37. Geborgenheit

Vollkommen aufgelöst und in mich gekehrt, fuhr ich mit Rians BMW die Straßen Dublins entlang und war mir immer noch nicht sicher, was genau ich überhaupt nach all dem Passierten empfinden sollte...

Natürlich war ich froh, dass wenigstens Irina mich nicht mehr an den Eiern hatte, aber was war der Preis dafür?

Blut an meinen Händen ...

Bei diesem Gedanken schaute ich mir ihm Rückspiegel entgegen und sah mir tief in meine dunklen, braunen Augen, die sich in kürzester Zeit vollkommen verändert hatten...

Doch es gab auch genug positive Gefühle in mir. Rian und Odran zeigten mir, dass trotz aller Schwierigkeiten, die uns in der Vergangenheit auseinander getrieben hatten, sie jetzt wie Brüder zu mir hielten. Das war so gesehen für mich wichtiger, als der ganze Scheiß, der um mich herum passierte.

Ich bog in Valentinas Straße ein, erinnerte mich flüchtig an die Situation mit Fiore und nachdem ich den Wagen am Straßenrand parkte, blieb ich noch eine Weile gedankenverloren sitzen und schaute gen Himmel, der mir in dem Moment noch viel blauer vorkam, als vor einigen Stunden im Wald.

Als ich mich einigermaßen gesammelt hatte, stieg ich aus, atmete tief durch und machte mich langsamen Schrittes auf den Weg zur Haustür, die bevor ich überhaupt klopfen konnte, schon geöffnet wurde.

"Na du", begrüßte mich Tina mit einem Lächeln und war gleichzeitig damit beschäftigt, ihre drei Hunde an den Leinen zu halten. "Wir wollten gerade eine Runde spazieren", fügte sie dann noch hinzu und sah herüber zu Padraig, der neben ihr auftauchte und sich eine Lederjacke überzog.

"Hey", begrüßte auch er mich und als beide an mir vorbei nach draußen liefen, drehte Tina sich nochmals zu mir herum.

"Mandy ist hinten im Badezimmer."

Ich nickte ihr dankend zu und betrat das Haus, um direkt hinter mir die Tür zu schießen. Mit geschlossenen Augen dachte ich kurz darüber nach, ob Padraig und Tina überhaupt über alles Bescheid wussten ...

Von mir hatten es nur Keeva und meine Brüder erfahren. Mandy wusste es von Keeva... Hatte irgendjemand den beiden auch davon erzählt ? Ich glaubte nicht und wenn doch, dann versuchten sie sich auf jeden Fall vor mit zu verstellen.

"Scheiß drauf", murmelte ich mir selbst zu und öffnete meine Augen wieder, um geradeaus den engen Flur entlang zu laufen. An der Badezimmertür angekommen hielt ich kurze Zeit inne und hörte von innen Wasser laufen, während ich einfach nur die weiße Tür anstarrte.

"Tinaaa?", rief Mandy plötzlich von innen und ich bekam leichtes Herzrasen, als die Tür aufsprang und Mandy mich mit ihren großen blauen Augen musterte. Sie ließ ihre Iriden über mein Gesicht schweifen, sah sich mein Shirt genauer an und zog auf einmal tief Luft, als sie das getrocknete Blut an meinen Händen sah.

Ich hätte ihr gerne so vieles gesagt, so vieles erklärt, mich ihr vollkommen geöffnet, doch als sie meine Hände vorsichtig in ihre nahm und mich zu sich ins Badezimmer zog, war ich zum ersten Mal einer Frau gegenüber mehr als nur sprachlos.

Sonst hatte ich immer einen coolen Spruch auf Lager, provozierte ohne Rücksicht auf alles, doch bei ihr war ich so dankbar, dass sie mich immer noch auf ihre so liebevolle Weise ansah, dass wir keine Worte mehr brauchten.

Ich beobachtete sie ganz genau dabei, wie sie das warme Wasser am Waschbecken anstellte, meine Hand mit ihrer unter das Wasser führte und ganz sanft mit dem Daumen über meine Haut strich. Ihre Berührungen waren so zart und doch, lösten sie so viel in mir aus, dass mein gesamter Körper anfing zu beben.

Sie spürte wohl, dass sie etwas in mir auslöste. Zumindest schaute sie schüchtern zu mir auf, während sie nun auch noch meine andere Hand von dem trockenen Blut befreite. Ihre Augen zogen mich in einen Bann, der mich kaum noch zu Atem kommen ließ und als sie merkte, dass ich ihr einen Schritt näher kam, hielt auch sie die Luft an, während ihre blassen Wangen eine zarte, rosa Farbe annahmen.

"Dein Shirt", sprach sie plötzlich beinahe atemlos und zeigte dabei auf eine Stelle an meiner Brust, auf der auch ich dann das Blut sah. Ich zog eine meiner Augenbrauen hoch, löste meine Hand nur widerwillig aus ihrer und zog mir anschließend noch mein Shirt aus, woraufhin sie es entgegennahm und meinem Blick sofort verlegen auswich.

Ich sah ihr hinterher, wie sie in dem kleinen Badezimmer zur anderen Seite tapste, während ich mich mit dem Rücken an die Wand lehnte und mein Blick flüchtig auf ihren Arsch fiel, der bei der engen, grauen Jogginghose wirklich gut zur Geltung kam.

"Komm her", flüsterte ich und nachdem sie mein Shirt in die Waschmaschine gesteckt hatte, drehte sie sich zu mir herum und warf dabei ihre dunkelblonden Haare hinter ihre Schultern.

"Ich?", meinte sie grinsend und so langsam merkte ich wirklich, dass hinter ihrer schüchternen Fassade auch ein gerne provozierender Mensch steckte. Wahrscheinlich hatte der Bastard sie verändert, sie klein gemacht, doch ich wusste jetzt schon, dass er dafür büßen würde.

Dafür würde ich sorgen...

"Wer sonst?", lächelte ich herausfordernd und lief dabei langsam auf sie zu, wodurch sie große Augen machte und schwer schluckte. Sie ließ ihren Blick über meinen Oberkörper wandern, schien meine  Tattos genaustens unter die Lupe zu nehmen und als ich nur einen Schritt vor ihr zum Stehen kam, legte sie ihre Hände auf meine Brust, wodurch mir eine Gänsehaut über die Arme zog.

Ich fixierte ihre Augen, ließ ihr Zeit meinen Körper zu erkunden und genoss es, als sie mit ihren Fingern Linien über meine Haut zog. Meine Hände stützte ich links und rechts neben ihren Schultern an der Wand ab, um ihr dadurch noch näher zu kommen, wodurch ihr so süßer Geruch mir tief in die Nase stieg und unsere Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren.

Diese Spannung war zum Greifen und ich hatte nicht länger vor zu warten...

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Ich wünsche euch allen frohe Ostern ❤️

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