27. Kapitel
„Wow."
Mir klappte der Mund auf, als wir vor Adrians Haus standen. Es war eine alte Fabrikhalle.
„Gefällt es dir?", fragte Adrian und griff nach meiner Hand.
„Es ist wunderschön. Ich verstehe, warum du deine Zeit lieber hier verbringst, als in der Stadt", antwortete ich.
„Mir gefällt die Ruhe. Es gibt keine Nachbarn, auf die ich Rücksicht nehmen muss und kein Lärm."
Adrian zog mich sachte an der Hand zur Haustür. Nachdem er aufgeschlossen hatte und wir im Eingangsbereich standen, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich hätte mir das Haus nicht perfekter vorstellen können. Ich hatte Adrian zugetraut, dass er seine Einrichtung sehr minimalistisch und steril hielt, doch ich wurde vom Gegenteil überzeugt. Das Haus war im Loft-Stil gehalten und hatte unzählige Vintage-Elemente.
„Doppelt wow", rutschte es mir heraus. Adrian schmunzelte.
„Was ist, hast du mir keinen Geschmack zugetraut?"
„Doch, natürlich. Aber nicht so einen", antwortete ich ehrlich und sah mich weiter um. „Es ist wirklich wunderschön. Ich würde nie wieder hinausgehen wollen, wenn ich hier wohnen würde."
Adrian lachte und führte mich ins Wohnzimmer, nachdem er mir meinen Mantel abgenommen hatte.
„Kann ich der Dame etwas zu trinken anbieten?", fragte er höflich.
„Gern."
„Was möchtest du?", fragte er.
„Überrasch mich." Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, als Adrian mich verwundert anblickte.
„Du überraschst mich jeden Tag aufs Neue, Gia." Mit den Worten verschwand Adrian in der Küche, während ich mich weiter im Wohnzimmer umsah. Ich konnte mich einfach nicht satt sehen. Das hier war mein absolutes Traumhaus. Natürlich würde ich mir sowas niemals leisten können, aber man durfte ja mal träumen.
„Hier bitte." Adrian reichte mir ein Glas mit einem pinken Inhalt. Skeptisch beäugte ich die Flüssigkeit. Das war's dann wohl wieder mit meiner Spontanität.
„Was ist das?", wollte ich wissen.
„Saft. Selbstgemacht", sagte Adrian und ich konnte ein klein wenig stolz aus den Worten heraushören. „Das ist ein Cranberry-Apfel-Saft mit roter Bete. Und ein bisschen Ananas ist drin. Probier ihn."
Ich nahm einen kleinen Schluck und war wirklich positiv überrascht. Er schmeckte wirklich lecker.
„Heute bist du wohl eher derjenige, der mich überrascht. Ich hätte dir niemals zugetraut, dass du Säfte selber machst", gab ich zu.
„Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt, Kleines", sagte Adrian und zwinkerte mir zu.
„Zum Beispiel?"
„Ich kann hervorragend gut backen", offenbarte er mir.
Ich starrte ihn an. „Cool. Dann kannst du jetzt immer für mich backen. Ich bin darin nämlich eine totale Niete."
Ich trank mein Glas aus und stellte es auf den Tisch. Adrian tat es mir gleich und behielt mich dabei die ganze Zeit im Blick.
„Wieso siehst du mich so an?", fragte ich schließlich, als es mir unangenehm wurde.
Adrian schüttelte kaum merklich den Kopf. „Wie wär's, wenn wir noch einen Film schauen?", fragte er mich, was ich bejahte. „Such dir einen aus, ich mache uns in der Zeit den Kamin an." Er schmiss mir die Fernbedienung von dem High-Tech-Fernseher zu und ging rüber zum Kamin.
Während ich versuchte herauszufinden, wie man dieses teure Biest bediente, schweifte mein Blick zwischendurch immer wieder zu Adrian, der am Kamin hantierte. Bei jeder Bewegung konnte ich seine Muskeln durch das Hemd arbeiten sehen. Ich biss mir auf die Unterlippe und vergaß den Film vollkommen. Als Adrian plötzlich über die Schulter zu mir schaute, errötete ich und beschäftigte mich schnell wieder mit dem Fernseher. Adrian lachte leise und rau.
Als er den Kamin angezündet hatte, hatte ich mich für einen Film entschieden.
„Du guckst Actionfilme?" Adrian schien verwundert.
„Was, hast du mit einer Schnulze gerechnet?", fragte ich ihn amüsiert. Ich hatte mich für den Film White House Down entschieden.
Adrian schien der Diskussion aus dem Weg gehen zu wollen, denn er nahm mir die Fernbedienung aus der Hand, drückte auf Play und legte sie auf den Tisch. Dann zog er mich in seinen Arm und breitete eine Decke über uns aus. Über sein Handy dämmte er das Licht im Wohnzimmer. Plötzlich musste ich kichern.
„Hast du noch was vor oder wieso die romantische Atmosphäre?", antwortete ich auf seinen fragenden Blick hin.
„Mit dir habe ich immer etwas vor, Liebes."
Das reichte vorerst, um mich rot anlaufen zu lassen und mich zum Schweigen zu bringen.
Einige Minuten später wurde mir das Schweigen unangenehm. „Du hast gesagt, du hast für morgen etwas zum Anziehen besorgt. Ich hoffe doch, es ist ein bisschen mehr Stoff dran als bei dem Kleid in London", scherzte ich.
Adrian hob die Augenbraue, musste aber auch schmunzeln. „Glaub mir, als du einen Fuß auf den roten Teppich gesetzt hast, habe ich bereut, dir keinen Kartoffelsack gekauft zu haben."
„Also bitte", lachte ich.
„Hast du dir überhaupt mal die Fotos im Internet angeguckt? Ich will es mal so sagen, du siehst unglaublich heiß aus", sagte Adrian mit seiner Baritonstimme. „Diesen Anblick teile ich nie wieder mit der ganzen Welt."
Erneut errötete ich.
„Ich steh darauf, wie unschuldig du bist", sagte Adrian unvermittelt und sah mich mit einem unergründlichen Blick an.
„Hast du noch was von dem Saft da?", platzte es aus mir heraus, um das Thema zu wechseln.
Adrian bemerkte, dass ich krampfhaft auf einen Themawechsel aus war. „Natürlich. Aber glaub ja nicht, dass das Thema damit abgehakt ist." Er stand auf, nahm unsere leeren Gläser und ging in die Küche, um sie wieder aufzufüllen.
Als er zurückkam, sah er mich fragend an, als ich aufstand.
„Ich müsste mal dein Bad benutzen", sagte ich mir leider Stimme.
„Die Treppe hoch und dann die zweite Tür links." Er musste meinen fragenden Blick bemerkt haben. „Was ist?"
„Du hast so ein riesiges Haus, aber kein Gästebad im Erdgeschoss?", schmunzelte ich.
„Doch, aber ich renoviere es gerade und man kann die Toilette nicht benutzen. Du kannst natürlich auch ins Waschbecken machen, wenn du keine Treppen laufen möchtest", lachte er mit tiefer Stimme und ich widerstand dem Impuls, ihm meinen schönsten Finger zu präsentieren.
Ich strich mein Kleid glatt und machte mich auf den Weg. Die ganze Zeit über spürte ich seinen Blick auf mir, sodass ich mir alle Mühe geben musste, um nicht zu stolpern und die Treppe rücklings wieder herunterzufallen.
In der ersten Etage angekommen öffnete ich die dritte Tür auf der linken Seite. Mir klappte der Mund auf.
Was zur Hölle?
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