine Mutter und Kei würden mich aufhalten wollen. Sie würden versuchen, es mir auszureden. Und ich wollte auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass ihnen das auch gelang. Ru war der Einzige, dem ich es erzählen würde.
„ Ach so.", erwiderte mein Vater darauf. Zufriedengestellt mit meiner Antwort bedeutete er mir, dass ich mich an die Arbeit machen sollte. Ich seufzte. Der Nachmittag würde lang werden.
༄
Als wir fertig waren, hatte der Abend gerade begonnen. Bis zum Sonnenuntergang blieben mir grob geschätzt noch zwei Stunden. Zuerst würde ich Zuhause packen, dann würde ich Ru suchen und mich verabschieden. Obwohl ich ziemlich ausgelaugt war, verschafften mir die Aufregung und Vorfreude neue Energie.
Ungewöhnlich gut gelaunt betrat ich das Haus. Meine Mutter stand gerade in der Küche und rührte fröhlich vor sich hinsummend in einem Topf. Ich war wohl nicht die Einzige, die gut drauf war. Sie war so vertieft, dass sie mich noch nicht einmal bemerkt hatte. Misstrauisch beäugte ich sie. Da stimmte etwas nicht. Das war so klar wie ein wolkenloser Himmel.
„Hrm hrm!", räusperte ich mich, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Meine Mutter schaute überrascht auf. „Oh, hallo! Tut mir leid, ich hab dich gar nicht bemerkt." „Ist mir aufgefallen.", entgegnete ich trocken, die Arme vor der Brust verschränkt.
Sie antwortete nicht, sondern rührte weiter in ihrem Topf. Langsam begann ich in Richtung meines Zimmers zu gehen. „Ich bin dann mal...", begann ich und deutete mit dem Daumen zur Tür. „Vergiss es...", murmelte ich kaum hörbar, als meine Mutter immer noch nicht reagierte.
„Warte!", rief sie plötzlich. Genervt atmete ich aus und drehte mich wieder zu ihr um. „Was?", fragte ich wahrscheinlich eine Spur zu ungehalten. Dafür erntete ich einen tadelnden Blick. Zum Glück ging sie nicht weiter darauf ein.
„Ich habe großartige Neuigkeiten!", verkündete sie strahlend. Beinahe ohne es zu merken begann ich, an meinen Ärmeln herumzuspielen. Eine Angewohnheit, wenn ich mich unwohl fühlte. Denn mein Gefühl sagte mir, dass mir diese Neuigkeiten nicht gefallen würden. „Die da wären?"
„Nun, der Besitzer einer Kette von Juwelierläden, der zufällig auch ein alter Freund von mir ist, zieht mit seiner Familie von Vahan hierher. Er will seinen Ruhestand in einer etwas ruhigeren Stadt verbringen.", erzählte sie aufgeregt. Ratlos sah ich sie an. „Und was daran ist eine so großartige Neuigkeit, dass du es mir unbedingt erzählen musstest?" Dass sie einen alten Freund wieder traf, freute mich natürlich für sie, aber was das nun mit mir zu tun haben sollte, war mir schleierhaft.
„Ich habe mit ihm über die Jahre Kontakt gehalten. In der letzten Zeit habe ich ihm auch meinen Unmut darüber, dass du immer noch keinen Mann hast, kundgetan." Mir gefiel die Richtung, in die dieses Gespräch einschlug, ganz und gar nicht. Ich wollte etwas sagen, mich übergeben oder einfach weglaufen. Ich tat nichts dergleichen. Stattdessen blieb ich wie festgefroren stehen, meine Miene alles andere als fröhlich.
Meine Mutter entschloss sich dazu, mein offensichtliches Unwohlsein zu ignorieren. Falls es ihr überhaupt auffiel. „Er hat einen neunzehnjährigen Sohn. Da kürzlich dessen zwei Jahre ältere Schwester ihren Mann verlassen hat und mit ihrer besten Freundin weggelaufen ist, will er ihn so schnell wie möglich an jemanden binden. Abseits von allen seinen Freunden."
„Lass mich raten: Er sollte sich an mich binden.", stellte ich bitter fest.
„Genau!", rief meine Mutter erfreut aus. Sie lächelte selig, als ob sie mich nicht gerade wie ein Objekt an einen Fremden verschacherte. War sie so sehr in den alten Zeiten gefangen, dass sie nicht bemerkte, wie falsch das war? Jegliche Zweifel, ob ich wirklich Koula verlassen sollte, waren wie weggeblasen. Sollte ich hierbleiben, würde mich meine Mutter gegen meinen Willen verheiraten. So wie es wahrscheinlich auch der älteren Schwester ergangen war. Dass Frauen gleiche Rechte wie Männer hatten, stand vielleicht auf dem Papier. Aber in der Realität interessierte es alle einen Scheiß, was wir wollten. Selbst wenn ich mich aus dieser Vereinbarung noch irgendwie befreien konnte, würde die Nächste irgendwann kommen. Der Gedanke machte mich krank.
„Warum ist es so schlimm, dass die Schwester mit ihrer Freundin weggelaufen ist?" Die Frage, sowie der herausfordernde Ton meiner Stimme, überraschte mich ebenso wie meine Mutter. „Weil... Weil...", rang sie nach Worten. Stumm rührte sie weiter, bis sie dann schließlich antwortete: „Weil es unnormal ist. Gegen die Natur. Unnatürlich." Jedes ihrer Worte schien wie ein Schlag ins Gesicht.
„Verstehe.", sagte ich tonlos. Ohne auf eine Reaktion zu warten stürmte ich in mein Zimmer, bevor sie die Tränen bemerken konnte, die meine Sicht trübten.
༄
Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, verließ ich ohne ein Wort zu sagen das Haus. Mittlerweile waren die Tränen wieder versiegt. Nur noch meine geröteten Augen und zeitweises Schniefen deuteten darauf hin. Ich wusste nicht einmal wirklich, warum ich geweint hatte. Immerhin betraf mich das alles sowieso nicht mehr. Und mich betraf erst recht nicht das, was meine Mutter über die Entscheidung der Schwester gesagt hatte. Trotzdem tat es weh. Unnatürlich. Dieses Wort verfolgte mich. Wahrscheinlich war es einfach zu viel gewesen. So viel Wut, Bitterkeit und Enttäuschung würden auch stärkere Persönlichkeiten in Tränen ausbrechen lassen. Bei stark kam mir Artemia in den Sinn. Ich konnte sie mir nicht so aufgelöst vorstellen. Vielleicht konnte ich von ihrer Stärke lernen.
Jetzt allerdings musste ich mich von Ruakin verabschieden. Zielstrebig schlug ich den Weg zu den Klippen ein. Nicht nur ich liebte es, dort zu sein. Auch Ru war oft dort, unter anderem gemeinsam mit seinen Liebhaberinnen. Ich war mir fast sicher, dass ich ihn dort antreffen würde. Bei dem Gedanken, dass ich ihn heute das letzte Mal für eine lange Zeit sah, war mir gleich wieder nach heulen zumute. Aber ich riss mich zusammen und konzentrierte mich auf meine Umgebung, um mich abzulenken. Ich spürte den unebenen, felsigen Untergrund unter meinen Sohlen. Der Wind zerrte heftig an mir und brachte einzelne Strähnen durcheinander, die nicht in meinem Stirnband gebändigt waren. Mit jedem Atemzug atmete ich die frische, salzige Meerluft ein. Die Klippen waren immer mein Rückzugsort gewesen, wenn es mir nicht gut gegangen war. Auch heute verfehlten sie ihre Wirkung auf mich nicht.
Oben angelangt erspähte ich, wie erwartetet, zwei eng nebeneinandersitzende Gestalten. Ru lehnte sich gerade zu einem Mädchen hin, um sie zu küssen. „Hallo! Entschuldigung für die Störung!", machte ich sie gleich lautstark auf mich aufmerksam. Ich wollte nicht wie ein Spanner rüberkommen.
Ru wandte sich zu mir um. „Hey, El! Was machst du denn hier?" „Von der Klippe springen, was denn sonst?", entgegnete ich sarkastisch. „Nein, jetzt ernsthaft. Ich wollte nur mit dir reden." Mein Blick huschte kurz zur Seite, wo eine junge Frau saß, die wie Ru Mitte 20 sein musste. „Vorzugsweise alleine." Da Ru nicht wirklich überzeugt aussah, fügte ich hinzu: „Es ist wichtig."
„Von mir aus.", gab er schließlich nach. „Geh einfach vor in die Stadt, ich komme dir dann hinterher.", meinte er an die Frau gerichtet. Diese nickte nur, stand auf und neigte ihren Kopf in meine Richtung als Verabschiedung. Ich setzte mich an ihrer Stelle neben Ru.
„Also, was ist los, Kleine?" „Nenn mich noch einmal Kleine und du bekommst eine kostenlose Kastration.", teilte ich ihm so bedrohlich wie möglich mit. Was vermutlich nicht so bedrohlich war, wie ich es gern haben wollte. Rus amüsierter Gesichtsausdruck bestätigte mir diese Annahme. „Schau nicht so! Ich sehe vielleicht nicht gefährlich aus, aber meine Messer sind scharf.", erinnerte ich ihn. „Du würdest doch deinem geliebten Bruder nichts antun.", meinte er theatralisch und fasste sich an die Brust. „Das wirst du schon noch sehen!", warnte ich ihn.
Er lachte und betrachtete mich mit einer Mischung aus Belustigung und Zuneigung. „So sehr ich unsere kleinen Wortgefechte genieße, mich würde interessieren, warum du in meine Verabredung geplatzt bist. Ich nehme einmal an, du bist nicht tatsächlich gekommen, um mich zu kastrieren."
Ich konnte nicht anders als laut aufzulachen. „Nein. Auch wenn es vielleicht zu deinem Besten wäre." „Hey!", schrie er empört auf und stieß mir einen Ellbogen in die Seite. Kurz darauf wurde seine Miene ernst. „Also, raus mit der Sprache!", forderte er mich auf. Ich seufzte, dann erzählte ich ihm, was heute mit Yngwar und Artemia passiert war.
Für eine Weile waren das Meeresrauschen und das Heulen des Windes die einzigen Geräusche. Ru starrte mich an, Fassungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Du verlässt uns also schon in weniger als einer Stunde?", fragte er noch einmal nach, als ob er mich nicht richtig verstanden hätte. Ich nickte nur, weil ich sonst befürchtete, wieder in Tränen auszubrechen. Mit zusammengekniffenen Lippen blickte ich geradeaus auf den Horizont, wo das blau-graue Meer den bewölkten Himmel traf. Dabei versuchte ich, so wenig wie möglich zu blinzeln. Das erwies sich bei dem starken Wind als gar nicht so einfach.
„Aber, wer soll auf dich aufpassen? Mit wem soll ich denn jetzt die ganzen lustigen Gespräche führen? Etwa mit Keiran, dem Langweiler? Wer soll mich denn jetzt zur Bestrafung auf den harten Felsboden knallen? Oder mindestens einmal am Tag drohen, mir irgendwelche Körperteile abzuschneiden?"
Ich begann gleichzeitig zu lachen und zu weinen. „Beleidige Frau Masiks Tee, die wird dann mehr als nur ein Körperteil abschneiden wollen.", scherzte ich halbherzig, während ich wenig appetitlich vor mich hin schniefte.
„Ach El. Du wirst wahrscheinlich noch im angesichts des Todes einen Scherz auf den Lippen haben." „Darauf kannst du deinen vielbegehrten Arsch verwetten.", versicherte ich ihm mit zittriger Stimme.
Wir beide standen auf. Ohne Vorwarnung zog Ru mich in eine Umarmung. „Pass auf dich auf, kleine Schwester.", murmelte er in meine Schulter. „Ich versuch's."
Für ein paar Sekunden klammerten wir uns aneinander wie zwei Ertrinkende. Dann entließ mich Ru widerwillig aus der Umarmung. Als er mich wieder ansah, standen auch in seinen Augen Tränen. „Wann bist du so erwachsen geworden, El? Gerade warst du noch meine kleine, hilflose Schwester. Und jetzt ziehst du los mit einer Bande von Piraten." „Die Zeit läuft nun mal nicht rückwärts.", meinte ich schulterzuckend. „Ich weiß.", antwortete Ru und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Leider."
Ich lächelte ihn an, obwohl auch meine Augen immer noch überliefen. „Ich komme wieder. Irgendwann.", versprach ich ihm. Ru gab ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung aus Lachen und Schluchzen klang. „Und ob. Solltest du es wagen zu sterben, dann finde ich dich und bringe dich nochmal um!" „Ist notiert."
Ich wollte mich schon umdrehen, da packte mich Ru an der Schulter. „Ich hoffe du findest dein Glück.", meinte er und sah mir in die Augen. Er versuchte ein zaghaftes Lächeln. „Du warst hier nie richtig glücklich. Das wusste ich schon lange. Ich wünsche dir, dass du es jetzt endlich wirst." „Danke, Ru", sagte ich so leise, dass es fast wie ein Flüstern war.
„Gerne. Und jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege!" Er tätschelte mir die Schulter, dann ließ er mich los und machte eine wedelnde Handbewegung, als ob er eine Katze verscheuchen wollte.
„Auf Wiedersehen, Ru."
Auf Wiedersehen, El."
Ich gab mir einen Ruck und ging los. In der Stadt nahm ich nochmal alle Eindrücke in mir auf. Die belebten Gassen. Der Markplatz mit dem Springbrunnen in Form von Audra in der Mitte. Baros Bäckerei. Selbst Frau Masiks Teeladen. Die ganzen Menschen, einige vertraut, einige fremd. Es war das letzte Mal für eine lange Zeit, dass ich das alles sehen würde. Obwohl ich es hier nie richtig gemocht hatte, nahm mich ein Gefühl von Melancholie ein bei dem Gedanken, dass ich Koula wirklich hinter mir ließ. Trotz seiner Makel war es mein Zuhause gewesen.
Am Hafen war es nicht schwer, das Piratenschiff zu finden. Es war eines der größten Schiffe im Hafen. Am Mast wehte eine schwarze Flagge, auf der zwei goldene gekreuzte Säbel abgebildet waren. Die Galleonsfigur war eine wild aussehende Piratin mit vorgerecktem Säbel. In goldenen Lettern war der Schiffsname Die goldene Klinge zu lesen. Vor dem Schiff wartete Artemia mit verschränkten Armen auf mich. „Auf geht's, Matrose!", begrüßte sie mich, ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Sie legte mir einen Arm auf die Schultern und führte mich auf das Schiff. Ein letztes Mal blickte ich zurück auf Koula. Auf mein altes Leben. Dann schritt ich voran in ein völlig neues Leben.
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