98: Stumm?
"Stumm? Sie ist... sie ist stumm?!", wiederholte ich fassungslos. Damit hätte ich tatsächlich niemals gerechnet.
"Ja, das ist sie. Dachtest du wirklich, dass sie freiwillig nichts gesagt hat?", fragte meine Mutter überrascht und ich nickte daraufhin leicht. Im Nachhinein kam ich mir wirklich ziemlich dumm vor.
"Ich... Ich muss mich bei ihr entschuldigen.", murmelte ich leise. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, wie ich mich ihr gegenüber verhalten hatte... Ich an ihrer Stelle wäre definitiv ziemlich beleidigt. Wie musste es für sie wohl gewesen sein, dass ich die ganze Zeit versucht hatte, mit ihr zu reden? Ich hatte die ganze Zeit eine Antwort erwartet und extra solche Fragen gestellt, auf die sie nicht nur mit einer Geste antworten konnte. Und das alles ohne zu wissen, dass sie gar nicht die Möglichkeit hatte, mir eine vernünftige Antwort zu geben.
Statt mir Mühe zu geben, eine andere Möglichkeit zu finden, mich mit ihr zu unterhalten, hatte ich sie einfach ignoriert. Und währenddessen musste sie der Meinung gewesen sein, dass ich das absichtlich mache. Schließlich hätte ich wissen müssen, dass sie stumm ist, wenn ich ihrer Mutter etwas besser zugehört hätte.
Die ganze Zeit hatte ich gedacht, dass Aubrey diejenige wäre, die mich ignoriert, dabei war es genau andersrum. Bis vor einigen Sekunden
dachte ich auch noch, dass sie eingebildet und egozentrisch wäre, aber erst jetzt wird mir klar, dass ich der einzige war, der sich so verhalten hatte. Eine Entschuldigung ist da ja wohl das mindeste, was ich ihr schulde.
Noch ganz in Gedanken sah ich meine Mutter an und bemerkte den stolzen Blick, den sie mir zuwarf.
"Dann ist es wohl das Beste, wenn du morgen einfach wieder mit zu Christine kommst. Vielleicht kannst du uns ja dann auch wirklich helfen.", lächelte sie leicht.
"Ja, das ist wohl wirklich das Beste...", antwortete ich nachdenklich. Mit meinen Gedanken war ich schon längst bei der Frage, wie man sich am besten bei einem Mädchen entschuldigen konnte, das dich nicht hören konnte. "Ich gehe nach oben.", sagte ich leise und tat dies dann auch nach Moms kurzem Nicken. Ohne weiter zu zögern setzte ich mich in meinem Zimmer vor meinen Computer und fing an, nachzusehen, wie man sich in dieser Situation am besten entschuldigt.
Bereits nach einigen Sekunden hatte ich eine entsprechende Seite gefunden. Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass Aubrey morgen überhaupt zu Hause ist und dass sie mich dann auch versteht. Ansonsten könnte das ziemlich peinlich werden.
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