2 | 33 | Auffällig

Ich wünsche euch viel Spass bei diesem extra langen Kapitel 😁

„Bist du fertig, Baby? Rome ist da."

Cassie fuhr zu John herum, der im Türrahmen des Badezimmers stand und sie erwartungsvoll anschaute. Sie atmete tief durch.

„Ja. Ich bin soweit."

Er lächelte, bevor er seine Hände an ihre Wangen legte.

„Entspann dich. Dir kann nichts passieren. Du schwimmst nur ein bisschen. Und wir sind bei dir."

Sie erwiderte sein Lächeln, dann folgte sie ihm vorsichtig nach unten. Die letzten paar Meter half er ihr. Rome stand bereits am unteren Treppenabsatz und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln, als er sie sah.

„Na, Champion", begrüßte er sie und zog sie vorsichtig in seine Arme.

„Na", erwiderte sie, löste sich von ihm und schnappte sich ein paar Sneakers. Mittlerweile konnte sie zwar noch nicht auftreten, aber es gelang ihr mittlerweile, sich ein besonders leichtes Exemplar vorsichtig über den Fuß zu streifen. Anschließend schnappte sie sich ihre Krücken und begleitete John und Rome zum Auto. John warf ihre Tasche in den Kofferraum, während Rome ihr die Krücken abnahm, als sie sich ins Auto gesetzt hatte.

Kurz darauf stand sie in einem bunten Bikini vor dem Becken und schaute aufs Wasser. Rome und John saßen am Beckenrand, während ein hübscher, dunkelhaariger Physiotherapeut, Ian, sie schätzte ihn etwa auf Johns Alter, neben ihr stand und sie eindringlich musterte. Er hatte ihr gerade erklärt, dass es am Anfang noch nicht darum ging, Übungen zu absolvieren, sondern den Körper erst einmal an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen. Als er ihr schließlich dabei half, sich auf den Beckenrand zu setzen, schnellten sowohl Johns als auch Romes Augenbrauen in die Höhe.

Cassie ließ sich davon nicht beunruhigen, sondern tauchte ihre Zehen ins Wasser. Es war angenehm warm, also tauchte sie auch den zweiten Fuß hinein.

„Wie fühlt sich das an?", wollte Ian wissen.

„Ganz gut, denke ich", sagte sie und bewegte vorsichtig ihre Zehen.

„Dann darfst du gern ganz ins Wasser gehen", ermutigte der Physiotherapeut sie lächelnd.

Sie rutschte langsam ins Becken, darauf bedacht, sich nicht den Fuß anzustoßen, und hielt sich mit leichten Schwimmübungen über Wasser. Als Ian ihr ins Becken folgte, behielten John und Rome ihn genau im Auge. Bei jeder Übung, die Körperkontakt beinhaltete, spannte John sich merklich an und sein Gesicht würde noch düsterer, als es sowieso schon war. Cassie hoffte, dass es ihm gelang, seine Eifersucht unter Kontrolle zu halten, schließlich trieb sie nicht zum Spaß in Ians Armen im Becken herum.

Er zeigte ihr ein paar Übungen, die sie nach und nach behutsam ausführte. Je mehr sie ihre Bedenken und Ängste, jeden Moment einen stechenden Schmerz zu verspüren, über Bord warf, desto mehr gelang es ihr, sich fallenzulassen und sich den Übungen zu öffnen. Nach kurzer Aufwärmzeit bewegte sie sich schwerelos im Wasser, konzentrierte sich auf ihr Körpergefühl und genoss es, zu spüren, dass ihr Körper ihr nach wie vor gehorchte. Die Erfahrungswerte, von denen sie gelesen hatte, stimmten. Im Wasser konnte sie sich nahezu schmerzfrei bewegen. Sie hatte das Gefühl, zu neuer Kraft zurückzufinden, und schöpfte neue Hoffnung, dass sie schon bald doch wieder schmerzfrei laufen und irgendwann auch wieder tanzen konnte.

„Das nächste Mal kann ich das auch mit dir machen", knurrte John, als er ihr eineinhalb Stunden später aus dem Auto half. Sie schmunzelte.

„Ich habe zwischenzeitlich wirklich gedacht, du stehst auf und klatschst ihm eine."

„Wollte ich auch, als er dir fast an die Brüste gegrabscht hat", erwiderte er mürrisch.

„Er hat mich nur festgehalten, damit ich nicht untergehe", grinste sie augenrollend.

„Klar", murmelte John und reichte ihr die Krücken. Dann wandte er sich an Rome. „Danke fürs Fahren, Diggi."

„Er hat nur seinen Job gemacht", sagte sie spöttisch lächelnd, als sie kurz darauf das Haus betraten. John stellte ihre kleine Schwimmtasche am Treppenabsatz ab, während sie sich auf eine der Stufen sinken ließ, um ihre Sneakers auszuziehen.

„Ich weiß genau, dass du auf den stehst", sagte er und stellte seine Sneakers neben ihre. Sie grinste amüsiert.

„Er ist null mein Typ. Dafür müsste er größer, muskulöser, tätowierter und weniger blass sein", sagte sie und stand vorsichtig wieder auf, bevor sie auf nackten Füßen in die Küche hüpfte.

„So wie Rome?"

Sie fuhr überrascht zu ihm herum, als er mit den Krücken in der Hand im Türrahmen auftauchte. Als sie seinen düsteren Blick sah, schmunzelte sie.

„Sei nicht eifersüchtig, aber ich finde ihn schon hübsch", antwortete sie.

„Wo ist der denn hübsch?", protestierte er. „Nur, weil er Muskeln hat?"

„Er hat auch eine schöne Nase", sagte Cassie beiläufig.

John runzelte die Stirn.

„Du stehst also auf Rome und seine Mädchen-Nase."

Sie schüttelte grinsend den Kopf.

„Nein. Aber er wäre einfach mehr mein Typ als Ian", probierte sie, diplomatisch den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, als sie merkte, dass diese sich gerade zuzog.

„Vielleicht willst du ja dann demnächst lieber mit Rome diese Übungen machen. Sieht er bestimmt richtig männlich aus, wenn er mit dir diese komischen Pirouetten macht", knurrte er mürrisch.

„Mach du die doch mit mir", grinste sie amüsiert.

„So sehe ich aus", entgegnete er düster. „Also bist du nicht scharf auf Rome?"

„Mach dir keine Sorgen. Er ist zwar hübsch, aber lang über ernsthafte Dinge unterhalten kann ich mich mit ihm nicht", lächelte sie.

„Zum Ficken müsstet ihr nicht reden", sagte er nachdenklich.

Sie schüttelte seufzend den Kopf.

„Ganz egal, ob er mein Typ wäre oder nicht – ich würde niemals mit einem anderen Mann schlafen. Du kannst also heute Nacht beruhigt ins Bett gehen. Weder Rome noch Ian turnen mich in irgendeiner Weise sexuell so an wie du."

„Also hast du es nicht genossen, wie dieser Ian dich heute angefasst hat?"

„Wo kommt das jetzt wieder her? Ich habe ihn nicht mal richtig angesehen", wollte sie verärgert wissen und stützte sich mit einer Hand an der Anrichte ab, während sie mit der anderen etwas Orangensaft aus dem Kühlschrank holte.

„Weiß nicht. Ich sehe einfach ungern, wenn dich ein anderer dort anfasst, wo nur ich dich anfassen sollte", stellte er klar und trat dicht an sie heran. Sie drehte sich zu ihm um, darauf bedacht, ihren Fuß nur vorsichtig zu belasten.

„Zum Glück gibt es noch Stellen meines Körpers, die er nicht berührt hat", sagte sie und schraubte die Flasche auf. Er schob währenddessen seine Hände in den Bund ihrer Leggings und zog sie zu sich heran. Ehe sie einen Schluck trinken konnte, nahm er ihr die Flasche aus der Hand und stellte sie auf der Anrichte ab.

„Sein Glück, dass seine Finger sich nicht noch weiter verirrt haben, sonst hätte ich sie ihm abgehackt", knurrte er, während sie besänftigend ihre Hände an seine Brust legte. Er ließ dabei seine Finger am Bund der Leggings entlang bis auf den Rücken fahren, bevor er sie unter den Stoff schob. Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe. Sie war sich nicht sicher, ob er es wusste, aber für sie war er der attraktivste Mann auf dem Planeten; nicht einmal wegen seines Äußeren, sondern wegen seiner Art. Sie liebte ihn für das, was er war und wie er sie behandelte. Er gab ihr immer das Gefühl, besonders zu sein.

„Keiner ist wie du", versicherte sie ihm und strich über seine Brust bis in seinen Nacken, wo sie ihre Finger verschränkte. Er runzelte die Stirn.

„Will ich für dich hoffen", sagte er entschieden und drückte ihre Pobacken fest zusammen. Sie seufzte lautlos, als sich ein wohliger Schauer in ihrem Nacken bildete und sich die kleinen Härchen aufstellten. Er hatte sie nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand, sondern auch im übertragenen Sinne. Ob er sich dessen bewusst war? Sie grinste, bevor sie sich ihm für einen Kuss entgegenreckte.

„Wir könnten mal probieren, wie gut es im Sitzen klappt", schlug sie an seinen Lippen vor, ehe sie sich von ihm löste, sich mit den Händen auf der Anrichte abstützte und sich hochdrückte. Er schüttelte frech schmunzelnd den Kopf, dann trat er zwischen ihre Beine und zog sie entschieden zu sich heran.

„Hast jetzt Blut geleckt, was?", stellte er grinsend fest und vergrub eine Hand in ihrem Haar, dann begann er sie stürmisch zu küssen.

Ein paar Tage später stieg Cassie vor der Justizvollzugsanstalt aus Romes Auto. Da sie nach wie vor nicht selbst fahren konnte, hatte er ihr angeboten, sie zu ihrem Besuchstermin zu fahren. Sie freute sich darauf, Marten heute wiederzusehen. Mit Hilfe einer Krücke lief sie auf den kleinen Eingang zu, den John ihr beschrieben hatte, und klingelte. Als sie kurz ihr Anliegen vorgetragen hatte, öffnete sich das Tor und sie überquerte den Hof in Richtung Besucherempfang. Dort zeigte sie ihren Ausweis vor, ehe sie einer der Beamten in einen Raum schickte, in dem sie alles, was sie bei sich trug, in einen der Spinde einschließen sollte. Lediglich zehn Euro Bargeld durfte sie mitnehmen, falls sie sich etwas an einem der Automaten kaufen wollte. Die Zahl auf ihrem Spindschlüssel war gleichzeitig die Zahl für den Besuchertisch. Sie schaute sich suchend nach Marten um, konnte ihn jedoch noch nicht sehen. Also setzte sie sich an den leeren Tisch und wartete.

Dann öffnete sich die Tür am anderen Ende des Raums und einer der Beamten brachte Marten herein. Seine Muskulatur spannte unter dem dunklen Jogginganzug und sein Bart war ein deutliches Stück gewachsen. Als er den Tisch erreichte, lächelte er und half ihr auf die Beine.

„Hey, Kleines. Schön dich zu sehen", lächelte er. Sie erwiderte es, ehe er sie vorsichtig in seine Arme schloss. Sie sog seinen Duft ein und schloss die Augen, genoss die Umarmung für einen Moment und seufzte lautlos. Es tat gut, ihn zu sehen.

Als sie sich voneinander lösten, setzten sie sich gegenüber voneinander an den kleinen Tisch.

„Wie geht's dir?", fragte sie und schaute in seine blauen Augen. Er sah tatsächlich nicht so schlecht aus, wie sie vermutet hatte.

„Alles gut, mach dir keine Gedanken", versicherte er ernst. „Wie geht's dir?"

„Auch alles okay", antwortete sie.

„Was macht dein Fuß?", wollte er wissen.

Sie lächelte.

„Es wird langsam besser. Ich mache jetzt eine Wassertherapie. Willow hat mich darauf gebracht", erzählte sie.

„So was wie Wassergymnastik?", fragte er. Sie nickte.

„Genau. Ich kann mich dann einfach besser bewegen", sagte sie.

„Also brauchst du die bald nicht mehr", schlussfolgerte er und deutete mit einem Kopfnicken auf die Krücke, die sie am Tisch angelehnt hatte.

„Wenn alles gutgeht, kann ich schon bald wieder ganz normal laufen."

„Schön", sagte er. „Und tanzen?"

Sie seufzte.

„Ich denke, davon bin ich noch sehr weit entfernt", antwortete sie traurig.

„Also kannst du die Show wirklich nicht machen?", hakte er nach.

Sie schüttelte traurig den Kopf.

„Sie haben meine Rolle sowieso schon Paola gegeben. Ich habe zwar geglaubt, dass ich sie mir vielleicht doch kurzfristig noch zurückholen kann, aber dafür bin ich noch nicht weit genug. Ich müsste in zwei Wochen meinen Fuß wieder voll belasten können; eine total utopische Vorstellung", erzählte sie.

„Mies. Tut mir leid", sagte er.

„Ich komme schon klar damit", versicherte sie. „Ich brauche einfach etwas Zeit, zu akzeptieren, dass es wohl nicht sein sollte. Vielleicht ist es ganz gut, dass John noch bis übermorgen in Berlin ist."

„Habt ihr Stress?"

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, aber ich bin manchmal so unzufrieden mit meiner Situation und lasse es an ihm aus. Ich denke, etwas Abstand von seiner zickigen Freundin tut ihm ganz gut", lächelte sie tapfer.

„Er kennt dich gut genug, um zu wissen, dass du das nicht so meinst", versicherte er ihr.

„Trotzdem fühle ich mich nicht gut dabei", sagte sie. „Er bemüht sich sehr um mich. Er hat mir sogar mit den Übungen geholfen."

Marten grinste.

„Was?", fragte sie.

„Schön zu sehen, dass ihr glücklich seid."

Sie lächelte.

„Schön zu sehen, dass du jetzt auch wieder eine Freundin hast."

Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem verbitterten Lächeln.

„Ich wünschte, ich wäre nicht hier drin."

„Wir sind alle für dich da", versicherte sie und nahm seine Hand. Er senkte seinen Blick auf ihre Finger und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken.

„Es geht ihr nicht gut da draußen ohne mich", sagte er nachdenklich.

„Wir kümmern uns um alles; um sie, um deine Eltern und um Chopper. Mach dir keine Sorgen", versprach sie. Es fiel ihr schwer, ihm zu verheimlichen, wie schlecht es Nika wirklich gerade ging, doch sie hatte ihr versprechen müssen, ihm nicht von ihrem kleinen Nervenzusammenbruch zu erzählen, um ihn nicht noch mehr zu belasten. Ihm waren hier schließlich die Hände gebunden. Er würde sich nur unnötig Gedanken machen, konnte mit niemandem darüber sprechen und würde vielleicht sogar durchdrehen. Sie stimmte mit seiner Freundin überein; er hatte es hier drin schließlich schon schwer genug, auch, wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Er lächelte, ehe er ihr wieder in die Augen schaute. Sein Blick war weich geworden.

„Danke, kleine Schwester."

„Genau genommen bin ich nur einen Monat jünger als du", stellte sie mürrisch fest.

„Und zehn Köpfe kleiner", konterte er frech grinsend. Sie lachte und zog ihre Hand aus seiner.

„Fick dich, von Frieling."

Als sie eine Stunde später das Gebäude verließ, saß Rome noch immer in seinem Wagen und wartete auf sie. Er schien in das Display seines Smartphones vertieft, doch als er sie bemerkte, legte er es zur Seite und stieg aus, um ihr zu helfen.

„Wie geht's ihm?", erkundigte er sich, als er ihr die Tür aufhielt und ihr die Krücke aus der Hand nahm.

„Er wäre lieber hier draußen bei uns", antwortete sie knapp und sank in den weichen Beifahrersitz.

„Wenn er sich schlau anstellt, kann er schon in ein paar Monaten in den offenen Vollzug", kommentierte Rome und stieg auf der Fahrerseite wieder ein.

„Hoffentlich", sagte sie und schnallte sich an. Er startete den Wagen.

„Wohin jetzt?", wollte er wissen. Sie drehte ihm den Kopf zu.

„Willow kommt erst um acht. Wenn du Zeit hast, könnten wir irgendwo was essen gehen", schlug sie vor.

„Klar. Wie du möchtest."

Kurz darauf saßen sie in einem jugoslawischen Restaurant. Sie hatte eine Fleischplatte mit Pommes bestellt, er ein argentinisches Steak.

„Hast du was von John gehört?", erkundigte er sich beiläufig. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, er hat sich seit heute Morgen nicht mehr gemeldet", antwortete sie und schob sich ein paar Pommes in den Mund.

„Stört dich das nicht?", wollte er wissen.

Sie zuckte mit den Schultern.

„Wieso sollte es? Er hängt dort im Studio rum und hat einfach kaum Zeit dafür", erwiderte sie.

„Aber tausend Stories auf Insta posten kann er", stichelte er.

Sie hob eine Augenbraue.

„Stalkst du meinen Freund?", fragte sie und piekte ein paar neue Pommes auf die Gabel.

„War nur eine Feststellung", sagte er leichthin und trank einen Schluck Cola aus seinem Glas.

„Wieso interessiert dich das so?", fragte sie und legte provokant den Kopf schief.

„Es fällt mir nur auf. Also, dass er sich kaum bei dir meldet, seit er weg ist", kommentierte er. Sie seufzte lautlos. War das wirklich ein schlechtes Zeichen oder ließ sie sich gerade von ihm etwas einreden?

„Er hat eben auch noch ein Leben neben unserer Beziehung. Ich melde mich ja auch nicht ständig bei ihm", probierte sie, das Verhalten ihres Freundes zu rechtfertigen, fragte sich jedoch im selben Augenblick, weshalb.

„Also hast du nie Sorge, dass er irgendwelche Dummheiten macht, wenn er unterwegs ist?", hakte er interessiert nach und schob sich ein Stück Steak in den Mund.

„Ich weiß, dass er mir treu ist", antwortete sie.

„Woher?", wollte er wissen.

Sie runzelte die Stirn.

„Weil er mich liebt und ich ihm vertrauen kann. Welcher Mann würde sich so um seine Frau kümmern und ihr gleichzeitig fremdgehen?", erwiderte sie entschieden.

„Manche Männer kümmern sich gerade deswegen so um ihre Frauen, weil sie ihnen fremdgehen. Hat es alles schon gegeben", sagte Rome, ließ das Besteck sinken und schaute ernst in ihre Augen. „Ich sage ja nicht, dass er dich betrügt, sondern hinterfrage nur, wieso er dich nicht mal anruft."

„Muss er nicht. Mich stört es nicht, dass er so ist. Wenn ich ihn brauche, ist er da. Das ist das einzige, was zählt."

„Also ist es okay für dich, dass er dich alleingelassen hat?", fragte er.

„Er ist doch nicht mein Babysitter", stellte sie klar und senkte den Blick irritiert auf ihren Teller. Sie fand, dass Rome sich gerade ziemlich viel herausnahm. Das passte so gar nicht zu ihm. Sie selbst hatte jedenfalls keinen Grund, an John zu zweifeln. Er hatte sich in den vergangenen Wochen regelrecht für sie aufgeopfert.

„Ich glaube, ich bin satt", sagte sie und schob den Teller von sich.

„Schmeckt es dir nicht?", fragte er.

„Mir ist der Appetit vergangen", sagte sie ehrlich und sah wieder in sein Gesicht.

Er runzelte die Stirn.

„Zu ehrlich für dich?", wollte er wissen.

„Ich finde es traurig, dass du derart schlecht von John sprichst, nach allem, was er für dich getan hat. Kannst du mich bitte nach Hause bringen?"

Wenig später hielt Rome vor dem Haus und stellte den Motor des Wagens ab.

„Danke, dass du mich gefahren hast", sagte sie kurz angebunden und öffnete die Beifahrertür. Rome schnallte sich ab, stieg aus und umrundete das Auto, um ihr herauszuhelfen, doch sie ignorierte ihn.

„Wieso bist du jetzt so sauer?", fragte er.

Sie sah enttäuscht zu ihm auf.

„Weil du John in den Rücken fällst. Deshalb."

„Das stimmt nicht. Es hat mich einfach interessiert; um deinetwillen", erwiderte er.

„Um mich musst du dir keine Sorgen machen, Rome. Ich bin glücklich mit John und fühle mich auch nicht von ihm vernachlässigt", stellte sie klar.

„Okay, vielleicht bin ich etwas übers Ziel hinausgeschossen. Du bist mir einfach wichtig geworden und ich will, dass es dir gut geht", sagte er sanft.

Sie seufzte lautlos.

„Mir geht es gut", versicherte sie ihm.

„Komm, ich helfe dir", bot er an, als sie die Haustür erreichte und nach ihrem Schlüsselbund kramte.

„Musst du nicht", sagte sie entschieden und fischte ihren Schlüssel heraus. Er beobachtete, wie sie die Haustür aufschloss.

„Bis dann", sagte sie, bevor sie ihn stehenließ. Sie wollte gerade die Tür schließen, als seine Hand entschieden vorschnellte und sie daran hinderte.

„Lass mich jetzt nicht einfach so stehen", knurrte er.

Sie war so überrascht von seiner Art, dass sie einen Augenblick brauchte, um zu verstehen, dass er tatsächlich wütend auf sie war.

„Ich will gerade nicht mit dir sprechen", sagte sie kühl. Sein Blick wurde kühl, seine Gesichtszüge hart.

„Wie du meinst...", knurrte er, bevor er sie mit seinen beinah schwarzen Augen durchbohrte. Sie verstand nicht, was auf einmal mit ihm los war. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Finger zitterten und ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Bein.

„Au", zischte sie, bevor sie schmerzerfüllt zu Boden sank. 

Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Findet ihr, John hat mit seiner Eifersucht übertrieben?
Habt ihr euch über ein Wiedersehen mit Marten gefreut?
Und was haltet ihr von Romes Verhalten?
Ich bin gespannt.

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