13. Kapitel

Ich hatte mich für einen luftigen Jumpsuit entschieden. Damit konnte so gut wie nichts passieren, dachte ich.

Als ich in der oberen Etage wartete, da ich den Code für den Aufzug nicht kannte, knibbelte ich nervös an meinen Nägeln. Das war eine schreckliche Angewohnheit von mir.

„Miss Maxwell, hallo", lächelte Rick, der mir die Türen geöffnet hatte. „Mr Burton kommt gleich, nehmen Sie doch schon mal Platz."

Ich setzte mich in einen bequemen Sessel und ließ meinen Blick zum ersten Mal richtig im Raum umherwandern. Die Suite triefte nur so vor Luxus.

„Danke Rick, Sie können Feierabend machen. Wenn was ist, gebe ich Ihnen Bescheid." Adrians Stimme erklang hinter meinem Rücken. Sofort bekam ich eine Gänsehaut und widerstand dem Impuls, mich augenblicklich umzudrehen.

„Ja Sir. Ich wünsche einen schönen Abend", sagte Rick und ich sah zu, wie er in den Aufzug verschwand.

„Du hast zu viel an."

Ich zuckte zusammen. Ich hatte nicht gemerkt, dass Adrian näher gekommen war und erschreckte mich fürchterlich, als ich seine Stimme direkt neben meinem Ohr wahrnahm.

„Nein, ich fühle mich wohl so", wollte ich mit kräftiger Stimme sagen, doch ich klang so unsicher, dass ich mich am liebsten selbst geohrfeigt hätte.

Adrian ging um mich herum und setzte sich in den Sessel mir gegenüber. Er kam offensichtlich gerade aus der Dusche, da er nur ein Handtuch trug, welches locker um seine Hüfte geschlungen war. Außerdem hatte er sich keine Mühe gemacht, sich abzutrocknen, da über seinen ganzen Oberkörper Wassertropfen perlten. Er war trainiert. Sehr gut trainiert. So gut trainiert, dass ich jeden Muskel ausmachen konnte. Ich versuchte, nicht allzu offensichtlich zu starren, doch es gelang mir nicht.

„Gefalle ich dir?" Adrians Frage riss mich aus meinem peinlichen Starren und errötet sah ich ihm in die Augen. Ich antwortete nicht.

„Antworte mir, Liebes, oder ich hole mir die Antwort auf eine andere Art und Weise. Gefalle ich dir?" Er sah mich streng und lüstern zugleich an.

Schüchtern nickte ich. Das war ja kein Verbrechen, sich einzugestehen, dass dieser Mann heiß war.

„Ich wette, ohne Handtuch gefalle ich dir sogar noch besser", grinste er und plötzlich war das Handtuch verschwunden.

Ich stieß einen spitzen Schrei aus und bedeckte meine Augen mit meinen Händen. Was war bloß in ihn gefahren?

Ich hörte Adrian kehlig lachen. „Beruhig dich, Süße, du kannst die Augen wieder aufmachen."

Vorsichtig lünkerte ich durch einen Spalt zwischen meinen Fingern, bis ich mich versichert hatte, dass er sich das Handtuch wieder umgelegt hatte.

„Hör auf damit", sagte ich mit hochrotem Kopf. „Wieso können wir nicht einfach ... Freunde sein?"

„Freunde sein? Das willst du also?", fragte Adrian plötzlich ernst. Ich nickte zögerlich. „Du willst das hier also nie wieder sehen?" Er deutete auf seinen Körper. Nach einer kurzen Pause schüttelte ich meinen Kopf. „Aber ich will das wiedersehen." Er deutete auf mich.

„Kannst du nicht einfach mein Nein akzeptieren, Adrian?", seufzte ich.

„Ich könnte es. Aber ich weiß, dass du nur nein sagst, weil du zu schüchtern bist, dir einzugestehen, was du wirklich willst. Und das kann ich nicht akzeptieren", antwortete er augenblicklich. Er hatte Recht. Ich war zu schüchtern. Ich wollte ihn, doch ich konnte mich selbst einfach nicht überwinden.

„Wieso machst du es uns beiden so schwer?", fragte Adrian interessiert, während er in die offene Küche ging und mit zwei Gläsern Wasser zurückkam.

„Du hast es dir gemerkt?", fragte ich überrascht. Ich hatte damit gerechnet, dass er mir wieder etwas Alkoholisches anbieten würde.

„Natürlich. Ich wäre ein mieser Unternehmer, wenn ich jedes Detail nach ein paar Tagen wieder vergessen würde."

Dankend nahm ich das Glas Wasser entgegen.

„Antworte auf meine Frage, Gianna. Wieso legst du uns Steine in den Weg?" Adrian sah mich neugierig an.

„Ich bin einfach schüchtern", sagte ich sofort.

„Schüchternheit hin oder her, du bist nicht ehrlich zu mir. Sag es mir", verlangte er und ich runzelte die Stirn. Sein Ton gefiel mir nicht.

„Das ist nichts, worüber ich leichtfertig spreche, schon gar nicht mit jemandem, den ich nicht mal eine Woche kenne", sagte ich steif und nippte an meinem Glas.

Adrian zog die Augenbrauen zusammen. „Ich muss es wissen."

Ich schnaubte leicht. „Es ist meine Entscheidung, wem ich was erzähle und wem nicht. Du kannst mich nicht dazu zwingen. Ich habe dir gesagt ich bin schüchtern, nimm es so hin oder lass es."

„Bei der Tirade fällt es mir schwer zu glauben, dass du schüchtern bist, Liebes", schmunzelte Adrian. Das war mir auch schon aufgefallen. Ich konnte es mir nur damit erklären, dass er mich dermaßen in Rage brachte, dass die Wut nur so aus mir herausplatzte.

„Glaub es oder glaub es nicht, das liegt an dir", meinte ich schulterzuckend. „Warum genau bin ich hier?"

„Du bist hier, weil ich dich hier haben will. Naja, nicht genau hier. Genau genommen will ich dich in meinem Bett und zwar nackt. Aber so weit sind wir noch nicht." Er lehnte sich vor. Noch nicht?

„Du bist hier, weil du mir hier nicht ausweichen kannst. Ich will mit dir reden und ich möchte, dass du offen zu mir bist", sagte Adrian und spielte mit dem Wasserglas.

„Worüber willst du reden?", fragte ich nervös und war plötzlich froh, dass jeder in seinem eigenen Sessel saß.

„Was ist John für dich?", wollte er wissen und durchbohrte mich praktisch mit seinem Blick. Ich fühlte mich wie bei einem Lügendetektortest.

„Er ist ein Freund von mir", sagte ich wahrheitsgemäß.

„Will er was von dir?", fragte Adrian nur eine Sekunde später. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, dass er eifersüchtig wäre.

„Ich will nicht lügen, er hat Interesse gezeigt, doch das ist nicht wichtig", sagte ich und fügte den letzten Teil des Satzes rasch hinzu, als ich sah, dass sich Adrians Augen verdunkelten und seine Miene steinhart geworden war.

„Ich möchte nicht, dass du dich in seiner Nähe aufhältst", knurrte er dann.

„Entschuldige mal, ich lasse mir nicht verbieten, mit wem ich befreundet bin", sagte ich entrüstet.

„Der Kerl will aber ein bisschen mehr von dir als bloß Freundschaft", erwiderte Adrian heftig.

„Das ist doch egal, er weiß, dass niemals etwas passieren wird", sagte ich schulterzuckend. „Außerdem frage ich mich, wieso ich überhaupt mit dir darüber rede. Ist ja nicht so, dass du mein Freund wärst oder etwas in der Art."

„Ich habe oft genug deutlich gemacht, dass ich dich will, Gia", antwortete Adrian und stellte das Glas ab, bevor er seine Arme vor der Brust verschränkte.

„Ich bin nichts für eine Nacht", knurrte ich zurück. Es ging mir allmählich auf die Nerven. Ich war nicht der Typ für One Night Stands und es nervte, dass er mich so behandelte.

„Du verstehst mich falsch. Ich will dich nicht nur für eine Nacht. Ich will dich so lange, bis sich für einen von uns etwas ergibt."

Ich lachte auf. „Du meinst, du willst mich, bis du eine bessere findest? Du Arsch."

Ich stand auf und wollte Richtung Aufzug gehen. Adrian packte mein Handgelenk und zog mich an seine warme Brust.

„Schätzchen, ich bin nicht der Typ, der eine Beziehung eingeht. Du schon. Solltest du jemanden finden, beenden wir unser ... Arrangement."

„Arrangement?", schnaubte ich lachend. „Wir haben kein Arrangement, Adrian. Und es wird auch keins geben."

„Da wäre ich mir nicht so sicher", erwiderte Adrian. Plötzlich gingen die Aufzugtüren auf und ich beobachtete mit offenem Mund die vielen Kellner, die ein ganzes Menü auf dem Tisch anrichteten und genauso schnell verschwanden, wie sie gekommen waren.

„Lass mich deine Meinung ändern" flüsterte Adrian mir ins Ohr.

„Nein."

„Setz dich und iss mit mir."

„Nein."

„Iss mit mir und verbringe den Abend hier. Wenn du mich nach dem Abend immer noch nicht willst, lasse ich dich in Ruhe. Deal?"

„Deal."

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