59. Kapitel

„Ich möchte diesen Baum." – „Den Olivenbaum?", fragt er überrascht. „Äh, ja. Haben sie einen Zettel?", frage ich und sehe wieder zu Harry. Er sieht immer noch nicht her. Der Mitarbeiter folgt meinem Blick. „Oh, verstehe." – „Können Sie ihn heute noch liefern?" – „Sicher, aber da müssten sie Vorkasse leisten." – „Kein Problem." Er nickt und ich schreibe meine Adresse und meinen Namen auf. „Ich gebe es an meine Kollegin an der Kasse weiter." Nachdem er einen verkauft Sticker auf den Zettel am Olivenbaum geklebt hat, ist er wieder weg und ich gehe zu Harry.

„Schau, die sollen über 1,5 Meter hoch werden.", meint Harry und zeugt mir die Tüte mit den Sonnenblumenkernen. „Also werden sie wahrscheinlich größer als du.", kichert er und legt sie in den Wagen. „Arschloch." Und diesem Kerl kaufe ich mal eben so einen Baum der an die 1000$ kostet.

„Gehst du schon einmal zum Auto?", frage ich meinen Freund, als die Pflanzen des ersten Einkaufswagens gescannt sind. „Sicher.", nickt er und ich gebe ihm meine Schlüssel. „Sie überraschen ihn mit dem Olivenbaum?", fragt die Dame an der Kasse. Ich nicke. „Ja, genau." – „Ein ziemlich großes Geschenk." Ich zucke mit den Schultern und sage nichts weiter dazu.

Ich stelle fest, Pflanzen sind teurer, als ich dachte. Sehr viel teuer. Meine Bankkarte glüht, als ich die Quittung einstecke und mit dem Baumarktwagen zum Auto laufe. „War es sehr viel?" – „Mhm?" – „Geld. War es sehr viel Geld, was du ausgegeben hast?" Wenn du wüsstest. „Es ging.", antworte ich schulterzuckend und hieve den Rosenbusch in den Kofferraum. „Deswegen sollte ich doch vorgehen, oder nicht?" Ich seufze. „Ich weiß, dass du dich nicht vollkommen wohl damit fühlst, wenn ich zahle.", entgegne ich. Er zuckt mit einer Schulter. „Nicht unbedingt." Er sieht auf unseren Einkauf. „Aber ich freue mich auf den wunderschönen Garten, den wir bald haben werden." – „Und ich freue mich auf das grandiose Essen, dass du heute Abend zaubern wirst.", grinse ich und Harry lacht glücklich. „Es wird ein Dinner, dass du niemals vergessen wirst. Ich werde alle Register ziehen.", kündigt er an.

Ich setze Harry bei der Wohnung von TAA ab. Er wird seine Sachen einpacken und mit seinem Auto anschließend zu uns fahren. Mein Wagen platzt aus allen Nähten. Ich öffne die Kofferraumtür und seufze. Das alles muss jetzt in den Garten geschafft werden. Ich verliere keine Zeit. Ich weiß nicht, wie lange Harry brauchen wird, bis er hier sein wird, aber in jedem Fall möchte ich, dass die Pflanzen dann nicht mehr im Auto stehen. Bei einigen der Pflanzen bin ich mir nicht sicher, aber den Rest stelle ich entsprechend der Skizze im Garten auf. Ich bilde mir ein, wenig später bereits ein paar Bienen und andere Insekten zu sehen. Plötzlich klingelt es an der Tür. Harry hat seinen Schlüssel dabei, es muss der Lieferservice des Gartencenters sein.

Ich habe recht. Sie bringen den Olivenbaum in den Garten, ich bedanke mich und gebe ein kleines Trinkgeld. Nur ein paar Minuten später wird die Tür aufgeschlossen. Harry kommt herein. Wäre er ein paar Minuten früher hier gewesen hätte er den grünen Transporter wohl noch gesehen, aber zum Glück ist dies nicht der Fall. Der Baum steht mitten im Garten. Er ist nicht auf der Skizze eingezeichnet also habe ich ihn dort stehen gelassen. „Hallo Schatz!", ruft Harry laut. „Wieso steht das Auto nicht in der Garage?", frage ich verwundert. „Wie hätte ich sie öffnen sollen?" – „Ich habe dir die zweite Fernbedienung fürs Tor doch an den Schlüssel gemacht. Heute Morgen." – „Das hast du nicht gesagt." – „Ich dachte, es wäre dir aufgefallen." Harry sieht auf seinen Schlüsselbund. „Offenbar nicht.", grinst er amüsiert und geht zurück zu seinem Auto. Es sind weniger Kisten, als ich gedacht hatte, aber dennoch dauert es eine Weile, bis sie alle im Wohnzimmer stehen.

Harry stellt den Wagen nun doch in die Garage und kommt durch die durch die Tür, die in die Küche führt, wieder ins Haus. „Du hast Pflanzen alle alleine aus dem Auto getragen?" – „Sie stehen im Garten.", nicke ich. „Bei einigen wusste ich allerdings nicht, wo sie hinsollen." Harry greift zu seiner Hosentasche. „Du hast meinen Zettel geklaut." – „Oops." Er lacht und geht zur Terrassentür. Abrupt bleibt er stehen.

„Louis...", sagt er leise, fast flüsternd. „Mhm?" Ich gehe zu ihm und schmunzle. Er sieht starr geradeaus. Direkt zum Olivenbaum. „Louis Tomlinson...", murmelt er und öffnet mit zittriger Hand die Glastür. „Ja, bitte?", frage ich amüsiert. „Das... das kann nicht dein Ernst sein." Mit kleinen Schritten läuft er über de Holzboden der Terrasse näher zum Garten. „Du hast doch nicht... das kann nicht dein Ernst sein... das... ach du Scheiße!", flucht er und dreht sich zu mir um. „Du hast... du hast... der Olivenbaum... wann... aber...", stottert er und glücklich grinsend folge ich ihm in den Garten. Er steht am Rand der Terrasse und blickt mich mit großen Augen an. „Du warst so auf die Sonnenblumenkerne konzentriert, dass du es nicht mitbekommen hast.", erkläre ich ihm lediglich und zucke mit den Schultern. Meinem Freund ist anzusehen, wie sein Gehirn arbeitet, die Rädchen sich drehen und er nach und nach versteht, was hier passiert. „Deswegen hast du mich vorgeschickt." – „Stimmt." – „Du... der Baum ist so teuer. Das... oh Gott, das ist so viel Geld!" – „Vergiss das Geld, bitte." Er schluckt und sieht wieder zu mir.

„Du wolltest ihn haben, oder nicht? Ich wusste nicht, wo er stehen soll, deswegen ist er noch hier... mitten auf der Wiese. Stell ihn hin, wo immer du es möchtest.", lächele ich, streiche über seine Schultern, seine Arme und schiebe schließlich meine Finger zwischen seine. Harry schluckt, sieht zum Baum, sieht wieder zu mir und atmet tief durch. „Love...", murmle ich lächelnd und löse eine Hand aus seiner, um mit einem Daumen über seine feuchte Wange zu streichen. „Du hast mir einfach so einen Olivenbaum gekauft? Wirklich?" – „Ich liebe dich. Und du hast so gestrahlt, als du ihn gesehen hast. Wenn dich dieser Baum glücklich macht, sollst du ihn haben." – „Oh Gott, Louis.", keucht er und schnappt nach Luft. Er geht einige Schritte über die Wiese, umkreist den Baum einmal und wischt sich immer wieder über die Augen. „Das... du bist irre. Du bist vollkommen wahnsinnig.", lacht er und schüttelt dabei den Kopf.

„Vielleicht bin ich wahnsinnig.", gebe ich zu. Ich bin wahnsinnig verliebt. Ich bin vollkommen verrückt; nach ihm. Ihn so zu sehen, so glücklich, so sorglos und überwältigt, ist jedes Geld der Welt wert. Ich trete einen Schritt auf die Wiese. „Ich... danke. Das ist... ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.", gibt er zu. Ich strecke einen Arm in seine Richtung aus. Er nimmt meine Hand nicht. Stattdessen umarmt er mich stürmisch und kräftig. Überrumpelt, lande ich auf der Wiese und ziehe ihn mit mir. „Ich liebe dich so sehr. Du... du bist unglaublich!" – „Ich dich auch, Love." Er küsst mich. Wir liegen mitten in meinem Garten, umringt von Pflanzen, die darauf warten ihren Platz in der Erde zu finden und küssen uns. Es ist perfekt. So perfekt.

Harry verbannt mich aus der Küche. Um nicht tatenlos herumzusitzen, räume ich meinen Kleiderschrank um und seine Klamotten ein. Und die Kiste fürs Badezimmer. Und seine Bücher und die Yogamatte und alles andere.

„Hi, wie weit bist du?" – „Du sollst doch nicht in die Küche kommen!" – „Ich weiß doch sowieso nicht, was genau du da tust.", entgegne ich. „Außerdem sind inzwischen alle Kisten leer und ich möchte bei dir sein." – „Du hast meine Sachen ausgeräumt?" – „Ja. Ich möchte den Abend mit dir in Ruhe verbringen.", erkläre ich. „Du bist süß.", lächelt mein Freund, kommt zu mir und küsst mich sanft. „Ich brauche noch ein bisschen, es wird dir schmecken, das verspreche ich." – „Davon gehe ich aus.", grinse ich und stehle mir einen weiteren Kuss. „Verbannst du mich jetzt wieder aus der Küche?" – „Oh ja! Und aus dem Wohnzimmer!" – „Und was soll ich stattdessen tun?", möchte ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. „Du könntest die Hochbeete zusammenbauen." – „Der Garten ist dein Gebiet.", erinnere ich ihn provokant. „Sicher.", nickt er. „Dann ruhe dich ein bisschen aus." – „Ich hole mein Werkzeug.", antworte ich und schnappe mir die Kiste mit den Utensilien aus der Garage.

Man sollte meinen, es dürfte nicht so schwierig sein, ein Hochbeet aufzubauen. Falsch. Es ist schwierig. Es steht erst eins der beiden Beete, als Harry die Terrassentür öffnet. „Essen ist fertig." – „Zum Glück.", seufze ich, stehe auf und klopfe das Gras von meiner Hose. Als ich aufstehe erblicke ich meinen Freund in einer schwarzen Anzughose, die seine Beine umschmeichelt. Als ich sein Oberteil sehe, klappt ein Mund ein Stück auf. Er trägt das pinke Hemd. Herr Gott, er sieht so gut darin aus. Ich stolpere auf ihn zu, ungeschickt und mit vernebelten Gedanken. Er bringt mich völlig durcheinander. Kichernd schiebt er seine Finger zwischen meine. „Wieso so wacklig auf den Beinen?" – „Sie sind eingeschlafen.", antworte ich nur, wissend, dass ihm sowieso der wahre Grund bekannt ist.

Harry führt mich ins Wohnzimmer und meine Augen werden groß und ich bemerke nicht, wie Harry sich hinter mir stellt. „Oh wow." – „Das Dinner ist angerichtet, Mr. Tomlinson, Setzen sie sich." haucht er gegen meinen Hals und legt seine Hände an meine Hüfte.

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Noch ein Kapitel mit Fluff für euch. ich hoffe es gefällt? Meinungen? Gedanken? Kritik? 

Love, L 

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