Meine Lieben, hier kommt es auch schon. Das vierte Türchen. Ich hoffe, es gefällt euch. Ich möchte es Jeyjey187 widmen.
Cassie lächelte selig, als der Geruch von gebrannten Mandeln ihr in die Nase stieg. Die vielen bunten Lichter und der frische Neuschnee verliehen dem ländlich gelegenen Weihnachtsmarkt ein besonders romantisches Flair. Die vielen kleinen Stände waren liebevoll dekoriert, hier und da gab es leckere Köstlichkeiten zu kaufen. Auch Willow ließ ihren Blick schweifen. Im Gegensatz zu Cassie konnte sie Weihnachtsmärkten nicht viel abgewinnen, was vermutlich daran lag, dass sie weniger empfänglich für Romantik war. Dennoch hatte sie es nicht übers Herz gebracht, ihrer Schwester abzusagen. Schließlich hatten sie sich in den letzten Wochen kaum gesehen, weil Willow neben der Uni in der Vorweihnachtszeit häufiger in der Boutique ausgeholfen hatte. Umso schöner fand sie es, jetzt mit Cassie über den niedlichen Weihnachtsmarkt zu schlendern, hier und dort stehenzubleiben und sich die Auslagen der Kunsthandwerker und Näherinnen anzusehen.
„Und du bist echt nicht böse, dass John über deinen Kopf hinweg einfach all seine Freunde eingeladen hat?"
Cassie, die gerade an einem Stand mit Strickzeug stehengeblieben war, schüttelte mit dem Kopf. Auf ihren wilden Locken saß eine beige Strickmütze, die sie tief über die Ohren gezogen hatte. Die Hände hatte die kleine Frau in einem knielangen, taillierten Wollmantel in derselben Farbe vergraben. Willow hingegen trug eine dicke Daunenjacke, die kaum etwas über ihre gute Figur verriet.
„Nein. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir uns hin und wieder abseilen und was allein unternehmen", erzählte Cassie und betrachtete die Auslage des Standes ein wenig näher.
„Okay, das erleichtert mich", offenbarte Willow. „Was schenkst du ihm denn dieses Jahr?"
Cassie grinste bedeutsam und warf ihrer jüngeren Schwester einen verstohlenen Blick zu.
„Sex und eine Foto-Collage von uns beiden", antwortete sie, als sie ihren Weg fortsetzten, vorbei an einem Glühweinstand. Willow lächelte.
„Das ist echt süß."
Cassie drehte ihr den Kopf zu, vergrub ihre Hände tief in den Taschen ihres Mantels.
„Und was schenkst du Carlos?", fragte sie. Willow seufzte schwer und zuckte mit den Schultern.
„Ich habe keine Ahnung."
„Was wünscht er sich denn?", hakte Cassie nach und zog die Augenbrauen hoch.
„Nichts...", antwortete Willow mürrisch. Cassie schmunzelte.
„Okay. Wir überlegen uns was – nur nicht sowas Verstaubtes wie ein Buch."
„Hey", protestierte Willow beleidigt, „ich habe dir immer Bücher geschenkt."
Cassie grinste.
„Und das letzte ist wirklich gut. John zieht mich schon ständig damit auf, dass ich nur noch auf der Couch sitze und lese, weil es so spannend ist", erzählte Cassie besänftigend.
„Ist es, oder?", hakte Willow begeistert nach. „Ich konnte es auch nicht zur Seite legen."
„Ja, es ist echt gut... Für ein Buch", setzte Cassie trocken hinzu. Willow verdrehte die Augen, während sie sich an einem gut besuchten Stand mit Töpferwaren vorbeischlängelten.
„Was macht er denn gerne?", fragte Cassie und warf Willow einen Seitenblick zu.
„Zocken. Mit Marten. GTA. Stundenlang", kommentierte Willow trocken. Cassie grinste. Es war offensichtlich, wie wenig Willow damit anfangen konnte. „Und was noch?"
„Weiß nicht. Seine Freunde treffen, auf dem Kiez rumhängen, ab und zu geht er ins Fitnessstudio. Aber wirkliche Hobbies hat er nicht."
Cassie legte nachdenklich die Stirn in Falten.
„Ihr könntet irgendwo schön frühstücken gehen."
„Er hasst frühstücken", antwortete Willow nüchtern. Cassie lachte.
„So sieht er gar nicht aus", feixte sie und erntete sich einen düsteren Blick ihrer jüngeren Schwester.
„Blöde Kuh", schimpfte Willow. „Außerdem hat er mir gestern schon Frühstück ans Bett gebracht. Es würde also so aussehen, als hätte ich ihm die Idee geklaut."
Cassie zog überrascht die Augenbrauen hoch.
„Er hat dir wirklich Frühstück ans Bett gebracht?"
Willow schmunzelte bei der Erinnerung daran, wie Carlos im Türrahmen gestanden hatte, mit dem Tablett in den Händen und einem seligen Lächeln auf den Lippen.
„Ich war selbst ganz überrascht", erwiderte sie bedächtig grinsend. „Er hat sich richtig viel Mühe gegeben", grinste sie, während Cassie sich die Auslage eines Standes mit Schmuck anschaute.
„Könnte John sich mal eine Scheibe von abschneiden", murmelte sie gespielt beleidigt, als sie langsam den Stand entlanggingen und die restlichen Ketten und Ringe betrachteten.
„Nur kein Neid", stichelte Willow frech.
„John hat mir tatsächlich noch nie Frühstück ans Bett gebracht. Das höchste der Gefühle war eine Schüssel Kellog's", erzählte Cassie, während sie ihren Weg fortsetzten und sie sich wieder bei ihrer jüngeren Schwester unterhakte. „Er hat dafür andere Qualitäten."
„Bitte keine Details. Ich will ihm noch in die Augen schauen können", kommentierte Willow trocken. Cassie schüttelte lachend den Kopf.
„Davon rede ich doch überhaupt nicht", protestierte sie.
„Was weiß ich, worauf du angespielt hast. Besonders handwerklich begabt ist er beispielsweise ja auch nicht", feixte Willow unbeirrt weiter, während sie an einem Popcorn-Stand vorbeiliefen. Es duftete herrlich.
„Ganz im Gegensatz zu Carlos, meinst du, ja?", schmunzelte Cassie und warf ihr einen flüchtigen Blick zu.
„Er kann jedenfalls mein Auto reparieren."
Cassie hob beeindruckt die Hände.
„Oh, das ist natürlich ein ganz besonderer Skill für einen Kfz-Mechaniker", betonte sie triefend vor Sarkasmus. Willow lachte.
„Könnte er dein Auto reparieren – ja oder nein?", bohrte sie überlegen nach und sah ihrer Schwester herausfordernd in die Augen. Cassie warf die Hände in die Luft.
„Keine Ahnung. Aber den Schrank im Schlafzimmer hat er ganz allein aufgebaut."
„Meinst du den, bei dem immer wieder die Trennbretter rausfallen?"
Selbst Cassie musste lachen.
„Das liegt nur an der schlechten Aufbauanleitung", kommentierte sie überzeugt. Willow grinste.
„Oder auch einfach daran, dass dein Freund, was handwerkliche Dinge angeht, talentfrei ist", konterte sie. Cassie seufzte tief.
„Okay, du hast gewonnen", erwiderte sie ironisch. Willow lachte.
„Ich bin mir sicher, er kann dafür andere Sachen richtig toll", stichelte sie. Cassie verdrehte grinsend die Augen.
„Richtig. Und außerdem messe ich meinen Freund nicht daran, wie gut er Kaffee kochen oder wie akkurat er einen Schrank aufbauen kann. Wenn du Carlos dafür ein Sternchen in sein Heft malst, ist das deine Sache, aber ich habe ganz andere Maßstäbe", erwiderte Cassie überlegen, als sie auf einen gut besuchten Crêpe-Stand zuhielten. „Sollen wir uns einen holen?"
Willow entging das Strahlen ihrer Augen nicht. Auch sie selbst hatte Hunger und konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal einen Crêpe gegessen hatte. Also nickte sie zustimmend.
„Sex zählt nicht, wie gesagt", griff sie dann amüsiert das Gespräch wieder auf. Cassie lachte.
„Wie kommst du immer auf Sex? Weil ihr keinen habt, oder was?", schoss sie nun frech grinsend zurück und warf ihrer Schwester einen herausfordernden Blick zu. Zwei ältere Damen, die zeitgleich mit ihnen den Crêpe-Stand erreichten, drehten sich empört zu ihnen um.
„Du bist peinlich", zischte Willow unangenehm berührt.
„Und du verklemmt. Außerdem hast du doch damit angefangen", konterte Cassie schulterzuckend, dann warf sie einen Blick über die Köpfe hinweg auf die große Anzeigetafel, um sich einen Überblick über das Angebot zu verschaffen. „Also, was nimmst du?", wechselte sie kurz das Thema und wandte sich wieder an Willow.
„Ich glaube, ich nehme einen mit Nuss-Nougat-Creme. Und du?"
Cassie nickte.
„Ja. Ich auch. Meinst du, ich soll einen für John mitnehmen?"
„Ha! Stimmt. Jetzt, wo du es sagst – sein spezieller Skill ist essen", stichelte Willow grinsend.
„Ey", lachte Cassie amüsiert und stieß sie sanft zur Seite. Die zwei älteren Damen, die vor ihnen in der Schlange standen, schüttelten den Kopf. Cassie grinste, denn sie wusste genau, dass John jetzt irgendetwas Freches sagen würde, nur, um die beiden weiter zu nerven.
„Du musst zugeben, dass er schon ganz schön viel abgenommen hat", kommentierte Cassie überlegen; nicht, dass ihr Freund das aus ihrer Sicht nötig gehabt hätte. Sie liebte John schließlich so, wie er war, ganz egal, wie viel er wog. „Carlos hingegen hat eine ganz schöne Plauze bekommen", fügte sie feixend hinzu und rückte in der Schlange einen Platz nach vorn auf.
„Wahrscheinlich ist er kalt, bis du zuhause bist", ging Willow auf Cassies vorangegangene Frage ein, während sie beobachtete, wie der hagere Crêpe-Verkäufer den Teig in die große Pfanne gab.
„Einen Versuch ist es wert", sagte sie schließlich zufrieden.
„Eben. Und John ist da ja auch nicht so wählerisch", grinste Willow frech. Cassie lachte.
„Oh man", seufzte sie und verdrehte die Augen. „Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich glauben, du kannst ihn wirklich nicht leiden."
Willow grinste.
„So ein Quatsch. Du weißt genau, dass ich nur Spaß mache. Um ehrlich zu sein, bin ich wahnsinnig froh, dass er damals um dich gekämpft hat. Wenn einer der Richtige für dich ist, dann er."
Ein seliges Lächeln schlich sich auf Cassies Lippen, während sich eine wohlige Wärme von ihrem Bauch aus in ihrem gesamten Körper ausbreitete und sie die eisige Kälte um sich herum vergessen ließ. Es war unglaublich, wie sehr sie ihn liebte.
„Ja. Das ist er wohl; mit all seinen bescheuerten Macken", grinste sie zufrieden. Der Verkäufer überreichte den beiden älteren Damen ihre Crêpes, sodass sie an die erste Stelle der Schlange rückten. Cassie schenkte dem Mann mittleren Alters ein zuckersüßes Lächeln. „Ich bekomme vier Crêpes mit Nuss-Nougat-Creme."
Willow runzelte die Stirn.
„Sind die für dich oder für John?"
Cassie lachte.
„Einer für dich, einer für mich, zwei für ihn", antwortete sie. Willow schmunzelte.
„Dankeschön."
„Und wenn du artig bist, nehmen wir Carlos auch noch einen mit. Dann kannst du dich für das Frühstück revanchieren."
„Super. Trotzdem habe ich noch immer keine Ahnung, was ich ihm schenken soll."
Cassie grinste.
„Dafür habe ich vielleicht eine gute Idee..."
Was meint ihr, hat Cassie für eine Geschenkidee? Könnt ihr nachvollziehen, dass Willow einfach nichts einfällt? Ich persönlich fühle das so; ich habe einige, denen ich etwas schenken möchte, aber einfach keine Ahnung habe, was es sein könnte. Gerade bei den Menschen, die sagen, sie wünschen sich nichts, finde ich es so schwer. Und wenn man am Ende dann wirklich nichts schenkt, sind die beleidigt. Damit kann ich einfach nicht umgehen, haha.
Wie hat euch das Kapitel gefallen? Ich dachte, wenn wir dieses Jahr schon keinen Weihnachtsmarkt bekommen, dann schreibe ich wenigstens darüber. Vermisst ihr das eigentlich? Also, dass ihr hingehen könnt? Oder turnt euch das eh nicht so, mit all den Menschen usw?
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